Makro-Ticker

Zwischen Stresstest und Baufi-Blues: Alle Makro-Meldungen von Juni bis August

In unserem Makro-Ticker behalten wir alle volkswirtschaftlichen und politischen Oberthemen im Blick, die das Geschäft unserer Banken und Fintechs beeinflussen. 

Hier der Ticker von Juni bis August 2023: 

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Der Pfandbriefbanken-Verband sieht zarte Erholungszeichen bei der Neukreditvergabe

Seinen Zahlen zufolge lagen die in Q2 zugesagten Darlehen für Wohn- und Gewerbeimmobilien mit rund 28 Mrd. Euro zwar immer noch 38% unterm Vorjahreszeitraum – aber immerhin fast 11% über dem Q1-Wert. Hinter dem jüngsten Anstieg stehe allerdings der Gewerbebereich (plus 44% auf 13 Mrd. Euro). Die Finanzierung von Wohnimmobilien sei weiterhin rückläufig (minus 9% auf 15 Mrd. Euro).

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Kurz getickert

  • Die Helaba zieht in ihrem neuen Finanzplatz-Report eine Bilanz, wie viele Jobs durch den Brexit in die Main-Metropole verlegt worden sind. Ergebnis: 3.500. (Report als PDF)
  • Nach der heftigen Börsenreaktion auf die am Vortag verkündete „Übergewinnsteuer“ für Banken ist die italienische Regierung am Mittwoch zurückgerudert. Die Einnahmen aus der Steuer würden auf maximal 0,1% der Bilanzsumme begrenzt – wodurch der italienische Bankensektor statt mit 4-5 Mrd. Euro voraussichtlich mit weniger als 2 Mrd. Euro belastet werde.
  • Die überraschende Entscheidung der italienischen Regierung, die heimischen Banken mit einer „Übergewinnsteuer“ zu belegen, hat auch hierzulande die Bankaktien absacken lassen. Papiere der Deutschen Bank verloren 3,8% auf 9,71 Euro, für die Commerzbank ging es um 3,3% auf 9,96 Euro runter. Die Pläne der römischen Regierung laufen darauf hinaus, dass Gewinne, die aus dem Zinsanstieg herrühren, mit 40% besteuert werden; gelten soll die Regel zunächst nur für 2023.
  • Das Neugeschäft in der privaten Baufinanzierung hat sich im Juni branchenweit auf 14,0 Mrd. Euro summiert, wie aus gestern veröffentlichten Bundesbank-Daten hervorgeht. Das entspricht zwar einem Rückgang von 39% verglichen mit dem Vorjahr – trotzdem ist es der zweitstärkste Monatswert seit dem vergangenen Oktober (stärker war seither nur der März mit 15,3 Mrd. Euro). Unterm Strich gilt, was zuletzt auch schon galt: Der Baufi-Markt hat sich seit seinem Tief zu Jahresbeginn stabilisiert, zu einer wirklichen Erholung reicht es aber weiterhin nicht.

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Neubacher & Kirchner über Deutsche Bank, Stresstest und andere Sorgen

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Zins-Kater? Was der EZB-Entscheid für Banken und Sparkassen bedeutet

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Sechs Lehren aus dem Stresstest – und zwei große Tabellen zu den deutschen Banken

Immer wieder schön, wenn einmal jährlich freitagabends die Ergebnisse des europäischen Banken-Stresstests kommen – und dann legt man links neben sich die Tabelle mit den Resultaten, und rechts neben sich legt man die eintrudelnden Statements aus der Branche, und dann denkt man sich: Hä, reden wir hier von derselben Veranstaltung? „Deutsche Bank beweist erhöhte Widerstandsfähigkeit im EBA-Stresstest 2023“, steht an so einem Freitagabend zum Beispiel über der Mail aus den Doppeltürmen. „Insgesamt erwies sich unsere Institutsgruppe im Stresstest als robust kapitalisiert“, schreibt derweil die DZ Bank. „EBA-Stresstest belegt hohe Resilienz der Commerzbank“, dichtet – genau! – die Commerzbank. Und die Bundesbank verleiht all dem schließlich das amtliche Siegel: „Deutsche Banken auch im harten Krisenszenario robust.“ Und, äh, was sagt die Tabelle mit den Resultaten? Unter den fünf schlechtesten der 70 von der EBA getesteten Banken sind – upps – nicht weniger als drei deutsche Institute. Klingt, zumindest im Vergleich, dann doch nicht sooooo wahnsinnsig robust. Zumal wenn bei der harten Kernkapitalquote plötzlich nur noch eine „7“ vor dem Komma steht. Aber sei’s drum. Ist ja ohnehin eine eher theoretische Übung. Sechs mehr oder weniger wichtige Erkenntnisse: FS Premium

