Makro-Ticker

Sämtliche Makro-News aus Juli und August 2024

In unserem Makro-Ticker behalten wir alle volkswirtschaftlichen und politischen Oberthemen im Blick, die das Geschäft unserer Banken und Fintechs beeinflussen. 

Hier der Ticker für Juli und August 2024:

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Warum derzeit so viele Banken (und Sparkassen) neue Büros beziehen

Dafür, dass es bei Finanz-Szene eigentlich nicht um Büroimmobilien geht, ging es in den letzten Monaten dann doch erstaunlich oft um Büroimmobilien. In Form von Kreditrisiken für Hypothekenbanken (siehe hier). In Form von Signa-Verstrickungen diverser Landesbanken, Sparkassen und Volksbanken (siehe hier). In Form von drastischen Wertverlusten bei offenen Immobilienfonds (siehe hier). Die Sache ist nun aber: Banken und Sparkassen finanzieren solche Objekte nicht nur (oder ermutigen ihre Kunden, es zu tun). Sondern sie brauchen auch selber welche. Und was das nun wiederum angeht, konnte man zuletzt fast den Eindruck gewinnen, dass das Neuvermietungs-Geschäft geradezu boomt. Von der Deka bis zur DKB, von der Haspa bis zur Fraspa, von der Berliner Volksbank bis zur Sparkasse Südholstein – etliche große oder wenigstens mittelgroße deutsche Geldinstitute (wir kommen bei unserer Zählung auf mindestens ein Dutzend) beziehen derzeit neue Zentralen. Ist die Häufung einfach Zufall? Oder steckt mehr dahinter? Hier die Übersicht, welche deutschen Banken (und Sparkassen) gerade umziehen oder vor Kurzem umgezogen sind. Und die wesentlichen Gründe für den neuen Trend: FS Premium

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Kurz getickert

  • Die Pfandbriefbanken sehen eine Belebung am Markt für Wohnimmobilien-Kredite: Laut vdp-Index legte das Neugeschäft in dem Segment von April bis Juni auf 20 Mrd. Euro zu (+33% gegenüber Vorjahr) – für die eigenen Mitgliedsinstitute war bezogen aufs Gesamtvolumen das beste Quartal seit Q3/22.

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„Mit freundlichen Grüßen, Arno Walter“ – erreicht Phishing eine neue Qualität?

Arno Walter arbeitet nicht mehr für die Commerzbank (der ehemalige Comdirect-CEO ist ja neuerdings Berater), Aydin Sahin ebensowenig (der frühere Marketing-Chef wechselte letztes Jahr zur UBS) – aber wer da draußen weiß das schon? Zumal: Ansonsten sieht der angebliche Kundenbrief der Commerzbank täuschend echt aus. Oben rechts der Schriftzug, das Logo und der Claim („Die Bank an ihrer Seite“). Unten links die vermeintlichen Unterschriften von Walter und Sahin. Noch weiter unten der Hinweis auf die Handelsregister- sowie die Umsatzsteuer-Identifikations-Nummer. Und mittendrin ein blitzsauberes Anschreiben, ohne Rechtschreibfehler, ohne Kommafehler, es geht los wie folgt: „Sehr geehrte Kontoinhaberin, sehr geehrter Kontoinhaber, mit diesem Schreiben möchten wir Sie über eine wesentliche Sicherheitsmaßnahmen informieren, die ihre finanziellen Transaktionen betrifft. Aufgrund bedauerliche Vorfälle von Betrug in Verbindung mit dem photoTan-Verfahren sehen wir uns gezwungen, ab sofort eine regelmäßige Erneuerung dieses Sicherheitsverfahrens einzuführen.“ Dazu wiederum, heißt es weiter, „scannen Sie einfach den beigefügten QR-Code, der Sie direkt zur Reaktivierung [des Tan-Verfahrens] führt“. Und was passiert dann??? Sie, liebe Leserinnen und Leser von „Finanz-Szene“, ahnen nach dieser Einleitung natürlich, was folgt – aber ahnt es der Empfänger des betrügerischen Kundenschreibens auch? Wer jedenfalls den QR-Code scannt, der landet vermeintlich im Kunden-Login der Commerzbank, befindet sich in Wirklichkeit aber auf einer Betrugsseite und läuft Gefahr, im nächsten Moment die Hoheit über sein Konto zu verlieren. Klassisches Phishing – aber auf einem Niveau, wie man das bislang noch nicht kannte. Zeigt sich hier ein künftiges Massenphänomen??? Was bislang bekannt ist: FS Premium

