von Christian Kirchner und Bernd Neubacher, 30. November 2024
In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.
Hier der Ticker für den November 2024:
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Als Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp im Zuge des Unicredit-Einstiegs verstärkte eigene M&A-Aktivitäten ankündigte, kam das wenig überraschend. Schließlich hatte die Frankfurter Großbank in den Monaten zuvor zumindest im Asset Management schon zweimal zugeschlagen. Im März mit dem Einstieg bei der Münchner Investmentgesellschaft Nixdorf Kapital. Und im Januar mit der Mehrheitsübernahme des Hamburger Sachwerte-Spezialisten Aquila Capital – über die nun ein paar interessante Details bekannt werden: FS Premium
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Wie sich die Wettquoten zugunsten der Commerzbank drehten
Deutsche Bank greift 50% des Wachstums im Zertifikate-Markt ab
Die Commerzbank ist bei ihrer Suche nach einem neuen CFO nun doch nicht intern, sondern zumindest so halb extern fündig geworden: Wie die Frankfurter Großbank gestern mitteilte, soll Carsten Schmitt, einst lange Jahre für die Coba aktiv, derzeit allerdings „Executive Vice President“ bei der Danske Bank, im kommenden Jahr auf Bettina Orlopp folgen. Die Personalie kommt insofern überraschend, als in den vergangenen Wochen der aktuelle „Head of Group Finance“ der Commerzbank, Andreas Böger, als Nachbesetzung gehandelt worden war. Dessen vermeintliche Favoriten-Position sei am Ende allerdings weniger eindeutig gewesen als nach außen hin kolportiert, hieß es gestern im Umfeld der Bank. Der Aufsichtsrat habe einstimmig Schmitt unterstützt.
Schmitt jedenfalls verfügt über ein Profil, das die Commerzbank im Abwehrkampf gegen eine Übernahme durch die Unicredit durchaus gebrauchen kann. So hat er, seit er vor drei Jahren von Frankfurt nach Kopenhagen wechselte, nicht nur internationale Erfahrung gesammelt – sondern bei der Danske Bank leitet er passenderweise den Bereich „Konzernstrategie und M&A“. Für die Commerzbank arbeitete Schmitt bereits von 1997 bis 2021, zuletzt als Bereichsvorstand des Segments Group Finance. Vorbehaltlich der Zustimmung der Bafin soll er „spätestens im Frühjahr“ die Orlopp-Nachfolge antreten.
Allzu oft kommt es ja nicht oder jedenfalls nicht mehr vor, dass sich die Deutsche Bank an einem Startup oder überhaupt an einem anderen Unternehmen beteiligt (von einer anderen Bank ganz zu schweigen). Und so hat das zunächst vom „Manager Magazin“ (Paywall) vermeldete Investment beim Heidelberger KI-Spezialisten Aleph Alpha also gestern für reichlich Aufmerksamkeit gesorgt – verbunden mit der Frage, welche Motivation hinter dem nicht ganz 10 Mio. Euro teuren, auf grob 2% veranschlagten Anteilserwerb steht.
Antwort: Zum einen sieht es so aus, dass die Deutsche Bank beim Megathema „Künstliche Intelligenz“ ganz grundsätzlich einen Fuß in der Tür haben will. So hatten sich die Frankfurter schon letztes Jahr am Berliner Startup Kodex AI beteiligt, das an einer KI-Lösung zur Analyse von Daten aus Finanzdokumenten arbeitet. Und zum anderen? Scheint die Deutsche Bank den ein oder anderen konkreten Anwendungsfall zumindest mal im Hinterkopf zu haben. So belässt sie es im aktuellen Fall nicht bei der finanziellen Beteiligung, sondern nimmt darüber hinaus an einem Gemeinschafts-Projekt von Aleph Alpha und PwC teil, bei dem es um die Validierung von Dienstleisterverträgen gemäß der neuen EU-Verordnung DORA gehen soll.
