von C. Kirchner, B. Neubacher und H.-R. Dohms, 31. Oktober 2025
In unserem Großbanken-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank los ist – und widmen uns auch den tendenziell im CIB-Geschäft tätigen großen Auslandsbanken.
Hier der Ticker für Oktober 2025:
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Man gewöhnt sich an alles. Also auch daran, dass man die Quartalszahlen der Deutschen Bank inzwischen regelmäßig als „exzellent“, „krass“ oder „bockstark“ beschreiben muss (je nachdem, in welcher Spracherwerbsphase sich die Finanz-Szene-Redaktion gerade befindet). Früher sorgte das größte Geldinstitut der Republik alle drei Monate für enttäuschte Gesichter. Heutzutage sendet es alle drei Monate ein Signal der Stärke. Ist halt so. Man hat sich daran gewöhnt. Und erwischt sich dabei, dass man es fast ein bisschen selbstverständlich findet. So wie der FC Bayern jede Woche gewinnt, hat die Deutsche Bank halt schon wieder 2 Mrd. Euro auf Dreimonats-Basis verdient. Wobei es (siehe unseren Live-Blog) diesmal genau genommen sogar 2,4 Mrd. Euro waren. So viel wie nie zuvor zwischen Juli und September. Mit der Folge, dass die Deutsche-Bank-Aktie um 4,4% auf 30,91 Euro zulegte. Jedenfalls: Nein, selbstverständlich ist das alles nicht! Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass man „Erfolg“ inzwischen an der Frage bemisst, ob die Deutsche Bank ihr 2025er-Ertragsziel von 32 Mrd. Euro wirklich erreicht, oder ob’s am Ende dann vielleicht doch „nur“ 31,7 Mrd. Euro werden. Denn, nur mal, um solche Zahlen ein bisschen in Perspektive zu bringen: 2021 waren’s noch rund 25 Mrd. Euro. Die Deutsche Bank hat also in nur vier Jahren (und obwohl die Effekte der Zinswende ja inzwischen nachlassen) rund 7 Mrd. Euro Erträge draufgepackt. Das ist fast schon eine andere Dimension. Oder man könnte auch sagen: Es ist krass (bzw. bockstark). Wobei – ein bisschen was rumzukritteln haben wir an den Q3-Zahlen natürlich trotzdem. Unsere Analyse: FS Premium
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Die Knof-Nummer – und warum die ING Diba einen Teil ihrer KMU-Kredite abstößt
Deutsche Bank schlägt mit 2,4 Mrd. Euro Quartalsgewinn die Erwartungen
Nach der Einstellung des Neugeschäfts bei der Baufi-Tochter DSL Bank beharrte man in den Doppeltürmen darauf, dass das Plattform-Geschäft „ein sehr wichtiger Kanal“ bleibe. Der jüngste Datenpunkt aus dem Segment zeichnet jedoch ein etwas anderes Bild. Hier entlang: FS Premium
Fast alles an diesem Treffen ist bemerkenswert. Das Treffen als solches. Der Zeitpunkt des Treffens. Der Ort des Treffens. Und natürlich die ungelenk wirkende Art, mit der Manfred Knof die Zusammenkunft mit Unicredit-Chef Andrea Orcel rückblickend zu rechtfertigen versucht (ja, man habe sich getroffen, aber nein, man habe sich nicht zu diesem Treffen verabredet). Was einem aber am wenigsten in den Kopf will: Warum hat Manfred Knof, der zum damaligem Zeitpunkt ja immer noch der amtierende Vorstandschef der Commerzbank war, seinem Aufsichtsrat nichts erzählt von alledem? Schon allein, um sich rückzuversichern. Damit es nicht hinterher so aussieht, als hätte er irgendwas zu verbergen gehabt – denn genau so sieht es jetzt ja aus. Nachdem Betriebsratschef Sascha Uebel am Wochenende auf seine manchmal etwas kettenhundige Art vorgeprescht war („Verrat am Vorstand, Verrat am Aufsichtsrat und vor allem an uns, der Belegschaft“), ließ der Aufsichtsrat wissen, den Vorgang nun auch offiziell zu untersuchen („Das Gremium lässt juristisch prüfen, ob es eine Pflichtverletzung war, dass Manfred Knof nichts davon gesagt hat“, zitiert das Handelsblatt aus Finanzkreisen. „Der Aufsichtsrat ist aus allen Wolken gefallen, als er davon hörte.“). Ob sich dem früheren Vorstandschef wirklich nachweisen lässt, dass er gegen seinen Vertrag oder gar gegen das Gesetz verstoßen hat, wird sich zeigen. Doch schon jetzt steht fest: In der allgemeinen „Wir gegen die“-Stimmung, welche die Commerzbank seit dem Einstieg der Unicredit erfasst hat, gehört Manfred Knof jetzt unmissverständlich zur Fraktion „die“.