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Erst Gewerbeimmos, jetzt Firmenkunden – die Risikovorsorge kehrt zurück

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Kurz getickert

  • Das Finanzministerium will den Kündigungsschutz für Spitzenverdiener im Bankgewerbe lockern. Bei systemrelevanten Instituten gelten entsprechende Regeln heute schon – künftig sollen diese auch bei kleineren Banken und Sparkassen sowie bei sonstigen Finanzdienstleistern angewendet werden. HB (Paywall)

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Wie der ETF-Boom die Vertriebs-Strategie von DWS und Co. untergräbt

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Podcast (#139): Leiden Banken und Sparkassen an einem ESG-Overkill?

Wer unsere Sommer-Serie von vorn bis hinten gelesen hat (und wer hat das nicht?), der weiß also jetzt, was den „Scope 2“ vom „Scope 3“ unterscheidet. Weiß, welche deutschen Banken bereits konkrete ESG-Ziele formuliert haben und welche lieber noch ein bisschen herumlavieren. Weiß, was die CSRD, der LSME oder auch die ESRS sind. Und weiß, dass beispielsweise die Deutsche Bank die ESG-Funktion anders organisiert als, sagen wir, die Commerzbank. Fragt sich bloß: Und ist man mit diesem Wissen jetzt tatsächlich schlauer? Oder haben wir, um im Bild zu bleiben, mit unserer ESG-Serie zwar ganz, ganz viele Bäume gepflanzt – aber letzten Endes den Wald vergessen? Dazu muss man wissen: In keiner anderen Industrie, so jedenfalls erklärt’s unser heutiger Podcast-Gast, spielt ESG eine dermaßen überragende Rolle wie in der Finanzbranche. Was im ersten Moment paradox anmutet. Denn was ist der Co2-Ausstoß von Frankfurts Banken gegen den der Schweizer Zementindustrie? Freilich: Bei Lichte betrachtet ist’s natürlich gar kein Paradoxon, dass die globale ESG-Regulatorik ausgerechnet bei den Banken ansetzt. Schließlich sind’s die Banken, die am langen Hebel sitzen. Als Kreditgeber. Als Asset Manager. Als diejenigen, die den Zementhersteller, den Kraftwerksbetreiber, die Erdölraffinerie mit Kapital und Liquidität versorgen. Im finalen Teil unserer sechsteiligen Sommer-Serie wollen wir uns darum endlich dem Big picture widmen: Ist ESG für die Banken ein Schmiermittel, um den Hebel, an dem sie sitzen, so richtig in Gang zu bringen? Oder ist’s eher umgekehrt – ist ESG ein Verhinderungsinstrument, leiden Banken und Sparkassen womöglich längst an einem ESG-Overkill? Hochrelevante Fragen, für die wir (der letzte Teil unserer ESG-Serie ist zugleich unsere 139. Podcast-Folge) den hoffentlich bestmöglichen Gesprächspartner gewonnen haben. Nämlich Ingo Speich, einer der bekanntesten deutschen Kapitalmarktexperten und ganz nebenbei „Head of Sustainability“ der Deka. Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)

Die weiteren Teile unsere Serie: 

