Private-Banking-Ticker

Die Liechtensteiner kommen: Alle Private-Banking-News von Juni bis August

In unserem Private-Banking-Ticker fokussieren wir uns auf die klassischen Privatbanken, von Metzler bis Berenberg, von Donner & Reuschel bis M.M. Warburg

Hier unser Ticker von Juni bis August: 

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Exklusiv: Bethmann fährt Ergebnis trotz Asset-Verlust deutlich hoch

Auch wenn die Bethmann Bank im vergangenen Jahr mit deutlichen Asset-Abflüssen zu kämpfen hatte (siehe unten) – das Ergebnis zeigt sich dank Zinswende signifikant verbessert. So berichtet Bethmann-Chef Hans Hanegraaf im Gespräch mit Finanz-Szene, dass der Zinsüberschuss um 48% auf 44,8 Mio. Euro geradezu explodiert sei. Dabei profitierte die Frankfurter Privatbank in den ersten Monaten des Jahres noch von negativen Zinsen der eigenen Einlagenkunden – im weiteren Jahresverlauf ließen dann die  plötzlich positiven Einlagenzinsen der EZB den Überschuss anwachsen.

Weitere zentrale Kennziffern entwickelten sich laut Hanegraaf derweil wie folgt:

  • Das Provisionsergebnis stieg um 2% auf 106,7 Mio. Euro – auch wenn das Geschäft im zweiten Halbjahr spürbar nachließ
  • Alles in allem zogen die operativen Erträge um 11% auf 161 Mio. Euro an
  • Eingedenk einer Rückstellung für eine 3 Mio. Euro schwere Bafin-Geldbuße wegen Mängeln in der Compliance blieben der ABN-Amro-Tochter noch 6,4 Mio. Euro an operativem Ergebnis – nach einer schwarzen Null im Jahr zuvor

Damit habe Bethmann die eigenen Erwartungen übertroffen, betonte Hanegraaf gegenüber Finanz-Szene. Zahlen zum Kosten-Niveau nannte der Manager keine. 2021 hatte die Aufwandsquote bei 99% gelegen. Für 2022 braucht die Bank keine Zahlen mehr zu veröffentlichen, weil es sich bei Bethmann nur noch um eine Niederlassung handelt – nicht mehr um ein eigenständiges Institut.

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Wie die DZ Privatbank im H1 abgeschlossen hat, erfahren Sie hier …

Rekord! Und sonst? Die Zahlen aller DZ-Bank-Töchter in der Einzel-Analyse

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LLB treibt Expansion in Deutschland voran

Die Liechtensteinische Landesbank präzisiert ihre Expansionspläne für den deutschen Markt (über die wir ja Ende 2023 in unserem Private-Banking-Ticker schonmal ausführlich berichtet hatten). Für Anfang kommenden Jahres kündigt die LLB die Eröffnung einer deutschen Zweigniederlassung mit drei Standorten sowie insgesamt rund 40 Beschäftigten an – und zwar in Frankfurt, Düsseldorf und München.

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Kurz getickert

  • Deutschlands Private Banking bleibt ein Taubenschlag. So ziehen Michael Irrle und Oliver Engl, die Mitte 2019 von HSBC Trinkaus zu Merck Finck rübergemacht hatten, jetzt nebst zwei anderen Merck-Finck-Leuten weiter zu Hauck Aufhäuser Lampe.
  • Die Fürstlich Castell’sche Bank, die bislang ausschließlich in Süddeutschland präsent ist (Würzburg, München, Nürnberg, Bamberg, Ulm, Heilbronn), eröffnet ein Büro in Frankfurt. Genauer: Ulmenstraße 37-39, also fast mittendrin.
  • Die Frankfurter Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe intensiviert laut einem Bericht der „FAZ“ die Suche nach einem zusätzlichen Eigentümer neben Fosun. Demnach habe es kürzlich erste Gespräche mit dem HCOB-Investor J.C. Flowers gegeben – allerdings seien diese eher enttäuschend verlaufen. Neben Flowers gebe es auch weitere Interessenten, schreibt die „FAZ“, konkreter werden die Kollegen allerdings nicht.
  • Die Hamburger Privatbank M.M. Warburg ist endgültig mit dem Versuch gescheitert, ihre Cum-Ex-Steuerschuld in Höhe von 63 Mio. Euro in Teilen auf die Deutsche Bank (also auf ihre Depotbank) abzuwälzen. Der BGH wies den Versuch der Hanseaten, eine Revision gegen entsprechende Urteile des OLG Frankfurt und des Frankfurter Landgerichts zu erwirken, dieser Tage zurück. Bloomberg (Paywall)

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LGT macht Ernst mit ihrem Deutschland-Comeback

