von C. Behr, B. Neubacher und H.-R. Dohms, 31. Oktober 2025
In unserem Private-Banking-Ticker fokussieren wir uns auf die klassischen Privatbanken, von Metzler bis Berenberg, von Donner & Reuschel bis M.M. Warburg
Hier unser Ticker für September und Oktober 2025:
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Die Deka boomt, anders kann man das nicht sagen. Mehr als 500 Mio. Euro Gewinn im ersten Halbjahr, rund 20 Mrd. Euro Nettozuflüsse (da konnte nicht mal Aki Reinke von der Union mithalten) – und dann wollen die Sparkassen ihren Fondsanbieter ja auch noch zur neuen Speerspitze im Abwehrkampf gegen die Neobroker machen, eine Positionierung, die ganz nebenbei mit einem erheblichen Machtzuwachs innerhalb der eigenen Gruppe einhergeht. Wobei, das ist noch nicht alles. Denn on top kommt der Triumphzug, den die Deka derzeit im Wealth Management hinlegt. Die Frankfurter hätten sich „zum heimlichen Riesen im Private Banking gemausert“, schrieb in angemessener Ehrfurcht die „Börsen-Zeitung“, als der H1-Bericht neulich nahelegte, die Assets under Management könnten die 60-Mrd.-Euro-Schwelle überschritten haben. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hielt derweil fest, dass die Deka mit solchen Summen nicht nur sparkasseninterne Wettbewerber wie die Frankfurter Bankgesellschaft oder Weberbank abhänge – sondern „in die Phalanx der Schweizer Banken UBS und Julius Bär“ gestoßen sei. Wow, wow, wow!, denkt man da. Zumal es ja erst drei Jahre her ist, dass die Deka angekündigt hatte, im hiesigen Private Banking überhaupt größer mitmischen zu wollen. Hat der Fondsspezialist der Sparkassen also tatsächlich nur 36 Monate gebraucht, um im Wealth Management auf Augenhöhe mit den Großen der Branche zu kommen? Deka, vidi, vici, sozusagen? Nein, ganz so ist es nicht. Beziehungsweise – eigentlich ist es sogar ziemlich anders. Unsere Recherche: FS Premium
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Abschreibung trübt Julius-Bär-Deutschland-Zahlen – doch das Kerngeschäft boomt!
Für ein Geldinstitut mit nicht mal 2 Mrd. Euro Bilanzsumme hat das Internationale Bankhaus Bodensee eine erstaunliche Bekanntheit erlangt. Allein der „Spiegel“ widmete der Friedrichshafener Privatbank im Laufe der Jahre gleich drei Artikel („Geschäfte mit der Not“/2014; „Wie Privatbanken in den Fußballmarkt drängen“/2018; „Die diskrete Geldmaschine vom Bodensee“/2020), wobei das aus dem Hintergrund schießende Leitmotiv natürlich immer das Gleiche war: Warum hält gerade diese übrigens zum Konzernimperium des Schrauben-Milliardärs Würth gehörende Nischenbank mit ihren Betriebsmittelkrediten den europäischen Vereinsfußball am Leben? Erstaunlicherweise ist es nun aber so, dass die Bodensee-Bank mit dem vermeintlichen Harakiri-Geschäft „Fußball“ seit Jahr und Tag solide Gewinne erwirtschaftet (sofern wir das überschlägig richtig deuten) und sogar prominente Nachahmer (Oldenburgische Landesbank) auf den Plan gerufen hat. 2024 baute das IBB ihr entsprechendes Forderungsvolumen abermals aus, nämlich um 16% auf 337 Mio. Euro, jeder vierte verliehene Euro wird inzwischen dem Segment „Sportfinanzierungen“ zugeordnet. Ein paar fulminante Eigentore hat die Spezialbank dafür an ganz anderer Stelle geschossen. Nämlich in der vermeintlich konservativen Immobilienfinanzierung. Dort erreichen die Risikokosten abstruse Höhen, das Neugeschäft wird jetzt nachgerade runtergeprügelt, auch die Bafin ist alarmiert. Hier entlang: FS Premium
Nur 30 statt 45 bp – ABN Amro schafft Verwirrung um Volumen des HAL-Deals
Nach dem Benko-Fiasko ist die Schweizer Privatbank Julius Bär offenbar in die nächste große Pleite einer hiesigen Immobiliengruppe verwickelt – mit mutmaßlich bilanziellen Auswirkungen auch auf die deutsche Tochter des Instituts. Wie das Handelsblatt (Paywall) berichtet, war Julius Bär auf Bankenseite der wichtigste Kreditgeber für das Hamburger Immobilienunternehmen Degag, das zu Jahresbeginn Insolvenz angemeldete. Julius Bär soll einem vorläufigen Gutachten des Insolvenzverwalters zufolge Forderungen von 48 Mio. Euro angemeldet haben. Zur Einordnung: Das übersteigt das Rekordergebnis von 45 Mio. Euro, das die hiesige Julius-Bär-Niederlassung im Jahr 2023 erzielt hatte.