  • Was auf unsere Banken bei ESG konkret zukommt – eine Einführung. FS Premium
  • Von Deutsche Bank bis GLS Bank – die ESG-Ziele unserer Banken im Überblick. FS Premium
  • Die ESG-Chefs unserer Banken: Wer sie sind. Wie sie’s wurden. Was sie tun. FS Premium
  • Von CSRD bis ESRS: Diese 40 ESG-Regularien sollten unsere Banken kennen. FS Premium
  • Welche Öko-Angebote bei Retail-Kunden verfangen – und welche nicht. FS Premium

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Im Einlagen-Markt gibt’s derzeit viele Gewinner – aber kaum Verlierer

Die Zahlen sind gewaltig. Wie gestern Früh vermeldet, hat die VW Bank im ersten Halbjahr rund 15 Mrd. Euro an zusätzlichen Einlagen eingeworben. Rechnet man die knapp 11 Mrd. Euro der ING Diba sowie die (aus dem dieser Tage veröffentlichten H1-Bericht der Crédit Mutuel extrapolierbaren) rund 2 Mrd. Euro der Targobank hinzu, so kommen allein diese drei Institute auf eine Ausweitung ihres Depositen-Bestands um fast 30 Mrd. Euro. Plus die ganzen anderen Banken, die in den letzten Monaten mit üppigen Zinsversprechen um Einlagen warben. Die Santander Consumer Bank zum Beispiel. Oder Fintechs wie N26 und Trade Republic. Da läge doch eigentlich die Vermutung nahe, dass Sparkassen und Volksbanken im Gegenzug weiterhin mit Abflüssen zu kämpfen haben …

In Wirklichkeit, das zeigen aktuelle Zahlen der Bundesbank hin, ist gerade das nicht der Fall. Stattdessen haben die Sparkassen ihre Einlagen-Verluste aus dem vergangenen Jahr (damals flossen rund 9 Mrd. Euro ab) in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres mit einem Plus von 8 Mrd. Euro nahezu vollständig kompensiert – während die Genobanken nach leichten Abflüssen im Vorjahr (–1 Mrd. Euro) seit dem Jahreswechsel merkliche Zuflüsse von 7 Mrd. Euro verzeichnen. Doch nicht nur in den beiden Verbünden stabilisiert sich die Depositen-Basis. So haben im ersten Halbjahr mit Ausnahme der Bausparkassen (–2 Mrd. Euro), bei denen es sich ja aber ohnehin um einen Sonderfall handelt, tatsächlich alle Bankengruppen mehr oder minder große Zuflüsse verzeichnet. Was ist da los? Fünf rasche Erkenntnisse: FS Premium

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Kurz getickert

  • Unsere Bankenverbände diagnostizieren eine Stabilisierung der Immobilienpreise hierzulande. So zeigt der einschlägige Index des Pfandbriefbanken-Verbands nach zweijähriger Abwärtsbewegung erstmals wieder leicht nach oben (mit 175,5 Punkten lag der Q2-Wert um 0,5% über dem Wert des direkten Vorquartals) – während der BVR zu Protokoll gibt, dass die Preise für Wohnimmobilien zeitnah ihren Tiefpunkt erreichen und im kommenden Jahr um rund 1% steigen sollen. VdP-Mitteilung, BVR-Mitteilung
  • Die neue, methodisch bereinigte Zertifikate-Statistik des BSW belegt, was Finanz-Szene bereits im Mai exklusiv vermeldete – nämlich dass die DZ Bank der eigentliche Marktführer bei Derivaten ist. Die Genossen kommen demnach per Ende Juni auf ein Volumen von 30,5 Mrd. Euro (=29% Marktanteil), gefolgt von LBBW (20%) und Deka (18%).