Commerzbank: Knof traf sich heimlich mit Orcel – Betriebsrat sieht „Verrat“
Der Freitags-Crash war übertrieben – trotzdem steigt bei Bankaktien die Nervosität
Ist die Commerzbank eigentlich immer noch zu teuer? Also nach dem Geschmack von Andrea Orcel (und auf dessen Geschmack kommt es ja letzten Endes an)? Die Aktie notiert bekanntlich nur noch bei rund 30 Euro. Ein Fünftel niedriger als noch im August. Da könnte doch jetzt eigentlich … Aber lassen wir das Spekulieren. Und halten uns an die Fakten: Als erste europäische Großbank legt die Unicredit am 22. Oktober ihr Zahlenwerk für das dritte Quartal vor. Wobei die Zahlen als solche aus deutscher Sicht weniger spannend sind (die Analysten rechneten zuletzt mit einem Nettogewinn von 2,4 Mrd. Euro, was minimal weniger wäre als vor einem Jahr). Viel interessanter: Was gibt’s Neues zum Commerzbank-Stake? Welche Kosten sind beim Aufbau der knapp 30%-igen Position angefallen? Was ist mit den laufenden Aufwänden (zumal die Coba-Aktie im dritten Quartal ja noch überwiegend gestiegen war)? Und gibt die Unicredit womöglich sogar Hinweise, wie sie in puncto Commerzbank weiter vorzugehen gedenkt? Auf die meisten dieser Fragen (und natürlich auch auf die Frage, wie die Hypo-Vereinsbank im dritten Quartal abgeschnitten hat), haben wir spätestens um 8.00 Uhr hoffentlich erste Antworten. Unser Live-Blog zum Nachlesen: FS Premium
„Man fragt sich, wo Santander und HSBC mit ihren deutschen Töchtern hinwollen“
Als wir exklusiv vermeldeten, dass sich die Mönchengladbacher Santander Consumer Bank in Openbank umbenennt, und das Ganze dann parallel bei Linkedin posteten (den nicht-arbeitenden Teil der Leserschaft möchte man ja auch erreichen …), da kommentierte einer unserer Follower die Nachricht lapidar: „Warum?“, womit er den Nagel auf den Kopf traf. Denn in der Tat muss man die beiden jüngsten, offenkundig eng miteinander verwobenen Grundsatzentscheidungen der Santander ja erst einmal intellektuell verarbeiten. Erst erfährt man, dass es sich beim neuen Deutschland-Chef des Instituts um den nicht nur bisherigen, sondern auch künftigen Chef der Santander-Digitaltochter Openbank handelt (er führt die beiden Positionen und sogar noch eine dritte also in Personalunion aus, siehe –> Warum die deutsche Santander jetzt auf einen Teilzeit-CEO setzt). Und dann kommt also kur darauf heraus, dass die spanische Großbank beginnend mit dem deutschen Markt partiell ihren angestammten Namen aufgibt, um stattdessen unter der Brand ihrer bisherigen Digitaltochter (also besagter Openbank) aufzutreten. Inklusive einhergehender gesellschaftsrechtlicher Adaptionen. Das muss man nicht verstehen. Aber man kann’s ja wenigstens mal versuchen! Bitte sehr: FS Premium
Wenn eine prominente Retailbank mit mehr als 4 Mio. Kunden und mehr als 50 Mrd. Euro Bilanzsumme ihren Vorstandschef wechselt und tagelang bekommt es kaum ein Medium mit (auch wir selbst berichteten eher knapp) – dann spricht das für eine gewisse journalistische Schnarchnäsigkeit. Noch viel mehr allerdings sagt es etwas über die Bank selbst aus. Denn während andere Institute, mit Verlaub, für jeden Schmarrn eine Pressemitteilung verschicken, hat es sich die in Mönchengladbach beheimatete Santander Consumer Bank nachgerade zur Passion gemacht, medial möglichst nicht vorzukommen. So datierte das letzte Interview des Vorstandsvorsitzenden, eines Mannes namens Vito Volpe, aus dem Februar 2019 (zumindest sagen das Google, ChatGPT und die einschlägigen Archive). Gegeben hatte er es allerdings