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Leser-Blog

Leser N. macht uns darauf aufmerksam, dass wir am Freitag in unserem Stück –> „Was der EZB-Entscheid für Banken und Sparkassen bedeutet“ einen ganz wesentlichen Aspekt vernachlässigt haben. Nämlich: Die Notenbanken werden die von den Geschäftsbanken gehaltene Mindestreserve in Zukunft nicht mehr verzinsen („womöglich auch mit indirekten Folgen für die Kundenzinsen?“, fragt Herr N.). Allein der deutschen Kreditwirtschaft entgehen damit laut Bundesbank-Daten 1,7 Mrd. Euro pro Jahr.

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Buba-Umfrage deutet Erholung in der Kreditnachfrage an

Im hiesigen Kreditgeschäft gibt es frühe Anzeichen für eine mögliche Erholung. Zwar meldet die Mehrzahl der Banken und Sparkasse laut dem gestern veröffentlichten „Bank Lending Survey“ auch für das zweite Quartal einen Rückgang der Kreditnachfrage in allen Segmenten (also Unternehmenskredite, private Baufinanzierungen sowie Konsumentenkredite); und darüber hinaus wurden auch die Kreditrichtlinien noch einmal verschärft. Zugleich zeigt die vierteljährliche Umfrage der Bundesbank allerdings auch: 1.) Sowohl in der Baufinanzierung als auch im Firmenkundengeschäft rechnen die Institute mit einer baldigen Stabilisierung der Nachfrage; und 2.) In keinem der drei Segmente sind weitere Restriktionen bei der Kreditvergabe geplant.

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Kurz getickert

  • Die harte Kernkapitalquote der von der EZB-Bankenaufsicht direkt kontrollierten europäischen Großbanken hat sich leicht verbessert – nämlich per Ende März auf 15,53% verglichen mit 14,99% ein Jahr zuvor. (Reuters, via Wiwo)
  • Die Zahl der Banken und Sparkassen hierzulande ist im vergangenen Jahr um 4% auf nur noch 1.458 geschrumpft, wie aus der neuen „Bankstellen-Entwicklung“ der Bundesbank hervorgeht. Den größten Rückgang gab es fusionsbedingt im Geno-Sektor (minus 36) und bei den Sparkassen (minus 9). Insgesamt sieben Banken gaben ihre Lizenz zurück, weiteren vier Instituten wurde die Erlaubnis seitens der Aufsicht entzogen – und alles in allem 66 Abgängen standen fünf Zugänge gegenüber. Die Zahl der Filialen sank derweil um knapp 6% auf 20.446. Die Sparkassen schlossen 441 Zweigstellen, bei den Genobanken waren es 416, bei den drei Großbanken (also bei Deutsche Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank) zusammen satte 318.
  • Das Neugeschäft in der privaten Baufinanzierung verharrt auf niedrigem Niveau. Laut Buba-Daten wurden im Mai frische Kredite im Umfang von 13,7 Mrd. Euro vergeben – nur minimal mehr als der Durchschnittswert des letzten halben Jahres.