Die LGT Bank forciert ihre Rückkehr auf den deutschen Markt. So sollen sich zum bereits eröffneten Standort in Hamburg ab dem kommenden Jahr eine Düsseldorfer Niederlassung zuzüglich eines Kölner Büros gesellen. Für die NRW-Aktivitäten kalkuliert das liechtensteinische Institut mit rund 15 Mitarbeitern. Der Kern des Teams speist sich wie auch schon in Hamburg aus bisherigen Mitarbeitern der Bethmann Bank – darunter die beiden Niederlassungsleiter Jens Ennenbach und Matthias Wesseling. Mitteilung

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ESG-Effekt: Bethmann verliert fast 5 Mrd. Euro an Private-Banking-Assets

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Kurz getickert

  • Bei der Frankfurter Bankgesellschaft (also beim Private-Banking-Spezialisten der Sparkassen) sind die Assets under Management im vergangenen Jahr marktbedingt um 4% auf 15,9 Mrd. Euro geschrumpft – trotz eines Nettozuflusses von 1,3 Mrd. Euro. Der Vorsteuergewinn stieg auf knapp 17 Mio. Euro, die an die kooperierenden Sparkassen (insgesamt 285) gezahlten Provisionen erhöhten sich um fast 30% auf gut 45 Mio. Euro. Für dieses Jahr strebt die Helaba-Tochter eine Erhöhung der verwalteten Kundengelder um rund 3 Mrd. Euro an – davon waren zwei Drittel per Ende Mai bereits erreicht. BÖZ (Paywall), Fondsprofessionell
  • Berenberg partnert mit der Europäischen Investitionsbank – und will nach eigenen Angaben von einem bis zu 300 Mio. Euro schweren Portfolio aus Mittelstandkrediten gut die Hälfte an die EIB weiterreichen

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Bei Quirin-Tochter Quirion explodieren die Nettomittelzuflüsse

Der Berliner Robo-Advisor Quirion akquiriert aktuell so viele Kundengelder wie nie zuvor. Bis Ende Mai beliefen sich die Nettomittelzuflüsse auf bemerkenswerte 380 Mio. Euro, wie aus einer aktuellen Präsentation der Quirin Bank (also der Mutter) hervorgeht. Damit verzeichnet das Fintech in diesem Jahr bereits mehr Zuflüsse als im kompletten vergangenen Jahr (254 Mio. Euro) – und die Chancen stehen gut, dass auch der bisherige Rekordwert aus 2021 (damals waren es aufs Gesamtjahr bezogen 489 Mio. Euro) geknackt wird. Alles in allem kommt Quirion inzwischen auf Assets under Management in Höhe von 1,8 Mrd. Euro.

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Kurz getickert

  • Die Hamburger Privatbank Donner & Reuschel, die ihre Ergebnisse in den vergangenen Jahren wiederholt aufgehübscht hatte, hat gestern rudimentäre Geschäftszahlen für 2022 preisgegeben. Demnach stieg das Zinsergebnis um ein Viertel auf 79 Mio. Euro, während Provisionsüberschuss (74 Mio. Euro) und Verwaltungsaufwand (k.A.) stabil geblieben seien. Der Gewinn vor Steuern und Vorsorgereserven wird mit 28 Mio. Euro angegeben.
  • Noch mal Donner & Reuschel: Die Bafin wirft den Hanseaten (wie neulich bei uns schon unter Verweis auf die „Wirtschaftswoche“ vermeldet) Mängel in der Geschäftsorganisation vor.
  • Neben diversen Genobanken wollen auch die großen Privatbanken über den Juni hinaus noch Girocards mit Maestro-Funktion begeben. Zwar hatte Mastercard ursprünglich abgekündigt, das klassische Co-Badge-System ab Juli durch ein neues (mit Mastercard Debit statt Maestro) zu ersetzen – dann aber rangen sich die Amerikaner dazu durch, der deutschen Kreditwirtschaft eine Schonfrist gewähren (siehe unsere Berichterstattung aus dem Dezember). Die Deutsche Bank erklärt nun auf Anfrage des „Handelsblatts“ (Paywall), zumindest noch im Juli auf die herkömmliche Girocard mit Maestro-Feature zu setzen; bei der Commerzbank und der HVB scheint es dem Bericht zufolge ähnlich zu sein.

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Kernbank-Manöver von M.M. Warburg wirft Fragen auf. Atruvia dementiert Wechsel

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Wie der krasse Verlust bei M.M. Warburg zustande kommt – und wie’s weitergeht

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Kurz getickert

  • Apropos M.M. Warburg: Wie der „Spiegel“ berichtet, sehen sich die Hanseaten wegen sogenannter Cum-Cum-Geschäfte mit weiteren Steuernachforderungen in Höhe von fast 100 Mio. Euro konfrontiert.
  • Frankfurt ist um ein Geldhaus reicher: Die Bank Pictet & Cie (Europe) AG hat ihren Hauptsitz von Luxemburg an den Main verlegt.

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Wie das Gewinnwunder bei Hauck Aufhäuser Lampe zustande kam

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Sämtliche Privatbank-Meldungen von März bis Mai

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