von B. Neubacher, C. Behr, H.-R. Dohms, H. Kohlhaus und G. Hädicke, 31. Oktober 2025
In unserem Genobanken-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.
Hier unser Ticker für Oktober 2025:
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Es geschehen seltsame Dinge, als Vorstand und Aufsichtsrat der PSD Bank Hannover am späten Nachmittag des 13. Februar im Fora Hotel Hannover by Mercure zu einer gemeinsamen Sitzung zusammenkommen. Das beginnt schon damit, dass einer der zwei Vorstände fehlt. Dafür sind gleich zwei Vorstandschefs da. Von denen aber nur einer der PSD Bank Hannover angehört. Fast fünf Stunden dauert die denkwürdige Sitzung. Und ganz am Ende – erklärt der stellvertretende Aufsichtsratschef seinen Rücktritt, nachdem er zuvor bei der wichtigsten Entscheidung des Tages überstimmt worden ist. Nun, gut acht Monate später, weiß man, warum bei der damaligen Zusammenkunft im Fora Hotel so viel auf dem Spiel stand. Wobei man, um die Tragweite zu verstehen, noch mal kurz in die Woche davor blicken muss. Da nämlich hat die Karlsruher BB Bank verkündet, jetzt schon die zweite PSD-Bank schlucken zu wollen (siehe unser Stück us der Vorwoche) – nachdem zwei andere PSD-Banken zuvor zu den Volks- und Raiffeisenbanken übergelaufen waren. Der Gruppe droht also, kurz gesagt, der Ausverkauf. Weshalb nun gegengesteuert wird. Hier frei zugänglich unsere entsprechende Exklusiv-News vom 27. Oktober weiter unten): –> PSD-Banken reagieren mit Nord-Fusion auf Ausverkauf der Gruppe. Und hier die ganze Geschichte: FS Premium
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PSD-Banken reagieren mit großer Nord-Fusion auf den Ausverkauf ihrer Gruppe
… wie sich der Mitgliederschwund auf der genossenschaftlichen Primärebene effektiv stoppen ließe? Man muss einfach nur die eigene Bank mit 180 Sachen frontal gegen die Wand fahren, jahrelang mit BVR und Bafin rumstreiten – und am Ende so tun, als seien die anderen die Deppen und man selber das Opfer. Oder anders gesagt, ausgerechnet die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden hat im Jahr ihrer eigenen Kernschmelze, also 2023, die Mitgliederzahl um netto rund 1.000 steigern können, wie aus dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Eigentlich unglaublich. Und, ach ja: ein paar sonstige interessante Dinge gehen aus dem Abschluss ebenfalls hervor. Bitte sehr: FS Premium
Das in die Krise geratene Bankhaus RSA wird erwartungsgemäß zum nächsten Stützungsfall im genossenschaftlichen Bankenlager. Wie der im August eingesetzte Vorstand Klaus Hatzel gegenüber dem Handelsblatt (Paywall) bestätigte, ist die BVR-Sicherungseinrichtung eingeschaltet und wird dem Institut beispringen. Zur Höhe des Engagements wollte sich keiner der Beteiligten äußern. Nach Informationen von Finanz-Szene dürfte die Sicherungseinrichtung ein Rettungspaket im Volumen von rund 60 Mio. Euro schnüren. Zur groben Orientierung: Damit würde für die Stützung des Bankhauses RSA grob ein Zehntel dessen anfallen, was der BVR für die VR Bank Bad Salzungen Schmalkalden (560 Mio. Euro) aufwendete – aber auch dreimal so viel für die 20 Mio. Euro schwere Rettung der Raiffeisenbank Bad Schussenried-Aulendorf (siehe unseren Scoop aus dem September). Das im oberbayrischen Rechtmehring ansässige Geldhaus (Bilanzsumme: 1,2 Mrd. Euro) war im Frühjahr mutmaßlich wegen überambitionierter Immobiliengeschäfte in die Krise gerutscht (siehe unseren Geno-Ticker aus dem Mai). Derzeit befindet sich das Bankhaus RSA trotz des erbitterten Widerstands einiger seiner ehemaligen Aufsichtsräte in Fusionsgesprächen mit der „Meine Volksbank Raiffeisenbank“ aus Rosenheim (Bilanzsumme: 12,3 Mrd. Euro).
