von Georgia Hädicke und Heinz-Roger Dohms, 30. Januar 2023
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den Januar 2023:
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Das Berliner Fintech Orderbird muss künftig ohne Operations-Chefin Katrin Stark auskommen: Nach Informationen von Finanz-Szene hat die frühere Deutsch- und Commerzbankerin den Kassensystem-Spezialisten zum Jahreswechsel verlassen. Stark war erst Ende 2021 ins C-Level bei Orderbird eingezogen – wohl auch, weil die renommierte Ex-Bankerin das Startup in regulatorischer Hinsicht voranbringen sollte. Die lizenzrechtlichen Herausforderungen allerdings dürften sich infolge der Komplettübernahme Orderbirds durch Nexi/Nets inzwischen erledigt haben. Durch die Branche geisterten in den vergangenen Tagen zudem Spekulationen, wonach abgesehen von Stark möglicherweise auch CEO Mark Schoen vor dem Abgang stehen könnte. Weder Orderbird noch Nets/Nexi wollten hierzu Stellung nehmen.
N26 regelt die Nachfolge für zwei zentrale Management-Positionen: Wie die Berliner Neobank am späten Donnerstagabend mitteilte (zuvor hatte das „Manager Magazin“ berichtet), wird der einstige Air-Berlin-Finanzchef Arnd Schwierholz die Nachfolge des kürzlich demissionierten Finanzchefs Jan Kemper antreten. Mit ungleich größerer Verzögerung wird auch ein neuer Deutschland-Chef installiert. Für Georg Hauer, der das Berliner Unicorn Ende 2021 verlassen hatte, kommt Daniel Lappas, der zuletzt bei Linkedin den Bereich „Consumer Strategy & Operations“ verantwortete. Eine Sprecherin begründete den Verzug wie folgt: „Wir legen großen Wert darauf, mit jeder neuen Einstellung wertvolle Expertise dazuzugewinnen. Wie lang der Einstellungsprozess dauert, ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig.“
Auffällig: Mit der Verpflichtung von Schwierholz und Lappas bleibt N26 dem Muster treu, bei der Besetzung von Spitzenpositionen explizit auf Nicht-Banker zu setzen. Schwierholz ging nach seiner Air-Berlin-Zeit zu dem Transport-Anbieter Flixmobility und firmierte zuletzt als Partner bei einem VC-Investor. Lappas war vor seiner Zeit bei Linkedin bei der Unternehmensberatung BCG und als Risikomanager bei BMW.
BdB-Chef Christian Ossig zieht sich zurück. Wer wird Nachfolger/in?
Reuters gibt es bei Wikipedia wie, nun ja – Sand am Meer. Da ist zum Beispiel Ernst Reuter, der einstige Oberbürgermeister von West-Berlin („Schaut auf diese Stadt“). Oder Stefan Reuter, der Fußball-Weltmeister von 1990. Und dann: Finden sich zwischen zahllosen uns unbekannten Kunsthistorikerinnen, Ingenieuren, Opernsängerinnen, Jazzpianisten, Soziologen, Förstern und Architekten auch mehrere Ulrich Reuters. Davon einer: Ulrich Reuter, *1962, deutscher Politiker (CSU). Um genau diesen Wikipedia-Eintrag rankt dieser Tage nun allerlei Geraune. Der 1962 geborene CSU-Politiker Reuter ist nämlich zugleich auch der künftige Sparkassen-Präsident Reuter. Und obendrein – ist er der Herr Professor Reuter. Wobei: Ist er’s oder war er’s? Was hat es mit dem Professorentitel überhaupt auf sich? Und warum wurde an dem Wikipedia-Eintrag des künftigen Sparkassen-Präsidenten in den letzten Tagen so viel rumgedoktert? Die „SZ“ dröselt die Sache auf: Süddeutsche Zeitung (Paywall)
Der künftige Sparkassen-Präsident: Kein Externer. Keine 75. Keine Gegner.
Über den bevorstehenden Abgang von Apobank-Marktvorstand Alexander Müller hatte zwischen den Jahren ja schon die „FAZ“ berichtet (siehe ganz unten in diesem Ticker). Nun ist die Sache offiziell – und seit gestern weiß man auch, wohin es den 49-Jährigen verschlägt: Müller (noch bis Juni in Diensten der Apobank) wird nämlich Vorstandschef der Volksbank in Villingen-Schwenningen. Was im ersten Moment nach einem gemütlichen Provinzjob klingt. Aber genau das nicht ist. Müllers neue Wirkstätte, die unter dem selbstgewählten Markennamen „Gestalterbank“ firmiert, ist nach einer Reihe von Fusionen mit einer Bilanzsumme von rund 11 Mrd. Euro nämlich mittlerweile die drittgrößte Volksbank hierzulande.
