von Bernd Neubacher und Georgia Hädicke , 1. März 2024
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den Februar 2024:
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Die Deka muss bei ihrer Private-Banking-Offensive einen merklichen Rückschlag verkraften. Laut Exklusiv-Informationen von „Finanz-Szene“ verlassen gleich fünf meist langjährige Wealth-Management-Experten (die einem dem Vernehmen nach nur rund zehnköpfigen Team angehörten) den Fondsdienstleister der Sparkassen. Nämlich:
Die Abgänge lassen aufhorchen, da die Deka das Private Banking und Wealth Management doch eigentlich zu einem ihren wichtigsten Wachstumsfelder erkoren hat. Insgesamt hat der vor zwei Jahren neu aufgestellte Geschäftsbereich nach eigenen Angaben inzwischen rund 150 Mitarbeiter, darunter auch viele Spezialisten, die erst in den letzten Monaten den Weg zur Deka gefunden hatten (wobei sich der Fondsdienstleister pikanterweise auch in der eigenen Gruppe bediente, nämlich bei der Frankfurter Bankgesellschaft, also der Private-Banking-Tochter der Helaba).
Nach Informationen von Finanz-Szene steht hinter den Demissionen zumindest teilweise die konzertierte Aktion eines direkten Wettbewerbers. Denn drei der fünf Manager, und zwar Leidig, Kramer und Lang, werden Anfang April ins (zu Jahresbeginn eröffnete) Frankfurter Büro der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) wechseln. Die versucht gerade, in Deutschland Fuß zu fassen, und wird die Zahl der Berater am Main mit dem Deka-Trio auf acht erhöhen.
Auch die Ziele der beiden anderen Deka-Wealth-Manager stehen laut unseren Recherchen fest: Neuhaus will sich selbstständig machen. Und Schneider zieht es, ha!, zur Frankfurter Bankgesellschaft.
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… dass sich die „Maverick“-Volksbank aus Schmalkalden von ihrem prominentesten Mitarbeiter trennt, Ex-Profifußballer Stefan Effenberg? Laut „HB“ (Paywall) hat die thüringische Genobank dem früheren Nationalspieler zum 1. April gekündigt – dieser wiederum habe eine Kündigungs-Schutzklage eingereicht.
HCOB-Eigner beteiligen das Top-Management umfänglichst an der Bank
Die Hypo-Vereinsbank füllt die jüngst gerissenen Lücken in ihrer Führungsebene aus den eigenen Reihen. Zum neuen Privatkunden-Chef ernannte die Münchner Großbank gestern den bisherigen Leiter des Regionalbereichs Nord-Ost, René Babinsky. Der Manager ersetzt Monika Rast, die kurz vor Weihnachten nach nur neun Monaten überraschend ihren Abschied verkündet hatte. Als neue „Head of People and Culture“ firmiert derweil Georgiana Lazar, die die gleiche Position in den vergangenen vier Jahren bei der HVB-Schwester Unicredit Austria innehatte. Sie ersetzt den bisherigen Personalchef Christoph Auerbach, der bekanntlich als COO zur NordLB wechselt. Da Georgiana Lazar (anders als Auerbach) der Geschäftsführung angehören soll, wächst das Führungsgremium somit auf sieben Personen.
Die großzügigen „Hometown“-Office-Regeln der Deutsche-Bank-Vorstände
Die Commerzbank sucht nach nur drei Jahren schon wieder einen IT-Vorstand. Wie am Donnerstag zunächst das „Handelsblatt“ (Paywall) berichtete, wird die Frankfurter Großbank den im September auslaufenden Vertrag von COO Jörg Oliveri del Castillo-Schulz nicht verlängern, es sei stattdessen ein „geordneter Nachfolgeprozess“ gestartet worden. Damit scheitert binnen weniger Jahre bereits der zweite hochrangige Manager an der Modernisierung der Commerzbank-IT und der dazugehörigen Dienstleisterstruktur.
Vorgänger Jörg Hessenmüller musste im Oktober 2021 den Posten als IT-Vorstand räumen, nachdem die fehlgeschlagene Auslagerung der Wertpapierabwicklung an die britische Großbank HSBC eine Abschreibung von rund 200 Mio. Euro nach sich gezogen hatte (siehe hier). Der frühere IKB-Vorstand Oliveri del Castillo-Schulz übernahm eine veraltete Infrastruktur, für deren Modernisierung Kosten von mehreren hundert Millionen Euro veranschlagt werden. Auch die Probleme mit den Dienstleistern rissen nicht ab – und kumulierten im vergangenen November zunächst in einem „Kontenraub“, für den die Commerzbank letztendlich den Bank-Verlag als Dienstleister verantwortlich machte (siehe -> „Wird der Bank-Verlag den Karten-GAU bei der Commerzbank überleben?“), und nur wenige Tage später in massenhaften Fehlbuchungen an Geldautomaten (Schuld daran laut Coba: ein Dienstleister). Und so übergibt der scheidende IT-Vorstand seinem noch nicht benannten Nachfolger (oder seiner Nachfolgerin) nun wieder das, was er seinerzeit erbte: eine Großbaustelle.