Die DWS hat eine zumindest symbolisch wichtige Schallmauer durchbrochen – nämlich die 1-Billion-Euro-Marke bei den Assets under Management. Nach Informationen von Finanz-Szene wurde die Belegschaft bereits Ende letzter Woche bei einem Townhall-Meeting über den zweifellos beachtlichen Erfolg informiert. Freilich: Das rasche Asset-Wachstum der letzten Monate (per Ende 2023 stand die DWS erst bei 896 Mrd. Euro, hat seitdem als mehr als 100 Mrd. Euro draufgepackt) ist weniger dem Vertriebserfolg als dem Kapitalmarkt-Boom geschuldet. So beliefen sich die Nettozuflüsse per Ende September auf gerade mal 17 Mrd. Euro, wobei kräftigen Zuflüssen im Passiv-Bereich (27 Mrd. Euro) sogar merkliche Abflüsse bei aktiv gemanagten Fonds (–10 Mrd. Euro) gegenüberstanden. Der weit überwiegende Anteil des AuM-Anstiegs kommt also aus Markteffekten. Wobei: Den Provisionseinnahmen, die sich in erster Linie nach der Höhe der Assets bemessen, ist es letzten Endes egal, woher sie kommen.
Commerzbank vor der Einführung von Apple Pay mittels Girocard
Der BayernLB-Gewinn kommt aus der DKB – aber woher kommt der DKB-Gewinn?
Wie lange können sich Deka, Union und DWS den Problem-Trends der Fondsbranche entziehen?
Die digitalen Player betonen gern, dass sie ihre Neukunden in erster Linie von den klassischen Playern gewinnen (also zum Beispiel von Sparkassen und Volksbanken). Ebenfalls zur Wahrheit gehört allerdings, dass sich Direktbanken und Neobanken längst auch untereinander Konkurrenz machen. Das gilt umso mehr, seit neben N26 noch weitere Fintechs mit wachsender Vehemenz um digitalaffine Kunden hierzulande werben, ein Nischenplayer wie Tomorrow, ein Challenger wie Bunq – vor allem aber Revolut, die britische 45-Mrd.-Dollar-Neobank, die in Deutschland zuletzt mehr als 100.000 Kunden monatlich gewann (hier unser Podcast mit Revolut-Manager Wiktor Stopa) und dabei im Zweifel auch gern etwas tiefer in die Tasche griff. So arbeitete Revolut im Oktober zeitweise mit Empfehlungsprämien von bis zu 200 Euro, wie unser Partner-Medium „Finance Forward“ berichtete. Frage: Können digitale Platzhirsche wie die ING Diba oder die DKB da überhaupt mithalten? Antwort: Sie versuchen’s! Erst letzte Woche vermeldeten wir in unserem Produkt-Ticker, dass die DKB eine neue Zinskampagne gelauncht hat. Die ING Diba indes setzt jetzt noch eins drauf – und lockt neue Kunden mit Prämien von bis zu 275 Euro. Was steckt dahinter? Und was verspricht sich die Oranje-Bank von einer solchen Brechstangen-Nummer? Fünf Motive: FS Premium
Das Baywa-Desaster der Banken – jetzt zweifelt die Bafin an den Bilanzen
Die Deutsche Bank hat die zu Jahresbeginn von Konzernchef Christian Sewing geforderte Verschärfung der Home-Office-Regeln weitgehend festgeschrieben. Eine entsprechende Einigung, über die am Montag zunächst das „Handelsblatt“ (Paywall) berichtete, wurde gestern in Konzernkreisen bestätigt. Die neue Vereinbarung zwischen Konzernleitung und Gesamtbetriebsrat sieht eine Obergrenze von zwei statt bislang bis zu drei Tagen Home-Office pro Woche vor, ab dem Level des „Managing Directors“ liegt das Limit bei nur noch einem Tag. Zwar dürfen Beschäftigte dafür künftig einmal jährlich in zwei aufeinander folgenden Wochen „remote“ arbeiten, allerdings nicht vom Ausland aus. Für diejenigen, die bislang zu 60% von zu Hause aus arbeiten, gibt es eine Übergangsregelung: Sie sollen im Jahr 2025 einmalig ein Dutzend Home-Office-Tage zusätzlich bekommen.
