von H.-R. Dohms, C. Kirchner, G. Hädicke und B. Neubacher, 30. November 2022
In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund.
Hier der Ticker für den November 2022:
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In der Sparkassen-Finanzgruppe bahnt sich ein Aufstand gegen den um seine Vertragsverlängerung kämpfenden DSGV-Präsidenten Helmut Schleweis an. So schreibt die „Börsen-Zeitung“, die „einflussreichen großen Regionalverbände“ würden sich „dem Vernehmen nach“ gegen eine weitere Amtszeit aussprechen. Einer der anonym auftretenden Regionalfürsten wird wie folgt zitiert: „Wenn ich höre, dass der Vertrag eines 68-Jährigen verlängert werden soll, wird mir angst und bange“. Als möglicher Schleweis-Nachfolger wird der bayerische Sparkassen-Präsident Ulrich Reuter in Stellung gebracht. Als nicht sehr wahrscheinliche externe Option fällt zudem der Name Jörg Kukies, einstiger Goldman-Sachs-Mann, SPD-Mitglied und inzwischen im Auftrag von Bundeskanzler Olaf Scholz unterwegs
„Pensions-Lücke“: Wenn die Sparkassen-Chefin 3x so viel verdient wie der Kollege
Angedeutet hatte sich der Zusammenschluss bereits im Sommer – nun ist die Fusion der beiden hiesigen Identitäts-Dienste Verimi und Yes perfekt, wie Finanz-Szene und Finance Forward gestern Nachmittag zunächst exklusiv berichteten. Die bisherigen Verimi-Gesellschafter (darunter die Deutsche Bank, die Finanzsparte von Volkswagen sowie verschiedene deutsche Versicherungen) sollen rund drei Viertel an dem Joint-Venture halten – die bisherigen Yes-Eigentümer (darunter aus der genossenschaftlichen Bankengruppe die Atruvia und die DZ Bank) die übrigen rund 25%. Wer dagegen unseren Informationen zufolge ausgestiegen ist, das sind interessanterweise die Sparkassen. Diese hatten vor Jahren parallel zu den Genobanken bei Yes investiert, zuletzt aber zunehmend die Lust an der Beteiligung verloren. Wie aus Kreisen der deutschen Kreditwirtschaft verlautet, haben die Sparkassen ihre Anteile kürzlich abgestoßen. Sie sollen jedoch angeblich eine Option besitzen, dem neuen Verimi/Yes-Konsortium nachträglich beizutreten. Führen wird das Joint-Venture der bisherige Verimi-Chef Roland Adrian; der Yes-Gründer Daniel Goldscheider hingegen zieht sich zurück. Wie Adrian dem „Handelsblatt“ sagte, sollen die Gesellschafter im Zuge der Fusion einen zweistelligen Millionenbetrag in das neue Unternehmen investieren. Was die Hintergründe des Zusammenschlusses angeht, verweisen wir auf unser Stück -> „Deutsche Kreditwirtschaft sondiert eine Fusion von Verimi und Yes“ (Paywall) aus dem August.
Die Buba ruft Alarm. Und bei dutzenden Sparkassen springen die Warn-Ampeln an
Sparkassen starten erste Tests mit revolvierender Kreditkarte
Gefühlt haben wir den Einbruch in der privaten Wohnimmobilien-Finanzierung ja schon mindestens 20-mal vermeldet. Wem das Thema allerdings zum Halse herauskommt, dem sei gesagt: 1.) Tatsächlich war’s allenfalls 10-mal; 2.) Baufi ist nun mal wichtig; und 3.) Bislang haben wir genau genommen immer auf Q3-Daten bzw. auf September-Zahlen rekurriert. Wer wollte, durfte also naiverweise die Hoffnung hegen, dass sich der Baufi-Markt im Oktober vielleicht ein wenig stabilisiert haben könnte. Um es kurz zu machen: Pustekuchen! Wie nämlich der bayerische Sparkassen-Präsident Ulrich Reuter im Gespräch mit „Bloomberg“ (Paywall) verraten hat, haben die Kommunalinstitute im Freistaat im Oktober gerade mal Wohnimmobilien-Kredite im Umfang von 563 Mio. Euro zugesagt – verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreswert (1,07 Mrd. Euro) ein Rückgang von 47%. Nun sind die bayerischen Sparkassen nicht der gesamte deutsche Bankenmarkt. Im September hatten sich die Wasserstandsmeldungen der süddeutschen Sparkassen-Fürsten (neben Reuter auch Schneider) indes als ziemliche gute Proxys erwiesen. Insofern: Niemand sollte überrascht sein, wenn die Buba-Daten für den Oktober demnächst ähnlich verheerend ausfallen.
Erste Girocard mit Visa-Debit-Co-Badge bei einer Sparkasse gesichtet!
