von G. Hädicke, C. Kirchner und B. Neubacher, 30. Juli 2023
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den Juli 2023:
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Die personellen Umbauten in der Marktfolge der Baader Bank greifen deutlich tiefer als bislang bekannt. Wie berichtet, hatte der Münchner Wertpapier-Spezialist am 13. Juli überraschend die Demission von Finanz- und Risiko-Vorstand Dietmar von Blücher verkündet – nachdem der Manager bereits per Mitternacht sein Mandat niedergelegt hatte. Recherchen von Finanz-Szene zeigen nun aber, dass sich die Baader Bank im ehemaligen Verantwortungsbereich Blüchers (Internal Audit, Compliance, Group Corporate Security, Risk Management, Accounting, Controlling, Credit sowie Back Office) schon seit längerem häutet:
Bei Baader heißt es, man wolle mit den Neuzugängen „die internen Kontrollstellen optimieren bzw. zu stärken“. Der entsprechende Prozess habe allerdings schon „vor längerer Zeit“ begonnen – ein Hinweis, der vermutlich der (nach unseren Informationen in der Tat falschen) Interpretation vorbeugen soll, die Wechsel könnten in Zusammenhang mit dem Bafin-Rüffel letztes Jahr stehen, siehe unseren Aufsichts-Ticker aus dem November. Ganz abgeschlossen scheinen die personellen Umbauten übrigens noch nicht zu sein. Für die interne Revision wird gerade noch eine Spitzenkraft mit „guten Kenntnissen im Aufsichtsrecht (insbesondere MaRisk und WPHG)“ gesucht. Und auch die Stelle Blüchers soll perspektivisch wiederbesetzt werden, teilt die Baader Bank auf Anfrage mit (nachdem der einst vierköpfige Vorstand ja aktuell nur noch aus Nico Baader und Oliver Riedel besteht). „Bis diese Besetzung erfolgt sein wird, wird es aber voraussichtlich noch dauern.“
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Auffälliger Abrieb im mittleren Management von Creditshelf: Bereits Anfang Mai hat HR-Chefin Natali Bily den Frankfurter KMU-Finanzierer laut Finanz-Szene-Informationen verlassen (und zwar, um bei United Internet anzudocken). Anfang Juli endete zudem das Mandat von Berater Sebastian Seibold, der die letzten fünf Jahre als „Head of Business Development“ bei Creditshelf zugange war.
Die zwei Abgänge könnten Vorboten größerer personeller Umwälzungen bei dem Fintech sein. Denn wie Finanz-Szene von Branchen-Insidern erfahren hat, gab es bei Creditshelf zuletzt mehrere betriebsbedingte Kündigungen, die Rede ist von insgesamt zwei Entlassungsrunden. Dazu passt, dass einige der rund 70 Creditshelf-Beschäftigten auf dem Karrierenetzwerk Linkedin ihrem Profil inzwischen den Hinweis „Open to work“ hinzugefügt haben. Zudem hat das Unternehmen in den letzten vier Wochen alle offenen Stellen von seiner Karriereseite entfernt.
Das bekanntlich schwer kriselnde Frankfurter Startup (siehe zuletzt unseren Scoop -> Creditshelf legt „Bestandsgefährdung“ im Kontext des Goldman-Sachs-Deals offen) wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
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Dass die Vorgänge bei der Frankfurter Renell Bank zuletzt mindestens mal kurios anmuten, haben wir Ihnen in den vergangenen Tage ja schon erzählt. Da war 1.) die bislang zwar unbestätigte, allerdings auch unwidersprochene Geschichte, dass der Wertpapierhändler justament alle Beschäftigten entlassen hat, 2.) die Tatsache, dass die Website des Unternehmens seit Tagen „im Wartungsmodus“ ist, und 3.) gibt es nun auch noch einen Eintrag im Google-Unternehmensregister, welcher das Haus als „dauerhaft geschlossen“ ausweist.
Doch während vom aktuellen Renell-CEO Michael Puschmann dieser Tage nichts zu vernehmen ist, nimmt die Karriere seines Vorgängers eine neue Wendung: Rund neun Monate nach seinem überraschenden Abgang aus dem Management der gleichnamigen Bank (siehe hier), hat Marc Renell nun bei der Deka als „Senior Manager“ im Bereich „Digital Assets, Custody, Market Data, Bank Regulation“ angeheuert.
