Aufsichts-Ticker

Alle „Aufsichts- und Regulierungs“-News aus April & Mai auf einen Blick

In unserem „Aufsichts- & Regulierungs“-Ticker verfolgen wir die alltäglichen Scharmützel zwischen der Bafin und den deutschen Banken (und Fintechs!) – und darüber hinaus berichten wir, wie sich die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Branche entwickeln. 

Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus April und Mai: 

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Mittelschwerer Stromausfall bei der Bafin

Die Bafin war am Dienstag, den 9. Mai, von einem mittelschweren Stromausfall betroffen. Ursache: Eine missratene Überprüfung der Notstromversorgung. Wirkung: Die Mitarbeiter waren zeitweise weder telefonisch noch per Mail erreichbar, und auf die IT-Systeme konnten die Beschäftigten auch nicht zugreifen. Nun können solche Sachen natürlich vorkommen. Allerdings: Ist es nicht gerade die Bafin, die bei den Banken peinlich genau darauf achtet, dass genau solche Sachen eben nicht vorkommen? Einzelne Anwendungen und Fachverfahren jedenfalls funktionierten am frühen Abend immer noch nicht wieder. Man arbeite „mit Hochdruck“ an der vollständigen Wiederherstellung der IT-Systeme, teilten die Aufseher mit.

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Kurz getickert

  • Der millionenschwere Rechtsstreit zwischen dem privaten Bankenverband und der HRE Holding geht weiter. Die HRE hat erwartungsgemäß Berufung gegen das jüngste Urteil eingelegt (siehe –> Greensill-Pleite: BdB gewinnt 75-Mio.-€-Prozess. Das Urteil jedoch birgt neuen Sprengstoff!).
  • Der EU-Rat unterstützt den Plan der Brüsseler Kommission, dass Banken ihren Kunden Echtzeit-Überweisungen künftig zu denselben Konditionen wie Standard-Überweisungen anbieten sollen (siehe zum Hintergrund zuletzt unser Stück -> Niederlage für deutsche Banken – auch EZB für Instant-Payments-Pflicht). Damit steht nur noch die Zustimmung des EU-Parlaments aus. (Mitteilung)
  • Die EZB-Bankenaufsicht will laut „Bloomberg“ (Paywall) im Zuge ihrer diesjährigen SREP-Untersuchung einen stärkeren Fokus auf die Liquiditäts-Reserven legen – und einzelnen Instituten womöglich noch in diesem Jahr strengere Auflagen machen. 
  • Der Launch des Bafin-Vergleichsportals für Konto- und sonstige Bankgebühren verzögert sich weiter. Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ (Paywall) soll die Plattform erst 2024 starten.
  • Die Bafin fordert als Konsequenz aus den Havarien von Credit Suisse und Silicon Valley Bank strengere Vorgaben für Eigenkapital und Liquidität. Dabei schwebt Präsident Mark Branson laut seinen Ausführungen bei der gestrigen Jahres-PK unter anderem eine regulatorische Mindestkapital-Unterlegung von Zinsänderungsrisiken vor.

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Linktipp

  • Eine Nummer kleiner: Warum die künftige Zentrale der Bundesbank schlanker wird als eigentlich geplant. FAZ

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Wie sich die Bafin an den deutschen Banken abarbeitet

Die Bafin hat sich im vergangenen Jahr offenbar sehr viel intensiver an der deutschen Bankenbranche abgearbeitet als bislang bekannt. So geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Tätigkeitsbericht der Behörde hervor, dass es 2022 zu insgesamt 873 aufsichtlichen „Maßnahmen” gemäß KWG in den Problemfeldern „Eigenmittel“, „Liquidität“ und „Großkreditobergrenzen“ gekommen ist – verglichen mit dem Vorjahr, als es nur 82 dieser „Maßnahmen“ gab, eine Steigerung um mehr als den Faktor 10. Mit insgesamt 521 Fällen waren die genossenschaftlichen Banken (von denen es freilich auch besonders viele gibt) am stärksten betroffen. Es folgten Sparkassen (242) und Kreditbanken (66).