Nun dürften die Verhältnisse bei der Apobank, wo Müller nur einer von bekanntlich vier demissionierenden Vorständen ist (siehe hier und hier), nicht zu toppen sein. Allerdings: Komplett spannungsfrei geht es bei der Gestalterbank auch nicht zu (siehe im April 2022 unseren Artikel -> „Wirbel um drittgrößte deutsche Volksbank“). Seinerzeit platzte die geplante Fusion mit der Volksbank Rhein-Wehra, der Co-Chef Markus Dauber schmiss hin, kurz darauf erklärte AR-Chef Markus Grimm „aus persönlichen Gründen“ seinen Rücktritt.
Da das Institut 2020 erst aus dem Zusammenschluss der Volksbank in der Ortenau mit der Volksbank Schwarzwald Baar Hegau hervorgegangen ist, verfügt es noch immer über ein recht stattliches Aufsichtsgremium mit 27 Mitgliedern (bis letztes Jahr waren es sogar 45). Zum Vergleich: Die Apobank hat bei einer Bilanzsumme von rund 70 Mrd. Euro nur 20 Aufsichtsräte. Insofern gibt es für Müller in seiner neuen Position also nicht nur viel zu gestalten – sondern auch viel abzustimmen (und vielleicht auch ein bisschen was zu befrieden).
Für eine ordentliche Karriere im Finanzsektor galt früher ja mal: Nach der Bank ist vor der Bank. Wer bei dem einem Institut seinen Abgang verkündete, tauchte, manchmal mit etwas Karenzzeit, aber doch mit größter Wahrscheinlichkeit, irgendwann bei der Konkurrenz wieder auf. Umso auffälliger ist es daher, wenn einer (oder eine) dann doch mal einem anderen Lebensweg den Vorzug gibt – und davon gibt es aktuell ein paar: Da wäre 1.) Ebrahim Attarzadeh (Ex-Deutsche-Bank, Ex-Mainfirst und dann Ex-Stifel-Europe), der mit seinem Startup Callirius in den Climatech-Sektor rübermacht (siehe hier). 2.) Taucht zum Jahresbeginn der frühere Firmenkundenvorstand der NordLB und Ex-Coba-Manager Günter Tallner nach einem Jahr Auszeit aus der Versenkung wieder auf und ist ausweislich seines Linkedin-Profils jetzt selbstständiger Führungskräfte-Coach. Und 3.) Hat nun auch der einstige „Head of Corporate Strategy“ der DKB (siehe hier), Marcus Schmermer, einen neuen Arbeitgeber gefunden, nämlich den Autovermieter Sixt. Ob’s eine statistische Häufung von Ausreißern ist oder ein erstes Anzeichen, dass die klassische Banking-Karriere eben nicht mehr das ist, was sie mal war? … Wir behalten’s mal im Auge.
Gerade mal zwei Monate ist es her, dass Merck Fink mit dem neuen Chief Operating Officer Florian Kayl einen hochkarätigen Zugang vermeldete (siehe hier) – und wir vorsichtig vermuteten, die Münchner Privatbank komme unter dem Dach der luxemburgischen Quintet nun personell etwas zur Ruhe. Keine ganze Woche ist das neue Jahr nun alt, da müssen wir die These bereits revidieren: Wie das „Private Banking Magazin“ berichtet, hat Vorstand Thomas Rodermann die Bank zum Jahresende verlassen. Der einstige UBS-Deutschland-Chef hatte vor drei Jahren als Nachfolger Matthias Schellenberg (also des heutigen Apobank-Chefs) bei Merck Finck angeheuert. Als Geschäftsführer für das Europageschäft sei Rodermann vornehmlich für die Integration in Quintet verantwortlich gewesen, schreibt das „PBM“ jetzt; mit der abgeschlossen Integration sei Rodermann Aufgabe erfüllt. Nun gut. Allerdings verlassen parallel dazu auch noch drei Standortleiter die Bank, und zwar Guido Singer in Rottweil, Stefan Schüssler in Stuttgart und Stefan Ludwig in Hamburg. Dabei sollte letzterer eigentlich die Betreuung der Kunden in Ostdeutschland übernehmen, da Merck Finck zum Jahresende seine Berliner Dependance schließen wollte. So gaaanz plangemäß klingt das alles dann doch nicht.
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