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Deutsche-Bank-Aktie fällt um 14% – was die Marktpanik für unsere Banken bedeutet

Das richtige Timing für die Sommerferien ist ein diffiziles Unterfangen – das weiß seit gestern auch Christian Sewing. „Nach einem intensiven und produktiven ersten Halbjahr“, hatte sich der Vorstandschef der Deutschen Bank am Morgen in den Urlaub verabschiedet. Er wolle in den Schweizer Alpen und dann noch an der Nordsee ein bisschen sporteln und „Olympia gucken“, ließ der wichtigste Banker der Republik via Social Media wissen. Das Problem: Während Sewing in Ferien ging, crashten parallel die Märkte – was nicht zuletzt die Deutsche Bank zu spüren bekam, deren Aktie seit Donnerstag rund 14% und damit fast ihren gesamten Jahresgewinn eingebüßt hat. Naheliegende Frage: Was ist da los??? In aller Kürze: 1.) Die US-Konjunkturdaten deuten auf eine drohende Rezession hin; 2.) Marktteilnehmer fürchten daher eine rasche Zinssenkung seitens der Fed, möglicherweise auch seitens der EZB;  3.) Zum Teil wird diese Antizipation bereits eingepreist, siehe etwa den aktuellen Renditeverfall bei Bundesanleihen; 4.) Parallel kollabieren die Aktienkurse – und so wie es aussieht, trifft es nicht nur, aber mit am stärksten die Kreditwirtschaft (zur Einordnung: Auch die Coba-Aktie ist seit Donnerstag um xx% gefallen). Bleibt also zu fragen: Warum leiden gerade die Banken unter der aktuellen Marktpanik? Und was sind die Folgen? Unser FAQ: FS Premium

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Kurz getickert

  • Die Erholung in der privaten Baufinanzierung bleibt schwach, scheint aber wenigstens einigermaßen intakt zu sein. Im Juni belief sich das branchenweite Neugeschäft auf 16,3 Mrd. Euro. Das war mehr als im Mai (15,4 Mrd. €), aber etwas weniger als im April (16,8 Mrd. €).

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Irrer Boom bei Girokonten und Tagesgeld – über 40.000 Konto-Eröffnungen täglich

Auf den ersten Blick hält die neue Zahlungsverkehrs-Statistik der Bundesbank nur altbekannte Erkenntnisse parat. So liest sich die Pressemitteilung („Kartenzahlungen legen stark zu“) so, als würde die frische Erhebung nur das bestätigen, was die Anfang Juli vorgestellte Bundesbank-Studie zum „Zahlungsverhalten in Deutschland“ auch schon zutage gefördert hatte („Karte und mobiles Bezahlen gewinnen hinzu“). Auf den zweiten Blick allerdings: Finden sich in der neuen Statistik durchaus Datenpunkte mit „Aber hallo!“-Effekt. Beispielsweise zu Echtzeit-Überweisungen. Oder auch zu Prepaid-Karten. Vor allem aber zu Kontoeröffnungen. Die Zahl der Bankkonten hierzulande geht nämlich steil nach oben. Und wie es aussieht, hat das nicht nur mit dem Zinswettbewerb, sondern auch mit tieferliegenden Kundenbewegungen zu tun. Bitte sehr: FS Premium

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Kurz getickert

  • Die EZB-Sitzung am 18. Juli hat für Banken und Sparkassen keine Überraschungen gebracht. Die Leitzinsen bleiben zunächst unverändert, die nächste Zinssenkung dürfte aber aller Wahrscheinlichkeit nach im September anstehen.

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Podcast (#136): Wie unsere Banken mit dem Mega-Thema „GenAI“ umgehen

