Aufsichts-Ticker

Sämtliche Aufsichts-News aus Juni 2025

In unserem Aufsichts-Ticker verfolgen wir die alltäglichen Scharmützel zwischen der Bafin und den deutschen Banken (und Fintechs!) – und darüber hinaus berichten wir, wie sich die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Branche entwickeln. 

Hier unser Ticker für Juni 2025:

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Von 17% auf 43%: Warum sich die Bafin immer öfter kleine Auslandsbanken vorknöpft

Ob die Frankfurter Procredit eine „Auslandsbank“ ist – darüber ließe sich vermutlich streiten. Zwar gehört sie dem Verband der Auslandsbanken an. Anders als die meisten VAB-Mitglieder hat die Procredit aber keine ausländische Mutter. Sondern ganz, ganz viele ausländische Töchter. Zum Beispiel in Moldawien und Georgien, in Rumänien und Serbien, in Albanien und im Kosovo und noch in einigen anderen, überwiegend osteuropäischen bzw. südosteuropäischen Ländern. Vielleicht könnte man sagen: eine gefühlte Auslandsbank. Wobei, wären wir Zyniker (was wir bekanntermaßen nicht sind), dann könnte man auch sagen: Für eine Einstufung der Procredit als „Auslandsbank“ spricht ganz simpel, dass sie Ärger mit der Bafin hat. Siehe die entsprechende Mitteilung von gestern, die sich so ähnlich liest (Sonderprüfung abgehalten, Mängel im Risikomanagement festgestellt, zusätzliche Eigenmittel sind vorzuhalten …) wie viele andere Bafin-Mitteilungen, die zuletzt auffallend oft Auslandsbanken betrafen. So knöpfte sich die deutsche Finanzaufsicht vor einem Monat erst die indisch-stämmige ICICI Bank vor. Vor anderthalb Monaten die China Construction Bank. Vor zwei Monaten die türkisch-stämmige Akbank. Und ebenfalls in diesem Jahr die Ziraat Bank und die KT Bank (deren Mütter jeweils ebenfalls in der Türkei sitzen) oder auch die Misr Bank, die sich wiederum im Besitz mehrerer ägyptischer Banken befindet. Eine zufällige Häufung? Eher nicht. So zeigen Berechnungen von Finanz-Szene, dass die Auslandsbanken, obwohl sie ja eigentlich einen nur einen geringen Teil an der Gesamtheit der hiesigen Geldinstitute ausmachen, anteilig immer öfter von Bafin-Maßnahmen betroffen sind. 2022 waren es 17%, 2023 dann 29%, im vergangenen Jahr schließlich 31% und in diesem Jahr bislang 43%. Lesen Sie hier, wie es dazu kommt, was der VAB dagegen unternimmt – und welche Bankengruppen (wir haben extra eine hübsche Auflistung gemacht!) ansonsten überproportional betroffen sind: FS Premium

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Ausnahme für Sparkassen und Volksbanken bei EU-Abwicklungsrahmen CMDI

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Kurz getickert

  • Ein weiterer hiesiger Player hat jetzt eine „Micar“-Lizenz erhalten, nämlich die Münchner Baader Bank
  • Banken und Sparkassen drohen strengere Haftungsregeln bei Fällen von Kontenbetrug. So hat ein entsprechender Entwurf der Brüsseler Kommission (der zum geplanten Gesetzespaket um die PSD3-Richtlinie gehört) diese Woche den EU-Rat passiert. Konkret geht es dabei um das sogenannte „Spoofing“ – eine Betrugsmethode, bei der sich Kriminelle als Bankmitarbeiter ausgeben und Kundendaten abgreifen.

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Exklusiv: Milliarden-Spiel – die irren Cum-Cum-Dimensionen am Beispiel der SEB