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Leser-Blog

Haben wir mit unseren Ausführungen zum digitalen Euro gestern „das Narrativ des BVR“ bedient? Das jedenfalls mailt uns einer unserer Leser – und argumentiert, dass wir die „Einlagen-Funktion“ des geplanten neuen Zahlungsmittels überbewerten und die „Payment-Funktion“ vernachlässigen würden. In den Worten des Lesers: 1.) „Jede Tagesgeld-Aktion der ING Diba hat mehr Impact auf den Einlagenmarkt, als er der digitale Euro bei einer fest definierten Obergrenze hätte“; 2.) „Die Logik des Zentralbank-Kontos erschließt sich dem Endkunden ohnehin nicht – so wie ja beispielsweise auch kaum ein Kunde sein Geld auf dem Paypal-Konto hält.“; 3.) „Kein Kunde, jedenfalls kein normaler Retail-Kunde braucht die Sicherheit des digitalen Euros, solange es die gesetzliche Einlagensicherung gibt.“ Quintessenz: Der digitale Euro sei kein Angriff aufs Einlagengeschäft – sondern auf die heute noch gängigen Zahlungsmethoden, also auch auf die Girocard. „Dieser Aspekt sollte die Banken viel mehr umtreiben.“

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Die trügerische Ruhe unserer Banken im Angesicht des digitalen Euros

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Kurz getickert

  • Verwirrung um den digitalen Euro: Nachdem es diese Woche in diversen Medien hieß, der für kommende Woche erwartete Gesetzesvorschlag der EU-Kommission werde später kommen (siehe etwa Coindesk.com), stellte Finanzkommissarin McGuinness gestern bei einem Auftritt vor dem europäischen Fintech-Verband klar (siehe etwa BÖZ/Paywall), dass Brüssel sehr wohl am ursprünglichen Zeitplan festhalte.

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Warum Banken und Fintechs neuerdings mit völlig anderen Kunden zu tun haben

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Kurz getickert

  • Die EZB hat den Einlagenzins auf 3,5% sowie den Leitzins auf 4,0% angehoben – ein Plus von jeweils 25 Basispunkten. Darüber hinaus deutete die Notenbank weitere Zinsschritte für die kommenden Monate an. Alles in allem für Banken und Sparkassen also gute Nachrichten. Wobei, weiß man’s?

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Stabilisiert sich der Baufi-Markt? Die neuen Buba-Zahlen legen es nahe!

Auf den ersten Blick sind die gestern veröffentlichten Bundesbank-Daten zum Neugeschäft in der privaten Wohnbaufinanzierung eine mittlere Katastrophe. Denn nachdem es zunächst ein Jahr lang bergab ging (von 32 Mrd. Euro Neukredit-Volumen im März 2022 auf nur noch 12 Mrd. Euro im Februar 2023), schien sich ja im März eine unerwartet kräftige Erholung anzudeuten (gut 15 Mrd. Euro) – bevor die jüngsten Zahlen nun allerdings wieder in die entgegengesetzte Richtung weisen. Gerade einmal Neukredite im Umfang von 13,0 Mrd. Euro haben Banken, Sparkassen und sonstige Player im April vergeben. Das entspricht einem Minus von 15% zum Vormonat. Und ist das glatte Gegenteil einer Erholung – jedenfalls, wie gesagt, auf den ersten Blick. Auf den zweiten allerdings ..

... kommen die April-Zahlen zumindest nicht ganz so ernüchternd daher, wenn man die Bundesbank-Daten einfach mal (was mehr ist als eine bloße Spielerei) auf die Werktage herunterbricht. Dann nämlich zeigt sich, dass die Erholung im März (der 23 Werktage umfasste) zwar nicht ganz so kräftig war, wie es zunächst schien – dass sich der positive Trend dafür aber im April (der unter anderem wegen Ostern nur 18 Werktage zählte) sogar fortgesetzt hat. Nun werden wir niemandem widersprechen, der diese Interpretation für ein bisschen arg rosarot hält. Allerdings: Zumindest von einer gewissen Stabilisierung (wenn auch auf weiterhin niedrigem Niveau) darf man mittlerweile sprechen.

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Kurz getickert

  • Die Dynamik im Geschäft mit neuen Firmenkrediten lässt nach. Laut KfW-Daten hat sich das Wachstum im ersten Quartal auf 3% gemessen am Vorjahr abgeschwächt – für April bis Juni rechnet die Staatsbank gar mit einer Stagnation (HB/Paywall

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Zwischen Bauspar-Boom und Fachkräfte-Doom: Die Makro-News aus April und Mai

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