nicht dem Handelsblatt, nicht der Börsen-Zeitung und auch nicht uns hier. Sondern einer Postille namens „Autohaus online“. Wobei natürlich auch die ihre Daseinsberechtigung hat. Jedenfalls: Nach menschlichem Ermessen dürfte Volpes bislang letztes Interview auch sein endgültig letztes Interview als Chef der Santander Consumer Bank gewesen sein. Wie die hiesige Tochter der gleichnamigen spanischen Großbank nämlich Mitte letzter Woche wissen ließ (wenn auch lediglich auf ihrer Website und bei Linkedin; vom Versand einer Pressemitteilung sah man freundlicherweise ab), ist Vito Volpe zum 1. Oktober als CEO abgelöst worden. Und zwar von einem hierzulande zuvor nur Kennern (uns also nicht) bekannten Mann namens Petri Nikkilä. Lesen Sie hier die Hintergründe des Wechsels, was man über die Vita des Neuen weiß – und wie es in Mönchengladbach nun weitergeht: FS Premium
ING Diba führt Sonderdividende an die niederländische Mutter ab
Erst letzten Freitag sprachen wir in unserem Wochen-Podcast über den schleichenden Autonomieverlust vieler hiesiger Auslandsbanken. Ein typisches Beispiel hierfür ist die HSBC Deutschland – wobei in deren Fall freilich nicht nur die Eigenständigkeit verloren ging, sondern manches mehr. Alles begann mit der Komplettübernahme der damals noch HSBC Trinkaus & Burkhardt genannten Bank im Jahr 2020 (bis dahin hatte die LBBW noch 19% gehalten). Es folgten: Abgang der langjährigen Deutschland-Chefin Carola von Schmettow; Degradierung des Instituts zu einer reinen Niederlassung; Abschaffung des Vorstandsgremiums; Aufgabe des Stammsitzes an der Düsseldorfer Kö zugunsten eines linksrheinischen Zweckbaus; Verkauf der Tochter Inka an den Finanzinvestor Blackfin; Verkauf des Private-Banking-Geschäfts an die BNP Paribas; Verkauf des Verwahrstellen-Geschäfts ebenfalls an BNP Paribas; Umfirmierung in „HSBC Continental Europe S.A., Germany“ (ein Name, der eigentlich schon alles sagt). Arbeiteten vor fünf Jahren noch fast 3.000 Menschen für die HSBC Deutschland, so waren es zuletzt nur noch 2.300. Beendet allerdings – ist der Rückbau damit immer noch nicht. Denn: Wie Finanz-Szene aus gut informierten Quellen erfahren hat, muss sich die verbliebene Belegschaft auf einen weiteren signifikanten Stellenabbau gefasst machen. Hier alle Details: FS Premium
Wo steht die BNP Paribas im deutschen Private Banking nach der HSBC-Übernahme?
Knapp ein Jahrzehnt nach dem Brexit-Votum begradigt die US-Investmentbank Morgan Stanley ihre Konzernstruktur in Kontinentaleuropa. Laut Informationen von Finanz-Szene wird die im Zuge des britischen EU-Austritts gegründete Frankfurter Europa-Holding auf die ebenfalls in Frankfurt ansässige Morgan Stanley Europe SE verschmolzen. Das heißt: 1.) Die operative Kerngesellschaft ist künftig zugleich die rechtliche Obergesellschaft; und 2.) Nachdem in den letzten Jahren bereits verschiedene Ländergesellschaften auf die Europe SE übertragen wurden, beherbergt die Gesellschaft jetzt das komplette EU-Geschäft von Morgan Stanley (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Polen). Abgesehen von Vereinfachungen im Berichts- und Meldewesen dürften sich die Amerikaner von der Verschmelzung der EU-Einheiten auch Kapitalersparnisse versprechen. So wies die Holding (also die Gesellschaft, die jetzt aufgegeben wird) per Ende letzten Jahres noch 6,358 Mrd. Euro an hartem Kernkapital aus – rund 170 Mio. mehr als die Morgan Stanley Europe SE.
Sämtliche Großbanken-News aus dem September 2025
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