von B. Neubacher, G. Hädicke, C. Behr und H.-R. Dohms, 27. Juni 2025
In unserem Genobanken-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.
Hier unser Ticker für Juni 2025:
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So verschieden Sparkassen und Volksbanken in mancher Hinsicht sein mögen (Rechtsform, Eigentümerstruktur, historische Prägungen) – grundsätzlich ähneln sie einander. In ihrer lokalen Ausrichtung. Aber auch, was die Geschäftsmodelle angeht. Unterschiede zeigen sich eher zwischen großen und kleinen Instituten, zwischen urbanen und ländlichen, zwischen risikofreudigen und risikoaversen. Aber nicht unbedingt entlang der Sektorengrenze. Entsprechend weichen auch die Bilanz- und Ertragsstrukturen der beiden Verbünde kaum voneinander ab. Oder zumindest war das bis vor ein paar Jahren noch so. Im Zuge der langen Niedrigzinsphase begannen sich die Geschäftsmodelle vieler VR-Banken dann allerdings zu verändern. Ein Umstand, der öffentlich kaum wahrgenommen wurde (es sei denn, es kam zu Auswüchsen wie beispielsweise in Schmalkalden), in seinen Konsequenzen aber tiefgreifend ist. Bereits im ersten Teil unserer „Ungleiche Schwestern“-Serie haben wir beleuchtet, wie sich entscheidende Kennziffern bei Sparkassen und Volksbanken in den letzten Jahren auseinander entwickelt haben. Im heutigen zweiten Teil wollen wir nun die Folgen dieser Entwicklung analysieren. Denn: Dass der Genosektor gegen Ende der Niedrigzinsphase deutlich profitabler war als die S-Finanzgruppe, bevor sich die Dinge im Zuge der Zinswende dann spektakulär ins Gegenteil verkehrten – das hat natürlich Gründe. Und denen wir nun zum ersten Mal umfassend nachgegangen sind. Hier entlang: FS Premium
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„Der satzungsgemäße Auftrag der Sparda-Bank Hamburg ist es, durch großvolumige unternehmerische Beteiligungen an Aushängeschildern des regionalen Fußballbetriebs die Freude und den Stolz der Mitglieder zu mehren.“ Nein, so steht es natürlich nicht in der Satzung der 46-größten genossenschaftlichen Primärbank hierzulande. Zumindest so ähnlich lesen sich allerdings die offiziellen Verlautbarungen zum 30-Mio.-Euro-Investment der Sparda-Bank Hamburg beim Hamburger Sport-Verein. Und tatsächlich stellen sich jenseits individueller Empfindungen (manche HSV-Fans unter den Sparda-Kunden mögen das Investment knorke finden – wohingegen St.-Pauli-Fans und BVR-Funktionäre mutmaßlich anders darüber denken) ein paar handfeste Fragen. Nicht zuletzt: Ist das eigentlich rechtens??? Ein paar Einordnungen zu einem Fall, bei der eine Bank die eigene Satzung überdehnt wie ein Fußballer seine Muskeln bei der Blutgrätsche. Bitte sehr: FS Premium
Für 30 Millionen!!! Sparda-Bank Hamburg kauft sich beim Hamburger SV ein
Die seit Monaten schwer umkämpfte Dreier-Fusion der Volksbank Jever (Bilanzsumme: 1,4 Mrd. Euro) mit der Volksbank Varel-Nordenham (1,0 Mrd. Euro) und der Raiffeisenbank Butjadingen-Abbehausen (240 Mio. Euro) ist beschlossene Sache. Wie die „Nordwest-Zeitung“ (Paywall) berichtet, haben am Donnerstagabend auf einer „dramatischen Versammlung“ nun auch die Vertreter aus Jever dem Zusammenschluss zugestimmt – „nach fast vierstündiger Sitzung, großen Emotionen, Wutausbrüchen und Tränen“, wie die NWZ-Kollegen schreiben.
Dabei sei die Fusion im ersten Wahldurchgang noch abgelehnt worden. Daraufhin allerdings sollen Mitarbeiter der Volksbank ebenso wie ein Vorstand des Nachbar-Instituts aus Varel das Wort ergriffen und die Vertreter in aufrüttelnden Worten umgestimmt haben. So wurde die nötige Mehrheit von mindestens 75% der Stimmen im zweiten Wahlgang dem Bericht zufolge dann erreicht.
