"Landes- & Hypobanken"-Ticker

Hohe Gewinne – fehlende Resilienz: Alle „Landes- und Hypobanken“-News aus Juli und August

In unserem „Landes- und Hypobanken“-Ticker widmen wir uns der LBBW ebenso wie der Aareal Bank, der BayernLB ebenso wie der Deutschen Pfandbriefbank. 

Lesen Sie hier unseren Ticker für Juli und August 2023:

–––––

Mehr Resilienz, weniger Risiko – die LBBW geht in Deckung. Noch rechtzeitig?

Die größte deutsche Landesbank war in diesem Jahr auch die ungeduldigste – und verbreitete schon Anfang August ihre Halbjahreszahlen (siehe –> 691 Mio. Euro! Wo der Rekord-Gewinn der LBBW herkommt). Dabei ging das schwäbische Frühvogeltum allerdings zulasten der Detailtiefe, beispielsweise, was die Performance der einzelnen Sparten ging. Wir haben uns darum gestern über den nun endlich veröffentlichten vollständigen H1-Bericht gebeugt – und tatsächlich noch ein paar Erkenntnisse gewonnen, die wir für teilenswert halten. Voilà: FS Premium

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die NordLB hat „Bloomberg“ (Paywall) zufolge im ersten Halbjahr einen Vorsteuergewinn von grob 140 Mio. Euro erwirtschaftet – nach einem Verlust von rund 90 Mio. Euro im H1/22. Die kompletten Zahlen werden heute Früh veröffentlicht.

–––––––––––––––––––

Zwischen Immo-Blues und Kosten-Pluuuus – vier Anmerkungen zu den Helaba-Zahlen

 Gibt es eigentlich zwei Märkte für Landesbanken? Einen, in dem die LBBW und teilweise auch die BayernLB unterwegs sind? Und einen, in dem sich die Helaba tummelt? Die H1-Zahlen der Frankfurter jedenfalls lesen sich ziemlich ernüchternd. Unsere Analyse: FS Premium

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Der Pfandbriefbanken-Verband sieht zarte Erholungszeichen bei der Neukreditvergabe: Seinen Zahlen zufolge lagen die in Q2 zugesagten Darlehen für Wohn- und Gewerbeimmobilien mit rund 28 Mrd. Euro zwar immer noch 38% unterm Vorjahreszeitraum – aber immerhin fast 11% über dem Q1-Wert. Hinter dem jüngsten Anstieg stehe allerdings der Gewerbebereich (plus 44% auf 13 Mrd. Euro). Die Finanzierung von Wohnimmobilien sei weiterhin rückläufig (minus 9% auf 15 Mrd. Euro). 

–––––––––––––––––––

Warum die Münchener Hyp ein surreal gutes H1-Ergebnis ausweist

Die Münchener Hyp hat Zahlen vorgelegt, die auf den ersten Blick komplett großartig aussehen – ganz so großartig aber dann doch nicht sind. Zwar konnte der genossenschaftliche Immobilien-Spezialist sein Zins- und Provisionsergebnis im H1 um ein Drittel (!) auf 208 Mio. Euro hochfahren. Hierzu trug neben einem um 11% gestiegenen Zinsüberschuss aber vor allem ein krass gesunkener Provisionsaufwand bei (bei dem es sich wiederum um eine Funktion des um 62% eingekrachten Neugeschäfts handelte). Zu allem Überfluss konnte die Münchner Hyp im Zuge der Übernahme der Warburg’schen Hypothekenbank auch noch außerordentliche Erträge in Höhe von gut 85 Mio. Euro ausweisen. Machte unterm Strich einen auf 153 Mio. Euro grob verzweieinhalbfachten Gewinn vor Steuern und 340f.

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die BayernLB und die LBBW haben auf Bitten von „Bloomberg“ (Paywall) etwas detailliertere Angaben zur Risikovorsorge in ihrem Immobiliengeschäft gemacht. In München wurden demnach von Januar bis Juni frische Rückstellungen in Höhe von 125 Mio. Euro gebildet, in Stuttgart waren es 83 Mio. Euro. Da es sich hierbei allerdings im Wesentlichen um sogenannte pauschale Adjustments handelt, sind die Summen – kein Grund zum Aufregen.

