Genosektor-Ticker

Das Sparda-Debakel – und 70 fusionierende VR-Banken: Alle Geno-News aus dem April

In unserem Genosektor-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.

Hier unser Ticker für den April 2023:

–––––

BVR will Volksbanken von der Emission von AT1-Anleihen abhalten

Der BVR ergreift nach der Reform der Einlagensicherung (siehe unsere Exklusiv-Recherche von Anfang Februar) weitere Maßnahmen, um den genossenschaftlichen Verbund vor fragwürdigen Alleingängen einzelner Mitgliedsinstitute zu schützen. Wie „Bloomberg“ (Paywall) unter Verweis auf einen S&P-Report berichtet, geht es diesmal darum, Volks- und Raiffeisenbanken von der etwaigen Emission von AT1-Anleihen abzuhalten (das sind jene eigenkapital-ähnlichen Bonds, die bei der Credit-Suisse-Pleite ausradiert wurden). Konkret habe der BVR-Verbandsrat eine Richtlinie beschlossen, in der deutlich gemacht werde, dass der Verband als Träger des genossenschaftlichen Sicherungssystems vermeiden wolle, „diskretionäre Zahlungen für AT1-Anleger zu schützen“. Sprich: Der BVR will ein Szenario verhindern, in dem klamme Genobanken erst AT1-Papiere begeben, später in Schieflage geraten – und der Verbund dann die Zeichner der Anleihen entschädigen muss.

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Im Ringen um die künftige Finanzierung des genossenschaftlichen IT-Dienstleisters Atruvia scheint sich eine Kompromisslinie herauszuschälen. Wie die „Börsen-Zeitung“ (Paywall) berichtet, soll am heutigen Freitag zunächst die geplante einmalige Verlängerung der sogenannten IT-Umlage um 60 Mio. Euro beschlossen werden – bevor für die Zeit ab 2024 eine Verdoppelung der Beiträge auf 120 Mio. Euro jährlich im Gespräch sei. Offenbar sollen diese Gelder aber vor allem in die Stärkung der Kern-IT fließen (also in „Agree 21“) – und weniger in die Entwicklung neuer digitaler Produkte.

––––––––––––––––––––

Nach Dauerverlusten: Sparda-Banken wickeln Öko-Plattform „LENA“ ab

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

––––––––––––––––––––

Schwerpunkt: Geno-Fusionen

Eine lokale Posse, die zeigt: Kleine Banken wollen (trotz Fusion) klein bleiben

Diese 70 Volks- und Raiffeisenbanken wollen in diesem Jahr fusionieren

––––––––––––––––––––

Leser-Blog

„In Ihrem Artikel über das Fusions-Verhalten kleiner Volksbanken (siehe oben) fehlt ein Aspekt, über den innerhalb des Genosektors ungern geredet wird: Die Bafin hat bei Verschmelzungen zwischen VR-Banken die Qualifikation der Vorstände im Blick. Bei kleinen Banken unterstellt man nicht automatisch, dass deren Vorstände die notwendige Qualifikation besitzen, um auch in einer größeren Bank Vorstand sein zu können – jedenfalls nicht ohne „Nachschulung“ als Generalbevollmächtigter oder Ähnliches. Bedeutet also bei Fusion zurück ins zweite Glied für 1-2 Jahre. Der informelle Maßstab der Bafin scheint in etwa zu sein: Ist die Bilanzsumme der fusionierten Bank mehr als 3-mal so groß wie die Bilanzsumme der kleineren der beiden Vorgängerbanken, dann reicht der Aufsicht die Qualifikation oft nicht.“

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Vorstand der Apobank könnte schon bald wieder komplett sein: Laut einem „FAZ“-Bericht sollen die beiden Eigengewächse Heiko Drews (derzeit für den Filialvertrieb zuständig) und Christian Wiermann (derzeit für die Gesamtbanksteuerung zuständig) als Vertriebs- bzw. Finanzvorstand in das dann fünfköpfige Führungsgremium einziehen.
  • Apobank hat ein gehöriges Problem mit ihren Eigenanlagen: Ebenfalls die „FAZ“ macht auf eine Passage im Geschäftsbericht aufmerksam, wonach die stillen Lasten im Anlagevermögen der genossenschaftlichen Klientelbank im vergangenen Jahr von nahe Null auf rund 450 Mio. Euro hochgeschossen sind. Hintergrund: Wertverluste im Anleihebestand, bei der jüngsten Bilanz-PK elegant verschwiegen. Der Vorstand setzt auf Wertaufholung.

––––––––––––––––––––

Immer mehr mittelständische Unternehmer meiden die Bankfiliale

Ausweislich einer Erhebung der KfW hat im Jahr 2021 nur noch jeder zweite Mittelständler einen Geschäftstermin in der Zweigstelle einer Bank oder Sparkasse wahrgenommen – 2017 seien es laut einer identisch angelegten Untersuchung noch zwei von drei gewesen. Auch die Frequenz ging merklich zurück, nämlich von durchschnittlich 3,92 Filialbesuchen auf nur noch 3,41 Filialbesuche (bezogen jeweils auf jene Unternehmer, die überhaupt noch in die Filiale gehen). Befragt wurden knapp 11.000 Firmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 500 Mio. Euro. Studie im Original (PDF)

––––––––––––––––––––

Mit 18 lernte sie Deutsch. Mit 45 führt sie eine der spannendsten deutschen Banken