Die Sparda Baden-Württemberg, mit 15 Mrd. Euro Bilanzsumme die größte der elf Sparda-Banken, nimmt eine weitere Umbesetzung im Vorstand vor. Nachdem im Zuge des Kernbanken-Debakels bereits der langjährige Vorstandschef Martin Hettich (an seiner Stelle führt nun Martin Buch das Institut) und sein Kollege Bernd Klink das Haus verlassen hatten, scheidet nach Informationen von Finanz-Szene nun ein weiterer Alt-Vorstand aus, nämlich Joachim Haas (62).
Die Nachfolge wird intern geregelt. Zum 1. Juli soll Markus Müller (39), bislang „Generalbevollmächtigter Vertrieb“, in das Führungsgremium einziehen – nachdem Müller von Haas zuletzt auch schon die Geschäftsführung eines wichtigen Tochterunternehmens übernommen hatte, nämlich der „Sparda Versicherungsservice GmbH“. Neben Buch und Müller bilden Susanne Drescher (Compliance, seit Juli 2024) und Michael Lichtner (Marktfolge, seit Juni 2025) den künftigen Vorstand, allesamt Eigengewächse, bemerkenswerterweise.
Ausnahme für Sparkassen und Volksbanken bei EU-Abwicklungsrahmen CMDI
Nachdem sich beim Deutschen Sparkassentag neulich in Nürnberg weder der Bundeskanzler noch der Finanzminister blicken ließen, haben zur „80. Bankwirtschaftlichen Tagung“ der Volks- und Raiffeisenbanken diese Woche nun gleich beide zugesagt. Wobei die Genossen ihren Gipfel in Berlin abhalten (genauer: In der „Uber Eats Music Hall“, die wirklich so heißt, seit letztem Jahr), was die Dinge verglichen mit Nürnberg natürlich erleichtert. Als weiterer externer Speaker wird, neben dem Bundesbank-Vorstand Michael Theurer und der Bundes-Datenschutzbeauftragten Louisa Specht-Riemenschneider, der Generalleutnant André Bodemann angekündigt, seines Zeichens „Stellvertreter des Befehlshabers des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr“. Auf so ein Line-up wäre man vor, sagen wir, fünf Jahren auch noch nicht gekommen.
1 € Ertrag, 5 € Kosten: Fusions-Volksbank entpuppt sich als grotesker Sanierungsfall
Der Genossenschaftsverband Bayern greift beim kriselnden Bankhaus RSA (siehe hier) personell ein – und entsendet einen „Vorstand auf Zeit“ in das in Oberbayern ansässige Probleminstitut (Bilanzsumme: 1 Mrd. Euro), dessen bisheriger Chef Alfred Pongratz sein Amt Ende Mai niedergelegt hatte. Die Interimsbesetzung heißt Mark Mühlberger und war bislang bei der doppelt so großen VR-Bank Vilshofen-Pocking tätig. Als Generalbevollmächtigter mit „Verantwortung in zentralen Steuerungsbereichen“ rückt zudem Reinhard Allinger, ein ehemaliger Vorstand der VR-Bank Passau, in die dreiköpfige Führung ein.
Plausibel wäre, dass Allinger den „Vorstand auf Zeit“ Mühlberger dauerhaft ablösen soll, sobald die Aufsicht zustimmt. Dessen Entsendung soll nämlich in jedem Fall bleiben befristet, ab Anfang 2026 soll werde Mühlberger zur VR-Bank Vilshofen-Pocking zurückkehren, heißt es. Sein Amt beim Bankhaus RSA trete er „auf Bitten“ des GVB an, zitiert die „Passauer Neue Presse“ (Paywall) aus einer Mitteilung der Bank.
„Ich nehme nicht Stellung“ – wie der Genoverband seine Affäre zu den Akten legt
Der „Genoverband“ – also der größte der vier Regionalverbände im genossenschaftlichen Bankensektor – ist auf der Suche nach einem Nachfolger für den demissionierten Verbandschef Ingmar Rega fündig geworden. Die Wahl fiel auf Michael Hoeck sein, den Co-Chef der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank aus Simmern. Als Mitglied des Verbandsrats – also des wesentlich mit Primärbankern besetzten Aufsichtsgremiums – ist Hoeck ist auch heute schon eng in die Geschehnisse beim Genoverband involviert.
Ingmar Rega war zu Jahresbeginn infolge einer internen Affäre überraschend von seinem Posten zurückgetreten. Für diesen Montag ist eine Sitzung des Verbandsrats anberaumt, bei der zum einen der neue Verbandschef gekürt werden soll (also den Berichten zufolge Hoeck) und es zum anderen um die in Auftrag gegebenen Gutachten zu den Compliance-Vorwürfen gegen Rega gehen wird.
