von B. Neubacher, C.Behr H.-R. Dohms, C. Kirchner und H. Kohlhaus, 31. Oktober 2025
In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund.
Hier der Ticker für Oktober 2025:
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Es gibt hierzulande Banken, die sind riesig – aber sie kommunizieren so gut wie nichts. Wie die Sparkasse Pforzheim Calw, mit fast 18 Mrd. Euro Bilanzsumme das fünftgrößte Kommunalinstitut überhaupt hierzulande (wenn man die Haspa als freie Sparkasse und die Fraspa als Helaba-Tochter mal außen vorlässt, sonst wär’s die Nummer sieben). Nun muss man den Pforzheimern und den Calwern – Calw ist ein 25.000-Einwohner-Städtchen im nördlichen Schwarzwald – zugutehalten, dass sie immerhin einmal im Jahr eine Bilanzpressekonferenz abhalten, meist Ende Januar. Ans Eingemachte geht’s bei diesen Veranstaltungen aber kaum. Wie hoch der Zinsüberschuss ausgefallen ist? Wie sich der Provisionsüberschuss entwickelt? Ob das Institut seine Kosten im Griff hat? Solche Themen werden in den stets seitenlangen Verlautbarungen zur Bilanz-PK gern ausgespart. Der Tenor, stattdessen: „Die Sparkasse blickt erneut auf ein sehr zufriedenstellendes Geschäftsjahr zurück.“ Und: „Es konnten Reserven in angemessener Höhe gebildet werden.“ Jedenfalls: So ist’s nun mal. Aber so soll es nicht bleiben! Darum haben wir von Finanz-Szene ein (nicht ganz unkomplexes) Bewertungsverfahren entwickelt, mit dem wir Sparkassen, Volksbanken und sonstige Regionalbanken künftig einem standardisierten Screening unterziehen wollen. Am Ende gibt’s dann immer: ein Vermögens-Rating (ausgedrückt in bis zu 100 Punkten). Ein Ertrags-Rating (ausgedrückt in bis zu 100 Punkten). Sowie ein analytisches „Override“. Wobei wir noch überlegen, ob wir das „Override“ in Anlehnung an unseren Analysten nicht einfach „Kohlhaus-Daumen“ nennen sollten, das klänge bodenständiger. Wichtig: Bei der Auswahl der Institute, die wir durchleuchten wollen, folgen wir keinem fixen Kriterien-Katalog, sie müssen also nicht besonders groß, klein, gut oder schlecht sein. Im Grunde kann es jeden treffen. Und los geht’s halt mit der Sparkasse Pforzheim Calw, auch, weil das die mit der Goldkante ist. Bitte sehr: FS Premium
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Der gewichtigere der beiden spektakulären Arbeitsprozesse, in die sich die Deka verwickelt hatte (siehe –> Von Mobbing bis Rassismus – herrschte bei der Deka ein Klima der Angst?), ist mit einer Niederlage für den Fondsanbieter zu Ende gegangen. Die im letzten Herbst gegenüber einem Top-Vertriebler ausgesprochene fristlose Kündigung wegen des Vorwurfs des Mobbings sei nichtig, entschied das Arbeitsgericht Frankfurt am Donnerstag (1 Ca 7542/24). Wer Mobbing als Kündigungsgrund anführe, müsse diesen Vorwurf substantiiert und konkret belegen, erklärte die Richterin. Das habe die Deka nicht getan. Unter anderem hielt die Richterin dem Fondsanbieter vor, er habe die internen Vorwürfe gegen den Manager nicht gründlich untersucht, bevor man diesen zu einer Stellungnahme aufforderte. Die Deka muss dem hochrangigen Ex-Mitarbeiter nun entgangene Gehälter (nebst Zinsen) nachzahlen; zudem trägt sie die Anwalts- und Gerichtskosten. Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht, Berufung möglich.
Gewinnbelastung aus dem Nichts – diese Sparkassen und Volksbanken sind betroffen
Die Deka boomt, anders kann man das nicht sagen. Mehr als 500 Mio. Euro Gewinn im ersten Halbjahr, rund 20 Mrd. Euro Nettozuflüsse (da konnte nicht mal Aki Reinke von der Union mithalten) – und dann wollen die Sparkassen ihren Fondsanbieter ja auch noch zur neuen Speerspitze im Abwehrkampf gegen die Neobroker machen, eine Positionierung, die ganz nebenbei mit einem erheblichen Machtzuwachs innerhalb der eigenen Gruppe einhergeht. Wobei, das ist noch nicht alles. Denn on top kommt der Triumphzug, den die Deka derzeit im Wealth Management hinlegt. Die Frankfurter hätten sich „zum heimlichen Riesen im Private Banking gemausert“, schrieb in angemessener Ehrfurcht die „Börsen-Zeitung“, als der H1-Bericht neulich nahelegte, die Assets under Management könnten die 60-Mrd.-Euro-Schwelle überschritten haben. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hielt derweil fest, dass die Deka mit solchen Summen nicht nur sparkasseninterne Wettbewerber wie die Frankfurter Bankgesellschaft oder Weberbank abhänge – sondern „in die Phalanx der Schweizer Banken UBS und Julius Bär“ gestoßen sei. Wow, wow, wow!, denkt man da. Zumal es ja erst drei Jahre her ist, dass die Deka angekündigt hatte, im hiesigen Private Banking überhaupt größer mitmischen zu wollen. Hat der Fondsspezialist der Sparkassen also tatsächlich nur 36 Monate gebraucht, um im Wealth Management auf Augenhöhe mit den Großen der Branche zu kommen? Deka, vidi, vici, sozusagen? Nein, ganz so ist es nicht. Beziehungsweise – eigentlich ist es sogar ziemlich anders. Unsere Recherche: FS Premium