Inzwischen gibt es dermaßen viele Megatrends da draußen, ob sie nun technischer (Blockchain!), vertrieblicher (Plattformen!) oder sonstiger Natur sind (ESG!), dass wir bei unseren Banken eine gewisse Megatrend-Müdigkeit zu erkennen glauben. Was auch erklärt, warum die hiesige Finanzbranche eher zögerlich reagierte, als vor zwei Jahren die sog. „KI-Revolution“ ausbrach. Künstliche Intelligenz? Ist das relevant, oder geht das wieder weg? Um es kurz zu machen: Selbstverständlich geht die „KI-Revolution“ nicht wieder weg. Die „KI“ (speziell: die „generative KI“) ist gekommen, um zu bleiben – und längst spielt der neue Megatrend auch in den Überlegungen hiesiger Banken eine gewichtige Rolle. Da sind zum Beispiel die Sparkassen, die zuletzt angekündigten, mithilfe der Finanz Informatik einen eigenen „Sparkassen-KI-Piloten“ zu launchen. Da ist die ING Diba, die mithilfe von künstlicher Intelligenz ihr Nutzer-Feedback analysiert, um Probleme am Frontend schneller aufzuspüren. Dann ist da die Deutsche Bank, die mit einem proprietären KI-Modell die Portfolios ihrer Wealth-Management-Kunden auf Risiken hin durchleuchtet. Und wo mehr oder weniger bereits alle Banken auf artifizielle Intelligenz zurückgreifen – das ist in der Betrugsprävention. Und wie nun also weiter mit dem Thema? Was sind innerhalb einer Bank die relevanten Einsatzgebiete? Wie finden Banken auf dem Jobmarkt die entsprechenden Experten? Welche Jobs werden umgekehrt durch KI möglicherweise überflüssig? Und wie viel kostet KI eigentlich, und wie viel Geld könnte sie andererseits den Banken künftig sparen? Auf der Suche nach dem passenden Gesprächspartner für all diese Fragen sind wir auf Johannes Koch gestoßen, Vorstand bei der DZ Bank und dort unter anderem mit „GenAI“ betraut. Wo setzt ein Institut wie die DZ Bank heute schon künstliche Intelligenz ein, und was sind die Pläne für die Zukunft? Die neue Folge von „Finanz-Szene – Der Podcast“, auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Ist das die Trendwende? Nachfrage nach Firmenkrediten zieht überraschend an

Das Firmenkundengeschäft kommt offenbar wieder in Schwung – darauf zumindest deuten zwei frische Datenpunkte in dieser Woche hin. Nachdem wir am Montag ja schon vermeldet hatten, dass laut den Researchern der KfW das Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen im laufenden dritten Quartal erstmals seit fast zwei Jahren wieder steigen dürfte, sendet der am Mittwoch veröffentlichte „Bank Lending Survey“ der Bundesbank (siehe hier) ein ähnliches Signal. So vermelden die von der Notenbank befragten Geschäftsbanken zum ersten Mal seit Mitte 2022 wieder eine steigende Nachfrage nach Firmenkrediten – obwohl eigentlich ein weiterer Rückgang erwartet worden war.

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Verfassungsbeschwerde gegen „Cooling off“-Phase bei Restschuld-Versicherungen

Nachdem die Kreditbanken mit ihrem Hilfegesuch beim Bundespräsidenten abgeblitzt waren, stemmt sich die Versicherungs-Lobby jetzt mit einer Verfassungsbeschwerde gegen das De-facto-Aus für die Restschuld-Versicherung. Hintergrund: Der Bundestag hatte im Herbst eine sogenannte „Cooling-off“-Phase beim Vertrieb der umstrittenen Policen ab 2025 verabschiedet. Damit ist gemeint, dass zwischen dem Abschluss eines Kreditvertrags und dem Abschluss der zugehörigen Restschuld-Versicherung mindestens sieben Tage liegen müssen – was den Vertrieb nach Ansicht von Experten einbrechen lassen würde. Der GDV (also der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) argumentiert bei seiner Verfassungsbeschwerde nun ähnlich, wie es die Kreditbanken im Herbst bei ihrer Eingabe an das Bundespräsidialamt taten. Tenor: Das einwöchige Abschlussverbot verstoße gegen die neue EU-Richtlinie für Verbraucherkredite, weil diese zwar Koppelgeschäfte aus Kredit und Restschuld-Versicherung verbiete – wohl aber „Bündelungs-Geschäfte“ erlaube, sofern Kredit und Versicherung auch einzeln abgeschlossen werden könnten. Bei der bisherigen Praxis in Deutschland handele es sich genau um solche „Bündelungs-Geschäfte“, so der GDV.