Sewings Vorstoß zu Jahresbeginn hatte in der Belegschaft für Unmut gesorgt, da er ohne entsprechende Betriebsvereinbarung kam und die Bank ihre Büroflächen seit der Pandemie überdies reduziert hat. Auf Anfrage teilte der Konzern gestern Abend mit, die neue Betriebsvereinbarung für alle Mitarbeiter solle die hiesigen Richtlinien „an die globalen Vorgaben zum hybriden Arbeiten der Deutschen Bank anpassen“.
Bei der Commerzbank soll angeblich schon am Montag, dem 11. November, eine Vorentscheidung über die Frage fallen, wer anstelle der jüngst zur Konzernchefin aufgestiegenen Bettina Orlopp künftig das Finanzressort verantwortet. Wie „Bloomberg“ (Paywall) unter Berufung auf „mit der Angelegenheit vertraute Personen“ berichtet, kommt der Nominierungsausschuss heute zusammen, um einen endgültigen Kandidaten zu bestimmen.
Womöglich noch im November könnte der Aufsichtsrat die Entscheidung dann formal absegnen. Nach jetzigem Stand sind „Bloomberg“ zufolge noch verschiedene interne und externe Kandidaten im Rennen. Gute Chancen würden Andreas Boeger angeräumt, seit anderthalb Jahren der „Head of Group Finance“ der Commerzbank und zuvor mehrere Jahre lang Finanzchef der Polen-Tochter mBank.
Bei der DKB ist die Stimmung aufgrund des laufenden Jobabbaus gedämpft. So zitiert die „Wirtschaftswoche“ (Paywall) aus einer Mitarbeiterumfrage, laut der 61% das Institut aktuell nicht als Arbeitgeber empfehlen würden – bei der letzten Befragung seien dies noch unter 50% gewesen. Auch ein Knatsch-Thema scheint derweil das Home-Office zu sein. Hier entlang: FS Premium
Liebe Banker, ein einziger Hinweis zum Wochenende: Es sind die Zinsen, stupid!
Natürlich ist es jedem unbenommen, dem Trump’schen Wahlsieg irgendetwas Positives abzugewinnen (oder sich sogar inständig darüber zu freuen). Wer sich am 6. November allerdings die Hände rieb, weil die Deutsche-Bank-Aktie unmittelbar nach Börseneröffnung plötzlich mehr als 6% im Plus notierte und man sich in diesem Moment vielleicht ausmalen konnte, dass mit Bankaktien endlich wieder ein Staat zu machen ist, jetzt, wo der Wirtschafts-Ankurbler und Ober-Deregulierer Trump ins Weiße Haus zurückkehrt – nope, zu Früh gerieben. Bis zum Nachmittag hatte sich der spontane Kursgewinn der DBK-Aktie fast schon wieder verflüchtigt (per Handelsschluss stand nur noch ein 1,6%-Plus zu Buche), während die Commerzbank-Aktie sogar mit 3,0% im Minus schloss und es für sonstige europäische Bankaktien auch nicht besser aussah. Der EuroStoxx Banks verlor 3,1%, wozu die Unicredit bemerkenswerterweise und aller ungezügelten Power zum Trotz ein gehöriges Scherflein beitrug (–5,3%). So sah sie also aus, die von manchen erhoffte oder zumindest als innere Put-Option einkalkulierte „Trump-Rally“. Wiewohl – besagte „Trump-Rally“ gab es natürlich trotzdem. Halt nur ganz anders. Und in vielerlei Hinsicht eher zum Nachteil für die deutsche Kreditwirtschaft, deren Vertreter entsprechend nach Worten rangen und diese nicht fanden. Unsere Betrachtungen zum gestrigen Tage: FS Premium
Coba übertrifft dank Sondereffekten den Analysten-Konsens – und hebt Prognose an
Unicredit schlägt Analysten-Schätzung deutlich. HVB senkt spektakulär die Kosten
Die US-Wahl, die deutschen Banken – und ein Problem namens „Location Risk“
