Sparkassen-Ticker

Sämtliche Sparkassen-News aus dem Juli und August 2024

In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund. 

Hier der Ticker für Juli und August 2024:

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Die Sparkassen, ihr Ratenkredit-Problem und der fette SKP-Deal

Das lahmende Kreditgeschäft der Sparkassen war bei uns zuletzt häufiger Thema (siehe unseren aktuellen Sparkassen-Ticker), wobei man eigentlich mal fragen müsste: Wie viel von der Flaute ist wirklich konjunkturell bedingt bzw. eine Funktion der Zinswende? Und wieviel ist strukturell verursacht, kommt also möglicherweise nie mehr wieder? In diesem Zusammenhang eine kleine Anekdote: Neulich saßen wir mit einem befreundeten Gastronomen zusammen. Der war nach eigener Aussage viele Jahre lang Kreditkunde der Hamburger Sparkasse – stellt die Finanzierung seines Betriebs aber neuerdings über einen Anbieter namens „Lightspeed Commerce“ sicher (vielleicht heißt der Anbieter auch „Lightspeed Capital“, wir sind nicht ganz sicher, weil es sich um einen privaten Plausch handelte und wir folglich keine Notizen gemacht haben). Was man dazu nun wissen muss, und der Gastronom war ziemlich erstaunt, dass wir solch komische Sachen wissen: Die aus Kanada stammende Firma „Lightspeed“ ist eigentlich ein Hersteller von Kassensystemen. In Deutschland übernahm „Lightspeed“ im Jahr 2020 das Münchner Kassensystem-Fintech „Gastrofix“, und seitdem hat sich das Unternehmen hierzulande zumindest so breit gemacht, dass auch der besagte Gastronom eines dieser Systeme benutzt. Die Folge ist nun: Anhand der vom Kassensystem festgestellten Umsätze kennen die fernen Kanadier unseren Hamburger Gastronomen inzwischen besser als der örtliche Haspa-Berater – und haben ihn auf dieser Grundlage nun auch zu ihrem Kreditkunden gemacht (den Schilderungen zufolge ging das alles ratzfatz, während parallel der Sparkassen-Berater noch eine Auskunft und noch eine Auskunft und noch eine Auskunft erbeten hätte). Die Moral von der Geschicht? Keine Ahnung. Zumindest aber illustriert der Fall, warum die Sparkassen in einem sehr artverwandten Kreditsegment (nämlich in der Konsumenten-Finanzierung) ebenfalls mächtig unter Druck stehen. Und vielleicht erklärt sich darüber auch ein dicker sektorinterner Deal, der jüngst vollzogen wurde. Bitte sehr: FS Premium

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Wie die Union, so die Deka – die Vertrieb-Imperien schlagen zurück

Fonds-Flaute? Immofonds-Desaster? War da was? Ähem, ja, natürlich war da was (siehe unsere entsprechenden Stücke hier und hier). Die Sache ist nur: Der Union Investment und der Deka scheint das ziemlich wumpe zu sein. Statt sich um ihre eigenen Probleme und die der Branche zu scheren, haben die Fondsdienstleister der beiden Verbünde im ersten Halbjahr einfach ihre Vertriebsmaschinen angeworfen. Konkret: Gestern Früh hatte Union-Chef Hans-Joachim Reinke ja via „BÖZ“ bereits herausposaunt, den Nettoabsatz im ersten Halbjahr auf 11,5 Mrd. Euro verdoppelt zu haben. Ganz so viel war es bei der Deka zwar nicht. Nimmt man die drei großen Produktkategorien (Fonds, Zertifikate, Sparpläne) allerdings zusammen, dann steht der Sparkassen-Fondsanbieter seinem genossenschaftliche Pendant kaum nach – wobei immer wieder erstaunt, wie die Deka den Absatz in einzelnen Bereichen fast nach Belieben hoch- und runterreguliert. Bleibt als piesackende Frage nur noch: Was macht eigentlich die Risikovorsorge? Bitte sehr: FS Premium

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„Mit freundlichen Grüßen, Arno Walter“ – erreicht Phishing eine neue Qualität?