Nun hinkt der direkte Vorjahresvergleich zwar insofern, als es 2021 außergewöhnlich wenige Maßnahmen waren (2020 hatte es noch 362 „Maßnahmen“ gegeben, im Jahr davor sogar 574). Erstaunlich bleibt die Zunahme allerdings trotzdem. Zumal: Vergangenes Jahr hatte die Bafin noch erklärt, die Zahl der Maßnahmen gemäß KWG korreliere „üblicherweise mit der Zahl der Sonderprüfungen, da diese eine wesentli­che Erkenntnisquelle für Mängel sind“. Ausgerechnet die Zahl der Sonderprüfungen blieb mit 115 allerdings auf dem vergleichsweise niedrigen Niveau des Vorjahres, als die Bafin in 106 Fällen einen Prüftrupp in Banken bzw. Sparkassen entsandt hatte. Zwei mutmaßliche Gründe für das wilde Ab und Auf bei der Zahl der „Maßnahmen“: 1.) Im vergangenen Jahr ließ die Bafin ihre regulatorischen Corona-Erleichterungen auslaufen. 2.) Zudem holten die Aufseher zuletzt Kapitalfestsetzungen nach, die wegen Pandemie ausgesetzt worden waren.

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Exklusiv: Bafin intensiviert nach „Depot A“-Problemen die Aufsicht

Nach den milliardenschweren Abschreibungen in den Eigenanlagen von Banken und Sparkassen nimmt die Bafin nun einige Institute enger an die Kandare. Hintergrund: Aufgeschreckt durch die „Depot A“-Verluste hatte die Finanzaufsicht vor Weihnachten kurzentschlossen eine branchenweite Ad-hoc-Umfrage zum Thema gestartet (siehe unser damaliger Scoop -> Bafin schaltet in Alarm-Modus und befragt 1.500 hiesige Banken zu Zinsrisiken). Im Mittelpunkt der Erhebung standen mögliche Drohverlust-Rückstellungen.

Mittlerweile habe “eine überschaubare Anzahl von Instituten die Notwendigkeit der Bildung einer Drohverlust-Rückstellung” gemeldet, erklärt die Bafin nun auf Anfrage. “Gerade mit Blick auf die Risiken aus dem abrupten Zinsanstieg“ würden diese Institute nun „eng begleitet”. Wie dieses enge Begleitung konkret aussieht, bleibt allerdings unklar. Theoretisch reicht die Spanne möglicher Konsequenzen von höheren Kapital-Anforderungen bis hin zum Neugeschäftsverbot oder gar zur Abberufung von Geschäftsleitern.

Eine andere Frage ist, wie wertvoll die zum Jahreswechsel erhobenen Daten rund fünf Monate später überhaupt noch sind. Schließlich sind zum einen die Zinsen weiter gestiegen, der EZB-Leitzins erst letzte Woche auf nunmehr 3,75%  (und der Zinsanstieg war ja der wesentliche Auslöser der „Depot A“-Verluste); und zum zweiten verkomplizieren die Havarie von Credit Suisse und Silicon Valley Bank sowie die jüngsten Sorgen um diverse US-Regionalbanken die Situation zusätzlich. Gut möglich, dass die Bafin längst an neuen Berechnungen zu den Folgen der Zinswende tüftelt.

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Bafin und Buba verschieben Abschaffung des Millionenkredit-Meldewesens

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Kurz getickert

  • Die EZB hat die Zinsen am Donnerstag wie erwartet um 25 Basispunkte angehoben, sprich den eigentlichen Leitzins auf 3,75% und den Einlagenzins für die Banken auf 3,25%. Damit dürfte grob gesagt das gelten, was wir gestern schon skizziert hatten, nämlich dass (vorausgesetzt, siehe oben, die Bankenkrise kommt nicht zurück) es noch ein bis zwei weitere Erhöhungen bis zum Sommer geben könnte, der aktuelle Zyklus dann aber enden sollte. Beim Tagesgeld freilich drückte ein Institut, nämlich die Renault Bank, gestern trotzdem gleich wieder aufs Tempo: 3,3% Zins, bis zu 250.000 Euro, bis zu drei Monate.

