von Bernd Neubacher und Heinz-Roger Dohms, 30. Oktober 2023
In unserem Private-Banking-Ticker fokussieren wir uns auf die klassischen Privatbanken, von Metzler bis Berenberg, von Donner & Reuschel bis M.M. Warburg
Hier unser Ticker von September und Oktober:
––––
Da ist sie also, die nächste Fintech-Pleite. Diesmal eine ziemlich prominente. Und leider auch ziemlich absehbare. Elinvar. Berliner Wealth-Tech-Spezialist. Teil des „Finleap-Ökosystems“. Die große Fintech-Wette von Goldman Sachs im deutschen Markt. Dabei sah doch anfangs alles so gut aus. Denn nicht nur die Fundings flossen (mehr als 50 Mio. Euro) – auch die Kunden kamen. M.M. Warburg. Donner & Reuschel. Fürstlich Castell’sche Bank. Die alte Garde also, die sich von Elinvar ins neue Zeitalter hieven lassen wollte. Irgendwann indes: Wurden die Pläne immer anspruchsvoller, doch irgendwie auch diffus. Von einem Pivot war die Rede, also einer Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Die Ideen sprießten. An der Execution mangelte es. Das Donner-Reuschel-Projekt verzögerte sich Jahr um Jahr. Der für die DKB gebaute Robo-Advisor wurde nach zwölf Monaten eingestampft. Beim Castell-Robo war’s dasselbe. Und M.M. Warburg suchte sich irgendwann einfach einen neuen Partner. Mangels Kunden: überschaubare Erträge. Dafür aber ein Apparat, der in Spitzenzeiten bis zu 140 Köpfe umfasste. Als die allgemeine Funding-Krise begann, war klar: Für Elinvar wird’s jetzt schwer! Ende 2022 schleifte man die Belegschaft um ein Drittel. Trotzdem schoss Goldman letztlich kein neues Geld mehr nach. Auffällig: Die Hiobsbotschaften von Berliner B2B-Fintechs häufen sich (Solaris, Finleap Connect, Element, Crosslend, Optiopay …). Und Fragen kommen auf: 1.) Wie praktikabel ist das, was in den hauptstädtischen Tech-Schmieden ersonnen wird? 2.) Inwieweit haben Goldman und Co. die Modelle, in die sie investierten, überhaupt durchstiegen? 3.) Wieso gelingt es viel schwächer gefundeten Wettbewerbern (etwa: Fincite/Frankfurt, Investify Tech/Köln, Aixigo/Aachen, Fundaccess/München …) dem Anschein nach, am Markt zu bestehen, während es Elinvar nicht gelang? Immerhin: Noch besteht Hoffnung. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter übernimmt, mit dem operativen Geschäft (und für die 70 Mitarbeiter) geht es erst einmal weiter. Wie viel Substanz in Elinvar vielleicht doch steckt – das Insolvenzverfahren wird’s zeigen.
––––––––––––––––––
Für einen kleinen Augenblick dachten wir am Freitagnachmittag, der Chef der Merkur Privatbank, Marcus Lingel, habe für fast 10 Mio. Euro Aktien seines eigenen Instituts erworben. Beim zweiten Hinsehen merkten wir: In den Insider-Meldungen stand „EUR“. Nicht „TEUR“. Lingel hat also für 19.815 Euro zugeschlagen. Wünschen wir dem guten Mann, dass er einen günstigen Broker hat.
BdB startet Kuschel-Projekt eigens für kleine und mittlere Banken
Seit Wochen geht das jetzt so. Hauck Aufhäuser Lampe bekommt weiteren Zuwachs im Private Banking. Hauck Aufhäuser Lampe erlebt einen Bewerberandrang wie seit 15 Jahren nicht mehr. Hauck Aufhäuser Lampe wird sich in den Niederlassungen in diesem Jahr personell um 30% verstärken. Eine gute Nachricht jagt die nächste. Wozu passt, dass der „Platow-Brief“ (natürlich aus bester Quelle) erfahren hat, dass Hauck Aufhäuser Lampe das Gewinnziel drastisch anhebt – was wiederum die Leserinnen und Leser der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kaum überraschen dürfte. Denn ebendort war neulich zu lesen, Hauck Aufhäuser Lampe stehe ungemein gut da und erziele eine Eigenkapitalrendite, von der Deutsche Bank und Commerzbank nicht einmal träumen. Holla die Waldfee!!! Tatsächlich ist mindestens mal erstaunlich, was für ein mediales Dauerfeuer momentan rund um die traditionsreiche Frankfurter Privatbank lodert. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man fast auf die Idee kommen, es wären das Geldhaus (bzw. seine Spin-Doktoren) selber, die andauernd die Scheite nachwerfen. Wobei: Weiß man’s überhaupt besser? Oder könnte es nicht vielleicht genau so sein? Dass sich da jemand hübsch macht? Wobei dann ja auch noch zu fragen wäre, für wen und in welcher Form, gestückelt oder komplett? Unsere Recherche: FS Premium
Vor dem Bonner Landgericht hat diese Woche der Cum-Ex-Prozess gegen den früheren Chef der Privatbank M.M. Warburg, Christian Olearius, begonnen. Ein paar Lektüre-Empfehlungen:
Sie heißen Robin Beugels oder Guido Singer. Daniel Sauerzapf oder Claudius Nowak. Thorben Schilling oder Mario Hipp. Brig Neumann oder Reinhard Krafft. Und sie alle haben zwei Gemeinsamkeiten. Nämlich, dass sie unlängst noch in Diensten der alt-ehrwürdigen Münchner Privatbank Merck Finck standen (Reinhard Krafft war sogar der CEO), das Institut aber mittlerweile verlassen haben oder kurz davor stehen. Nun ist eine gewisse Fluktuation üblich im Private Banking hierzulande. Wer gestern noch bei Warburg war, ist heute schon bei Hauck und wird morgen ganz woanders sein; man kennt die Geschichten. Das Besondere am Fall Merck Finck allerdings ist: Die Leute gehen. Aber es kommen nicht unbedingt neue. In Zahlen: Zwischen Juni 2021 und Juni 2023 fiel die Nettozahl der bei Linkedin vertretenen Merck-Finck-Beschäftigten um 8% auf 183. Und bezogen auf jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf der Karriere-Plattform dem „Finanzwesen“ zuordneten (also tendenziell eher dem operativen Bankgeschäft), lag der Rückgang sogar bei drastischen 40%. Merck Finck, einst stolzes Traditionshaus, mittlerweile aber zur Niederlassung der luxemburgischen Quintet-Gruppe degradiert, befindet sich im Abstiegskampf. Was einerseits natürlich mit den strukturellen Problemen der klassischen Privatbanken ganz grundsätzlich zu tun hat. Also mit den oftmals hohen Kosten. Der zunehmenden Regulierung. Der digitalen Konkurrenz. Allerdings – das ist beileibe noch nicht alles. Stattdessen fördert eine Reise ins Innere von Merck Finck ganz eigene Probleme zutage. Angefangen bei einer jahrelangen strategischen Irrfahrt. Bis hin zur inneren Entfremdung vieler Mitarbeiter von ihrer eigenen Bank. Unser „Deep Dive“ – bitte sehr: FS Premium
Die Liechtensteiner kommen: Alle Private-Banking-News von Juni bis August
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!