von B. Neubacher, C. Kirchner und G. Hädicke, 28. Februar 2023
In unserem Private-Banking-Ticker fokussieren wir uns auf die klassischen Privatbanken, von Metzler bis Berenberg, von Donner & Reuschel bis M.M. Warburg
Hier unser Ticker für Januar und Februar:
––––––––––––––––––
Die hauseigene Hypothekenbank ist bereits verkauft, die Wealth-Management-Tochter ebenfalls – und nun kommt M.M. Warburg mit ihrem „Alles muss raus“-Mantra auch bei ihren Fintech-Engagements an. Konkret: Die Hamburger Privatbank zieht sich aus der W&Z Fintech GmbH zurück, sprich der Digitaltochter, die hinter der Family-Office-App Ownly steht. Wie Ownly-CEO Nicholas Ziegert gestern mitteilte, hat er selbst die Warburg-Anteile an der Gesellschaft übernommen, um diese nun „mit neuen Partnern weiterzuentwickeln“. Um welche Partner es sich dabei handelt und welche Bewertung dem Deal zugrundelag – dazu machte Ziegert (wohlweislich?) keine Angaben. Er erklärte aber auf Nachfrage, dass „sowohl Investoren als auch Kooperationspartner (…) nicht Banken sein [werden]“. Die W&Z Fintech GmbH wird in Ownly Fintech GmbH umbenannt.
Warburg hielt seit der Gründung von Ownly im Jahr 2015 drei Viertel an der W&Z, die übrigen 25% gehörten Geschäftsführer Ziegert (der bis vor einem Jahr auch noch Digitalchef bei Warburg war). Laut 2021er-Geschäftsbericht belief sich Warburgs Anteil am Eigenkapital auf schmale 176.000 Euro. Das Jahresergebnis lag bei minus 106.000 Euro. Eine andere Fintech-Kooperation hat bei Warburg übrigens bislang Bestand – nämlich die mit dem Berliner B2B-Fintech Elinvar, über das das Tool „Warburg Navigator“ läuft.
Trotz der Flaute am IPO-Markt hat die aufs Investmentbanking spezialisierte Hamburger Privatbank Berenberg rund 55 Mio. Euro Jahresüberschuss gerettet. Gegenüber dem herausragend starken Vorjahr (170 Mio. Euro) bedeutete das zwar einen markanten Rückgang – die Eigenkapitalrendite von 29% vor Steuern allerdings kann sich natürlich trotzdem sehen lassen. Der weit überwiegende Teil des Gewinns entfiel dabei gewissermaßen auf Kostenmaßnahmen. So reduzierte sich die Mitarbeiterzahl im Zuge der Entlassungswellen in London und New York (siehe u.a. hier und hier) um 7% auf nur noch 1.579 Beschäftigte – was dazu beitrug, dass die Personalaufwendungen um knapp 37 Mio. auf 238 Mio. Euro zurückgingen. Demgegenüber stiegen die Sachkosten aufgrund von IT-Investitionen zwar um 10% auf 142 Mio. Euro. Auch hier hatten die Hanseaten aber eigentlich mit höheren Aufwendungen geplant.
Ertragsseitig ließ Berenberg derweil Federn. So fielen die Provisionen gegenüber dem Rekordjahr 2021 um satte 37% auf nur noch 360 Mio. Euro. Dafür pimpte ausgerechnet der Zinsüberschuss, der beim Alster-Institut in den vergangenen Jahren kaum eine Rolle spielte, das Zahlenwerk – er stieg im Zuge der geldpolitischen Wende um 165% (!) auf annähernd 100 Mio. Euro. Folge: Das Verhältnis von Provisions- und Zinsergebnis verschob sich grundlegend von 94:6 auf nur noch 78:22. Wie nachhaltig das alles ist, wird zeigen. Das verwaltete Vermögen jedenfalls verminderte sich (bereinigt um 2021 abgegebenes Geschäft) um knapp 7% auf nur noch 38,5 Mrd. Euro. Und für dieses Jahr? Stellt die Berenberg Privatbank ein „Ergebnis oberhalb des Jahres 2022“ in Aussicht. In Anbetracht der reduzierten Kostenbasis und des recht günstigen Basiseffekts nicht allzu gewagt.
Die wichtigsten Kennzahlen der Bank im Überblick:
Quelle: Berenberg
Von Bethmann bis Metzler – so stehen unsere Privatbanken wirklich da
BNP Paribas kommt im deutschen Wealth Management nur langsam voran
–––––––––––––––––––
Gerade mal zwei Monate ist es her, dass Merck Fink mit dem neuen Chief Operating Officer Florian Kayl einen hochkarätigen Zugang vermeldete (siehe hier) – und wir vorsichtig vermuteten, die Münchner Privatbank komme unter dem Dach der luxemburgischen Quintet nun personell etwas zur Ruhe. Keine ganze Woche ist das neue Jahr nun alt, da müssen wir die These bereits revidieren: Wie das „Private Banking Magazin“ berichtet, hat Vorstand Thomas Rodermann die Bank zum Jahresende verlassen. Der einstige UBS-Deutschland-Chef hatte vor drei Jahren als Nachfolger Matthias Schellenberg (also des heutigen Apobank-Chefs) bei Merck Finck angeheuert. Als Geschäftsführer für das Europageschäft sei Rodermann vornehmlich für die Integration in Quintet verantwortlich gewesen, schreibt das „PBM“ jetzt; mit der abgeschlossenen Integration sei Rodermann Aufgabe erfüllt. Nun gut. Allerdings verlassen parallel dazu auch noch drei Standortleiter die Bank, und zwar Guido Singer in Rottweil, Stefan Schüssler in Stuttgart und Stefan Ludwig in Hamburg. Dabei sollte letzterer eigentlich die Betreuung der Kunden in Ostdeutschland übernehmen, da Merck Finck zum Jahresende seine Berliner Dependance schließen wollte. So gaaanz plangemäß klingt das alles dann doch nicht.
Alle Private-Banking-Nachrichten aus dem vierten Quartal 2022
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!