Insgesamt soll die Privatbank laut dem Handelsblatt-Artikel mehreren Gesellschaften aus der Degag-Gruppe Kreditlinien über mehr als 100 Mio. Euro gewährt haben – auch die Deutschland-Tochter sei als Kreditgeberin aufgetreten. Bereits im Mai hatte Julius Bär Kreditrückstellungen in Höhe von 130 Mio. Schweizer Franken (rund 140 Mio. Euro) angekündigt und seinen Risikochef entlassen. Ein wesentlicher Teil der Rückstellungen dürfte dem Artikel zufolge auf die Degag-Pleite zurückgehen.
Die Signal Iduna will an der Hamburger Privatbank Donner & Reuschel festhalten, wie Vorstandschef Torsten Uhlig gegenüber dem Platow-Brief (Paywall) klargestellt hat. Auch der 32%-Anteil an der Essener National-Bank werde nicht verkauft.
„Der ABN/Hauck-Fall zeigt: Man sollte Strukturen nicht um Köpfe herum bauen“
Der Nachmittag des 7. Oktober war bereits vorgerückt, als Mitarbeiter von Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) durch eine interne Nachricht aus ihrer Arbeitsroutine gerissen wurden. Es gebe wichtige Neuigkeiten! Um 17 Uhr würden sie verkündet! Kein Wunder, dass sich nach wenigen Minuten schon dutzende Beschäftigte für das virtuelle Meeting angemeldet hatten. Und in der Tat, was der Belegschaft schließlich mitgeteilt wurde, hat es in sich. So nimmt die ABN Amro (also der neue Mutterkonzern von Hauck Aufhäuser Lampe) bei der HAL-Integration eine gravierende Kursänderung vor: Anders als bislang geplant wird die verbleibende HAL AG – die ohnehin nur noch aus dem Asset Servicing mit rund 200 Mitarbeitern bestehen sollte – nun vollständig in die ABN Amro integriert. Das Brisante hieran: Ausgerechnet die HAL AG sollte ja eigentlich der künftige Wirkungsbereich des langjährigen Hauck-Chefs Michael Bentlage werden. Was ist da los? Über einen Migrationsprozess, der ein wenig außer Kontrolle geraten zu sein scheint: FS Premium
Nach dem ABN-Amro/Hauck-Aufhäuser-Lampe-Deal ist nun also auch die zweite große M&A-Transaktion im deutschen Wealth Management in diesem Jahr abgeschlossen. Wie viele der früheren HSBC-Berater hat die BNP halten können? Was macht die Asset-Basis? Und auf welche Standorte setzen die Franzosen? Ein flotter Überblick: FS Premium
Das vielleicht Beste an der Position von Stephan Schrameier ist, dass er eigentlich nur gewinnen kann. Während der Rest der Branche von Rekordgewinn zu Rekordgewinn eilt, schlitterte M.M. Warburg – also die Hamburger Privatbank, der Schrameier seit Ende 2022 vorsteht – in den vergangenen Jahren von einer Verlegenheit in die nächste. Den Cum-Ex-Skandal glaubt das Institut zwar mittlerweile abgeschüttelt zu haben. Die GuV indessen knarzt wie eh und je, im vergangenen Jahr betrug die Aufwandsquote mal wieder adipöse 112%. Der Ausweg? Radikal restrukturieren! Das zumindest ist die Medikation, die Schrameier seiner Bank verordnet hat. Das Kapitalmarktgeschäft wird mehr oder weniger komplett abgewickelt, insgesamt stehen mehr als 150 Arbeitsplätze zur Disposition. Und als wäre all das noch nicht genug, muss auch noch das Kernbankensystem gewechselt werden, ein Manöver, das ein anderer Podcast-Gast (er hier) mal als „Herztransplantation“ beschrieben hat, „während man auf dem Laufband joggt“. Kurz gesagt: Schrameier befindet sich also gerade auf fast unmöglicher Mission. Wird das also überhaupt noch mal was mit M.M. Warburg? Und wie will der Manager das Traditionshaus positionieren in einer Zeit, in welcher der Konkurrenzdruck im Private Banking von wirklich allen Seiten (die Großbanken, die US-Banken, die Liechtensteiner, die Verbünde, die Fintechs …) zunimmt? Unser Podcast mit Warburg-Chef Stephan Schrameier, auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Warum der neue Deutschland-Chef von Julius Bär nach neun Monaten demissioniert
