von B. Neubacher, H.-R. Dohms, C. Kirchner und G. Hädicke, 18. August 2025
In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund.
Hier der Ticker für Juli und August 2025:
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Es ist ein Paradigmenwechsel. So als würde im Basketball die Dreipunkte-Linie abgeschafft. Und eigentlich – eigentlich!!! – dürften sie bei Sparkassen und Volksbanken aus dem Jubeln gar nicht mehr herauskommen, jetzt, wo Bafin und Bundesbank in Aussicht stellen, dass bei Banken mit weniger als 10 Mrd. Euro Bilanzsumme (also bei grob 95% der Primärinstitute) die Risikogewichtung wegfallen könnte. Also jenes seit fast 20 Jahren gültige regulatorische Axiom, wonach für besonders riskante Aktiva auch besonders viel Eigenkapital vorgehalten werden soll. Nun ist dieses Axiom natürlich nicht per se verkehrt. Aber es ist halt komplex. Und sorgt gerade bei Sparkassen und Volksbanken für einen erheblichen Teil jenes regulatorischen Aufwands, über den sich viele Branchenvertreter tagein, tagaus echauffieren. Und jetzt (siehe unseren Scoop aus dem August): Risikogewichtung weg – wird also alles gut? Na, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Zumal die Risikogewichtung, auch wenn darüber eher selten gesprochen wird, den beiden Verbünden ja auch zahlreiche Vorteile bringt. Unsere Analyse zu den Implikationen der Bafin-Sensation: FS Premium
Alle Artikel zum Thema:
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Darf man eigentlich noch Fondsdienstleister sagen? Oder wird das der Rolle der Deka nicht mehr gerecht, jetzt, da sie den sektorinternen Machtkampf gegen die DWP Bank (und gegen manchen Sparkassen-Oberen) für sich entschieden hat und sowohl im Backend (mit modernisierter Wertpapierabwicklung) als auch am Frontend (mit eigenen „Volldepots“) neue Kompetenzen erhält? Vielleicht sollte man also künftig besser von Wertpapierhaus sprechen. Oder gleich von Powerhouse. Denn das will, soll und muss die Deka ja jetzt werden, als rote Speerspitze in der Abwehrschlacht gegen die Trade Republics dieser Welt. Jedenfalls: Im ersten Halbjahr, immerhin, haben die Frankfurter schon mal geliefert, mit einem Nettovertrieb von gut 20 Mrd. Euro – so viel wie nie zuvor auf Sechsmonats-Sicht. Dabei profitierten der Fondsabsatz (+43% auf 11,2 Mrd. Euro) und der Zertifikate-Absatz (+38% auf 9,1 Mrd. Euro) gleichermaßen. Was übrigens den willkommenen Nebeneffekt mit sich brachte, dass die vielen Zertifikate auf der Bilanz indirekt auch das Finanzergebnis befeuerten (gut ein Drittel rauf 167 Mio. Euro), mit der Folge, dass auch der Gewinn wieder in rekordverdächtige Dimensionen schoss. Alles bestens also? Nicht ganz: Denn der Preis, den die Deka für ihre expansive Politik zahlt, ist nicht gering. Hier entlang: FS Premium
Deka plus 13%, LBBW plus 9%* – werden die Kosten allmählich wieder zum Thema?
Die Sparkasse Chemnitz hat es mit ihren tapferen, aber letztlich vergeblichen Versuchen, der rechtsextremen Partei „Freie Sachsen“ das Konto zu kündigen, diese Woche bis in die „Financial Times“ und in den „Spiegel“ geschafft – Hut ab.
Die Sparkassen haben die Zahl der aktiven App-Nutzer (definiert als Kunden, die mindestens einmal im Monat die Sparkassen-App nutzen) im ersten Halbjahr um 700.000 auf nunmehr 18,6 Millionen ausgebaut. Verglichen mit den Vorjahren hat sich das Wachstumstempo damit zwar etwas verlangsamt – das vor einiger Zeit von der Finanz Informatik, also vom sektoreigenen IT-Dienstleister, ausgegebene Langfristziel von 23 Mio. App-Nutzer bis Ende 2027 ist allerdings weiterhin in Reichweite. Von den mobilen Nutzungsquoten der digitalen Konkurrenz sind die Sparkassen freilich weit entfernt. So sprach ING-Deutschland-Chef Lars Stoy dieser Tage in einem Interview von 2,75 Mio. „Mobile Primary Customers“ gemessen an 3,1 Mio. „Hausbank-Kunden“. Damit ist gemeint: Von den gut 3 Mio. Euro ING-Diba-Kunden, die neben dem Girokonto mindestens ein weiteres Produkt des Instituts haben (=Hausbank-Kunden) greifen fast 90% bevorzugt über die mobile App auf ihr Konto zu (=Mobile Primary Customers).