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Die schwache Konjunktur. Die digitale Konkurrenz. Die schwindenden Einnahmen aus der Restschuld-Versicherung. Dass die Zeiten härter würden für die Teambank, also für den Konsumentenfinanzierer des Genosektors – soviel war eigentlich klar. Wobei, noch letzten Sommer ging man zumindest bei der DZ Bank davon aus, dass die Nürnberger Tochter lediglich eine kurze Talsohle zu durchschreiten habe. Schon 2026, so sagte es Cornelius Riese damals, werde die Teambank wieder einen dreistelligen Millionengewinn erwirtschaften – und Riese musste es eigentlich wissen, immerhin ist er nicht nur Vorstandschef der Mutter, sondern auch Aufsichtsratschef der Tochter. Dann allerdings: Kamen die 2024er-Zahlen. Und die fielen so ernüchternd aus, dass kaum noch jemand an eine rasche Rückkehr auf das alte Ergebnisniveau glauben mochte. Gerade mal 36 Mio. Euro hatte die Teambank verdient – zu besseren Zeiten war es viermal so viel. In Nürnberg begann man entsprechend die Erwartungen zu moderieren: Auch 2026 werde noch herausfordernd, gab Vorstandschef Christian Polenz zu verstehen; ob der Gewinn schon nächstes oder erst übernächstes Jahr wieder im dreistelligen Millionenbereich liegen werde, lasse sich „im Moment noch nicht abschließen sagen“. Inzwischen allerdings – ist man noch mal ein paar Monate weiter. Und es drängt sich mehr und mehr die Frage auf, ob die Teambank nicht ärgere Probleme als „nur“ das Gewinn-Niveau hat. Denn: Laut Recherchen von Finanz-Szene schießen zentrale Risikokennzahlen nach oben – mit entsprechenden Folgen fürs Eigenkapital. Hier alle Details: FS Premium
Am Ende konnte es nur einen geben – wie die Doppelspitze bei der Atruvia endete
Die Hamburger Sparkasse müsste man sein. Eine faktische Großbank (von der Bilanzsumme her ist die Haspa in etwa so groß wie OLB, IKB und Metzler zusammen). Angesiedelt in einer höchst lebenswerten Metropole. Und ausgestattet mit einer durchaus ambitionierten Vergütungsstruktur. Da kann man beim Umbau des Vorstands dann auch schon mal die ganz große Kelle rausholen und sich recruitingmäßig bei der Erste Group oder der Hypo-Vereinsbank bedienen, siehe unser Exklusivstück –> Die neue Haspa – wer bei Deutschlands größter Sparkasse künftig das Sagen hat. Dagegen die Sparkasse Herford??? Nein, nichts gegen Herford!!! Auch Herford, würden wir vermuten, ist ein lebenswertes Fleckchen Erde! Und im Zweifel, auch diese These sei in den Raum gestellt, kommt aus Herford verglichen mit Hamburg sogar das bessere Pils. Recruitingtechnisch allerdings – stellte sich die Lage bei der Sparkasse Herford (Bilanzsumme: 6 Mrd. Euro) zuletzt so dar: Die beiden Alt-Vorstände wollten in den Ruhestand entschwinden. Die Idee allerdings, bei der Nachfolgesuche mit einer internen Lösung auf Nummer sicher zu gehen, scheiterte daran, dass die vermeintlich sichere Nummer (der Mann heißt Thorsten Gerhold) lieber bei der Volksbank Hohenlimburg (Bilanzsumme: 721 Mio. Euro) anheuerte, wie die „Neue Westfälische“ (Paywall) berichtet. Folge: Statt wie geplant den Vorstand von zwei auf drei Personen zu erweitern, muss bei der Sparkasse Herford jetzt erst einmal einer der beiden Alt-Vorstände die eigene Verrentung verschieben, damit das Vorstandsbüro nicht demnächst völlig verwaist ist. Klar – in dieser Zuspitzung ein Einzelfall. Und doch ist unser Eindruck, dass sich Sparkassen und Volksbanken bei der Vorstands-Rekrutierung heutzutage deutlich mehr einfallen lassen müssen als noch vor ein paar Jahren. Von denen 37 Namen, die sich in den letzten Wochen auf unserer Liste der neuen Sparkassen- und Volksbank-Vorstände angesammelt haben, wurde jeder zweite extern rekrutiert – wobei sich insbesondere der „Hohenlimburg-Move“ (Volksbank verpflichtet Sparkässler) neuerdings einer gewissen Beliebtheit erfreut. Hier die komplette Liste: FS Premium
Sämtliche Genobanken-News aus Mai 2025
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