Aufsichts-Ticker

Sämtliche Aufsichts-News aus September 2025

In unserem Aufsichts-Ticker verfolgen wir die alltäglichen Scharmützel zwischen der Bafin und den deutschen Banken (und Fintechs!) – und darüber hinaus berichten wir, wie sich die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Branche entwickeln. 

Hier unser Ticker für September 2025:

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Wenn die Bafin aggro wird – die Geschichte hinter der bayerischen Saustall-Bank

Die, die damals dabei waren, werden sich vermutlich noch erinnern. Man schreibt den Oktober 2020, als bei der „Crypto Assets Conference“ der Frankfurt School of Finance ein deutscher Bank-CEO mit ein paar reichlich steilen Thesen auffällt. Der CEO, der heute keiner mehr ist, heißt Matthias von Hauff. Und die Bank – das ist die Ten31 Bank, die ein paar Jahre später für einen kurzen Moment eine gewisse Berühmtheit erlangen wird, wenn auch unfreiwillig. Im Juli 2025 nämlich geht die deutsche Finanzaufsicht das in Ottobrunn bei München ansässige Institut in einer öffentlichen Mitteilung derart schonungslos an, dass es am nächsten Morgen in unserem Newsletter heißt: „Bafin stellt süddeutsche Spezialbank unter umfassenden Saustall-Verdacht.“ Doch zurück in den Herbst 2020, zurück zur „Crypto Assets Conference“, zurück zu Matthias von Hauff und seinen steilen Thesen. Einem Video des Vortrags zufolge sagte der Bank-CEO damals (und es klingt heute ein bisschen wie ein Appell an die Bafin):“Try to embrace Crypto a lot more and do not keep it at a distance with artificial regulations that does not really help.“ Und: „Rules are fun – when you challenge them.“ Frage: Sind das Sätze, die der Chef einer regulierten Vollbank formulieren sollte, zumal im Oktober 2020, nur wenige Monate nach der spektakulären Wirecard-Insolvenz? Antwort: Mmmh, najaaaa, vielleicht besser nicht, oder? Lesen Sie hier die Geschichte, warum die süddeutsche Saustall-Bank ins Visier der Bafin geriet. Und wie die Aufsicht in diesem Fall etwas tat, was sie sonst fast nie tut: FS Premium

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Exklusiv: Von 10 Mrd. auf 23 Mrd. € – diese Auslandsbank wird zum Fall für die EZB

Zuletzt deckten wir gleich zwei Fälle von Auslandsbanken auf, die Frankfurt verlassen, um ihre Europa-Einheiten stattdessen in Amsterdam anzusiedeln. Einmal Mizuho (siehe hier). Und dann auch noch Natwest (siehe hier). Ob dahinter ein breiterer Trend steckt, wird man sehen. In jedem Fall ist in Frankfurt aber aktuell auch eine Auslandsbank zu beobachten, die Geschäft nicht etwa abzieht – sondern ihr Geschäft stattdessen ausbaut. Und zwar kräftig! Hier entlang: FS Premium

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Was hinter dem neuerlichen Bafin-Rüffel für die OLB steckt

Schon zum dritten Mal binnen anderthalb Jahren hat die Oldenburgische Landesbank Ärger mit der Finanzaufsicht. Dabei drängt sich mittlerweile ein durchaus pikanter Verdacht auf: War der risikoseitig bekanntlich hochperformante Spezialfinanzierer (siehe in unserem neuen Corporate-Banking-Monitor die krass, krass, krass gute Relation der Risikovorsorge zum Zinsüberschuss) bei der Ermittlung seiner Kreditrisiken womöglich ein bisschen zu hemdsärmlig unterwegs? Hier entlang: FS Premium

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Kurz getickert

  • In der Debatte über ein „Kleinbanken-Regime“ versucht der deutsche Sparkassen-Verband die sektorinterne Deutungshoheit zurückzugewinnen. Nachdem sich der hessische Sparkassen-Chef Stefan Reuß vergangene Woche überraschend gegen eine Abschaffung der Risikogewichtung ausgesprochen hatte (siehe hier und hier), stellte sich DSGV-Vorständin Karolin Schriever gegenüber der „Börsen-Zeitung“ (Paywall) abermals hinter die Gedankenspiele von Bundesbank und Bafin: „Der Antritt der deutschen Aufsicht ist mutig und ein Paradigmenwechsel. Wir begrüßen diese Diskussion, wir setzen uns schon lang für ein solches Regime ein.“

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Exklusiv: Von Deutsche Bank bis Goldman Sachs – EZB inspiziert Frankfurter Investmentbanken

Zu den weniger bekannten regulatorischen Hinterlassenschaften der Finanzkrise gehört der „BCBS 239“ – also jener Baseler Standard, der die „Grundsätze für die effektive Aggregation von Risikodaten und die Risikoberichterstattung“ regelt. In Kraft trat das Regelwerk im Jahr 2016. Doch wirklich konsequent umgesetzt wurde es von kaum einem Institut. So verfügten laut EZB noch im vergangenen Jahr gerade einmal 9% der europäischen Großbanken über „komplette und zeitgemäße Datenverzweigungen für Risikoindikatoren“ und hatten zudem „ihre kritischen Datenelemente identifiziert“. Es hagelte aufsichtliche Feststellungen. Und nun – marschiert die europäische Bankenaufsicht laut Finanz-Szene-Informationen bei Frankfurts Investmentbanken ein, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Die Details: FS Premium

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Widerstand gegen „Kleinbanken-Regime“ – S&P sekundiert hessischen Sparkassen