–––––––––––––––––––

Wieso die starke Performance unserer Banken mehr als eine Momentaufnahme ist

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die Deutsche Pfandbriefbank arbeitet weiter an der Arrondierung ihres Geschäftsmodells (siehe zum Hintergrund auch die Meldung –> „Die PBB wird zum Asset Manager“ in unseren Hypobanken-Ticker). Dazu gründet das Münchener Spezialinstitut gemeinsam mit dem Frankfurter Projektentwickler Groß & Partner eine Beratungsfirma, die Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft bei ESG-Themen unterstützen soll. Das neue Unternehmen nennt sich „Eco Estate GmbH“, die PBB ist mit einem Anteil von 35% der kleinere der beiden Gesellschafter.
  • Die BayernLB hat ihr Vorsteuer-Ergebnis im ersten Halbjahr auf 877 Mio. Euro mehr als verdreifacht – und wie bereits angekündigt die Prognose fürs Gesamtjahr deutlich angehoben, nämlich von zuvor 600 Mio. bis 800 Mio. Euro auf nunmehr 1,1 Mrd. bis 1,3 Mrd. Euro. Während das Zinsergebnis im Zuge der Zinswende geradezu explodierte (+68% auf 1,56 Mrd. Euro), musste die Landesbank trotz ihres starken Exposures in der gewerblichen Immobilienfinanzierung kaum Risikovorsorge bilden (16 Mio. Euro). Die Eigenkapitalrendite lag bei 15,7%, die Cost-Income-Ratio bei 44%. Werte, die sich eher nicht wiederholen lassen werden.

–––––––––––––––––––

Aareal Bank bekommt Krise bei US-Gewerbeimmobilien zu spüren …

Bei der Aareal Bank schlägt die Krise bei amerikanischen Gewerbeimmobilien zum ersten Mal so richtig ein. Im zweiten Quartal musste der Wiesbadener Hypothekenfinanzierer für US-Büroimmobilien rund 100 Mio. Euro zusätzliche Risikovorsorge bilden – davon ein Drittel „aus Bewertungsanpassungen von ausgefallenen Immobiliendarlehen“. Zweite Hiobsbotschaft: Der Umbau der IT-Tochter Aareon wird ein gutes Stück teurer als gedacht, mit der Folge, dass sich die zu Jahresbeginn noch auf 100 Mio. Euro avisierten Sonderbelastungen für 1.) den „forcierten Abbau leistungsgestörter Kredite“ und 2.) für „Effizienzsteigerungen bei Aareon“ nun auf 120 Mio. Euro belaufen. Diese Kosten seien im ersten Halbjahr „nahezu vollständig“ verbucht worden. Da die Aareal Bank zugleich allerdings weiterhin enorm von der Zinswende profitiert (Zinsüberschuss im Q2 um 40% auf 240 Mio. Euro rauf), reichte es von April bis Juni immer noch zu einem Betriebsergebnis von 25 Mio. Euro. (Mitteilung)

–––––––––––––––––––

… und bei der Deutschen Pfandbriefbank hinkt das Neugeschäft

  • Anders als die Aareal Bank hat die Deutsche Pfandbriefbank im zweiten Quartal nur wenig frische Risikovorsorge bilden müssen (19 Mio. Euro). Dafür lahmt bei dem Münchner Immobilienfinanzierer allerdings das Neugeschäft: Auf Sechs-Monats-Sicht reichte die PBB gerade mal Kredite im Umfang von 2,5 Mrd. Euro aus – verglichen mit 2022 ein Rückgang von üppigen 42%. Folge: Fürs Gesamtjahr werden jetzt nur noch 6,5 Mrd. bis 8 Mrd. Euro in Aussicht gestellt, statt bislang 9-10 Mrd. Euro. Ansonsten? Blieb das Zinsgeschäft seltsam träge (von April bis Juni lag der Zinsüberschuss mit 110 Mio. Euro um 8% unterm Vorjahreswert) – und sorgten Einmaleffekte dafür, dass das sog. Realisationsergebnis in die Höhe schoss (28 Mio. Euro) und wenigstens 49 Mio. Euro Vorsteuergewinn abfielen. Die Gewinnprognose von 170-200 Mio. Euro wurde bestätigt; die Aktie fiel um 6,4%. (Mitteilung)

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Bei der weiter oben schon erwähnten Aareal Bank ist der frühere Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier wie erwartet nicht nur in den Aufsichtsrat, sondern auch gleich an dessen Spitze gewählt worden.
  • Die Münchener Hyp hat sich eine Bafin-Rüge eingefangen. Grund: Der Immobilienfinanzierer habe im Prognosebericht seines 2019er-Abschlusses „die voraussichtliche Entwicklung der Gesellschaft nicht hinreichend dargestellt“. (Mitteilung)
  • Die BayernLB verlängert ihre Homeoffice-Regelungen aus der Pandemie-Zeit. Demnach können die Beschäftigten grundsätzlich auch weiterhin an fünf Tagen pro Woche vor zuhause aus arbeiten – müssen aber „betriebliche Erfordernisse“ wie etwa Meetings mit erwünschter Präsenz berücksichtigen. (Bloomberg, via Yahoo)
  • Die Helaba verstärkt sich mit der früheren Deutsche-Bank-Managerin Sabine Möller, die bei der Landesbank ab Mitte Oktober den Bereich „Asset Finance“ übernehmen soll. Momentan firmiert Möller noch als CEO der Deutschen Teilkauf – einem jener Unternehmen, die vorwiegend Rentnern deren Immobilie teilweise abkaufen.
  • Die Deutsche Bank hat in diesem Jahr nur vier Fünftel ihrer gut 700 angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können, wie das Institut gegenüber dem „Handelsblatt“ (Paywall) mitteilt. Deutlich besser sind die Quoten nach eigenen Angaben bei der Commerzbank (479 von rund 500 Plätzen besetzt), der LBBW (gut 95% von 160 Plätzen besetzt), der HVB (alle 100 Plätze besetzt) und der DZ Bank (alle 49 Plätze besetzt).

