von Bernd Neubacher und Christian Kirchner, 30. November 2022
In unserem „Landes- und Hypobanken“-Ticker widmen wir uns der LBBW ebenso wie der Aareal Bank, der BayernLB ebenso wie der Deutschen Pfandbriefbank.
Lesen Sie hier unseren Ticker für Oktober und November:
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Viel Neugeschäft – kaum Risiko? Fünf Lehren aus den 9M-Zahlen der NordLB
Führungswechsel bei der DZ Hyp, also beim deutlich größeren der beiden Hypothekenfinanzierer im genossenschaftlichen Bankensektor: Wie am Freitag mitgeteilt wurde, wird der langjährige Vorstandschef Georg Reutter seinen per Ende Juli 2023 auslaufenden Vertrag „aus persönlichen Gründen“ nicht weiter verlängern. Die Nachfolge ist bereits geregelt: Auf den Chefposten bei der DZ-Bank-Tochter wird die unter anderem für die Marktfolge zuständige Vorstandskollegin Sabine Barthauer rücken – eine Personalie, die übrigens ganz hervorragend zu unserer dieser Tage getroffenen Feststellung passt, dass immer mehr Banken hierzulande auf weibliche CEOs setzen
Welche Banken sich (noch) vorm Inflationsbonus drücken
Moody’s bescheinigt den drei größten deutschen Landesbanken Helaba, BayernLB und LBBW eine hohe Resilienz auch in einer drohenden Rezession. Zwar sollten alle drei Institute angesichts der starken Kapitalausstattung die Schwierigkeiten der kommenden Monate schultern können, so die Ratingagentur – aus dem Terzett steche aber die BayernLB noch einmal leicht positiv vorher. Hintergrund: Die BayernLB habe eine etwas stärkere Kapitalisierung und über die Tochter DKB eine größere Retail-Refinanzierung, was sich insbesondere positiv auf die Zinskosten auswirken sollte.
Die Kernkapitalquote der BayernLB lag zum Ende des dritten Quartals bei 16,1%, bei der Helaba und der LBBW – die keine Quartalsergebnisse vorlegen – lag sie mit jeweils bei 13,9% zum Ende des Halbjahres deutlich darunter. Insgesamt bewertet Moody’s alle drei Landesbanken mit der vierthöchsten Ratingnote „Aa3“, bei der Helaba und der LBBW ist der Ausblick zudem „stabil“, bei der BayernLB sogar „positiv“.
Als zentrales Risiko macht Moody’s trotz des optimistischen Blicks auf alle drei Landesbanken das im Vergleich zu anderen europäischen Banken überdurchschnittliche Kreditengagement im Gewerbeimmobilienmarkt und in energieintensiven Branchen aus. Bei der LBBW sei der Fokus aus energieintensive Branchen mit knapp einem Drittel des Kreditbuchs besonders ausgeprägt, bei der Helaba wiederum der Anteil von 51% der auf den Gewerbeimmobilienmarkt. Gleichwohl hätten alle drei Landesbanken über einen kompletten Konjunkturzyklus hinweg bewiesen, mit konservativen Kreditvergabestandards zu arbeiten.
Wenn die Zinswende ausfällt. Vier Erkenntnisse zu den PBB-Zahlen
Man mag es aus heutiger Sicht kaum glauben, aber die Meldung „Unicredit erwägt Übernahme der russischen Bank Otkritie“ stammt aus welchem Jahr? Genau, 2022! Mitte Januar war es, als die Nachricht über die Ticker lief. Einen Monat später rollten dann die ersten russischen Panzer über die ukrainische Grenze, und wieder einen Monat später vermeldeten die Nachrichtenagenturen: „Unicredit erwägt Rückzug aus Russland“ – womit über die Zeiten, in denen wir leben, eigentlich alles gesagt ist, denn was gestern noch galt, gilt heute schon nicht mehr, und morgen gilt dann möglicherweise sogar das Gegenteil. Doch nun zu unseren eigenen Banken: Diese haben ja insofern Glück (wobei Glück vermutlich nicht das richtige Wort ist), als dass ihr eigenes, jedenfalls direktes Russland-Exposure relativ gering ausfällt, verglichen mit besagter Unicredit, aber auch verglichen mit der Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft gegenüber Russland insgesamt.
