von B. Neubacher, H.-R. Dohms und G. Hädicke, 27. Juni 2025
In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund.
Hier der Ticker für Juni 2025:
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So verschieden Sparkassen und Volksbanken in mancher Hinsicht sein mögen (Rechtsform, Eigentümerstruktur, historische Prägungen) – grundsätzlich ähneln sie einander. In ihrer lokalen Ausrichtung. Aber auch, was die Geschäftsmodelle angeht. Unterschiede zeigen sich eher zwischen großen und kleinen Instituten, zwischen urbanen und ländlichen, zwischen risikofreudigen und risikoaversen. Aber nicht unbedingt entlang der Sektorengrenze. Entsprechend weichen auch die Bilanz- und Ertragsstrukturen der beiden Verbünde kaum voneinander ab. Oder zumindest war das bis vor ein paar Jahren noch so. Im Zuge der langen Niedrigzinsphase begannen sich die Geschäftsmodelle vieler VR-Banken dann allerdings zu verändern. Ein Umstand, der öffentlich kaum wahrgenommen wurde (es sei denn, es kam zu Auswüchsen wie beispielsweise in Schmalkalden), in seinen Konsequenzen aber tiefgreifend ist. Bereits im ersten Teil unserer „Ungleiche Schwestern“-Serie haben wir beleuchtet, wie sich entscheidende Kennziffern bei Sparkassen und Volksbanken in den letzten Jahren auseinander entwickelt haben. Im heutigen zweiten Teil wollen wir nun die Folgen dieser Entwicklung analysieren. Denn: Dass der Genosektor gegen Ende der Niedrigzinsphase deutlich profitabler war als die S-Finanzgruppe, bevor sich die Dinge im Zuge der Zinswende dann spektakulär ins Gegenteil verkehrten – das hat natürlich Gründe. Und denen wir nun zum ersten Mal umfassend nachgegangen sind. Hier entlang: FS Premium
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Der Sparkassen-Acquirer Payone war mal, so viel lässt sich nach den Enthüllungen der letzten Juni-Woche festhalten, ein zumindest partiell dubioser Laden. Unklar allerdings bleibt, wann genau das war. Die beiden Untersuchungsberichte, auf die sich der „Spiegel“ beruft – also zum einen der von Bafin/Mazars und zum anderen der von der Commerzbank – sollen beide aus 2021 stammen. Sind also schon vier Jahre alt. Zwei Jahre später, also 2023, hatte die Bafin schließlich genug und forderte Payone auf, das Geschäft mit den Hochrisiko-Kunden einzustellen (siehe hier). Und seitdem??? Payone teilte mit, in Zusammenarbeit mit der Aufsicht „eine Reihe von Korrekturmaßnahmen“ umgesetzt zu haben, darunter Mechanismen zur Verhinderung künftiger Geschäfte mit riskanten Klienten. Ist inzwischen also alles gut? Mag sein. Ein Finanz-Szene in Auszügen vorliegender Bericht, den PwC im Februar 2024 in Rahmen einer von der Bafin initiierten Sonderprüfung erstellt hat, zeigt allerdings, dass Payone selbst zu diesem Zeitpunkt viele Prozesse immer noch nicht im Griff hatte. Bitte sehr: FS Premium
Ausnahme für Sparkassen und Volksbanken bei EU-Abwicklungsrahmen CMDI
Die Finanz Informatik baut ihren Status als nicht nur zentraler, sondern möglichst umfassender IT-Dienstleister für die deutschen Sparkassen aus. So beziehen die Hamburger Sparkasse und die Berliner Sparkasse neuerdings auch die Software für das aufsichtliche Meldewesen von der Finanz Informatik – dem Meldewesen-Spezialisten Regnology (also was früher mal BearingPoint RegTech war) haben sie dafür den Laufpass gegeben. Für Regnology ist der Verlust der beiden Groß-Sparkassen durchaus schmerzlich, schließlich gilt die „Abacus“-Software des Frankfurter IT-Hauses als Marktstandard hierzulande und kommt bei diversen Großbanken und auch bei den Landesbanken zum Einsatz.