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Kurz getickert

  • Die Nachrichtenlage vom Frankfurter Gewerbeimmobilienmarkt verheißt wenig Gutes für die hiesigen Hypothekenbanken. Nachdem zuletzt die Eigentümergesellschaft des „Trianon“-Hochhauses pleite ging, taxiert S&P nun den Wert der Flughafen-Immobilie „The Squaire“ um fast 40% niedriger als bislang bei nur noch 517 Mio. Euro.
  • Das Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbständigen ist laut KfW im zweiten Quartal abermals zurückgegangen, wenn auch nur noch um 2% verglichen zum Vorjahr. Für das Q3 rechnet die Förderbank erstmals seit fast zwei Jahren wieder mit steigenden Zahlen. (HB/Paywall)
  • Interessanter Datenpunkt: Nur 5% aller meldepflichtigen IT-Vorfälle bei hiesigen Zahlungsdienstleistern gehen auf Cyber-Kriminalität zurück – während es es sich in 19 von 20 Fällen schlicht um Betriebsfehler handelt, so das „Bafin-Journal“.
  • Nächster Warnschuss für hiesige Immobilien-Finanzierer: In Frankfurt sind laut Angaben des Maklers Savills im ersten Halbjahr nur drei Büro-Objekte verkauft worden – der niedrigste Wert seit 15 Jahren. (Bloomberg/Paywall)

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Exklusiv: Deutscher Kreditwirtschaft drohen in Zinsklausel-Verfahren künftig Verbandsklagen

Der EuGH hat ein für hiesige Banken und Sparkassen möglicherweise weitreichendes Urteil gefällt. Das höchste EU-Gericht entschied Ende letzter Woche, dass Fälle umstrittener Zinsklauseln künftig gesammelt in einer einzigen Verbandsklage überprüft werden können – auch wenn es sich dabei um Zinsverträge unterschiedlicher Banken handelt. Für die Zulässigkeit der Klage spiele es dabei keine Rolle, wann die jeweiligen Darlehen vergeben wurden, wie die Zinsklauseln im Detail aussehen und in welchen Jurisdiktionen die Verträge abgeschlossen wurden. Hintergrund des EuGH-Urteils (C-450/22) ist ein seit 2013 auf Betreiben des spanischen Verbraucherverbands laufender Rechtsstreit in Spanien. Dabei ging es um die Frage, ob Banken einen Mindestzinssatz erheben dürfen, selbst wenn der eigentlich verabredete variable Zins einen niedrigeren Zinssatz (etwa aufgrund von Negativzinsen) nahelegen würde.

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Kurz getickert

  • Die rund 135.000 tariflich Beschäftigen im privaten Bankgewerbe bekommen künftig 10,5% mehr Lohn – wobei sich die Erhöhung über drei Stufen vollzieht. Wir würden Sie bitten, die Details der Einigung unserem entsprechend aktualisierten großen Überblick über die Tarifrunden zu entnehmen: FS Premium
  • Laut einer Erhebung des AGV Banken arbeiten 27% der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe „häufig oder sehr häufig werktags zwischen 18 und 20 Uhr“. Bloomberg (Paywall)

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85% aller Großbank-Kunden machen Online-Banking – aber nur 77% der Sparkassen-Kunden

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Exklusiv: Etliche Sparkassen und Volksbanken stellen auf internes Rating-Modell um