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Neubacher & Kirchner über EPI, Deutsche Bank, N26 und Provisionen

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Kurz getickert

  • Die Bafin verlangt von Banken und Sparkassen, dass sie die Steuerbescheinigungen für ihre Kunden „ab sofort spätestens bis zum 30. Juni des jeweiligen Folgejahrs ausstellen“ – eine Aufforderung, die nicht zuletzt auf die Commerzbank gemünzt sein dürfte, bei der es im vergangenen Jahr aufgrund technischer Probleme zu monatelangen Verzögerungen kam 
  • Nach heftigem Widerstand unter anderem aus Deutschland hat die EU-Kommission ihre Pläne für ein Verbot der Provisionsberatung fürs erste begraben. (Wiwo
  • Die Bafin überprüft die Abwicklungsfähigkeit deutscher Banken künftig auch mithilfe von Vor-Ort-Besuchen. Dabei will die Aufsicht mit jeweils einer Handvoll Leute anrücken – und etwa eine Woche bleiben, wie gestern verlautete. Noch in diesem Jahr soll es losgehen.
  • Nächste Cum-Ex-Razzia in Frankfurt: Diesmal hat es die hiesige Dependance der japanischen Investmentbank Nomura getroffen, deren Geschäftsräume laut Medienberichten gestern von rund 80 Steuerfahndern, Polizisten und Staatsanwälten durchsucht wurden. Das entsprechende Ermittlungsverfahren richte sich gegen 37 Beschuldigte. (HB/Paywall

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BdB gewinnt 75-Mio.-€-Prozess gegen HRE. Das Urteil jedoch birgt neuen Sprengstoff!

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Kurz getickert

  • Bafin verdonnert Landesbank Berlin zu Geldbuße von 1 Mio. Euro: Damit ahndet die Finanzaufsicht nach eigenen Angaben (siehe die Mitteilung hier) einen Vorgang, bei dem es die LBB einer unbefugten Person erlaubt habe, „ohne wesentliche Schwierigkeiten“ an Informationen heranzukommen, die den Kurs eines Finanzinstruments hätten beeinflussen können. Die DSGV-Tochter sprach am Freitag von einem „seit Jahren abgeschlossenen“ Vorkommnis und kündigte Widerspruch an.
  • Das EU-Parlament hat am Donnerstag die ab 2024 geltende „Markets in Crypto Assets”-Richtlinie (kurz: MiCA) verabschiedet – und schafft damit den ersten europaweit einheitlichen Rechtsrahmen für Finanzinstitute in dem Segment (Mitteilung).
  • Die EU-Kommission hat ihre ja schon durchgesickerten Reformpläne für die europäische Bankenabwicklung nun auch offiziell vorgestellt (siehe letzte Woche unser Stück -> „Alle Macht dem ‚Single Resolution Board‘?“ und siehe hier die Brüsseler Vorschläge im Original). Aus den hiesigen Verbünden kam gestern die erwartete Kritik. So bemängelt der BVR einen „Vorrang der Bankabwicklung vor der Einlagensicherung“, während der DSGV kritisiert, die EU-Kommission wolle „durch die Hintertür“ einen europaweiten Depositenschutz einführen. 
  • Donner & Reuschel hat Ärger mit der Bafin: Die Aufseher hätten das Traditionshaus jüngst einer Sonderprüfung unterzogen und dabei „teils erhebliche Mängel“ entdeckt, berichtet die „Wirtschaftswoche“ (Paywall). Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht demnach aber nicht das klassische „Private Banking“-Geschäft, sondern die Immobilien-Aktivitäten des Hamburger Instituts. Laut „Wiwo“ beanstanden die Prüfer unter anderem Defizite bei Darlehen an Bauträger.

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Alle Macht dem SRB? Die umstrittenen EU-Pläne für ein neues Abwicklungs-Regime

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Kurz getickert

  • Das Landgericht Bonn lässt im Cum-Ex-Skandal die Anklage gegen den früheren M.M.-Warburg-Chef Christian Olearius zu (HB/Paywall)

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BGH hebt Urteil gegen früheren Genobanker auf 

Der Fall des wegen angeblichen Insiderhandels verurteilten Fondsmanagers der Union Investment wird nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs noch einmal aufgerollt. Grund sei ein Verfahrensfehler: Die Listen über die getätigten Aktiengeschäfte seien „in der Hauptverhandlung nicht förmlich verlesen oder eingeführt“ worden. Das Frankfurter Landgericht hatte den bekannten Manager sowie einen mitangeklagten Banker Ende 2021 schuldig gesprochen, sich durch „Frontrunning“ bereichert zu haben. Der Union-Mann wurde nicht nur zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, sondern sollte auch rund 45 Mio. Euro zahlen. AFP (via Yahoo)

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Kurz getickert

  • Bei der Bafin sind im vergangenen Jahr rund 15.000 Beschwerden über Banken und sonstige Finanzinstitute eingegangen, ein Plus von 20%, wie „Reuters“ (via DLF) unter Berufung auf Daten der Behörde berichtet.

