von B. Neubacher, G. Hädicke, C. Kirchner und H.-R. Dohms, 1. April 2025
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den März 2025:
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Pikanter Rechtsstreit in der nordrhein-westfälischen Bankenszene: Laut Recherchen von Finanz-Szene wird die Düsseldorfer IKB von einem ihrer früheren Vorstände auf Pensionsansprüche in Millionenhöhe verklagt. Angestrengt hat das Verfahren ausgerechnet Markus Guthoff, der jüngst erst bei einem anderen NRW-Institut zum Vizechef aufgestiegen war, nämlich bei der Essener National-Bank. Hintergrund: Von April 2001 bis Oktober 2007 gehörte Guthoff dem Vorstand der IKB ab. Zuständig zeichnete er für die Ressorts Organisation, Informationsverarbeitung, Private Equity – und auch für Structured Finance. Bekanntlich verhob sich die Industriebank seinerzeit mit Subprime-Investments und musste öffentliche Hilfen von rund 9 Mrd. Euro beanspruchen.
Nach seinem Ausscheiden aus der IKB verdingte sich Guthoff viele Jahre außerhalb der Bankenbranche, war für den Logistik-Spezialisten Interseroh und den Recycling-Riesen Alba unterwegs. 2017 dockte der Manager schließlich als Generalbevollmächtigter bei der National-Bank an, stieg bald darauf zum einfachen Vorstand auf und avancierte Anfang 2025 zum Stellvertreter von Vorstandschef Thomas Lange. Die genauen Hintergründe seiner Klage gegen den Ex-Arbeitgeber sind nicht ganz klar. Bekannt ist: Bei der IKB war der heute 60-Jährige seinerzeit ohne Übergangsgeld und ohne Abfindung ausgeschieden; die Rückzahlung von 600.000 Euro variabler Vergütung lehnte er indes ab. Per März 2008 sahen die von der IKB gebildeten Pensionsrückstellungen für Guthoff ab einen Renteneintritt mit Ende 63 Jahresbezüge von jeweils 262.000 Euro vor.
In dem Verfahren vor dem Düsseldorfer Landgericht (Aktenzeichen: 35 O 39/24) gehe es um einen „einstelligen Millionenbetrag“, heißt es. Für die IKB in ihrer aktuellen Verfassung keine ganz kleine Summe, siehe zuletzt unser Stück –> Von Risikokosten bis Derivatebuch – die IKB kämpft mit etlichen Problemen.
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Deutsche Bank baut Vorstand um: Von Moltke geht, Sewing kriegt neuen Vertrag
Die Deutsche Bank tauscht zwei ihrer Aufsichtsräte aus. Wie das „Handelsblatt“ (Paywall) berichtet, geht es dabei um den früheren Deutsche-Börse-Chef (und noch früheren HVB-Chef) Theodor Weimer sowie um die deutsch-spanische Juristin Dagmar Valcárcel. Wer die beiden ersetzen soll, wird demnach spätestens kommende Woche publik werden, wenn die Deutsche Bank die Einladung zur diesjährigen Hauptversammlung verschickt und darin entspreche Kandidaten vorschlagen dürfte. Darüber hinaus schreibt könnte es „in absehbarer Zeit“ auch Änderungen im Vorstand geben, schreibt das „Handelsblatt“ weiter unter beruft sich dabei auf „Finanzkreise“. Zwar sei „unklar ist, um welchen Manager oder welche Managerin es konkret geht“. Allerdings erinnert der Artikel in diesem Zusammenhang an die jüngsten Gerüchte um Finanzchef James von Moltke (siehe unten) sowie daran, dass Rechtsvorstand Stefan Simon jüngst eine Kürzung seines Bonus hatte in Kauf nehmen müssen. Über den Weimer-Abgang hatte zuletzt bereits das „Manager Magazin“ spekuliert, das Geraune um Moltke wiederum entstammte der „Wirtschaftswoche“.
Die Union Investment zurrt ihre seit Monaten mit Spannung erwartete Nachfolge von CEO Hans-Joachim Reinke fest. Zum 1. April 2026 soll André Haagmann an die Spitze des genossenschaftlichen Fondsdienstleisters rücken, wie der Aufsichtsrat entschieden hat. Der 52-Jährige ist (genau wie Amtsinhaber Reinke) ein Eigengewächs. Bereits 2006 war Haagmann von der Unternehmensberatung Oliver Wyman zur Union gewechselt. Jahrelang leitete er die Konzernentwicklung, später fokussierte er sich auf das institutionelle Geschäft (dass er von 2019 bis 2022 leitete) und vor drei Jahren stieg er schließlich in den Vorstand auf. Dort verantwortet er seitdem neben dem institutionellen Geschäft auch die Investment-Analyse und das Immobilien-Segment.
Wenn der heute 62-jährige Hans-Joachim Reinke geht im kommenden Jahr plangemäß abtritt, wird er die Uniion Investment insgesamt rund 15 Jahre geführt haben. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum beschäftigte die Deka (also das Sparkassen-Pendant der Union) insgesamt vier CEOs. Unter Reinkes Führung verdreifachten sich die Assets under Management auf zuletzt rund 500 Mrd. Euro. Weil ein substanzieller Teil dieses Zuwachses auf die margenstarken Publikumsfonds zurückging, eilte die DZ-Bank-Tochter zuletzt von Rekordgewinn und Rekordgewinn. Für 2024 wurde ein Vorsteuerergebnis von 1,24 Mrd. Euro ausgewiesen (siehe –> So geht Vertrieb – und nicht anders?! Zehn kurze Takes zur Union Investment).