Im deutschen Private Banking grassiert mal wieder das Wechselfieber, zum Beispiel am Standort München, wo allein zum 1. Juli mindestens 20 Berater ihren Arbeitgeber austauschten (siehe zuletzt unser Stück –> Ein einziges Wechselkarussell – warum das Münchner Private Banking verrücktspielt). Interessanterweise tauchte eine Bank in der entsprechenden Liste allerdings nicht auf, obwohl man das durchaus hätte erwarten können – nämlich Hauck Aufhäuser Lampe. Dabei ist München, Stammsitz des einstigen Bankhauses H. Aufhäuser, eine der größten Niederlassungen der Frankfurter Privatbank. 15 Berater inklusive des Standortleiters führt das Institut derzeit auf seiner Website für den Standort München auf. Bemerkenswert: Seit der Bekanntgabe der Übernahme durch die ABN Amro im Mai letzten Jahres ist das Team nahezu komplett an Bord geblieben. Und auch sonst scheint die Privatbank, die in großen Teilen spätestens Ende 2026 in der neuen „Bethmann HAL“ aufgehen wird, ihre Beratermannschaft in dem Verkaufs- und Integrationsprozess weitestgehend zusammengehalten zu haben. Einzig in Frankfurt hat es nach Kenntnissen von Finanz-Szene eine nennenswerte Zahl an Kündigungen gegeben. Woher kommt die geringe Fluktuation? Ist in der Belegschaft die Vorfreude auf die Aufnahme in den ABN-Amro-Konzern dermaßen groß? Mag sein. Laut Recherchen von Finanz-Szene spielten aber auch handfestere Gründe eine Rolle. Hier entlang: FS Premium
Berenberg zieht Schlussstrich unter Promi-Offensive im Asset Management
Von M.M. Warburg zu Marcard, Stein & Co, also von Mutter zu Tochter, sind es nur 150 Meter, zu Fuß keine zwei Minuten. Wobei, und das sagt schon vieles, die Mutter in der zweiten Reihe sitzt, die Tochter in der ersten. Mit Blick auf die Binnenalster, am Ballindamm 36, feiner geht’s nicht, nicht einmal in Hamburg. Die hell leuchtende Fassade, wie in ein weißes Kleid gehüllt, ragt heraus aus einer Reihe moderner Geschäftshäuser mit Betonfassade. Gleich nebenan liegt der Jungfernstieg, der seinen Namen dermaleinst bekanntlich durch ein bürgerliches Ritual erhielt: Die Kaufmannsfamilien führten hier sonntags ihre unverheirateten Töchter spazieren, in der Hoffnung, eine gute Partie für sie zu finden. Jedenfalls – wenn man so will, dann ist es mit Marcard, Stein & Co gerade ähnlich! Kurz ausgeholt: Wie exklusiv berichtet (siehe hier, hier und hier), befindet sich M.M. Warburg inmitten einschneidender Umbauten. Nachdem sich die alteingesessene Hamburger Privatbank in den vergangenen Jahren bereits von ihrer Hypothekentochter sowie der Warburg Invest AG getrennt hat und zuletzt auch kleinere Beteiligungen liquidiert wurden, geht es jetzt ans Eingemachte. Weite Teile des Kapitalmarktgeschäfts sollen eingestampft, rund 150 Arbeitsplätze abgebaut werden. Übrig bleiben dürfte am Ende ein Nischenplayer mit Fokus auf Private Banking und Corporate Banking – und eigentlich (eigentlich!) würde in einen solchen Zuschnitt auch Marcard, Stein & Co ganz gut hineinpassen. Die Sache ist nur: Im Gegensatz zum Kapitalmarktgeschäft ist Marcard, Stein & Co heiß begehrt da draußen, nach Informationen von Finanz-Szene haben sich mehrere potente Player den Family-Office-Spezialisten angeguckt, darunter zwei namhafte Frankfurter Banken. Und nun? Geld oder Tochter? Unser Deep Dive in ein Geschäft, in das alle drängen – und ein Asset, auf das viele schielen. Hier entlang: FS Premium
Seit einigen Jahren schon drängen Privatbanken aus Liechtenstein und der Schweiz wieder verstärkt auf den deutschen Private-Banking-Markt – und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Jetzt hat die Luzerner Privatbank Reichmuth & Co ein Deutschland-Team formiert. Geleitet wird dieses von Michael Widmer, der mit drei weiteren Kollegen von der St. Galler Kantonalbank kommt. Die neue Einheit soll deutsche Kunden von Zürich heraus on- und offshore aus betreuen. Mit ihrer Münchener Tochtergesellschaft ist Reichmuth & Co als unabhängiger Vermögensverwalter bereits seit Anfang der 2000er-Jahre in Deutschland vertreten. Eine zweite Niederlassung hat das Unternehmen in Düsseldorf. Die Bank selbst darf aus der Schweiz den deutschen Markt nicht aktiv bearbeiten, sprich keine Kundenakquise betreiben. Denn Reichmuth & Co besitzt nach Finanz-Szene-Informationen keine „vereinfachte Freistellung“ der Bafin. Die hatte die Bank einst 2017 als erstes Schweizer Institut überhaupt erhalten, aber wieder verloren. Aus dem Umfeld der Privatbank ist allerdings zu hören, dass man sich inzwischen wieder mit der Thematik beschäftige.
Sämtliche Private-Banking-News aus Juli und August 2025
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