Fast so gut wie Revolut – Sparkassen legen erstmals wieder Neukunden-Zahlen offen
…, dass die Sparkassen-Finanzgruppe ihre Belegschaft im vergangenen Jahr um 1,7% auf gut 287.000 Beschäftigte ausgebaut hat? Während die Sparkassen selber (+1,3% auf knapp 194.000) ebenso wie die Landesbanken (+0,8% auf gut 37.000) unterdurchschnittlich wuchsen, legten Verbundorganisationen wie die Deutsche Leasing (+6% auf 3.100), der Deutsche Sparkassenverlag (+8% auf fast 2.800) oder die aufs Auslandsgeschäft spezialisierten regionalen S-Internationals (33% auf 480) teils sehr deutlich zu.
NordLB vertieft Deutsche-Leasing-Kooperation – was wird aus der eigenen Tochter?
Fusion als letzte Chance? Wie Problemkredite den Druck auf Regionalbanken erhöhen: Der Anteil an Non-Performing Loans in den Kreditbüchern steigt – ein Problem, das kleinere Sparkassen und Genossenschaftsinstitute härter trifft als die Großbanken. Denn mehr Problemkredite in den Büchern bedeuten auch höhere Anforderungen an Personal und Kapital – was häufig nur durch Konsolidierung zu erreichen ist. Wie sich die NPL-Quoten derzeit entwickeln, wie Banken darauf reagieren müssen und welche Auswirkungen das Phänomen langfristig auf die hiesige Regionalbanken-Landschaft hat, erfahren Sie hier: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Der Finanzplatz Neuss hat, gelinde gesagt, nicht mehr den allerbesten Ruf, seit Finanz-Szene im Oktober letzten Jahres aufdeckte, dass sich die dortige Volksbank Düsseldorf-Neuss in einen 100 Mio. Euro schweren Betrugsfall eines französischen Modekonzerns hatte verwickeln lassen – bevor später bekannt wurde, dass das kleine Institut auch Iran-Geschäfte betrieben und der Vorstandschef überhaupt ein kunterbuntes Vorstandschefleben geführt hatte. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Die Volksbank Düsseldorf-Neuss wurde zum Fall für die BVR-Sicherungseinrichtung – und trug damit nicht unwesentlich bei zur aktuellen Debatte um die Reformbedürftigkeit des genossenschaftlichen Bankensektors (oder wenigstens der Kontrollmechanismen). Jedenfalls: Und damit also nun zum lokalen Rivalen, der Sparkasse Neuss. Diese ist nämlich so was wie der Gegenentwurf der Volksbank Düsseldorf-Neuss. Keine unzureichend geprüften 100-Mio.-Euro-Überweisungen in die Türkei. Kein Vorstandschef, der die Welt mit Selfies vom Mallorca-Urlaub beglückt. Sondern – äh, ja was eigentlich??? Nur noch mal zur Erinnerung: In unserer „Ungleiche Schwestern“-Serie (hier nochmal Teil #1 und Teil #2 für diejenigen, die später dazugekommen sind) gehen wir bekanntlich der Frage nach, warum die Sparkassen seit der Zinswende ungleich bessere Geschäftsergebnisse erzielen als die Primärgenossenschaften. Am Beispiel der lange Zeit schläfrigen, aktuell aber krass erfolgreichen Sparkasse Neuss lässt sich es geradezu phänotypisch nachvollziehen. Bitte sehr: FS Premium
Der Deutsche Sparkassenverlag hat seine Erträge im abgelaufenen Geschäftsjahr ungewöhnlich deutlich gesteigert. Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zogen die Umsatzerlöse um ein Fünftel auf 903 Mio. Euro an. Dabei trugen alle drei operativen Sparten in vergleichbarem Ausmaß zum Erlöswachstum bei, also die S-Communications (+17% auf 314 Mio. Euro), die S-Management Services (+29% auf 267 Mio. Euro) und auch – besonders spannend, weil sich hier auch Endkundengeschäft niederschlägt – die S-Payment (+17% auf 292 Mio. Euro). Interessant: Das Umsatzplus der S-Payment wird unter anderem mit der „hohen Akzeptanz mobiler Zahlungsanwendungen“ begründet. Konkrete Zahlen für 2024 bleibt der Bericht diesbezüglich zwar schuldig. Dafür liefert er allerdings einen aktuellen Datenpunkt: Im Q1/25 haben Sparkassen-Kunden demnach mit der „Mobiles Bezahlen“-App sowie mit Apple Pay zusammen rund 7 Mrd. Euro umgesetzt – verglichen mit dem Vorjahr ein Plus von 35%, so der Bericht.