Die Dinge schienen eindeutig, damals, im Dezember 2021, rund eine Woche vor Weihnachten. „Cum-Ex-Razzia bei der SEB-Bank“, „Razzia wegen Cum-Ex-Geschäften bei SEB“ – so oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen. Nun ist wichtig zu betonen: Im Prinzip waren die Meldungen nicht falsch. Denn tatsächlich waren es Cum_-Ex_-Deals (und nicht etwa Cum-Cum-Deals), deretwegen die Ermittler damals erklärtermaßen in die Geschäftsräume der hiesigen Tochter der schwedischen Großbank einmarschierten. Die Sache ist aber: Just am 15. Dezember 2021, nur Minuten nach einer Mitteilung zur Razzia (die damals schon den zweiten Tag andauerte), verschickte die SEB eine Mitteilung, der zufolge der deutsche Fiskus „im Rahmen seiner laufenden steuerlichen Prüfung“ inzwischen Steuernachforderungen in Höhe von 936 Mio. Euro an eine deutsche Tochtergesellschaft richte. Wegen Cum-Ex, weshalb sonst? Dachten jedenfalls die meisten damals – und vermengten naheliegenderweise die beiden Sachverhalte, also die Razzia und die Steuernachforderungen. In Wirklichkeit aber: Wurde die Razzia zwar seinerzeit von der Staatsanwaltschaft mit Cum-Ex begründet. Die taggleich publik gemachten Forderungen in Höhe von fast 1 Mrd. Euro allerdings: Sie bezogen sich – wie neue Recherchen von Finanz-Szene zeigen – komplett auf Cum-Cum-Geschäfte. Und das ist noch nicht alles. Denn wie unsere Recherchen weiter zeigen, geht es im Kräftemessen zwischen dem deutschen Fiskus und einer der ehemals größten hiesigen Auslandsbanken inzwischen um weit höhere Summen. Und so zeigt der Fall der SEB-Bank exemplarisch, warum der Cum-Cum-Komplex womöglich deutlich größer ist als der Cum-Ex-Komplex, der viele Jahre lang die Schlagzeilen bestimmte. Und warum (siehe Deka, siehe Apobank) viele Fälle erst jetzt so langsam ans Licht kommen. Die detaillierte Rekonstruktion eines weitreichenden Falls – hier entlang: FS Premium

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Kurz getickert

  • In der Greenwashing-Affäre der DWS stellt die Frankfurter Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen Ex-Chef Asoka Wöhrmann ein (SZ /Paywall)
  • Die Solarisbank kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Nachdem der Berliner „Banking as a Service“-Spezialist in den letzten Monaten vor allem mit Betrugsproblemen bei seiner co-gebrandeten ADAC-Kreditkarte zu kämpfen hatte (siehe just letzte Woche unser Exklusiv-Stück –> Nach Cyber-Angriffen auf ADAC-Kunden – Solarisbank klemmt mTan-Verfahren ab), gibt es nun erneuten Ärger mit der Bafin. Weil das Fintech von Januar 2022 bis März 2024 „mehrfach die Obergrenze für Großkredite überschritten“ habe, verhängte die Aufsicht insgesamt Bußgelder in Höhe von 500.000 Euro gegen das Institut.
  • Bei der Anti-Geldwäsche-Behörde FIU sind im vergangenen Jahr nur noch 266.000 Geldwäsche-Verdachtsmeldungen eingegangen – verglichen mit dem Vorjahr ein Rückgang um fast 20%. (BÖZ/Paywall)

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Exklusiv: Banken-Studie zum digitalen Euro führt zu Zoff unter beteiligten Banken

Es wirkte wie eine perfekt orchestrierte PR-Nummer. Mittels „dpa“ – sprich: mit größtmöglicher Verbreitung und ohne kritisches Hinterfragen – ventilierte die Bankenindustrie vergangene Woche eine bei PwC in Auftrag gegebene Untersuchung, wonach die Einführung des digitalen Euro die europäische Kreditwirtschaft „bis zu 30 Mrd. Euro“ kosten wird (weil beispielsweise Bezahlterminals, Geldautomaten, Karten, Online-Banking und Banking-Apps angepasst werden müssten und auch darüber hinaus ganz viel Aufwand entstehe). Das Motiv hinter der Studie: In vielen Banken und vor allem Sparkassen sieht man den digitalen Euro tendenziell skeptisch. Was erstens mit sehr grundsätzlichen Erwägungen zusammenhängt (siehe –> Die trügerische Ruhe unserer Banken im Angesicht des digitalen Euros), zweitens mit der befürchteten Konkurrenz zu Wero (–> EPI vs. EZB – das stille Ringen um die europäische Payment-Herrschaft) und drittens, in der Tat, mit der Befürchtung, die Kosten des Projekts könnten dessen Nutzen bei weitem übersteigen. Eigentlich sollte man in der Kreditwirtschaft also sehr zufrieden sein, dass PwC (welch Wunder …) mit der von den Auftraggebern erhofften großen Zahl ums Eck kam und diese große Zahl letzte Woche die große Runde machte. In Wirklichkeit aber – gab es laut Finanz-Szene-Informationen hinter den Kulissen reichlich Knatsch um die Veröffentlichung. Hier entlang: FS Premium

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Kurz getickert

  • Weil das Institut nicht hinreichend überprüft habe, ob sich eines ihrer Anlageprodukte für die adressierte Zielgruppe eignet, ist Donner & Reuschel von der Bafin zu einem Bußgeld von 110.000 Euro verdonnert worden
  • Als nächster gewichtiger Player hat nun auch die Berliner Neobank N26 eine Micar-Lizenz erhalten (siehe zum Hintergrund unseren aktuellen Podcast)

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Sämtliche Aufsichts-News aus April und Mai 2025

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