von Georgia Hädicke und Christian Kirchner, 30. Mai 2023
In unserem Genosektor-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.
Hier unser Ticker für den Mai 2023:
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Die 99.000 Kunden der Volksbank Krefeld bekamen neulich Post. Es ging um die Girocard. Und darum, dass neu ausgegebene Karten von Juli an keine Maestro-Funktion mehr haben werden. Sondern ein Co-Badge von Mastercard Debit. Was den Kunden ja eigentlich egal sein könnte. Denn im Zweifel kann die neue Girocard, was die alte auch schon konnte (im Auslands einsetzbar!). Und sogar noch ein bisschen mehr (auch online einsetzbar!). Ein kommunikativer Routinevorgang also. Sollte man meinen. Doch stattdessen: Macht sich die Volksbank Krefeld, wie es aussieht, das Leben selbst schwer. Dazu muss man wissen: Eine gewaltige technische und logistische Herausforderung ist das Maestro-Aus ja ohnehin schon (alle Hintergründe in unserem großen Themen-Dossier hier). Der Genosektor allerdings sieht in der Umstellung darüber hinaus nach Informationen von Finanz-Szene auch ein massives rechtliches Problem. Und so glaubt also die Volksbank Krefeld, die neue Girocard nur dann an ihre Kunden aushändigen zu dürfen, wenn diese explizit ihre „Zustimmung für den Erhalt der neuen Karte“ geben. Kein Einzelfall offenbar. Bei der VR Bank Main-Rhön heißt es: „Ihr Handeln ist gefragt! Bitte stimmen Sie der Ausstellung Ihrer neuen Girocard zu.“ Ähnliche Formulierungen finden sich auch bei der Sparda Hamburg, der Volksbank Filder, der Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu, der ebenfalls genossenschaftlichen Skatbank oder der Volksbank im Bergischen Land („Für den Einsatz der neuen Karte benötigen wir Ihre aktive Zustimmung“). Was ist da los? Und gehen nur einige wenige Genobanken so vor – oder der ganze Sektor? Und was ist mit den Sparkassen, was mit den privaten Banken? Hier die ganze Geschichte: FS Premium
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Die Verbreitung maximal plausibler Banken-Rankings erfährt dieser Tage eine erfreuliche Verdichtung. Nachdem Mitte Mai zunächst die hochseriöse und überhaupt nicht voreingenommene Wiener Beraterfirma Finnoconsult (ausgesprochen: Fin? No!) mitgeteilt hatte, die Sparda Baden-Württemberg sei in ihrer Liste der digitalsten deutschen Banken auf Rang 2 abgerutscht (hinter der Haspa, aber korrekterweise immer noch weit vor N26 und DKB), vermeldete letzte Woche nun die Sparda Hessen, sie habe im „World’s Best Banks Germany“-Ranking von Forbes und Statista den ersten Platz verteidigt. Können wir alles eins zu eins genau so unterschreiben.
Nur ein Jahr nach dem Zusammenschluss der „Maverick“-Volksbank aus dem thüringischen Schmalkalden mit der Raiffeisenbank Borken Nordhessen (siehe unsere Berichterstattung hier) hat das einzige Borkener Vorstandsmitglied seinen Posten verloren – und das unter eher seltsamen Umständen. So zeigen Recherchen von Finanz-Szene: Christof Wehrum (der in Borken sogar Vorstandschef gewesen war) erklärte zwar erst Anfang Mai seine Amtsniederlegung, wie aus Dokumenten des Amtsgerichts Jena hervorgeht. Aus dem Impressum war er interessanterweise allerdings schon vorher verschwunden. Ein Sprecher der VR Bank Bad Salzungen Schmalkalden wollte sich zu den Abläufen konkret nicht äußern. Er bestätigte lediglich Wehrums Abgang und erklärte, die Bank und ihr Vorstand hätten sich „in gegenseitigem Einvernehmen“ getrennt.
Nexi steigt bei Computop ein – DZ Bank im letzten Moment ausgebootet
Was die DZ Bank mit Computop wollte. Und was Nexi mit Computop will
Die genossenschaftliche Primärebene liebäugelt verstärkt mit der Vermittlung risikoreicher KMU-Kredite: Im November gab die Volksbank Hohenlohe ihre Partnerschaft mit dem britischen Kredit-Fintech Iwoca bekannt (siehe unsere Berichterstattung hier). Nun zieht die VR-Bank Niederbayern-Oberpfalz nach, wie Finanz-Szene vorab erfuhr. Mit einer „mittleren zweistelligen Anzahl von Volks- und Raiffeisenbanken“ ist Iwoca laut Deutschland-Chef Fabian Platzen zumindest mal „im Austausch“.
Das Geschäftsmodell der Briten ähnelt dem der sektoreignen VR Smart Finanz zwar insofern, als es sich ebenfalls um die Vergabe unbesicherter Gewerbekredite handelt – allerdings sind die Iwoca-Kredite für eine etwas andere Klientel vorgesehen, nämlich für sogenannten „Kleindarlehensanfragen“, die im Regelfall kleinere Beträge und kürzere Laufzeiten umfassen und auch ohne lange Geschäftshistorie ausgezahlt werden.
Solche Risiken würde eine Volksbank – zumal die eher kleineren wie Niederbayern-Oberpfalz und oder Hohenlohe mit je rund 2 Mrd. Euro Bilanzsumme – nicht unbedingt auf die eigenen Bücher nehmen, das Vermittlungsgeschäft eignet sich aber, um das Wachstum im Firmenkundengeschäft anzukurbeln. Laut Vorstand Stefan Feix verzeichnet die Volksbank bereits seit einiger Zeit „zweistellige Zuwächse im Kreditgeschäft mit gewerblichen und freiberuflichen Kundinnen“. Insbesondere die Nachfrage nach Sofort-Krediten, auch als Überbrückungskredit für nur wenige Tage, steige enorm.
Apobank und mehrere Sparda-Banken flüchten in die „Girocard light“
Die „Ohne Fusion sind wir ein Fall für die Bafin“-Kampagne der Volksbank Wickede hat bei den eigenen Mitgliedern offenkundig verfangen? Zur Erinnerung: Im Herbst hatte die Mitgliederversammlung der Verschmelzung mit der benachbarten Mendener Bank zunächst die Zustimmung verweigert. Nachdem der Vorstand die Lage des eigenen Instituts dann aber plötzlich in den dunkelsten Farben zeichnete (siehe -> Eine lokale Posse, die zeigt: Kleine Banken wollen trotz Fusion klein bleiben), haben vergangene Woche nun 99% der Mitglieder in Wickede für die Fusion votiert. Das neue Institut kommt auf eine Bilanzsumme von 620 Mio. Euro, der Zusammenschluss wird rückwirkend zum 1. Januar vollzogen.
Banken und Sparkassen opfern Marge in der privaten Baufinanzierung
Das Sparda-Debakel – und 70 fusionierende VR-Banken: Alle Geno-News aus dem April
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