Warum eine westfälische Krisen-Sparkasse unbedingt einen Politiker als Chef will
Im Sparkassen-Lager ist einem Medienbericht zufolge ein Machtkampf zwischen der Deka auf der einen und mehreren Großsparkassen auf der anderen Seite entbrannt. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (Paywall) recherchiert hat, gibt es beim Fondsdienstleister des roten Sektors die Überlegung, in Zukunft auch „Volldepots“ anzubieten – also für die Kunden nicht mehr nur Fonds oder Zertifikate aufzubewahren, sondern auch einzelne Wertpapiere wie beispielsweise Aktien. Folgt man dem SZ-Artikel, dann lösen die Pläne auf der Primärebene zweierlei Befürchtungen aus. Die erste Sorge ist die (und das Thema ist ja nicht ganz neu), dass sich die Deka mit dem neuen „Volldepot“ in dauerhafte Konkurrenz zur DWP Bank begeben könnte, also dem gemeinsamen Wertpapierspezialisten von Sparkassen und Volksbanken. Hintergrund: Ursprünglich war vorgesehen, dass die Deka ihre Wertpapierabwicklung auf die DWP Bank überträgt. Dieses Projekt schien zwischenzeitlich zu scheitern – bevor es zuletzt hieß, die beiden Schwesterinstitute würden doch wieder miteinander sprechen. Laut „SZ“ befürchtet man bei den Sparkassen nun allerdings, dass die Deka einen endgültigen Rückzieher macht. Deshalb hätten sich zuletzt die Chefs gleich mehrerer Großsparkassen mit Briefen an Ulrich Reuter gewandet, den DSGV-Präsidenten und Chef des Deka-Verwaltungsrats. Tenor: Würden sowohl die Deka als auch die DWP im Depot-Geschäft mitmischen, drohe „die Gefahr eines ruinösen Wettbewerbs“ – mögliche Entscheidungen in diese Richtung sollten daher vertagt werden. Pikanterweise schreibt die „Süddeutsche“ indessen unter Berufung auf einen „Insider“, dass auf der Primärebene noch eine zweite Sorge kursiere. Nämlich die, dass die Deka „an die Kundenschnittstelle“ herantreten wolle, also Kunden möglicherweise an den Sparkassen vorbei ansprechen könnte. Diese Befürchtung werde allerdings im Umfeld des Deka-Verwaltungsrats laut „SZ“ als „abwegig“ zurückgewiesen. Auf Anfrage von Finanz-Szene wollte sich die Deka nicht äußern. Dem Vernehmen nach steht die Causa an diesem Donnerstag auf der Agenda des Verwaltungsrats.
Wieso attackiert die Bafin die Sparkasse Rhein Neckar Nord? Ein paar Mutmaßungen
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Dafür, dass seit dieser Woche die größte deutsche Bankengruppe (also die Sparkassen mit ihren rund 50 Mio. Kunden) und das mit Abstand größte Loyalty-Programm (also Payback mit seinen 33 Mio. Kunden) gemeinsame Sache machen – dafür verlief der Launch der Kooperation dann doch erstaunlich uneuphorisch. Zwar verschickten der Deutschen Sparkassenverlag und Payback brav ihre Pressemitteilungen; und die üblichen Verdächtigen, darunter wir hier, gaben die Kunde selbstverständlich getreu an die Endleserin und den Endleser weiter. Das große Medienecho allerdings stellte sich nicht ein, auch nicht in den sozialen Medien, wo sonst selbst bei deutlich nichtigeren Ereignissen der Lautregler hochschnellt. Kann es womöglich sein, dass die Protagonisten ganz bewusst nicht die große Welle gemacht haben? In der Tat war der Launch wohl eher ein Soft-Launch. Und zwar ein sehr, sehr softer Soft-Launch. So können Kunden ihre Payback-Punkte vorerst nur bei ersten lokalen Vorteilsprogrammen (die es auch bislang schon bei vielen Sparkassen gab) einlösen – große Payback-Partner wie Edeka, DM oder Aral sollen erst vom Herbst an nach und nach zugeschaltet werden. Bestenfalls halbgar mutet auch die Willkommensprämie für Sparkassen-Kunden an, die sich vom Start weg für das Payback-Programm registrieren wollen. So versüßt der mit der Umsetzung der Partnerschaft betraute sektoreigene Dienstleister „S-Markt & Mehrwert“ das Sign-on gerade mal mit 100 Payback-Punkten. Das entspricht einem Einkaufswert von 1 Euro, also einem halben Päckchen Butter, sofern die Butter im Angebot ist und nicht irisch sein muss. Man darf gespannt sein, ob dem sehr soften Soft-Launch noch ein ernstzunehmender Marktstart folgen wird.
Sämtliche Sparkassen-News aus Juni 2025
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