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Podcast (#103): Neubacher & Kirchner über die Lehren aus dem Bankenbeben

Und, liebe Leserinnen und Leser, was machen Ihre Glieder? Sitzt der Schreck noch drin? Weil: Jetzt, wo die Ostertage nahen, mancherorts schon Ferien sind und draußen allen Ernstes die Sonne scheint, mag man das mit dem Bankenbeben ja fast schon wieder für einen bösen Traum halten. Doch so war es nicht! Die Credit Suisse ist untergegangen. Die Deutsche Bank hat gewackelt. Alles ganz real. Und es stellen sich zwei Fragen: Ist’s wirklich schon vorüber? Und was sind die Lehren? Fest steht zumindest so viel: Die Deutsche Bank ist jetzt grosso modo ein Fünftel weniger wert als noch im Februar, als sie sich für 5 Mrd. Euro Nettogewinn und 9,4% EK-Rendite feiern ließ. Und bei der Commerzbank – ist’s nicht viel anders. Eben noch Dax-Euphorie. Jetzt die bange Frage, inwieweit ein vorschnelles Ende der Zins-Rallye die Gewinnaussichten eintrübt. Plus: Was droht jetzt in puncto Regulierung? Denn: Selbst, wenn das Beben vorüber sein sollte, werden Politik und Aufsicht ja irgendwelche Konsequenzen ziehen. Sei es beim Kapital. Sei es bei der Liquidität. Sei es in Sachen „Too big to fail“. Jede Menge Stoff also für den Monats-Podcast mit unseren Frankfurter Redakteuren Bernd Neubacher und Christian Kirchner. Und, keine Bange, jenseits des Bankenbebens war auch noch ein bisschen Zeit für 2-3 weitere Themen. Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Kurz getickert

  • Die EZB-Bankenaufsicht erhöht laut „Handelsblatt“ (Paywall) den Druck auf die NordLB, „bestehende Mängel in der Risikoüberwachung zu beheben“. Vorstandschef Jörg Frischholz freilich dürfte die Intervention (die sich ja schon angekündigt hatte, siehe unser Stück von Anfang März) durchaus gelegen kommen – schließlich liefert die EZB ihm somit Argumente, die geplante Einführung einer neuen, dem Vernehmen sehr teuren Banksteuerung gegen den Willen der Sparkassen durchzusetzen.

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Exklusiv: Deutscher Bankenbranche winkt Rückerstattung von 2,2 Mrd. Euro

Es ist Bankenkrise da draußen. In den USA sind bereits zwei Institute umgefallen; in der Schweiz wird die Credit Suisse in die UBS hineinfusioniert; und hierzulande stehen zumindest die Menschen am Finanzplatz Frankfurt immer noch unter dem Eindruck des Deutsche-Bank-Crashs am vergangenen Freitag. Und nun – sieht es so aus, als könnte die hiesige Kreditwirtschaft ausgerechnet in dieser hochsensiblen Gemengelage gewissermaßen den Jackpot knacken. Doch der Reihe nach: Schon seit Monaten wird in Berlin um gut 2 Mrd. Euro gerungen, welche die deutschen Banken zwischen 2011 und 2014 in den Restrukturierungs-Fonds eingezahlt hatten – also in jenes nationale Notfall-Vehikel, das damals überflüssig wurde, als auf europäischer Ebene die Gründung eines europaweiten Bankenabwicklungs-Fonds („Single Resolution Fund“, kurz: SRF) beschlossen wurde. Trotzdem hielten Bafin und Bundesbank das einmal eingesammelte Geld jahrelang zurück. Weil: Man weiß ja nie. Oder weniger flapsig: Man wollte gewappnet sein für den Fall, dass eine deutsche Bank in Schieflage gerät, die Mittel des im Aufbau befindlichen „Single Resolution Funds“ aber nicht ausreichen. Inzwischen allerdings: Steht der europaweite SRF kurz davor, sein Zielvolumen von 80 Mrd. Euro zu erreichen – womit die exakt 2,239 Mrd. Euro aus nationalen Fonds ausgekehrt werden können. Doch an wen? Die Banken? Oder die öffentliche Hand? Bislang schien diese Frage völlig offen. Diese Woche jedoch hat sich das Finanzministerium laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene unerwartet deutlich auf die Seite der Kreditwirtschaft geschlagen. Hier die Details: FS Premium

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Alle Meldungen zu Aufsicht und Regulierung im Februar und März

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