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Baufi-Flaute setzt Ost-Sparkassen besonders stark zu

Die anhaltende Flaute im Kreditgeschäft der Sparkassen (siehe unser aktueller Sparkassen-Ticker) trifft viele ostdeutsche Institute offenbar in besonderem Maße. Wie aus Daten des dortigen Regionalverbands hervorgeht, haben die Sparkassen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ihr Neugeschäft in der Wohnbaufinanzierung von Januar bis Juni gerade mal um 3% steigern können – nachdem das Geschäft im H1/23 (also im Vergleichszeitraum) branchenweit eingekracht war. Zur Einordnung: Bundesweit haben die Sparkassen ihren Baufi-Absatz im ersten Halbjahr um 19% hochgefahren, andernorts ist die Erholung also deutlich kräftiger als in Ostdeutschland.

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Kurz getickert

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Exklusiv: Zurück ins „Trianon“ – Deka bricht Umzug in neue Zentrale ab

Als einem der größten Immobilien-Manager der Republik hatte man der Deka eigentlich zugetraut, dass sie den eigenen Umzug vom „Trianon“ ins „Four“ problemlos gewuppt kriegt. Und in der Tat: Wir liegen voll im Zeitplan“, frohlockte Anfang Juni die zuständige Projektmanagerin. Bis August – wenn der Mietvertrag fürs „Trianon“ ausläuft – werde der Umzug abgeschlossen sein. Also eine Punktlandung? Von wegen. Denn nun gibt es massive Probleme. Unsere exklusive Recherche: FS Premium

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Warum derzeit so viele Banken (und Sparkassen) neue Büros beziehen

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Im Einlagen-Markt gibt’s derzeit viele Gewinner – aber kaum Verlierer

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Linktipp

  • Früher Busfahrer, jetzt Volksbanker: Warum Sparkassen und Volksbanken zunehmend auf Quereinsteiger setzen. Handelsblatt (Paywall)

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Podcast (#137): Die Sparkasse, die vieles anders macht als andere Sparkassen

Manche Sparkassen sind einfach nur Sparkassen. Nämlich in dem Sinne, dass sie sich auf ihr Brot- und Buttergeschäft vor Ort konzentrieren – und ansonsten auf den Verbund vertrauen. Wozu hat man schließlich die Finanz Informatik? Oder den Sparkassen-Verlag? Die kümmern sich ja dankenswerterweise um all die Dinge, um die man sich als Sparkasse selbst nicht kümmern kann, will oder muss – von der Kern-IT über die Sparkassen-App bis hin zu den großen Trend-Themen da draußen, sei es vor ein paar Jahren die Einführung von Apple Pay oder aktuell die Frage, wie die Finanzbranche mit generativer KI umgehen soll. Jedenfalls – und bevor es zu Missverständnissen kommt: Selbstverständlich ist auch die Sparkasse Bremen in vielfältigster Weise in die S-Finanzgruppe eingebunden. Und doch hat man bei den Bremern immer das Gefühl, dass ihnen das irgendwie nicht genug ist. Von wegen Tellerrand und so. Wenn die Sparkasse Bremen, nur mal als Beispiel, neue Vorstände sucht – dann schaut sie sich immer auch außerhalb der roten Gruppe um. Oder, anderes Beispiel: Wenn Neobroker zig Millionen Kunden gewinnen oder die ING Diba mit einer Instant-Baufinanzierung auf den Markt drängt – dann hat man bei manchen Sparkässlern den Eindruck, als würde sie das gar nichts angehen. Dagegen der Sparkasse-Bremen-Chef Tim Nesemann – berichtet glaubhaft, dass ihm solche Themen „schlaflose Nächte bereiten“. Die Frage ist: Kann eine einzelne Sparkasse gegen solche Entwicklungen ansteuern? Antwort: Zumindest die Bremer sind überzeugt, dass man das kann. Sie kooperieren mit etlichen Fintechs. Haben einen eigenen Robo-Advisor. Setzen im Kundenservice seit Jahren auf einen Chatbot. Und gaben 2016 die innenstädtische Zentrale auf, um sich als Organisation komplett neu zu erfinden, inklusive vollständig agiler Strukturen. Ist die Sparkasse Bremen besser als andere Sparkassen? Schwer zu sagen. In jedem Fall aber ist sie – anders! Darum haben wir schon lange versucht, Vorstandschef Tim Nesemann endlich mal in unseren Podcast zu bekommen. Nun hat es endlich geklappt. Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Kurz getickert

  • Die neue, methodisch bereinigte Zertifikate-Statistik des BSW belegt, was Finanz-Szene bereits im Mai exklusiv vermeldete – nämlich dass die DZ Bank der eigentliche Marktführer bei Derivaten ist. Die Genossen kommen demnach per Ende Juni auf ein Volumen von 30,5 Mrd. Euro (=29% Marktanteil), gefolgt von LBBW (20%) und Deka (18%).
  • Die bayrischen Sparkassen werden durch Renteneintritte in den nächsten zehn Jahren rund 10.000 Mitarbeiter verlieren – und damit jeden dritten heutigen Beschäftigten, so der regionale Sparkassen-Präsident Matthias Dießl gegenüber „Bloomberg“ (Paywall).