Dass die Haspa und die Berliner Sparkasse ihr Meldewesen samt Banksteuerung zur Finanz Informatik migrieren würden, hatte sich bereits abgezeichnet (siehe unseren „Deep Dive“ –> Geheimprojekt: Wie sich der Sparkassen-Sektor auf die EZB-Aufsicht vorbereitet). Als fix galt der Wechsel trotzdem noch nicht – schon deshalb, weil die FI bisher keine Erfahrungen mit den Anforderungen der EZB-Bankenaufsicht (unter welche die beiden Groß-Sparkassen fallen) im Meldewesen hat. Der erste Stichtag für die Großsparkassen aus Hamburg und Berlin war der 31. März 2025. Heißt konkret: Bis Ende Juni müssen sie ihre erste Eigenmittelmeldung mit den nunmehr von der FI bereitgestellten Daten bei der EZB einreichen.
Erneut hohe Abschreibungen – Sparkasse Rhein-Nahe bleibt im Krisenmodus
Als die Helaba am 9. Dezember um 18.24 Uhr den vorzeitigen Abschied ihres Chief Operating Officers Christian Rhino verkündete – da klang es, als würden die Landesbank und ihr langjähriger IT-Vorstand im Guten auseinandergehen. Einen „herausragenden Einsatz“ attestierte Verwaltungsratschef Stefan Reuß dem scheidenden Vorstand, im Pressekommuniqué war explizit von einer Trennung in „bestem gegenseitigen Einvernehmen“ die Rede. Alles sehr harmonisch. So schien es zumindest es. In Wirklichkeit allerdings, das zeigen Recherchen von Finanz-Szene – wurde Rhinos überraschender Wechsel zur Deutschen Bank von einigen Misstönen begleitet. Hier entlang: FS Premium
Die neue Haspa – wer bei Deutschlands größter Sparkasse künftig das Sagen hat
Es wirkte wie eine perfekt orchestrierte PR-Nummer. Mittels „dpa“ – sprich: mit größtmöglicher Verbreitung und ohne kritisches Hinterfragen – ventilierte die Bankenindustrie Anfang Juni eine bei PwC in Auftrag gegebene Untersuchung, wonach die Einführung des digitalen Euro die europäische Kreditwirtschaft „bis zu 30 Mrd. Euro“ kosten wird (weil beispielsweise Bezahlterminals, Geldautomaten, Karten, Online-Banking und Banking-Apps angepasst werden müssten und auch darüber hinaus ganz viel Aufwand entstehe). Das Motiv hinter der Studie: In vielen Banken und vor allem Sparkassen sieht man den digitalen Euro tendenziell skeptisch. Was erstens mit sehr grundsätzlichen Erwägungen zusammenhängt (siehe –> Die trügerische Ruhe unserer Banken im Angesicht des digitalen Euros), zweitens mit der befürchteten Konkurrenz zu Wero (–> EPI vs. EZB – das stille Ringen um die europäische Payment-Herrschaft) und drittens, in der Tat, mit der Befürchtung, die Kosten des Projekts könnten dessen Nutzen bei weitem übersteigen. Eigentlich sollte man in der Kreditwirtschaft also sehr zufrieden sein, dass PwC (welch Wunder …) mit der von den Auftraggebern erhofften großen Zahl ums Eck kam und diese große Zahl die große Runde machte. In Wirklichkeit aber – gab es laut Finanz-Szene-Informationen hinter den Kulissen reichlich Knatsch um die Veröffentlichung. Hier entlang: FS Premium
Die Frankfurter Bankgesellschaft – also der zur Helaba gehörende Private-Banking-Spezialist der Sparkassen – sieht sich mit einem schwächelnden Mittelzufluss im Wealth Management konfrontiert. Zwar hat die Holding (unter deren Dach zwei Vollbanken mit Sitz in Zürich und Frankfurt operieren) im vergangenen Jahr rund 1,3 Mrd. Euro an Neugeld akquiriert, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde, netto wohlgemerkt. Das sind durchaus achtbare 7% der Ende 2023 verwalteten Assets. Die ausschließlich aufs Wealth Management fokussierte Zürcher Einheit steuerte allerdings nur ein Viertel zu diesem Zufluss bei.