Bei der HCOB wird die CEO-Frage zusehends zur Hängepartie. Denn: Als der langjährige Vorstandschef Stefan Ermisch Ende September 2022 abtrat, folgte auf ihn bekanntlich der damalige Finanzchef Ian Banwell, welcher allerdings im Mai 2023 bereits wieder seinen Rückzug ankündigte (siehe hier). Nun ist seit diesem Donnerstag zwar bekannt, wer im April 2024 wiederum auf Banwell folgt – nämlich der bisherige Risikovorstand Ulrik Lackschewitz. Bei dem klingt es nun aber auch wieder so, als handele sich lediglich um eine Übergangslösung: Der Aufsichtsrat bestelle Lackschewitz nämlich nur „auf Interim-Basis“ zum CEO, hieß es. Über die „definitive Nachfolge“ Banwells werde das Gremium „zu gegebener Zeit informieren“. Ebenfalls auf unbestimmte Probezeit befördert wird Finanzvorstand Marc Ziegner, der nun interimistisch als Vize fungieren soll. Zu den Gründen des recht ungewöhnlichen Arrangements äußerte sich eine Sprecherin der Bank auf Anfrage nicht. Es bleibt also spannend. –––––––––––––––––––
Ob es mit dem steigenden wirtschaftlichen Druck auf die PSD-Banken zu tun hat (siehe unser Themen-Dossier hier), sei mal dahingestellt. Auffällig allerdings ist: Gerade bei den kleineren Instituten der Gruppe kommt es momentan zu deutlichen personellen Veränderungen. So wurde bei der PSD Bank Koblenz die zweiköpfige Führung jüngst komplett ausgetauscht: Vorstand Peter Greiner hat das Mini-Institut (Bilanzsumme: 723 Mio. Euro) nach sechs Jahren verlassen, um in Eschborn bei der deutlich größeren PSD Bank Hessen-Thüringen (1,6 Mrd Euro) einzusteigen – allerdings wohlgemerkt nicht als Vorstand, sondern als Bereichsleiter Produktionsbank. Zuvor hatte sich in Koblenz auch schon der langjährige Vorstandschef Bernd Schittler verabschiedet. Er ist jetzt einfacher Vorstand bei der PSD Bank Rhein-Neckar-Saar (Bilanzsumme: 2,4 Mrd. Euro).
Dazu passt, dass wiederum die PSD Bank Hannover (1,2 Mrd. Euro) ihren Vorstand von drei auf zwei Mitglieder verkleinert: Torsten Krieger und Bernd Brennecke führen das Institut jetzt allein – der langjährige Vorstandssprecher Holger Hammer (der die Führung der Bank schon 2022 an Krieger abgetreten hatte) ist jetzt komplett raus. In Koblenz (also bei PSD Bank, die – siehe oben – ihre Vorstände ausgetauscht hat) firmiert neuerdings Björn Engelmann als Marktvorstand; er kommt von der Volksbank Rheinböllen. Zweiter Vorstand ist Tim Blumenberg, der von der Raiffeisenbank Westkreis Fürstenfeldbruck an den Rhein rübergemacht hat.
Die Umbauten bei Metzler (siehe –> „Bankhaus Metzler will CIR auf 80% senken – und streicht 10% aller Stellen“) ziehen namhafte Abgänge nach sich. So ist der erst im September verpflichtete ESG-Manager Jonas Weisbach laut Exklusiv-Informationen von Finanz-Szene bereits wieder aus der Bank ausgeschieden. Weisbach war von der Union Investment gekommen und sollte bei Metzler eigentlich innerhalb des Asset Managements die „Bereiche Governance und Impact Investing weiterentwickeln“, wie es seinerzeit in Presseberichten hieß.
Ebenfalls vor dem Abgang steht laut unseren Informationen die Kommunikations-Chefin Patrizia Ribaudo. Als Grund wird intern die „betriebliche Umorganisation“ angeführt – man trenne sich „im besten beiderseitigen Einvernehmen“. Ribaudo hatte sieben Jahre lang die Kommunikation des Fondsverbands BVI verantwortet, bevor sie im Oktober 2021 die identische Position bei Metzler übernahm, zunächst gemeinsam mit Vorgänger Matthias Butzlaff, seit Mai 2022 alleine. Wohin es die beiden Abgänger nun verschlägt, ist noch nicht bekannt.
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Die alteingesessene Privatbank Berenberg hat bei der Besetzung des „Head of Client Services Projects“ ausnahmsweise mal nicht in den gefühlt endlosen Privatbanker-Personalfundus gelangt – sondern in den Manager-Pool des Berliner Groß-Fintechs Solaris: Wie den einschlägigen Social-Media-Kanälen zu entnehmen ist, fungiert Georg Heibel, der zuletzt bei der Digital-Assets-Tochter der Solarisbank die Geschäfte führte (und der zuvor bereits bei der Comdirect und der deutschen Barclays als Digitalbanker unterwegs war), seit Jahresbeginn bei der Hamburger Privatbank als „Associate Director“.
Dabei ist Berenberg beileibe nicht der einzige Player, der die Solarisbank derzeit als personellen Jagdgrund nutzt. Ebenfalls zur Jahresfrist wechselte der „Head of Legal Commercial“ Peter Lohmann zu der auf digitale Vermögenswerte spezialisierten Schweizer Sygnum Bank, welche just vor wenigen Tagen ein 40-Mio-Dollar-Funding bekannt gegeben hat (siehe unseren Fintech-Ticker für Januar). J.P. Morgan wiederum hatte für seine geplante Berliner Digitalbank bereits im Herbst den Solaris-Karten-Spezialisten Suria Ribeiro geholt (siehe hier).
Auch bei diversen Berliner Fintechs schlugen zuletzt einige Ex-Solaris-Beschäftigte auf: Die frühere „Chief of Staff“ zum Beispiel, Layla Qassim, hatte letztes Jahr zunächst zum Investment-Fintech Lemon Markets rübergemacht – und ist jüngst als „Chief of Staff“ zum Kreditkarten-Startup Moss weitergezogen. Und der frühere Sales-Verantwortliche der Solarisbank, Leonard Coen, managt laut „Finance Forward“ nun die strategischen Partnerschaften des Miet-Payment-Fintechs Topi.
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