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Wie es im Kreditgeschäft der Sparkassen wirklich aussieht

Anders, als es die Ende letzter Woche verbreiteten Meldungen insinuieren („Kreditgeschäft zieht an“, „Trendumkehr“, „Talsohle durchschritten“, „Positiv entwickelt“), bleibt das Kreditgeschäft der Sparkassen ausgesprochen träge. Zwar stieg die Neuvergabe in der privaten Baufinanzierung im ersten Halbjahr um 19% – und damit leicht über Marktniveau – auf 21,4 Mrd. Euro an. Hinter den Zahlen aus dem H1/22 bleibt die S-Finanzgruppe damit allerdings immer noch um 48% (!) zurück. Nicht viel besser oder sogar noch schlechter sieht es laut unseren Berechnungen (die leider auf einer etwas bruchstückhaften Datenbasis beruhen) in anderen Segmenten aus:

  • Firmenkredite: 26,1 Mrd. Euro (–10% zum H1/23 bzw. –32% zum H1/22)
  • Gewerbliche Immofinanzierung: 10,9 Mrd. Euro (+5% vs. H1/23 bzw. –50% vs. H1/22)
  • Konsumentenkredite: 3,4 Mrd. Euro (+1% vs. H1/23 bzw. –36% vs. H1/22)

Alles in allem (die „Kommunalfinanzierung“ genannten In-sich-Geschäfte mit den eigenen Trägern und anderen Kleinkram lassen wir außen vor) haben die Sparkassen damit von Januar bis Juni gerade mal Kredite im Umfang von 61,8 Mrd. Euro ausgereicht, ein Plus von 2% zum Vorjahr bzw. ein Minus von 42% verglichen mit dem Vorvorjahr. Viel Tal und viel Sohle. Durchschritten ist da nix.

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Kurz getickert

  • Die Sparkasse Karlsruhe setzt nach der gescheiterten Fusion mit der Sparkasse Kraichgau auf einen Vorstandschef von außen – und zwar auf Alexander Endlich, der zurzeit noch die Geschicke der Sparkasse Hegau-Bodensee bestimmt und per Mitte 2025 ins Badische wechseln soll. Die 17-Mrd.-Euro-Verschmelzung zwischen Karlsruhe und Kraichgau war vergangene Woche geplatzt; zuvor waren Cum-Cum-Verwicklungen der Sparkasse Karlsruhe ruchbar geworden.
  • Die westfälischen Sparkassen vermelden fürs erste Halbjahr eine leichte Erholung in der Baufinanzierung (Neugeschäft +19% auf 2,6 Mrd. Euro) – müssen aber zugleich einen Einbruch im Wertpapiergeschäft eingestehen, und zwar um drei Viertel auf noch 638 Mio. Euro.

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Exklusiv: Haspa offenbart Probleme bei der Kundenzufriedenheit

Trotz hoher Investitionen in ein vermeintlich wegweisendes neue Filialkonzept steigt bei der Hamburger Sparkasse die Kundenzufriedenheit nicht etwa – sondern sie sinkt, und das offenbar signifikant. Hintergrund: Seit dem Geschäftsjahr 2020 erhebt die größte deutsche Sparkasse in jährlich vier „Befragungswellen“ den sogenannten Net Promoter Score (NPS). Dabei handelt es sich um ein anerkanntes Analyse-Verfahren, das um die Frage kreist, ob die eigenen Kunden ein Unternehmen weiterempfehlen oder dies eben nicht tun. Zwar veröffentlicht die Haspa keine absoluten NPS-Zahlen. Nachdem allerdings bereits die 2022er-Werte hinter den selbst gesteckten Erwartungen zurückblieben, offenbart der jüngst veröffentlichte 2023er-Geschäftsbericht ein nochmals „deutlich unter dem Vorjahr liegendes Niveau“. Die sinkenden NPS-Werte irritieren auch insofern, als die Haspa just in den Jahren bis 2020 insgesamt rund 30 Mio. Euro in den Umbau ihrer Zweigstellen zu sogenannten „Nachbarschafts-Filialen“ investiert hatte.