Wie der Fondsanbieter der Sparkassen auf Anfrage von Finanz-Szene bestätigt, berichtet er dort an die COO für Bankgeschäftsfelder und das Verwahrstellen-Geschäft, Marion Spielmann. Unklar bleibt noch, ob für Renell innerhalb der wachsenden Abteilung auf Sicht eine Führungsposition vorgesehen ist – wobei das für einen einstigen Bank-CEO ja vermutlich ein erstrebenswertes Ziel wäre.
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Der gestern bekannt gegebene Umbau in der Privatkundensparte der Deutschen Bank (siehe alle Details hier) führt zu einem Kahlschlag im Management-Zirkel rund um Neu-Vorstand Claudio de Sanctis. Demnach wird das künftige „Executive Committee“ nur noch aus 20 Personen bestehen statt wie bislang aus 42 Personen, die auf drei Gremien verteilt waren.
Hier die 18 bereits gesetzten Namen (es fehlt übrigens auffälligerweise: Philipp Gossow)– sowie die zwei Positionen, die bislang nur interimistisch besetzt sind:
… dass sich der Vorstandsausbau bei der Volksbank Mittelhessen verzögert? Wie „Fonds Professionell“ berichtet, muss die vermeintliche neue Generalbevollmächtigte Sabine Curt eine zweijährige „Cooling Off“-Phase einhalten – weil sie als Wirtschaftsprüferin bei der Kanzlei BDO zuletzt noch den 2022er-Abschluss der Gießener Volksbank geprüft hatte. Statt als Generalbevollmächtigte soll Curt im Herbst nun erst einmal als „Bankdirektorin“ loslegen.
LBBW-Firmenkundenchef Karl Manfred Lochner (61) wird seinen Posten zum Jahresende abgeben – dem Vernehmen nach vor dem Ende der eigentlichen Vertragslaufzeit. Laut einer gestern versandten Mitteilung soll Joachim Erdle die Nachfolge antreten. Der 55-Jährige ist seit 2013 im Corporate Finance der Stuttgarter Landesbank tätig, firmiert seit 2021 als Bereichsvorstand und wird nun ein Portfolio übernehmen, das allein im vergangenen Jahr um fast 10% auf 98 Mrd. Euro angewachsen ist.
Dass der Chef der viertgrößten Volksbank hierzulande, Wolfgang Altmüller, auch ein umtriebiger Tourismus-Manager ist – das hatten wir im Februar ja ausführlich aufgedröselt (siehe unseren Artikel –> „Big in Bavaria. Die schillernde Vita des Volksbankers Altmüller“). Ein gewichtiges Mandat in diesem Bereich ist der Vorstandschef der „meine Volksbank“ in Rosenheim nun allerdings los: Wie das „Handelsblatt“ (Paywall) berichtet, hat Altmüller den AR-Vorsitz bei dem strauchelnden Münchner Touristik-Konzern FTI an den ägyptischen Milliardär Samih Sawiris abgegeben. Hintergrund: Sawiris ist Mehrheitseigner der FTI, ihm gehören aber Anteile an der RT Raiffeisen Touristik (RTG), an der wiederum auch die Altmüller-Volksbank beteiligt ist. Aus dieser Verbandelung heraus war Altmüller 2021 zum Chef des FTI-Aufsichtsgremiums gekürt worden.
Was genau dazu geführt hat, dass Altmüller das Gremium nun wieder verlässt, bleibt diffus. Offenkundig ist lediglich, dass die FTI seit geraumer Zeit mit diversen Affären zu kämpfen hat. Der frühere CEO Ralph Schiller war bei seiner Ernennung zum FTI-Chef bereits wegen Betrugs vorbestraft, zuletzt gab es auch noch einen Datenskandal. Bei diesem spielt laut „Handelsblatt“ auch eine Tochter der RTG (deren Vorstandschef Altmüller weiterhin ist) eine Rolle. Konkret soll die RTG-Tochter der FTI angeblich über Jahre Umsatzzahlen von Konkurrenten zugespielt haben. Altmüller war erst im Februar zum Vorsitzenden des BVR-Verbandsrats gewählt worden – eines der einflussreichsten Gremien innerhalb der genossenschaftlichen Bankengruppe überhaupt.
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