Gewinnbelastung aus dem Nichts – diese Sparkassen und Volksbanken sind betroffen
Als die BB Bank im September letzten Jahres die Übernahme der PSD Bank Berlin-Brandenburg ankündigte – da fragten wir in unserem Newsletter, wie dieser Schritt denn zu interpretieren sei. Bilde sich da gerade a) „der Nukleus einer ING Voba“ (also einer bundesweiten, genossenschaftlichen Direktbank)? Werde b) „das Ende einer Bankengruppe“ eingeläutet (nämlich das Ende des PSD Banken)? Oder sei c) sogar beides der Fall??? Ein Jahr später braucht man kein allzu großer Prophet mehr sein zu müssen, um zu dem Schluss zu kommen: Es könnte jetzt tatsächlich auf „c“ hinauslaufen. So zeigen sich bei den PSD-Banken inzwischen dermaßen umfassende Auflösungserscheinungen, dass eine dauerhafte Eigenständigkeit der Gruppe immer schwerer vorstellbar erscheint (siehe zuletzt unter anderem hier, hier, hier und hier). Noch spannender indes ist der andere Strang der Geschichte, also das, was die BB Bank da treibt. Wie neulich berichtet, übernehmen die Karlsruher Spezialgenossen (anders als ursprünglich angekündigt) die PSD Bank Berlin-Brandenburg nicht nur, sondern radieren sie als Marke komplett aus. Doch das war nur der Appetizer. Am 21. Oktober nämlich teilte die BB Bank mit, eine zweite PSD Bank zu kapern, und zwar die aus Hessen-Thüringen. Ein veritabler Paukenschlag! Laut Finanz-Szene-Informationen muss es dabei allerdings nicht bleiben. So kursiert im Genosektor die Erzählung, BB-Bank-Chef Oliver Lüsch (hier unser Podcast mit ihm aus dem letzten Herbst) könnte auf Sicht die Akquise einer weiteren PSD Bank anstreben. Womit die bundesweite Primärgenossenschaft tatsächlich Gestalt annähme. Entsprechend stellen sich jetzt Fragen (nicht nur die eher scherzhafte, ob das „BBB“ statt für „Badische Beamtenbank“ künftig für „Bundes-Baufi-Bank“ steht): Was will Lüsch mit der PSD Bank Hessen-Thüringen? Welches Akquiseziel könnte noch lohnen? Wie geht es mit den verbleibenden PSD-Banken weiter? Und was passiert mit dem PSD-Verband? Unsere Analyse mit frischen, exklusiven Informationen – bitte sehr: FS Premium
PSD Bank sammelt Markenrechte – jetzt fehlt nur noch „Volksbank Deutschland“
Ohne großes PR-Tamtam haben zehn der elf Sparda-Banken dieser Tage den neuen europäischen Bezahldienst Wero eingeführt, wie Finanz-Szene entdeckt hat. Damit wächst der Kreis der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer um weitere 3,1 Millionen. Außen vor bleibt für den Moment lediglich das mit gut 600.000 Kunden größte Institut der Gruppe, nämlich die Sparda West – sie plant den Rollout für das erste Halbjahr 2026. Hintergrund für den Verzug dürfte sein, dass das Düsseldorfer Institut erst Anfang Oktober die Kernbank-Migration zur Atruvia vollzogen hat (übrigens ohne größere Komplikationen, wie diesen Monat mitgeteilt wurde) und die Wero-Einführung hiervon entkoppeln wollte. Ähnlich wie die Sparkassen und die ING Deutschland incentivieren auch die meisten Sparda-Banken die Aktivierung bzw. Nutzung mit 5 Euro.