Der Löwenanteil entfiel auf die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG, und zwar konkret auf die dort angesiedelte White-Label-Vermögensverwaltung für Sparkassen (VVS). Diese verdoppelte ihren Nettozufluss auf rund 700 Mio. Euro. Im Kernsegment Wealth Management brach der Nettozufluss am Main dagegen um knapp die Hälfte auf nur noch 267 Mio. Euro ein. Kein Drama. Aber bemerkenswert. Zu den übrigen Kennzahlen: Über beide Einheiten hinweg legten die verwalteten Assets dank freundlicher Märkte um 15% auf 22,5 Mrd. Euro zu. Das Vorsteuerergebnis der Gruppe fiel derweil um 37% auf 11,4 Mio. Euro, was unter anderem mit a) Kosten für Projekte zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Gruppe, b) mit der Implementation einer neuen Organisationsstruktur und c) mit sonstigen Sondereffekten begründet wurde.
Die Sparkassen digitalisieren ihre Kunden-Beziehungen – aber eher langsam
Beim Thema Identity hat die deutsche Kreditwirtschaft in den letzten Jahren, wie so oft, wenn es um digitale Initiativen geht, keine allzu gute Figur abgegeben. Während die Deutsche Bank und weitere hiesige Player den Identitäts-Dienstleister Verimi ins Rennen schickten, investierten Volksbanken und Sparkassen bei einem konkurrierenden Startup namens Yes. Bald zeigte sich, dass Verimi zwar nicht wirklich gut performte, aber immer noch besser als Yes. Mit der Konsequenz, dass erstens Yes bei Verimi andockte und zweitens die Sparkassen peu à peu die Lust am Verimi/Yes-Projekt verloren. Bis sie irgendwann dann nicht mehr mitmachen wollten. All das muss in Erinnerung gerufen werden, um die Frühlingsgefühle einzuordnen, die der neue Digitalminister Karsten Wildberger (also der, der aus der Wirtschaft kam) dieser Tage in Teilen der hiesigen Bankenbranche und insbesondere bei den Sparkassen auslöst. Hier entlang: FS Premium
Die Hamburger Sparkasse müsste man sein. Eine faktische Großbank (von der Bilanzsumme her ist die Haspa in etwa so groß wie OLB, IKB und Metzler zusammen). Angesiedelt in einer höchst lebenswerten Metropole. Und ausgestattet mit einer durchaus ambitionierten Vergütungsstruktur. Da kann man beim Umbau des Vorstands dann auch schon mal die ganz große Kelle rausholen und sich recruitingmäßig bei der Erste Group oder der Hypo-Vereinsbank bedienen, siehe unser Exklusivstück –> Die neue Haspa – wer bei Deutschlands größter Sparkasse künftig das Sagen hat. Dagegen die Sparkasse Herford??? Nein, nichts gegen Herford!!! Auch Herford, würden wir vermuten, ist ein lebenswertes Fleckchen Erde! Und im Zweifel, auch diese These sei in den Raum gestellt, kommt aus Herford verglichen mit Hamburg sogar das bessere Pils. Recruitingtechnisch allerdings – stellte sich die Lage bei der Sparkasse Herford (Bilanzsumme: 6 Mrd. Euro) zuletzt so dar: Die beiden Alt-Vorstände wollten in den Ruhestand entschwinden. Die Idee allerdings, bei der Nachfolgesuche mit einer internen Lösung auf Nummer sicher zu gehen, scheiterte daran, dass die vermeintlich sichere Nummer (der Mann heißt Thorsten Gerhold) lieber bei der Volksbank Hohenlimburg (Bilanzsumme: 721 Mio. Euro) anheuerte, wie die „Neue Westfälische“ (Paywall) berichtet. Folge: Statt wie geplant den Vorstand von zwei auf drei Personen zu erweitern, muss bei der Sparkasse Herford jetzt erst einmal einer der beiden Alt-Vorstände die eigene Verrentung verschieben, damit das Vorstandsbüro nicht demnächst völlig verwaist ist. Klar – in dieser Zuspitzung ein Einzelfall. Und doch ist unser Eindruck, dass sich Sparkassen und Volksbanken bei der Vorstands-Rekrutierung heutzutage deutlich mehr einfallen lassen müssen als noch vor ein paar Jahren. Von denen 37 Namen, die sich in den letzten Wochen auf unserer Liste der neuen Sparkassen- und Volksbank-Vorstände angesammelt haben, wurde jeder zweite extern rekrutiert – wobei sich insbesondere der „Hohenlimburg-Move“ (Volksbank verpflichtet Sparkässler) neuerdings einer gewissen Beliebtheit erfreut. Hier die komplette Liste: FS Premium
Sämtliche Sparkassen-News aus Mai 2025
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