–––––––––––––––––––

691 Mio. Euro! Woher der Rekord-Gewinn der LBBW kommt – und woher nicht

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Exklusiv: Das bankeneigene Frankfurter Blockchain-Startup Swiat hat seine Eigentümerstruktur offengelegt. Laut einem Handelsregister-Eintrag halten die Deka, die LBBW und Standard Chartered jeweils 30%; die restlichen 10% entfallen auf den Frankfurter Software-Entwickler Comyno. Bei der Besetzung des Top-Managements vertrauen die Eigner derweil auf interne Lösungen. So wird nach Finanz-Szene-Informationen neben CEO Henning Vollbehr (ein früherer Deka-Manager) der bisherige StanChart-DACH-Manager Timo Reinschmidt als COO in die Swiat-Geschäftsführung einziehen.
  • Nach der LBBW hebt nun auch die BayernLB ihre Prognose an. Ursprünglich hatte die Münchner Landesbank für das laufende Geschäftsjahr ein Ergebnis von 600-800 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Nachdem allerdings von Januar bis März schon fast 450 Mio. Euro zusammengekommen waren, deutete Vorstandschef Stephan Winkelmeier am Dienstagabend vor Journalisten einen ähnlichen Gewinn auch für das zweite Quartal an – womit die ursprüngliche Kalkulation bereits zur Jahresmitte übertroffen wäre. „Es brummt einfach richtig gut“, sagte Winkelmeier laut „Bloomberg“ – und gab die Indikation, dass das Vorjahresergebnis von 1,1 Mrd. Euro übertroffen werden könnte.

–––––––––––––––––––

Helaba findet neue Risikochefin bei der direkten Konkurrenz

–––––––––––––––––––

Ausgerechnet die Landes- und Hypobanken schneiden im Stresstest eher schlecht ab …

Sechs Lehren aus dem Stresstest – und zwei große Tabellen zu den deutschen Banken

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die BayernLB verlängert den ursprünglich bis Juni 2024 laufenden Vertrag ihres Vorstandschefs Stephan Winkelmeier vorzeitig um weitere fünf Jahre. Der 55-Jährige war 2019 von der FMS Wertmanagement zur Bayerischen Landesbank gestoßen.
  • Die LBBW überträgt die Leitung ihres Bereichs „Financial Institutions & Corporates“ an den bisherigen Wells-Fargo-Banker Daniel Wrobel. Er ersetzt Christian Sagerer, der als „Head of Global Markets Germany & Austria“ zur Société Générale wechselt.

–––––––––––––––––––

Wie viel DeuBa, Helaba & Co. mit US-Gewerbeimmos zu schaffen haben

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Im Streit um die Zukunft der NordLB scheint zumindest eine partielle Einigung in Sicht. So gab der bayerische Sparkassen-Präsident Ulrich Reuter am Donnerstag gegenüber „Bloomberg“ (Paywall) zu Protokoll, was die geplanten Investitionen in eine neue Banksteuerung angehe (geschätzter Kostenpunkt: ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag) sei man  „in den letzten Punkten“, um die nötigen „Gelder freizugeben“. Was dagegen die künftige geschäftspolitische Ausrichtung der Hannoverschen Landesbank angeht, werde zwischen dem Land Niedersachsen und den Sparkassen weiterhin diskutiert, so Reuter.
  • Die LBBW will ihr – im Zuge der Berlin-Hyp-Übernahme deutlich gestiegenes – Exposure in der Gewerbeimmobilien-Finanzierung reduzieren. Laut „Bloomberg“ plant die Stuttgarter Landesbank zu diesem Zweck, ein Kreditportfolio im Umfang von rund 5 Mrd. Euro mittels synthetischer Verbriefung an institutionelle Fonds weiterzureichen. Die Papiere blieben bei einer solchen Transaktion zwar auf den Büchern der LBBW – die Risiken allerdings würden künftig gegen Zahlung einer Prämie von den Investoren getragen. Beraten wird die LBBW dem Bericht zufolge von der BNP Paribas, das Ganze laufe unter dem Namen „Project Eagle“.
  • Beschäftigte der Helaba dürfen ab sofort an bis zu 20 Tagen pro Jahr mobil vom Ausland aus arbeiten

–––––––––––––––––––

Hat die Helaba jetzt das Monopol unter den Plattformen für Kommunalfinanzierung?

–––––––––––––––––––

Sämtliche „Landes- & Hypobanken“-Meldungen aus dem Juni

Rechtehinweis

Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.

Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!

To top