Wie der Sparplan die Regeln des Fondsvertriebs neu definiert
Im Sparkassen-Verbandsgebiet Westfalen-Lippe bahnt sich die nächste Banken-Hochzeit an: Die Kreissparkassen Wiedenbrück (Bilanzsumme 3,5 Mrd. Euro) und Halle/Westfalen (1,6 Mrd. Euro) sondieren laut einer gemeinsamen Mitteilung „eine mögliche Zusammenarbeit“, wobei auch der „Zusammenschluss der beiden Häuser“ explizit als potenzielles Ergebnis genannt wird. Als Gründe führen die Sparkassen „die aktuell herausfordernden Rahmenbedingungen – wie veränderte Zinslandschaft, gestiegene Inflation und insb. hohe Energiekosten sowie mögliche Einflüsse auf die Konjunktur, digitale Transformation, verändertes Kundenverhalten, aber auch der demografische Wandel mit zunehmendem Fachkräftemangel“ an.
Mit der Sondierung folgen die beiden Häuser der Empfehlung des Regionalverbands, der seinen Mitgliedern schon vergangenes Jahr eine stärkere Konsolidierung nahegelegte – mit der Folge, dass Westfalen-Lippe im laufenden Jahr quasi zum Fusions-Champion unter den deutschen Verbandsgebieten aufstieg, mit immerhin acht avisierten Zusammenschlüssen (auch wenn die nicht alle tatsächlich vollzogen wurden, siehe hier).
Beide Häuser seien „kerngesund“ heißt es in der Mitteilung. Zumindest im Falle der KSK Wiedenbrück trifft das mit Blick auf die vergangenen Jahre unbedingt zu: Zwischen 2015 und 2019 kam die Sparkasse laut der großen Sparkassen-Studie von Finanz-Szene auf eine durchschnittliche Cost-Income-Ratio (CIR) von 52,5% – und gehörte damit im Sektor-Vergleich zu den Top-Shots. Auch 2021 erreichten die Wiedenbrücker laut ihres Geschäftsberichts eine sehr, sehr ordentliche Aufwandsquote von 55%, während der Fusionspartner in Halle bei 72% lag.
Allerdings: Für dieses Jahr prognostizierten die Wiedenbrücker einen Anstieg der CIR auf 60%, Halle ging von einem konstanten Verhältnis von Kosten und Erträgen aus.
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Alle personellen Veränderungen der Banken- und Fintech-Szene finden Sie in unserem Personalien-Ticker.
Sein Aufstieg kam so unvermittelt wie nun seine Demission. Anfang 2019 dockte Jochen Möller bei der FI-TS an, also bei der mit gut 1.000 Beschäftigten und fast 400 Mio. Euro Jahresumsatz wichtigsten Tochter der Finanz Informatik (die Finanz Informatik, muss man nicht erklären, ist der zentrale IT-Dienstleister der Sparkassen). Nur ein Jahr später: War Möller bereits CEO, eine Berufung, die zeitlich und womöglich auch kausal mit einer ziemlichen Pannenserie bei der FI-TS zusammenfiel (siehe hier). Fortan verfolgte der vormalige Commerzbanker ehrgeizige Pläne: Unter seiner Ägide vereinbarte die FI-Tochter eine weitreichende Zusammenarbeit mit Google, daneben schloss Möller auch Kooperationsverträge mit Microsoft Azure und Amazon Web Services ab. „FI-TS blickt auf 25 Jahre Historie als Betreiber von Rechenzentren und klassischer Infrastruktur zurück“, erklärte Möller damals der Börsen-Zeitung: „Wir wollen das Unternehmen weiter entwickeln zu einer IT-Service-Plattform, über die wir Kunden nicht nur eigene Dienstleistungen offerieren, sondern auch Leistungen anderer Anbieter integrieren und einfach zugänglich machen.“ Klar, nach den ersten Duftmarken wurde es ruhiger um Möller. Gleichwohl deutete von außen nichts darauf hin, dass seine Position gefährdet sein könnte. Doch nun: Ist Möller laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene quasi Knall auf Fall ausgeschieden bei der FI-TS. Ohne offizielle Verlautbarung. Ohne geregelte Nachfolge. Aus dem Impressum wurde sein Name dieser Tage getilgt, auf Linkedin hingegen firmiert er noch als CEO (was auf eine Freistellung hindeuten könnte, aber das ist Spekulation). Die Hintergründe? Noch unklar. In Insiderkreisen wird von Verstimmungen im Verhältnis zum Mutterkonzern berichtet, also zur Finanz Informatik. Diese ließ gestern auf Anfrage von Finanz-Szene durch einen Sprecher mitteilen, Möller scheide „im gegenseitigen Einvernehmen aus der Geschäftsführung aus“. Der Aufsichtsrat danke ihm „für seine engagierte Arbeit“ und wünsche ihm „für seine persönliche und berufliche Zukunft alles Gute“. Die Gesellschaftergremien würden „zeitnah hinsichtlich einer Nachfolge beraten“. Fürs erste führen nun Möllers bisherige Kollegen Georg Büttner und Christian Thiel die Geschäfte. Ein veritabler Paukenschlag, das alles.
Sparkassen-Fusion auf der Kippe. Plus: weitere Verbünde-News
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