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Nach Zoff im Sparkassen-Lager – Deka-Wechsel zur DWP Bank geplatzt

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Payment-Konsolidierung in der S-Finanzgruppe

Die Sparkassen fusionieren ihre beiden verbundinternen Kartenzahlungs-Abwickler – also die in München beheimatete Bayern Card-Services (ein Joint-Venture der DKB und der bayerischen Sparkassen mit zuletzt 58 Mio. Euro Umsatz) sowie die Saarbrücker Pluscard (ein Joint Venture der S-Payment und diverser regionaler Sparkassenverbände mit zuletzt 51 Mio. Euro Umsatz). Die Details des Zusammenschlusses deuten darauf hin, dass die Fusion fein austariert wurde. So halten die DKB und die bayerischen Sparkassen zwar mit zusammen 52% die Mehrheit am „Qards“ getauften neuen Unternehmen. Sitz allerdings ist Saarbrücken, München bleibt nur der Status einer Niederlassung.

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Sparkassen investieren in Spezialisten für Künstliche Intelligenz

Die Finanz Informatik geht bei Ihrer KI-Offensive in die Vollen. Der IT-Dienstleister der Sparkassen übernimmt die Web Computing GmbH, einen auf Künstliche Intelligenz spezialisierten Münsteraner Software-Hersteller, der die Finanz Informatik aktuell bereits bei der Entwicklung des neuen „KI-Piloten der Sparkassen“ unterstützt. Web Computing wurde 2012 gegründet, hat rund 70 Mitarbeiter und scheint zumindest bis 2021 (Bilanzgewinn: 1,8 Mio. Euro) profitabel und eigenfinanziert unterwegs gewesen zu sein.

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Kurz getickert

  • Die baden-württembergischen Sparkassen machen Ernst mit ihrer Idee, ihre Kunden indirekt am Stromtrassen-Betreiber Transnet zu beteiligen. Wie berichtet (siehe hier, hier und hier), hatten die Kommunalinstitute im Ländle letztes Jahr knapp 25% an der EnBW-Tochter erworben. In einem Pilotprojekt will die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen nun an die Transnet-Beteiligung gekoppelte Sparbriefe emittieren. Glückt das Experiment, will der Sparkassenverband BaWü weitere Sparkassen für das Projekt gewinnen.
  • Laut Angaben der Finanz Informatik haben die Sparkassen die Zahl ihrer App-Nutzer im ersten Halbjahr um rund 850.000 auf jetzt mehr als 17 Mio. Nutzer ausgebaut

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Neue Groß-Sparkassen scheitern am Widerstand von Lokalpolitikern

Im öffentlich-rechtlichen Bankensektor sind dieser Tage gleich zwei geplante Groß-Fusionen geplatzt – in beiden Fällen aufgrund von Widerstand aus der Lokalpolitik. Am späten Montagabend vereitelte der Stadtrat im bayerischen Kelheim den Zusammenschluss der örtlichen Kreissparkasse (Bilanzsumme: 2,8 Mrd. Euro) mit der rund 7 Mrd. Euro schweren Sparkasse Ingolstadt Eichstätt. Was insofern überraschend kam, als der Kelheimer Kreistag nur wenige Stunden vorher für die Fusion gestimmt hatte. Laut „Donaukurier“ (Paywall) bemängelten die Stadträte unter anderem den geringeren Einfluss des Kreises Kelheim im künftigen Verwaltungsrat der geplanten „Sparkasse Mittelbayern“ und erkannten zudem „keinen Mehrwert für die Kunden“ in der Verschmelzung der beiden Institute.

In einem deutlich früheren Stadium, aber aus ähnlichen Gründen war vergangene Woche bereits das Fusionsvorhaben der Sparkassen Karlsruhe (Bilanzsumme 11,7 Mrd. Euro) und der Sparkasse Kraichgau (4,9 Mrd. Euro) gescheitert. Hier waren es laut den „Badischen Neusten Nachrichten“ (Paywall) die Bürgermeister in der Trägerversammlung, die „die Vorteilhaftigkeit eines Zusammenschlusses“ nicht sehen (bzw. nicht sehen wollen).