Wer die regulatorischen Debatten eher oberflächlich verfolgt, könnte auf die Idee kommen, dass es sich bei internen Rating-Modellen (also bei Modellen, mit denen Banken ihren Kapitalbedarf individuell berechnen) tendenziell um ein Auslaufmodell handelt. Schließlich wurde der sogenannte „Internal ratings-based approach“, kurz: IRB-Ansatz, in den anderthalb Jahrzehnten, die seit der Finanzkrise vergangen sind, oft genug als Teufelszeug gebrandmarkt. Nicht nur von Bankenkritikern aller Provenienz. Sondern zumindest implizit auch von der Aufsicht. So prüfte die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht der Eurozone von 2016 an über mehrere Jahre hinweg die internen Modelle von 65 großen europäischen Banken. Dabei stellte sie im Zuge von 200 Vor-Ort-Inspektionen etwa 5.800 (!) aufsichtliche Verstöße fest, ein Drittel davon schwerwiegend. Dazu passte, dass die Europäische Bankenbehörde (EBA) ebenfalls 2016 ihr sogenanntes „IRB Repair Program“ in Angriff nahm (das heute immer noch läuft). Ebenso, dass „Basel III“ den Spielraum bei der Nutzung interner Modelle deutlich einschränken wird. Folglich verwundert auf den ersten Blick kaum, dass der private Bankenverband erst neulich eine „generelle Entwicklung“ hin zu „einfacheren Ansätzen der Eigenkapital-Berechnung“ diagnostizierte. Siehe zum Beispiel die Deutsche Pfandbriefbank, die dem sogenannten „A-IRB-Ansatz“ (das „A“ steht für „Advanced“) sogar vollends abschwören will und dafür sogar einen mutmaßlich sehr viel höheren Kapitalbedarf in Kauf nimmt (siehe –> PBB schlittert schon ins nächste Problem). Frage: Handelt es sich bei den internen Modellen also tatsächlich um ein Auslaufmodell? Antwort: Mitnichten! Schließlich hat bei Lichte betrachtet auch das gegenteilige Modell, der sogenannte „Standardansatz“, weiter seine Nachteile. Und so kommt es, dass nach Informationen von Finanz-Szene vier große Sparkassen (Köln-Bonn hat dies diese Woche via „BÖZ“ bereits publik gemacht) und sogar elf große genossenschaftlichen Primärinstitute – konträr zu dem, was die Intuition nahelegen würde – den Umstieg vom Standardansatz auf ein internes Modell vorbereiten. Lesen Sie hier, um welche Institute es sich handelt, welche Vorteile sie sich von diesem Schritt versprechen, welche Dienstleister den Wechsel begleiten und was dabei für Risiken drohen: FS Premium

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Kurz getickert

  • Der deutsche Banken-Rettungsfonds FMS weist für 2023 einen Verlust von 89 Mio. Euro aus (dpa, via Yahoo)
  • Vom Bundesfinanzhof kommen gute Nachrichten für alle Banken, Fintechs und Broker, die viel Geschäft mit sogenannten „Heavy Tradern“ machen. Hintergrund: Der Bund hatte 2020 ein Gesetz verabschiedet, das die steuerliche Verlustverrechnung bei risikoreichen Termingeschäften (also etwa beim CFD-Handel) massiv einschränkte. Konkret sollten Viel-Trader zwar ihren Gewinn voll versteuern, jenseits einer Grenze von 20.000 Euro pro Jahr aber keine Verluste mehr geltend machen dürfen. Ein betroffener Anleger legte Einspruch ein, bekam Recht vor dem Finanzgericht Mainz – und nun hat sich auch der Bundesfinanzhof zwar noch nicht final, aber doch deutlich dieser Sichtweise angeschlossen. Für tiefergehende Einblicke empfehlen wir die Lektüre des aktuellen BFH-Beschlusses sowie unser Archiv-Stück –> Das müssen Banken und Fintechs zum BMF-Steuerhammer wissen.

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Linktipp

Noch einmal zu den Immobilienfonds: Eine kleine technische Erläuterung, warum genau der „UniImmo: Wohnen ZBI“ der Union Investment im Juni so stark abwerten musste. Fonds Professionell

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Sämtliche Makro-News aus Mai und Juni 2024

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