Trotzdem bedeutet der Ukraine-Krieg natürlich auch für die Risikomanager hiesiger Kreditinstitute eine Zeitenwende. Soll man in autoritären Staaten überhaupt noch Geschäfte machen, gar nicht mal aus moralischer, sondern zunächst einmal aus betriebswirtschaftlicher Sicht gefragt? In Bezug auf Russland haben unsere Banken diese Frage mehr oder weniger beantwortet. Doch was ist mit China??? Denn: Xis China mag zwar berechenbarer sein als Putins Russland. Anlass zur Gelassenheit geben die jüngsten Nachrichten aus Peking allerdings nicht wirklich. Und so ist nur folgerichtig, dass nun erste deutsche Banken verstärkt über ihr dortiges Exposure nachdenken – wobei ein großes Institut sogar schon konkret eine Reduzierung eruiert. Unsere Recherche: FS Premium
Die Münchner Landesbank hat von Juli bis September einen Vorsteuergewinn von 104 Mio. Euro erwirtschaftet. Auf 9M-Sicht summiert sich das Ergebnis damit auf jetzt 381 Mio. Euro – und da der Vorstand im Schlussquartal noch mit einem „Sonderertrag“ aus einem Immobilienverkauf rechnet, wurde die Prognose für das Gesamtjahr von zuletzt ≥ 500 Mio. auf ≥ 600 Mio. Euro erhöht. Hier für die BayernLB-Watcher noch fünf Beobachtungen: FS Premium
Dank eines breit angelegten Ertragsanstiegs (bei stabilen Kosten!) hat die Aareal ihren Vorsteuergewinn im dritten Quartal auf 66 Mio. Euro mehr als verdoppelt – und das trotz frischer Risikovorsorge fürs Russland-Exposure. Die Prognose fürs Gesamtjahr? Wurde bestätigt, was einen Betrag am unteren Ende der von 210 Mio. bis 250 Mio. Euro reichenden Spanne bedeutet. Hier für die Aareal-Watcher noch fünf Beobachtungen. FS Premium
Deka wildert für Private-Banking-Offensive (ausgerechnet!) bei der Helaba
Wenn Banken mit ihrem Vergütungsbericht auf den Weihnachtsmann warten
Lobby-Erfolg für Pfandbriefbanken: Bafin ändert Beleihungswert-Regeln
Fünf Monate ist es her, dass die ING Deutschland als erste größere Bank hierzulande das Verwahrentgelt abschaffte (siehe -> Warum die Zins-Entscheidung der ING Diba die Branche aufwühlt) – nun buhlt sie sogar wieder offensiv um Einlagen. So teilte die größte deutsche Online-Bank gestern mit, dass sie ab dem 6. Dezember 0,3% Zinsen auf Tagesgeld zahlt (Neukunden erhalten für die ersten vier Monate für bis zu 50.000 Euro Guthaben sogar 1,0%). Interessant ist nicht nur der Vorstoß als solcher, sondern auch, dass die neuen Konditionen erst in acht Wochen in Kraft treten sollen. So verschafft sich die ING Diba noch reichlich Karenzzeit, in der sie zuschauen kann, wie die Konkurrenz auf den Paradigmenwechsel reagiert. Wie Vorstandschef Nick Jue am Donnerstag vor Journalisten zudem erklärte, legt die Oranje-Bank ab sofort bei Sparbriefen je nach Laufzeit 30-50 Basispunkte obendrauf und zahlt für ein Jahr nun 1% und für fünf Jahre 1,8% Zinsen – jedenfalls bis 100.000 Euro.
Freilich: Die ING Diba ist nicht das erste und auch nicht das einzige Institut, dass die Zinsen hochfährt. So hatte per Ende September bereits die Deutsche Pfandbriefbank die Zinssätze für Tagesgeld von 0,25% auf 0,75% verdreifacht. Für zwölfmonatiges Festgeld stieg der Zins von 1,25% auf 1,75%, für fünfjähriges von 2,0% auf 2,5%. Laut Berechnungen des Portals fmh.de waren die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen zuletzt binnen weniger Wochen von 0% auf 0,19% gestiegen. Noch massiver fiel der Sprung beim einjährigen Festgeld aus. Zahlten Banken Mitte September noch 0,67%, waren es zuletzt schon wieder 1,03%.
Zahl der „Millionäre“ bei deutschen Banken steigt auf breiter Front
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