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Kurz getickert

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Wie es mit der Chaos-Sparkasse aus 31515 Wunstorf weitergeht

Angedeutet hatten es sich schon – jetzt ist es offiziell. Wenige Stunden, nachdem Finanz-Szene gestern Früh über die Turbulenzen bei der Sparkasse Wunstorf berichtete, hat das niedersächsische Institut zeitnahe Fusionsgespräche mit der benachbarten und ungleich größeren Sparkasse Hannover angekündigt. In einer gemeinsamen Mitteilung ist die Rede von einem „Mangel an Fachkräften“, der besonders „die Möglichkeiten von kleineren Instituten trifft, in Spezialbereichen das notwendige qualifizierte Personal zu finden“. Hintergrund der etwas verquasten Begründung: Wie berichtet, leidet die Sparkasse Wunstorf (Bilanzsumme laut DSGV-Statistik: 746 Mio. Euro) unter einem eklatanten und offenkundig auch hausgemachten Personalproblem – etliche Führungspositionen scheinen vakant zu sein, die Nachbar-Sparkasse aus Hannover (Bilanzsumme: 20,6 Mrd. Euro) muss derzeit mit eigenen Leuten aushelfen. Ein Zusammenschluss sei vor dem Hintergrund der aktuellen Lage folgerichtig, heißt es in Finanzkreisen.

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Chef weg, alle weg – niedersächsische Sparkasse versinkt im Führungschaos

Manch ein Kunde dürfte nicht schlecht gestaunt haben, wenn er in den letzten Tagen bei der Stadtsparkasse Wunstorf anrief – und am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Mitarbeiter mit „Sparkasse Hannover“. Genau so soll es sich nämlich zugetragen haben. Entnehmen wir zumindest der „Wunstorfer Auepost“. Nun könnte es sich bei all dem um eine bloße Posse handeln. Eine Verwechselungs-Posse, sozusagen. Zwischen der sechstgrößten deutschen Sparkasse einerseits (Bilanzsumme: 20,6 Mrd. Euro). Und deren Anrainer-Institut aus 31515 Wunstorf anderseits (Bilanzsumme: 746 Mio. Euro). Tatsächlich allerdings – steckt offenbar sehr viel mehr dahinter. Denn wenn nicht alles täuscht, dann versinkt die Stadtsparkasse Wunstorf gerade im Chaos. Was konkret bedeutet, dass der Vorstandschef vor dem Absprung steht, die Nachfolge seit Monaten ungeklärt scheint, andere Führungskräfte das Weite suchen und der große Nachbar, also die Sparkasse Hannover, zuletzt ihre Leute nach Wunstorf abkommandiert hat, damit bei der dortigen Stadtsparkasse überhaupt noch jemand ans Telefon geht. Was ist da los? Ein Sittengemälde aus der deutschen Sparkassen-Provinz: FS Premium

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Kurz getickert

  • Bei den baden-württembergischen Sparkassen hat sich das private Baufi-Geschäft nach dem krassen Einbruch im H1/23 (>50%) zuletzt etwas erholt. Von Januar bis Mai summierten sich die neu zugesagten Gelder auf 3,3 Mrd. Euro – verglichen mit 2,6 Mrd. Euro in den ersten fünf Monaten des Vorjahres. (BÖZ/Paywall)

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Einigung auf Jobabbau bei Payone – 170 Stellen fallen weg, Kiel macht dicht

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Taunus Sparkasse schreibt fast 50 Mio. Euro auf Immo-Finanzierungen ab

Die nicht nur in der privaten, sondern auch in der gewerblichen Immobilienfinanzierung engagierte Taunus Sparkasse hat ungewöhnlich hohe Wertberichtigungen in den entsprechenden Segmenten vorgenommen. Als „Vorsichtsmaßnahme für drohende Rückgänge bei Immobilienwerten von Kunden“ seien per Ende letzten Jahres gut 48 Mio. Euro abgeschrieben worden, teilt das in Bad Homburg ansässige Institut (dessen Namen auch mal auf einer „Bild“-Liste mit angeblichen Signa-Gläubigern auftauchte) mit. Gemessen an den rein operativen Zahlen steht die Taunus Sparkasse gleichwohl weiterhin gut da. 2023 reichte es zu einem Betriebsergebnis vor Bewertung von 86 Mio. Euro, in Relation zur DBS ein Wert von 1,10%.  PDF 

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Kurz getickert

  • Die Stadt Frankfurt und die Helaba haben sich laut „Immobilien-Zeitung“ auf einen Kaufpreis für das Grundstück an der Neuen Mainzer Straße 47-51 geeinigt (alle Hintergründe hier) – 210 Mio. Euro soll die Landesbank angeblich erhalten.
  • Bei der Deka hat sich der zuletzt schwächelnde Sparplan-Absatz stabilisiert. In den ersten fünf Monaten des Jahres seien 180.000 neue Pläne abgeschlossen worden, sagte Vorstandschef Georg Stocker bei einer Veranstaltung in Frankfurt – verglichen mit 55.000 Sparplänen zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Man sei zudem auf Kurs, das prognostizierte wirtschaftliche Ergebnis von 700 Mio. Euro im Gesamtjahr zu erreichen. Genaue Halbjahreszahlen sollen Ende August veröffentlicht werden.