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Kurz getickert

  • Der hessische Sparkassenverband hat bei seiner gestrigen Halbjahres-PK erklärt, dass die von Bundesbank und Bafin angeregten radikalen Erleichterungen für Kleinbanken (Abschaffung der Risikogewichtung bei Instituten mit <10 Mrd. Euro Bilanzsumme) nicht die Form von Erleichterung sind, die man eigentlich gern hätte. „Auch wenn wir Entlastungen grundsätzlich begrüßen, adressiert dieser Vorschlag nach unserer Wahrnehmung nicht die tatsächlichen Probleme“, sagte Verbandspräsident Stefan Reuß – und lieferte hierfür eine Begründung, die darauf hinausläuft, dass der Regulator praktisch überall ansetzen sollte, nur nicht bei der Risikogewichtung. Die Positionierung des Regionalverbands erstaunt auch insofern, als der DSGV die Pläne von Bafin und Bundesbank kürzlich begrüßt hatte („Das haben wir seit langem angemahnt“).

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Wende im Streit um Bankenabgabe – die gut 2 Mrd. Euro könnten doch zurückfließen!

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Bafin hält Geschäftsmodell einer weiteren PSD-Bank für gescheitert

Als die Bafin in der vergangenen Woche das auf Fristentransformation ausgerichtete Geschäftsmodell der PSD Bank München offiziell für obsolet erklärte, da war dies noch ein „aufsichtliches Novum“ (siehe hier). Seit gestern aber ist klar: Das harsche Urteil der Aufseher über die Genossen aus Bayern ist kein Einzelfall. Am Montag nämlich hat die Bafin auch der ebenfalls von der Zinswende kalt erwischten PSD-Bank Koblenz recht unverblümt bescheinigt: „Die PSD Bank Koblenz befindet sich in einer Situation, in der sie das bisherige Geschäftsmodell in einem geänderten Zinsumfeld nachhaltig verändern muss.“

Angesichts der „besonderen Geschäftssituation“ verordnet die Behörde dem Institut (wie zuvor der PSD Bank München) nun einen Zuschlag auf die Kapitalanforderung, der den Risiken des Umbaus gerecht werden soll. „Den notwendigen Umstrukturierungsprozess“ will die Bafin „eng begleiten“ (wie bei der PSD Bank München). Unter der Überschrift „Schwere operative Verluste – kleiner PSD-Bank erodiert das Geschäftsmodell“ hatte Finanz-Szene schon im Dezember 2024 die prekäre Lage der PSD Bank Koblenz beleuchtet (siehe hier) – in den Jahren 2022, 2023 und 2024 hat das Institut knapp die Hälfte seiner kurzfristigen Spareinlagen verloren und die Aufwandsquote auf 127% steigen sehen (siehe hier).

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Nagel und Branson trommeln für simplere Kapitalvorgaben

Die deutschen Finanzaufseher werben jetzt auch öffentlich für eine radikale Vereinfachung der Eigenkapitalregeln (siehe zuletzt –> Die Bafin-Sensation – wird bei Kleinbanken die Risikogewichtung abgeschafft? sowie –> Bafin zettelt weitere Revolution an – und stellt AT1- sowie T2-Kapital infrage). Auf einer Fachtagung der Bundesbank argumentierte deren Präsident Joachim Nagel unter anderem, dass die heutige Vielzahl an Kapitalanforderungen nicht nur den Banken selbst, sondern auch den Aufsehern Schwierigkeiten bereite. Zudem bestünden zwischen den verschiedenen Regeln teils Wechselwirkungen, welche „die eigentlichen Ziele der Vorgaben untergraben“. Parallel zu den Äußerungen Nagels machten sich Bafin-Präsident Mark Branson und der für Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Michael Theurer in einem Gastbeitrag für die „FAZ“ ebenfalls für den Plan stark, bei Banken bis zu einer Bilanzsumme von 10 Mrd. Euro die risikogewichteten Kapitalvorgaben abzuschaffen.

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Ein aufsichtliches Novum – Bafin erklärt Geschäftsmodell von PSD Bank für obsolet

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Partner-Blog

Echtzeit-Zahlungen kennen kein Wochenende – sind unsere Banken darauf vorbereitet? Ab Oktober sind Banken dazu verpflichtet, Instant Payments auch beim Zahlungsausgang anzubieten. 24/7, 365 Tage im Jahr. Nachts, am Wochenende und an Feiertagen. Fehler in der Liquiditätsplanung verzeiht dieses System nicht mehr – und das kann schwerwiegende Folgen für Institute und ihre Kunden haben. Wie sich Banken auf die Anforderungen einstellen können: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Kurz getickert

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Das Paypal-Chaos, die Rolle der Banken – und was letzten Montag wirklich los war

 

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Exklusiv: Geldwäsche-Probleme bei der C24 Bank – Bafin könnte Sonderbeauftragten entsenden

Als nächste Challenger-Bank rückt nun die Frankfurter C24 Bank in den Fokus der Bafin. Schon letztes Jahr hatte die Aufsicht ein Bußgeld in Höhe von 1,25 Mio. Euro über die Tochter des Münchner Vergleichsportals Check24 verhängt. Die Begründung damals: Die C24 Bank habe zwischen 2021 und 2023 Geldwäsche-Verdachtsmeldungen „systematisch“ verspätet abgegeben. Laut Recherchen von Finanz-Szene ist die Sache mit der Millionenbuße aber noch nicht ausgestanden. So könnte die Bafin unseren Informationen zufolge nun weitere Maßnahmen ergreifen. Hier entlang: FS Premium

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Sämtliche Aufsichts-News aus Juli und August 2025

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