von Bernd Neubacher und Heinz-Roger Dohms, 30. Juni 2023
In unserem „Aufsichts- & Regulierungs“-Ticker verfolgen wir die alltäglichen Scharmützel zwischen der Bafin und den deutschen Banken (und Fintechs!) – und darüber hinaus berichten wir, wie sich die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Branche entwickeln.
Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem Juni:
––––
Digitaler Euro? Das klingt für den unbeleckten Betrachter erst einmal nach einer Münze, die im Kern aus einer Bitcoin-Trichet-Legierung besteht und letzten Endes was für Liebhaber (neudeutsch: Nerds) ist. Eine Spielerei – und also nichts, was einem als Bankerin oder Banker schlaflose Nächte bereiten müsste. Doch lässt sich das Thema wirklich so leicht abtun? FS Premium
–––––––––––––––––––
Niederlage für Neobroker: EU verbietet „Payment for Order Flow“ tatsächlich
Der finale Basel-III-Kompromiss – welche Ergebnisse schon durchgesickert sind
Der Ausschuss für Finanzstabilität hat kaum verhohlene Kritik an der Bilanzierungspraxis mancher Sparkassen und Genobanken geübt (auch wenn in dem gestern vorgestellten AFS-Jahresbericht neutral von „kleinen und mittelgroßen Banken“ die Rede ist und keine Bankengruppe explizit genannt wird). Konkret bemängelt das mit jeweils drei Vertretern von BMF, Bundesbank und Bafin besetzte Aufsichtsgremium, die Institute hätten im Verlauf des vergangenen Jahres „Teile ihrer Risikovorsorge“ aufgelöst – „vermutlich um Verluste aus dem Wertpapiergeschäft zu kompensieren“, wie es wörtlich heißt. Ein durchaus deftiger Vorwurf, schließlich sollten die beiden GuV-Positionen eigentlich getrennt voneinander behandelt werden.
Mit Blick auf das Geschäft mit Unternehmenskrediten hält der AFS der hiesigen Kreditwirtschaft unterdessen allzu große Sorglosigkeit vor: „In den Kreditportfolios der Banken sind seit Jahren Unternehmen überdurchschnittlich vertreten, die relativ hoch verschuldet sind, ebenso wie solche, deren Spielräume bei der Bedienung ihrer Verbindlichkeiten vergleichsweise knapp sind.“ Die Kredite an diese beiden Gruppen hätten Ende 2021 bereits 73% bzw. 70 % des Gesamtbestandes ausgemacht. Zu befürchten sei nun, dass es 2022 im Zuge der Zinswende zu einen weiteren Anstieg gekommen ist (konkret geht der AFS bei den Krediten an Firmen mit „knappen Spielräumen“ von einer Steigerung auf gut 80% aus). Laut AFS schätzen die deutschen Banken die Ausfallrisiken meist als gering ein – vor allem große Banken, die interne Modelle verwendeten. Indes: „Die in diesen Modellen verwendeten Zeitreihen berücksichtigen die eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten und höheren Zinsbelastungen möglicherweise nur unvollständig und könnten damit die Ausfallwahrscheinlichkeit der betroffenen Unternehmenskredite unterschätzen.“
60 Mio. € Schaden – niemand hat Schuld: Bafin entlastet DWP-Bank-Führung
Generaldirektor Stefan Walter verlässt überraschend die EZB-Bankenaufsicht
Das Basel-III-Finish: Über diese Punkte wird immer noch gestritten
Aktie minus 70%!!! Die Hintergründe des Bebens bei der Varengold Bank
Die ganze Aufregung um IFRS 9 – war sie am Ende völlig überflüssig?
Die EZB hat in ihrem Finanzstabilitäts-Bericht turnusgemäß vor Gefahren für das europäische Bankensystem gewarnt. Dabei wiesen die Notenbanker unter anderem auf eine Verknappung der Überschussliquidität hin – mit der Folge, dass Banken und Sparkassen gezwungen sein könnten, ihre Einlagenzinsen deutlicher als bislang zu erhöhen. Viel Aufmerksamkeit widmet der Bericht auch dem Markt für Gewerbeimmobilien, wo sich der Preisrutsch seit der Zinswende verschärft habe – anders als bei Wohnimmobilien, wo die Preise im Schnitt immer noch stabil seien. FAZ, EZB-Website (Original)
DKB lehnt Kunden nach digitaler Prüfung ab – und blecht nun sattes Bußgeld
Die Bafin baut ihre Bankenaufsicht um – unter anderem mit der Folge, das ihre wohl bekannteste Mitarbeiterin, die einst wegen ihrer Auseinandersetzung mit der Deutschen Bank berühmt gewordene Frauke Menke, ein neues Aufgabengebiet bekommt. Zurzeit leitet Menke noch Bafin-Abteilung „BA2“ und ist damit zuständig für einheimische Großbanken wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank. Laut Informationen von Finanz-Szene soll sich die Star-Kontrolleurin von Sommer an allerdings um die großen Auslandsbanken hierzulande kümmern – also beispielsweise um zuletzt massiv gewachsene Häuser wie die in Frankfurt ansässigen J.P. Morgan SE (Bilanzsumme: 436 Mrd. Euro), Goldman Sachs Bank Europe SE (Bilanzsumme: 240 Mrd. Euro) oder auch die UBS Europe SE (Bilanzsumme: 50 Mrd. Euro), die noch keinen Geschäftsbericht für 2022 vorgelegt hat, in den Vorjahren aber ebenfalls deutlich an Gewicht zugelegt hatte. Neben Menke sollen unseren Informationen zufolge auch zwei weitere der insgesamt acht Abteilungsleitungen rotieren. Hier alle Details: FS Premium
Alle „Aufsichts- und Regulierungs“-News aus April & Mai auf einen Blick
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!