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Deutscher Kreditwirtschaft drohen in Zinsklausel-Verfahren künftig Verbandsklagen

Der EuGH hat ein für hiesige Banken und Sparkassen möglicherweise weitreichendes Urteil gefällt. Das höchste EU-Gericht entschied Ende letzter Woche, dass Fälle umstrittener Zinsklauseln künftig gesammelt in einer einzigen Verbandsklage überprüft werden können – auch wenn es sich dabei um Zinsverträge unterschiedlicher Banken handelt. Für die Zulässigkeit der Klage spiele es dabei keine Rolle, wann die jeweiligen Darlehen vergeben wurden, wie die Zinsklauseln im Detail aussehen und in welchen Jurisdiktionen die Verträge abgeschlossen wurden. Hintergrund des EuGH-Urteils (C-450/22) ist ein seit 2013 auf Betreiben des spanischen Verbraucherverbands laufender Rechtsstreit in Spanien. Dabei ging es um die Frage, ob Banken einen Mindestzinssatz erheben dürfen, selbst wenn der eigentlich verabredete variable Zins einen niedrigeren Zinssatz (etwa aufgrund von Negativzinsen) nahelegen würde.

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Exklusiv: Etliche Sparkassen und Volksbanken stellen auf internes Rating-Modell um

Wer die regulatorischen Debatten eher oberflächlich verfolgt, könnte auf die Idee kommen, dass es sich bei internen Rating-Modellen (also bei Modellen, mit denen Banken ihren Kapitalbedarf individuell berechnen) tendenziell um ein Auslaufmodell handelt. Schließlich wurde der sogenannte „Internal ratings-based approach“, kurz: IRB-Ansatz, in den anderthalb Jahrzehnten, die seit der Finanzkrise vergangen sind, oft genug als Teufelszeug gebrandmarkt. Nicht nur von Bankenkritikern aller Provenienz. Sondern zumindest implizit auch von der Aufsicht. So prüfte die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht der Eurozone von 2016 an über mehrere Jahre hinweg die internen Modelle von 65 großen europäischen Banken. Dabei stellte sie im Zuge von 200 Vor-Ort-Inspektionen etwa 5.800 (!) aufsichtliche Verstöße fest, ein Drittel davon schwerwiegend. Dazu passte, dass die Europäische Bankenbehörde (EBA) ebenfalls 2016 ihr sogenanntes „IRB Repair Program“ in Angriff nahm (das heute immer noch läuft). Ebenso, dass „Basel III“ den Spielraum bei der Nutzung interner Modelle deutlich einschränken wird. Folglich verwundert auf den ersten Blick kaum, dass der private Bankenverband erst neulich eine „generelle Entwicklung“ hin zu „einfacheren Ansätzen der Eigenkapital-Berechnung“ diagnostizierte. Siehe zum Beispiel die Deutsche Pfandbriefbank, die dem sogenannten „A-IRB-Ansatz“ (das „A“ steht für „Advanced“) sogar vollends abschwören will und dafür sogar einen mutmaßlich sehr viel höheren Kapitalbedarf in Kauf nimmt (siehe –> PBB schlittert schon ins nächste Problem). Frage: Handelt es sich bei den internen Modellen also tatsächlich um ein Auslaufmodell? Antwort: Mitnichten! Schließlich hat bei Lichte betrachtet auch das gegenteilige Modell, der sogenannte „Standardansatz“, weiter seine Nachteile. Und so kommt es, dass nach Informationen von Finanz-Szene vier große Sparkassen (Köln-Bonn hat dies diese Woche via „BÖZ“ bereits publik gemacht) und sogar elf große genossenschaftlichen Primärinstitute – konträr zu dem, was die Intuition nahelegen würde – den Umstieg vom Standardansatz auf ein internes Modell vorbereiten. Lesen Sie hier, um welche Institute es sich handelt, welche Vorteile sie sich von diesem Schritt versprechen, welche Dienstleister den Wechsel begleiten und was dabei für Risiken drohen: FS Premium

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85% aller Großbank-Kunden machen Online-Banking – aber nur 77% der Sparkassen-Kunden

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Sämtliche Sparkassen-News aus dem Juni 2024

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