Ob die Deutsche Bank „digital“ kann – das werden die nächsten Jahre zeigen. Was sie aber in jedem Fall kann, das ist „PR“, und so wurde die vermeintlich nischige Mitteilung, dass die Postbank von November an ein neues Tool namens „Bargeld per Barcode“ anbietet, vergangene Woche zum kommunikativen Triumphzug. Die Postbank „revolutioniere“ den Bargeld-Service, war an einer Stelle sogar zu lesen (es handelte sich um eine nicht ganz unbedeutende Publikation) – eine sportliche These, wenn man bedenkt, dass die in puncto Digitalisierung auch nicht über alle Zweifel erhabenen Sparda-Banken ein entsprechendes Feature bereits seit 2017 anbieten. Jedenfalls: Auch wir selber hatten dem Thema vergangene Woche eine durchaus längere Betrachtung gewidmet. Dabei betonten wir, dass die Einführung des neuen Angebots (in aller Kürze: Kunden können mit ihrer Postbank-App künftig bis zu 1.000 Euro an Supermarkt-Kassen abheben oder einzahlen) aus Bankensicht durchaus sinnvoll ist. Als wir uns indes übers Wochenende (manchmal ist einem halt langweilig) mal ein bisschen intensiver mit dem Thema auseinandersetzten, da verfestigte sich irgendwann der Gedanke: Kann es sein, dass so ein Bargeld-Service nicht nur sinnvoll ist – sondern blanke Notwendigkeit? Und zwar nicht nur aus Sicht der Postbank. Sondern aus Sicht aller insbesondere großen, privaten Filialbanken? Hier entlang: FS Premium
Ende September verkündete die BNP Paribas die Übernahme des deutschen Private Bankings der HSBC. Damals hieß es, man werde durch den Zukauf die hiesigen Assets under Management von bislang rund 20 Mrd. Euro auf „über 40 Mrd. Euro“ mehr als verdoppeln. Nun indes wurde in der letzten Oktober-Woche der Q3-Bericht von HSBC publik – und aus dem geht hervor, dass die Briten per 30. September für sich allein genommen auf deutsche Kundengelder in Höhe von 28 Mrd. Euro kamen. Was hat das zu bedeuten? Hat die BNP Paribas bei ihren eigenen 20 Mrd. Euro reichlich aufgerundet (nachdem man generöserweise schon die Affluent-Gelder aus dem Personal Banking der Consorsbank den eigenen Wealth-Management-Assets zugeschlagen hatte)? Oder sind mit den „über 40 Mrd. Euro“ tatsächlich 48 Mrd. Euro gemeint? Das hätte den Vorteil, dass, wenn bald die 50 Mrd. Euro geknackt werden, es sich dann liest, als hätte die fusionierte Einheit schon 10 Mrd. Euro draufgepackt.
Ende Januar musste die Deutsche Bank per Pflichtmitteilung eingestehen, dass ihr einst mit großem Bohei begrüßter Großaktionär Hudson Executive seinen Anteil von 3,2% auf 0,9% reduziert hat. Eigentlich eine veritable Nachricht – doch kaum ein Medium berichtete, mutmaßlich, weil die Spin-Doktoren des größten deutschen Geldinstituts die Theorie verbreitet hatten, es handele sich bei der Reduzierung lediglich um eine „interne Umschichtung unter bestimmten Gesellschaften“. Schon damals versuchten wir nachzuweisen, dass Hudson, anders als in den Doppeltürmen behauptet, tatsächlich die Flucht ergriffen hatte (siehe unser damaliges Stück –> Wie die Deutsche Bank den Verlust ihres Lieblings-Investors zu negieren versucht). Inzwischen ist die Sache amtlich. Denn wie aus einer „13F-Mitteilung“ der US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, sank das aggregierte Deutsche-Bank-Exposure aller Hudson-Gesellschaften per Ende März tatsächlich von zuvor rund 61 Mio. Aktien auf nur noch rund 19 Mio. Stück. „Interne Umschichtung“? Von wegen!
Sämtliche „Groß- und Direktbanken“-News aus dem Oktober 2024
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