Deep Dive

Nicht nur M.M. Warburg – wie unsere Banken ihr Investmentbanking ausdünnen

Wenn Investmentbanker „klare Empfehlungen“ aussprechen, noch dazu über die sozialen Medien, dann müssten in der Compliance-Abteilung eigentlich die Alarmglocken schrillen. Im Falle von Marc Osigus können die Kollegen allerdings unbesorgt sein. Der Chef der Investmentbanking-Sparte von Hauck Aufhäuser Lampe postet in letzter Zeit nämlich nicht mehr nur über den Kapitalmarkt, sondern mindestens genau so engagiert über den Hamburger SV. Und so galt die „klare Empfehlung“, die Osigus vergangene Woche bei Linkedin verbreitete, keiner Aktie – sondern einem der Präsidentschafts-Kandidaten beim norddeutschen Traditionsverein (und zwar, dies der Vollständigkeit halber, einem Mann namens Henrik Köncke, der am Wochenende dann tatsächlich gewählt wurde).

Freilich – zu denken geben sollte es trotzdem, wenn einer der führenden deutschen Investmentbanker (jedenfalls bezogen auf das Small- und Mid-Cap-Segment) auf Social Media gen Fußball umschichtet. Zwar ist Osigus seine HSV-Begeisterung uneingeschränkt zu gönnen, immerhin glückte dem einstigen Europapokalsieger im Mai nach sieben Spielzeiten in der zweiten Liga die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. Beim Blick auf das hiesige Kapitalmarktgeschäft verdichtete sich zuletzt allerdings eher der gegenteilige Eindruck: Abstieg statt Aufstieg, Ernüchterung statt Euphorie.

  • Da ist die zuletzt als „Stifel Europe“ firmierende frühere Mainfirst Bank, die ihr Brokerage und Research in Frankfurt zusammenkürzt, wie Finanz-Szene im Mai exklusiv berichtete.
  • Da ist das Hamburger Traditionshaus M.M. Warburg & CO, das – auch diese Entwicklung war zuerst bei Finanz-Szene zu lesen, siehe hier, hier und hier – weite Teile seines Kapitalmarktgeschäfts ins Schaufenster stellte, allerdings keinen zahlungswilligen Interessenten fand und nun zum großen Kahlschlag ausholt.
  • Da war just dieser Tage die Meldung, dass Hauck Aufhäuser Lampe auf einen Schlag rund 15 Investmentbanker an einen hierzulande bislang nahezu unbekannten US-Wettbewerber namens Cantor Fitzgerald verliert (ironischerweise postete HAL-Mann Osigus seine „Wahlempfehlung“ am gleichen Tag, an dem „Bloomberg“ den Massen-Exodus in der Osigus-Truppe öffentlich machte).

Eine zufällige Häufung von Einzelfällen? Oder Indizien, dass für hiesige Banken im Kapitalmarktgeschäft immer weniger zu gewinnen ist – und im Zweifel die anderen die Deals machen?

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