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Beim genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia schält sich laut „Börsen-Zeitung“ (Paywall) eine Lösung heraus, wie sich die in den letzten fünf Jahren von den Primärbanken entrichtete, Ende Juni auslaufende „IT-Umlage“ ersetzen lassen könnte. Demnach sollen die Sonderbeiträge (die sich für die Ortsbanken auf 60 Mio. Euro p.a. beliefen, weitere Mittel kamen von der DZ Bank …) ab Juli zunächst einmal durch eine reguläre Preiserhöhung ersetzt werden. Wie sich Mittel für weitere anstehenden IT-Investitionen generieren lassen, solle dann ab Sommer diskutiert werden.
  • Die Evangelische Bank, mit einer Bilanzsumme von 8,6 Mrd. Euro das größte kirchliche Kreditinstitut hierzulande, hat 2022 sowohl beim Zinsüberschuss (plus 8% auf 99 Mio. Euro) als auch beim Provisionsergebnis (um grob die Hälfte auf 23 Mio. Euro gestiegen) deutlich zugelegt. Da zugleich der Verwaltungsaufwand nur moderat stieg (plus 5% auf 79 Mio. Euro) und kaum Abschreibungen zu verzeichnen waren, blieb selbst nach Bewertung noch ein Ergebnis von 44 Mio. Euro hängen – 0,51% der DBS. (BÖZ/Paywall)

––––––––––––––––––––

Wechsel der Sparda-Banken zur Atruvia – wie es jetzt weitergeht

It’s the IT, stupid. Ein paar aktuelle Beispiele gefällig? Da ist die NordLB, deren Vorstand die Anschaffung einer neuen Banksteuerung zu einer fast schicksalhaften Frage hochstilisiert. Da ist die Helaba, bei der (Stichwort: „Modernisierung“ der IT-Systeme) die Verwaltungskosten inzwischen um fast 500 Mio. Euro über dem Niveau von 2015 liegen. Dann sind da die Volksbanken, die in puncto „IT-Umlage“ auf einen regelrechten Showdown mit der Atruvia zurasen. Da ist die Apobank, die (wie am Freitag aufgezeigt) immer noch massiv unter ihrer verpatzten Core-Banking-Migration von 2020 leidet. Und selbst die FMS Wertmanagement, die doch eigentlich bis 2025 abwicklungsreif sein wollte, es aber wohl nicht sein wird, brauchte zuletzt noch mal eben eine neue IT-Plattform – Kostenpunkt, gerechnet über zwei Jahre: 22 Mio. Euro … Die Lehren? Fast schon banal: IT ist wichtig. IT ist teuer. IT ist komplex. Und so verlockend es auch sein mag, den nervigen IT-Alltag mittels großer IT-Migration endlich hinter sich zu lassen (in dieser Hinsicht ist „IT“ ja möglicherweise wie „Ehe“) – im Zweifel geht’s schief. Siehe Haspa/SAP. Siehe Helaba/SAP. Siehe Apobank/Avaloq. Und, klar: Siehe den Versuch von sieben Sparda-Banken, gemeinsam mit dem französischen IT-Konzern Sopra Steria den deutschen Core-Banking-Markt zu revolutionieren. Dass das Gemeinschafts-Projekt von Spardas und Sopra gescheitert ist, hatten wir in unserer Berichterstattung aus dem November (siehe hier) sowie von Anfang März (siehe hier) ja schon vorweggenommen. Kurz vor dem Wochenende ist das Aus nun auch offiziell besiegelt worden. Wer davon noch nichts mitbekommen hat, den verweisen wir auf unsere frei zugängliche Exklusiv-News von Freitagvormittag, siehe -> Jetzt offiziell: Sopra-Projekt gescheitert – Sparda-Banken wechseln zur Atruvia. Und den weiterführenden Fragen (Was sind die nächsten Schritte?, Welche der sieben Sparda-Banken migriert wann?, Was wird aus der TEO-App?, Was hat der ganze Schlamassel gekostet? …) widmen wir uns hier: FS Premium

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die BB Bank, mit einer Bilanzsumme von 16,6 Mrd. Euro das drittgrößte genossenschaftliche Primärinstitut hierzulande, stärkt durch eine offenbar massive Auflösung von 340f-Reserven (die dann in „340g“ umgewidmet werden) ihr Eigenkapital. Die per Ende 2021 auf 15,0% geschrumpfte Gesamtkapitalquote steigt hierdurch wieder auf 16,4%. Operativ gelang es den Karlsruhern zwar, den aggregierten Zins- und Provisionsüberschuss um 7% auf 225 Mio. Euro zu steigern und parallel den Verwaltungsaufwand um 6% auf 176 Mio. Euro zu senken. Das Delta zwischen Erträgen und Kosten (49 Mio. Euro) ist dennoch bescheiden – und auch die Steuerlast von lediglich 11 Mio. Euro (nach 14 Mio. Euro im Vorjahr) deutet auf eine überschaubare Ertragskraft hin
  • Die DZ Bank will ihre M&A-Beratung für mittelständische Unternehmen ausbauen und eröffnet zu diesem Zweck ein Büro in Stuttgart mit zunächst fünf Mitarbeitern sowie „ein paar Kollegen in unterstützenden Funktionen“, wie die Kollegen von „Bloomberg“ (Paywall) schreiben.
  • Die Apobank verkauft, wie wir im November ja schon angekündigt hatten, ihr Verwahrstellen-Geschäft. Abnehmer für den gerade mal 21 Mrd. Euro kleinen Bestand ist die DZ Bank, die ihrerseits in dem Bereich auf ein Volumen von mehr als 300 Mrd. Euro kommt. Ob Geld fließt (und wenn ja, in welche Richtung), wurde nicht kommuniziert.

––––––––––––––––––––

Ein verurteilter Bankchef – und eine geplatzte Revolution: Alle Geno-News aus dem März

Rechtehinweis

Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.

Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!

To top