Sparkasse Köln-Bonn muss in Uralt-Streit 57 Mio. Euro blechen – und sagt nix
Die S-Finanzgruppe reagiert zunehmend auf die Konkurrenz großer Fintechs. Erst im Sommer hatte DSGV-Präsident Ulrich Reuter die Sparkassen-Vorstände in einem Brandbrief vor Neobrokern wie Trade Republic gewarnt (siehe –> Die lawinenartigen Umwälzungen im deutschen Retail-Brokerage). Nun gehen sie bei Auslandsüberweisungen eine neuartige Kooperation mit der US-Großbank BNY Mellon ein, um preislich besser mit spezialisierten Fintechs wie Wise oder Revolut mithalten zu können. Offenbar ist die Sorge groß, dass Kunden sonst im großen Stil zu solchen Dienstleistern abwandern. Konkret sollen die Überweisungen in Nicht-EU-Länder bei Beträgen von bis zu 3.000 Euro um „bis zu“ 75% günstiger werden, schreibt „Reuters“. Bei zwei kleineren Sparkassen befinde sich das Projekt namens „Crossmo“ bereits in der Testphase. Ab Anfang Dezember sollen Kunden teilnehmender Sparkassen „Crossmo“ via App oder übers Online-Banking nutzen können, hat Axel Weiß, Head of Payments beim DSGV, jüngst angekündigt. Der Service biete feste Gebühren ohne versteckte Kosten und inklusive Währungsumrechnung, die vor jeder Zahlung angezeigt werden, wird beim DSGV geworben – offenbar in Abgrenzung zur bisherigen Praxis im Retail-Zahlungsverkehr. Zum Start sollen Überweisungen in 18 Länder ermöglicht werden, darunter die USA, Türkei, Indien, Polen und Großbritannien.
Ist ja nicht so, als würden die Sparkassen nicht auch Kosten können. Im Gegenteil: Während der Niedrigzinsphase hatte der rote Sektor seine Ausgaben sogar ausgesprochen gut im Griff. So kletterte der durchschnittliche Verwaltungsaufwand hiesiger Sparkassen zwischen 2015 und 2021 gerade mal um 0,6%. Insgesamt, wohlgemerkt. Nicht pro Jahr (die jährliche Steigerung betrug lächerliche <0,1%.) Seitdem allerdings: Kennen die Kosten kein Halten mehr. Um satte 4,3% ist der Verwaltungsaufwand zwischen 2021 und 2024 gestiegen. Pro Jahr, wohlgemerkt. Nicht insgesamt (insgesamt waren es 13,5%). Irgendwas war halt immer. Die Inflation. Die Tarifverträge. Und vielleicht auch ein bisschen Laissez-faire – was machten in Zeiten überbordender Zinserträge schon ein paar Basispunkte mehr oder weniger auf der Kostenseite? Allmählich stellt sich allerdings die Frage, wann (und wie) die Sparkassen den Kostenanstieg eigentlich wieder einhegen wollen. Wer bei den jüngsten Halbjahres-PKs so ein bisschen auf Fußnoten und Zwischentöne achtete (und an den richtigen Stellen nachhakte), der nahm mit: Nicht nur die hessischen Sparkassen – das hatten wir ja schon vermeldet – kalkulieren für dieses Jahr beim Sachaufwand mit plus 11% (!), die bayerischen tun es genauso (also ebenfalls +11%). Macht Mehrkosten von grob 2,3 Mio. Euro (Bayern) bzw. grob 2,0 Mio. Euro (Hessen) je Institut. Ohne Personalaufwand, wohlgemerkt. Von Investitionen in den Zahlungsverkehr (Wero, Instant Payments, Payback-Kooperation) ist die Rede, von Investitionen in die Digitalisierung, offenbar alles nicht ganz billig. Und was ebenfalls auffällt: Horcht man selbiger Angelegenheit bei den VR-Banken nach, wird zwar ebenfalls von steigenden Sachkosten berichtet – allerdings nicht in dieser Exorbitanz. Die bayerischen VR-Banken erwarten ein Plus von 7%, der Genoverband mit seinen 277 Mitgliedsinstituten einen Anstieg um 4%.
Immobilien-Crash – bei badischer Problem-Sparkasse explodiert die Risikovorsorge
Auf die Landesbanken und die Deka kommen bekanntlich milliardenschwere Zusatzbelastungen zu. Hintergrund ist der neue Sicherungsfonds der Sparkassen-Finanzgruppe, den die EZB-Bankenaufsicht nach der zähen Rettung der NordLB eingefordert hatte. Berechnungen von Finanz-Szene zeigen nun, wie der neue Fonds die Ergebnisse der Landesbanken (und der Deka) in diesem Jahr belastet – und in den nächsten Jahren belasten dürfte. Der Reihe nach: Bis 2032 müssen Sparkassen und Landesbanken jeweils 2,6 Mrd. Euro in den Fonds einzahlen – insgesamt also 5,2 Mrd. Euro. Ziel ist eine zusätzliche Reserve von 0,5% der Gesamtrisikoposition, damit künftige Stützungsaktionen schneller abgewickelt werden können. Für die Landesbanken und die Deka bedeutet das jährliche Zahlungen von zusammen rund 325 Mio. Euro, wovon etwa 227,5 Mio. Euro direkt auf die Ergebnisse durchschlagen. Erste Zahlen zum Jahr 2025 zeigen jetzt, wie sich die Belastungen verteilen: FS Premium
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