von Heinz-Roger Dohms, 27. Februar 2023
In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund.
Hier der Ticker für den Februar 2023:
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Es ist nicht nur ein großer Deal. Es ist auch einer, der Fragen aufwirft. Für mutmaßlich mehr als 1 Mrd. Euro will ein Konsortium rund um die baden-württembergischen Sparkassen bei Transnet BW einsteigen, einem der vier Betreiber von überregionalen Stromnetzen hierzulande. Nun entspricht das geplante Investment einerseits dem Zeitgeist. Schließlich braucht es Netzbetreiber wie Transnet BW, um ökologisch erzeugte Energie quer durch die Republik zu leiten. Andererseits: Der nötige Ausbau der Stromtrassen wird gigantische Investitionen erfordern. Und so lässt aufhorchen, dass sich 1.) der größte der vier Netzbetreiber, nämlich Tennet, erst vor wenigen Tagen unter Verweis auf seinen hohen Eigenkapitalbedarf offiziell zum Verkauf stellte. Und dass 2.) als möglicher Käufer kein privatwirtschaftliches Unternehmen genannt wird – sondern der deutsche Staat. Übertragen auf den „Transnet BW“-Deal heißt das: Ist es die Aufgabe von Sparkassen, die Energiewende zu finanzieren? Überblicken die Kommunalinstitute im Ländle, was sie da tun? Und kann das dahinterstehende Kalkül, nämlich aus der Beteiligung an Transnet BW grüne Anlagemöglichkeiten zu generieren, aufgehen? Finanz-Szene liegen nun interne Unterlagen vor, die erstmals einen Einblick gewähren, wie die Sparkassen den Deal konkret angehen wollen. Dabei zeigt sich, dass das von der Stuttgarter Sparkassen-Versicherung angeführte Konsortium viel breiter ist als bislang bekannt. Und konkrete Summen zu den erforderlichen Investitionen und den Renditechancen werden auch genannt. Hier alle Details: FS Premium
Wenn die Sparkasse zum Bürgeramt wird: Wie lassen sich Filialen in Zeiten von mobilem Banking mit Leben füllen? In einigen Städten probieren es die Sparkassen neuerdings mit kommunalen Services. Süddeutsche Zeitung
Ost-Sparkassen schreiben 1,4 Mrd. Euro ab. Doch ist das schon alles?
Nicht nur die ostdeutschen Sparkassen haben gestern 2022er-Zahlen präsentiert (siehe hier) – sondern auch die Kommunalinstitute aus Westfalen-Lippe. Diese kamen indes mit Abschreibungen auf die Eigenanlagen in Höhe von 670 Mio. Euro aus (zur Einordnung: Bei den Ost-Sparkassen waren es 1,4 Mrd. Euro). Zudem wurde betont, dass die dieser Tage beliebte Praxis, seine Anleihen zur Vermeidung von Wertverlusten ins Anlagevermögen zu übertragen, bei den eigenen Mitgliedsinstituten lediglich in geringem Umfang vorgekommen sei. Operativ machten die westfälisch-lippischen einen bemerkenswert fidelen Eindruck: Der Zinsüberschuss erhöhte sich um 7% auf 2,38 Mrd. Euro, das Provisionsergebnis um knapp 6% auf 1,07 Mio. Euro. Da zugleich der Verwaltungsaufwand gerade mal um 1,1% auf 2,10 Mrd. Euro stieg (und es offenbar auch noch ein paar sonstige betriebliche Erträge gab), schwoll das Betriebsergebnis vor Bewertung um hübsche 16% auf 1,37 Mrd. Euro an. Gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme ergab das einen Wert von 0,83%. Nicht schlecht.
Beben bei den Ost-Sparkassen: MBS schreibt mehr als 400 Mio. Euro ab
Als zweite deutsche Großsparkasse nach „Pforzheim Calw“ hat nun auch die Sparkasse Bremen ihre 2022er-Zahlen präsentiert – und weist trotz drastisch gestiegener Verwaltungskosten ein ebenso stabiles wie exzellentes Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 113 Mio. Euro aus (was 0,75% der durchschnittlichen Bilanzsumme entsprach, bilanziert wohlgemerkt nach HGB). Auch nach Bewertung fiel der Gewinn mit knapp 89 Mio. Euro (0,59% der DBS) erstaunlich robust aus. Hintergrund: Anders als etliche andere Sparkassen hierzulande investieren die Bremer kaum in Eigenanlagen. Dementsprechend mussten sie in diesem Bereich auch kaum Abschreibungen vornehmen (im Gegensatz beispielsweise zu den baden-württembergischen Sparkassen) und kamen mit einem Bewertungsergebnis von minus 24 Mio. Euro überaus glimpflich davon.
Auf der Ertragsseite profitierten die Bremer von der Zinswende, die den Zinsüberschuss um 11% auf 223 Mio. Euro anstiegen ließ; das Provisionsergebnis verbesserte sich um 2% auf knapp 78 Mio. Euro. Demgegenüber standen allgemeine Verwaltungsaufwendungen (inkl. Afa) in Höhe von 191 Mio. Euro – ein Plus von 17%. Vorstandschef Tim Nesemann begründete den Anstieg unter anderem mit hohen Investitionen, einem Einmaleffekt bei den Pensionsrückstellungen sowie damit, dass sein Institut die Belegschaft im vergangenen Jahr um netto 110 Stellen aufgestockt habe. Wie bei praktisch alle hiesigen Retailbanken ging das Baufi-Neugeschäft auch bei der Sparkasse Bremen im zweiten Halbjahr deutlich zurück. Da fast zwei Drittel des Kreditvolumens auf Firmenkunden entfielen, habe man diesen Effekt allerdings kompensieren können, so Nesemann. Alles in allem wuchs der Kreditbestand minimal auf 10,7 Mrd. Euro.
Nachdem sich die Sparkassen im Januar auf Ulrich Reuter als künftigen DSGV-Präsidenten verständigt hatten, steht nun auch fest, wer den baden-württembergischen Regionalverband vom kommenden Jahr an führen wird. Nämlich: Matthias Neth, 43 Jahre, CDU-Politiker, momentan noch Landrat des Hohenlohekreises und in dieser Funktion auch Verwaltungsratschef der dortigen Sparkasse Hohenlohekreis. Neth setzte sich bei der Wahl am Freitag gegen Helmut Riegger durch, den Landrat des Landkreises Calw, und wird Anfang 2024 die Nachfolge von Peter Schneider antreten. Der steht dem Verband seit 2006 vor.
Sparkassen im Ländle schreiben 1 Mrd. Euro auf Eigenanlagen ab
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