von H.-R. Dohms, G. Hädicke, C. Kirchner und A. Storn, 27. April 2023
In unserem Genosektor-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.
Hier unser Ticker für den April 2023:
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Der BVR ergreift nach der Reform der Einlagensicherung (siehe unsere Exklusiv-Recherche von Anfang Februar) weitere Maßnahmen, um den genossenschaftlichen Verbund vor fragwürdigen Alleingängen einzelner Mitgliedsinstitute zu schützen. Wie „Bloomberg“ (Paywall) unter Verweis auf einen S&P-Report berichtet, geht es diesmal darum, Volks- und Raiffeisenbanken von der etwaigen Emission von AT1-Anleihen abzuhalten (das sind jene eigenkapital-ähnlichen Bonds, die bei der Credit-Suisse-Pleite ausradiert wurden). Konkret habe der BVR-Verbandsrat eine Richtlinie beschlossen, in der deutlich gemacht werde, dass der Verband als Träger des genossenschaftlichen Sicherungssystems vermeiden wolle, „diskretionäre Zahlungen für AT1-Anleger zu schützen“. Sprich: Der BVR will ein Szenario verhindern, in dem klamme Genobanken erst AT1-Papiere begeben, später in Schieflage geraten – und der Verbund dann die Zeichner der Anleihen entschädigen muss.
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Nach Dauerverlusten: Sparda-Banken wickeln Öko-Plattform „LENA“ ab
Eine lokale Posse, die zeigt: Kleine Banken wollen (trotz Fusion) klein bleiben
Diese 70 Volks- und Raiffeisenbanken wollen in diesem Jahr fusionieren
„In Ihrem Artikel über das Fusions-Verhalten kleiner Volksbanken (siehe oben) fehlt ein Aspekt, über den innerhalb des Genosektors ungern geredet wird: Die Bafin hat bei Verschmelzungen zwischen VR-Banken die Qualifikation der Vorstände im Blick. Bei kleinen Banken unterstellt man nicht automatisch, dass deren Vorstände die notwendige Qualifikation besitzen, um auch in einer größeren Bank Vorstand sein zu können – jedenfalls nicht ohne „Nachschulung“ als Generalbevollmächtigter oder Ähnliches. Bedeutet also bei Fusion zurück ins zweite Glied für 1-2 Jahre. Der informelle Maßstab der Bafin scheint in etwa zu sein: Ist die Bilanzsumme der fusionierten Bank mehr als 3-mal so groß wie die Bilanzsumme der kleineren der beiden Vorgängerbanken, dann reicht der Aufsicht die Qualifikation oft nicht.“
Ausweislich einer Erhebung der KfW hat im Jahr 2021 nur noch jeder zweite Mittelständler einen Geschäftstermin in der Zweigstelle einer Bank oder Sparkasse wahrgenommen – 2017 seien es laut einer identisch angelegten Untersuchung noch zwei von drei gewesen. Auch die Frequenz ging merklich zurück, nämlich von durchschnittlich 3,92 Filialbesuchen auf nur noch 3,41 Filialbesuche (bezogen jeweils auf jene Unternehmer, die überhaupt noch in die Filiale gehen). Befragt wurden knapp 11.000 Firmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 500 Mio. Euro. Studie im Original (PDF)
Mit 18 lernte sie Deutsch. Mit 45 führt sie eine der spannendsten deutschen Banken
It’s the IT, stupid. Ein paar aktuelle Beispiele gefällig? Da ist die NordLB, deren Vorstand die Anschaffung einer neuen Banksteuerung zu einer fast schicksalhaften Frage hochstilisiert. Da ist die Helaba, bei der (Stichwort: „Modernisierung“ der IT-Systeme) die Verwaltungskosten inzwischen um fast 500 Mio. Euro über dem Niveau von 2015 liegen. Dann sind da die Volksbanken, die in puncto „IT-Umlage“ auf einen regelrechten Showdown mit der Atruvia zurasen. Da ist die Apobank, die (wie am Freitag aufgezeigt) immer noch massiv unter ihrer verpatzten Core-Banking-Migration von 2020 leidet. Und selbst die FMS Wertmanagement, die doch eigentlich bis 2025 abwicklungsreif sein wollte, es aber wohl nicht sein wird, brauchte zuletzt noch mal eben eine neue IT-Plattform – Kostenpunkt, gerechnet über zwei Jahre: 22 Mio. Euro … Die Lehren? Fast schon banal: IT ist wichtig. IT ist teuer. IT ist komplex. Und so verlockend es auch sein mag, den nervigen IT-Alltag mittels großer IT-Migration endlich hinter sich zu lassen (in dieser Hinsicht ist „IT“ ja möglicherweise wie „Ehe“) – im Zweifel geht’s schief. Siehe Haspa/SAP. Siehe Helaba/SAP. Siehe Apobank/Avaloq. Und, klar: Siehe den Versuch von sieben Sparda-Banken, gemeinsam mit dem französischen IT-Konzern Sopra Steria den deutschen Core-Banking-Markt zu revolutionieren. Dass das Gemeinschafts-Projekt von Spardas und Sopra gescheitert ist, hatten wir in unserer Berichterstattung aus dem November (siehe hier) sowie von Anfang März (siehe hier) ja schon vorweggenommen. Kurz vor dem Wochenende ist das Aus nun auch offiziell besiegelt worden. Wer davon noch nichts mitbekommen hat, den verweisen wir auf unsere frei zugängliche Exklusiv-News von Freitagvormittag, siehe -> Jetzt offiziell: Sopra-Projekt gescheitert – Sparda-Banken wechseln zur Atruvia. Und den weiterführenden Fragen (Was sind die nächsten Schritte?, Welche der sieben Sparda-Banken migriert wann?, Was wird aus der TEO-App?, Was hat der ganze Schlamassel gekostet? …) widmen wir uns hier: FS Premium
Ein verurteilter Bankchef – und eine geplatzte Revolution: Alle Geno-News aus dem März
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