Über Karlsruhe strahlt die Sonne, als am 4. April der Richtkranz am Markgräflichen Palais in Position gebracht wird. Die rund 230 geladenen Gäste auf der Großbaustelle bekommen Sekt und O-Saft gereicht, wer will, trinkt zur „zünftigen Verpflegung“ (wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt) noch ein Helles. Es gibt schließlich Grund zum Feiern. Seit zwei Jahren wird an dem 1803 vom badischen Hofarchitekten Friedrich Weinbrenner errichteten Gebäude am Karlsruher Rondellplatz gewerkelt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau weitgehend zerstört, 1960 die Überreste abgebrochen, ein paar Jahre später wiederaufgebaut, im Frühsommer 2026 soll die Neugestaltung abgeschlossen sein. Ein Prestige-Projekt für die Stadt. Und so zeigt sich der Bürgermeister für Planen und Bauen, Daniel Fluhrer, beim Richtfest an diesem Tag entsprechend begeistert. „Ich bin froh, dass dieses Projekt in die Hände von jemandem gelegt wurde, der etwas von Kapital versteht“, sagt er in einem Grußwort – und meint damit die PSD Bank Karlsruhe-Neustadt, Bauherrin des Markgräflichen Palais. Kurz innegehalten: Im Juli deckte Finanz-Szene auf, dass der PSD Bank München (siehe –> Wie die PSD Bank München zur Mutter aller Zinswende-Verlierer wurde), aber darüber hinaus auch weiteren PSD-Banken (siehe hier) das Geschäftsmodell erodiert. Im September kritisierte die Bafin explizit die auf Fristentransformation ausgerichteten Geschäftsmodelle der Münchner und der Koblenzer PSD-Bank (siehe hier und hier). Und nun: Schafft sich ein weiteres Institut aus der Gruppe nicht weniger als einen Palast an?! Eigentlich wollten wir uns nur das Investment als solches ansehen. Doch dann sind wir bei der PSD Bank Karlsruhe-Neustadt noch auf etliche weitere Merkwürdigkeiten gestoßen. Unsere große Recherche: FS Premium
Auch diese Raiffeisenbank wäre beinahe zum Stützungsfall geworden
Bei der Volksbank Kleverland (Bilanzsumme: 1,0 Mrd. Euro) hat die Vertreterversammlung die Abberufung von Vorstandschef Frank Ruffing vollzogen – und überdies die fristlose Kündigung beschlossen. Laut dem in der Sache seit Wochen umfassend berichtenden Lokalmedium Kleveblog sprachen sich 115 von 130 Vertretern (=88%) dafür aus, die Bestellung des Vorstandschefs zu widerrufen – nötig war hierfür eine Dreiviertel-Mehrheit. Auch die zweite Abstimmung, in der es um die fristlose Kündigung ging, sei „eindeutig“ ausgefallen. Hier genügte bereits eine einfache Mehrheit.
Ruffing war bereits Anfang September zunächst vorläufig freigestellt worden – die Gründe blieben zunächst unklar. Bei der Vertreterversammlung trugen der Aufsichtsrat und externe Prüfer nun ihre Erkenntnisse über mutmaßliche Verfehlungen des langjährigen Vorstandschefs vor, wie der Blog und die Rheinische Post (Paywall) berichten. Dabei soll es unter anderem um offenbar undurchsichtige Provisionszahlungen an Makler im Zusammenhang mit dem Kauf von Immobilien gegangen sein. Ruffing habe in der Vertreterversammlung die Gelegenheit bekommen, Stellungnahme zu nehmen, schreibt der Kleveblog unter Berufung auf Teilnehmer. Er habe sich weitestgehend auf Nichtwissen berufen.
Die DZ Bank lässt mit der Verpflichtung eines bekannten Fintech-Managers aufhorchen. Markus Wohlgeschaffen, zuletzt drei Jahre Geschäftsführer beim Frankfurter Supply-Chain-Finance-Anbieter Traxpay, hat zum 1. Oktober beim genossenschaftlichen Zentralinstitut angeheuert – und verantwortet innerhalb der Trade-Finance-Abteilung künftig den Vertrieb. Wohlgeschaffen folgt in der Rolle auf Nikolas von Pflug, der Ende Juni in Ruhestand ging.
Aus dem Nichts kommt die Verpflichtung des 59-Jährigen nicht: Die DZ Bank kooperiert schon seit Jahren mit Traxpay (das Fintech weist für 2023 übrigens einen Verlust von 5 Mio. Euro aus, die Zahl der Mitarbeiter sank um ein Fünftel auf 33), man kannte sich also aus dem täglichen Geschäft. Und Bankgeruch hat Wohlgeschaffen sowieso – vor diversen Fintech-Stationen machte er Karriere bei der HypoVereinsbank, wo er zuletzt als „Global Head of Trade Products“ firmierte.
Sämtliche Genobanken-News aus September 2025
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