Für den Ruhestand fühlt sich Reinke offenbar noch zu jung. Auf seinem Social-Media-Profil sprach er gestern von „Herausforderungen in Politik, Asset-Management-Branche und Finanzindustrie“, die sich ihm möglicherweise künftig stellen würden.
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Bei der Deutschen Bank gibt es einem Medienbericht zufolge Gerüchte um den Verbleib von Finanzvorstand James von Moltke. Wie die „Wirtschaftswoche“ (Paywall) unter Berufung auf „szenekundige“ Insider schreibt, soll es interne Diskussionen über ein mögliches Ausscheiden des Vizechefs geben. Ein Auslöser der Diskussion sei, dass Moltkes Vertragsende im Frühjahr 2026 grob mit dem Auslaufen der aktuellen Deutsche-Bank-Strategie zusammenfällt, heißt es in dem „Wiwo“-Bericht. „Die Debatte dürfte deshalb darum kreisen, ob der Konzern eine neue Strategie mit einem neuen Finanzvorstand umsetzen will.“ Auch würden sich „Beobachter“ fragen, wie produktiv die Zusammenarbeit mit Vorstandschef Christian Sewing noch sein könne, nachdem das Duo das größte deutsche Geldhaus schon seit Jahren gemeinsam führt.
Sprich: Die Sache ist ein Stück weit spekulativ. Wobei durchaus plausibel erscheint, dass über von Moltkes Vertrags diskutiert wird, schließlich entscheidet der Aufsichtsrat über Vertragsverlängerungen üblicherweise mit einem Vorlauf von rund einem Jahr. So langsam würde es also Zeit. Ob die Diskussionen allerdings zwingend auf einen Abgang von Moltkes hinauslaufen, das steht abzuwarten. Operativ dürfte es an der Arbeit des CFO wenig zu meckern geben. Bereits seit 2017 im Amt, begleitete von Moltke den Großumbau des Instituts unter dem 2018 installierten CEO Sewing – das primäre Ziel von 8% Eigenkapitalrendite per 2022 wurde erreicht. Eine andere Frage ist: Will von Moltke nach acht Jahren als Finanzvorstand und drei Jahren als Vizechef in der heutigen Konstellation weitermachen? Will der 56-Jährige selbst noch mal zum Vorstandschef aufsteigen (wenn nicht bei der Deutschen Bank, dann anderswo), kann er nicht ewig warten.
Die Commerzbank verlängert mitten in der Auseinandersetzung um eine Übernahme durch die Unicredit (siehe dazu auch das jüngste Update in unserem Großbanken-Ticker) die Verträge von Privatkundenvorstand Thomas Schaufler und Personalvorständin Sabine Mlnarsky – und zwar um jeweils fünf Jahre bis März bzw. Dezember 2030. Während die Verlängerung in Mlarskys Fall turnusgemäß ist (der Kontrakt wäre sonst zum Jahresende ausgelaufen), hätte die Commerzbank bei Schaufler eigentlich noch bis November 2026 Zeit gehabt.
Dass die Commerzbank stattdessen auf einen Schlag beide Vorstände langfristig bindet, begründet Aufsichtsratschef Jens Weidmann so: Angesichts des „dynamischen Markt- und Wettbewerbsumfelds“ sei es „im ureigenen Interesse unserer Bank, Kontinuität in der Führung zu gewährleisten“. An Kontinuität mangelt es bei der Commerzbank tatsächlich nicht. Schon im Herbst waren die Verträge von Vorstandschefin Bettina Orlopp und Firmenkundenchef Michael Kotzbauer verlängert worden, auch um jeweils fünf Jahre. Bei den übrigen Vorstandsmitgliedern bleibt sowieso noch Zeit: Risikochef Bernd Spalt trat erst Anfang 2024 an, COO Christiane Vorspel im Herbst 2024 und der designierte Finanzchef Carsten Schmitt hat just im Februar das Go der EZB-Bankenaufsicht bekommen.
Ein Jahr nach ihrem plötzlichen Abgang aus dem Vorstand der Sparkasse Bremen schlägt Frauke Hegemann bei einem anderen Primärinstitut im roten Sektor auf – nämlich als künftige Chefin bei der Nord-Ostsee-Sparkasse (kurz „Nospa“, Bilanzsumme 8 Mrd. Euro). Wie aus einer gestern veröffentlichten Mitteilung hervorgeht, soll die 49-Jährige im Juli zunächst als stellvertretende Vorstandsvorsitzende ins Führungsgremium des Flensburger Kommunalinstituts einziehen und dann im kommenden Jahr den in Rente gehenden Thomas Menke an der Spitze ablösen.
Für Hegemann ist es das vierte Vorstandsmandat binnen weniger Jahre: Bis November 2020 saß die frühere Commerzbankerin im Führungsgremium der Comdirect (zuletzt als CEO), danach wechselte sie in den Vorstand der Signal Iduna Bauspar AG, um dann 2023 Privatkundenvorständin bei der Sparkasse Bremen zu werden – wo sie nach nur neun Monaten wieder ging, wegen „unterschiedlicher Auffassungen über die organisatorische und strategische Weiterentwicklung“, wie es seinerzeit hieß.
Die Nord-Ostsee-Sparkasse zählt künftig zu den rund 5% der Sparkassen, die eine Chefin haben. Mit Hegemann will sich das Institut als „wichtige Impulsgeberin für die Transformation in Nachhaltigkeit und Digitalität“ positionieren, wie es gestern hieß.
Ein geschasster PSD-Bank-Chef. Und rund 50 weitere Personalien aus dem Februar
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