Rückblick

Baader bis Flatex, Apobank bis L-Bank: Alle Spezialbanken-News im Oktober

In unserem Spezialbanken-Ticker beleuchten wir all jene Banken, die ansonsten eher wenig beleuchtet werden – von den Sutors bis hin zu den Advanzias, von den Förderbanken bis hin zu den Kirchenbanken, von den Whitelabel-Spezialisten bis hin zu den kleinen Auslandsbanken.

Hier unser Ticker für den Oktober 2022: 

––––––––––––––––––

Was bei Flatex übrig bleibt, wenn man aufs bereinigte Ebitda schaut

Als wir neulich in aller Eile (die Zahlen waren erst abends veröffentlicht worden) das Q3-Ergebnis des Frankfurter Online-Brokers FlatexDegiro abzubilden versuchten, da ließen wir Sie zurück mit einem Rätsel, liebe Leserinnen und Leser. Denn einerseits blieben sowohl die Neukunden- als auch die Transaktionszahlen weit hinter den einstmals ausgerufenen Zielen zurück. Doch andererseits? Stiegen die Erträge (+4% auf 92 Mio. Euro) ebenso wie das Ebitda, und letzteres sogar kräftig, nämlich um ein Viertel auf 38 Mio. Euro. Die einzige Erklärung, die uns einfiel: Wenn die Trading-Zahlen stagnieren, der Gewinn aber steigt, dann presst Flatex aus der einzelnen Order womöglich deutlich mehr Gebühren heraus also noch vor Jahresfrist.

Tatsächlich ist die Lösung des Rätsels eine andere: Wie uns nämlich dieser Tage erst mit Verspätung auffiel, weist FlatexDegiro nicht nur das Ebitda aus – sondern, in einer Tabelle etwas verschämt auf der letzten Seite der Medienmitteilung, auch das „bereinigte“ Ebitda. Was folgenden Hintergrund hat: Der im SDax gelistete Online-Broker verfügt über ein Incentivierungs-Programm für Mitarbeiter, in das immer dann besonders viel Geld eingezahlt wird, wenn sich die Geschäfte und der Aktienkurs gerade besonders gut entwickeln. Das war explizit 2021 der Fall – weshalb in jenem Jahr Rückstellungen über 59 Mio. Euro für das Programm gebildet werden mussten.

Aktuell hingegen? Muss Flatex nicht nur keine neuen Rückstellungen bilden – nein, es wurden zuletzt sogar welche aufgelöst, von Juli bis September nämlich gut 13 Mio. Euro. Das „bereinigte“ Ebitda betrug somit keine 38 Mio. Euro, sondern (kleinere Rundungseffekte mitgedacht) lediglich rund 24 Mio. Euro, was verglichen mit dem ebenfalls bereinigten Vorjahreswert einen Rückgang von 37% ergab. Alles keine Katastrophe. Aber die Erklärung dafür, dass die Aktie nur noch bei 9,26 Euro notiert (YTD ein Minus von 54%) und der inoffizielle Unicorn-Status (Marktkapitalisierung gestern Abend: 1,02 Mrd. Euro) momentan infrage steht.

––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die Umweltbank hat über den Verkauf einer Windpark-Beteiligung einen Sondererlös von rund 20 Mio. Euro generiert – und erhöht vor diesem Hintergrund die Prognose für dieses Jahr auf einen Vorsteuergewinn von etwa 40 Mio. Euro (bisher: 34 Mio. Euro) … +++ … Die Aktie des Nürnberger Öko-Instituts setzte ihre leichte Erholung der letzten Wochen fort, notiert aber immer noch erstaunliche 44% niedriger als zu Jahresbeginn. Marktkapitalisierung aktuell: 392 Mio. Euro
  • Die Baader Bank steigt in den Handel mit Krypto-Assets ein – und greift dabei auf die Technologie des Schweizer Anbieters Wyden zurück (FAZ/Paywall)

––––––––––––––––––

Linktipp

  • Weißkittel wenden sich von der Apobank ab: Die erneuten Probleme bei der Abwicklung von Sammelüberweisungen haben den Vorstand einer Kassenärztlichen Vereinigung zu einer bemerkenswerten öffentlichen Reaktion veranlasst: Hier direkt zum Wutbrief

––––––––––––––––––

Richter stärken Position der Bafin – und stellen Münchner Bankhaus bloß

––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die Apobank sieht sich wieder mal Beschwerden der eigenen Klientel ausgesetzt. So sollen Software-Probleme des Düsseldorfer Genossenschaftsinstituts momentan zur Folge haben, dass Apotheken ihr Geld von den (mit der Apobank verknüpften) Rechenzentren stark verspätet erhalten (Apotheker Adhoc)
  • Die L-Bank muss sich – was sich zuletzt ja schon abgezeichnet hatte – einer Sonderprüfung durch die Bafin unterziehen. In dem für November angesetzten Check soll es vor allem um die IT-Systeme der baden-württembergischen Förderbank gehen (HB/Paywall)
  • Die Apobank wird laut CEO Matthias Schellenberg von ihrem über die letzten Jahre in die Höhe geschnellten Kostenniveau so schnell nicht wieder herunterkommen. Wie der Manager gegenüber der „Börsen-Zeitung“ (Paywall) erklärte, soll die neue Konzernstrategie lediglich das bereits bekannte Kostenziel enthalten – nämlich die CI-Ratio bis 2025 wieder unter 70 % zu drücken

––––––––––––––––––

Wussten Sie schon?

… dass sich das Kundenwachstum bei FlatexDegiro immer weiter verlangsamt? Im dritten Quartal gewann der Frankfurter Online-Broker nur noch 94.000 Kunden hinzu, brutto wohlgemerkt. Auf neun Monate gerechnet, addiert sich die Zahl auf nunmehr 376.000 – womit die bereits im Sommer nach unten revidierte Prognose von 600.000 bis 700.000 Neukunden im Gesamtjahr nur noch schwerlich zu erreichen sein dürfte. Gleiches gilt für die Transaktionen. Auch bei dieser Kennziffer hatte der Vorstand zuletzt ja schon Erwartungsmanagement betrieben und die Prognose heftig auf nur noch 75-85 Mio. Trades gesenkt. Per Ende September stand der Zeiger indes erst bei 53 Mio. Transaktionen – kein Wunder, dass Flatex diese Prognosen bei der Vorstellung der Q3-Zahlen gestern Abend nicht wiederholte. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass die Q3-Erträge (+4% auf 92 Mio. Euro) und das Q3-Ebitda (+25% auf 38 Mio. Euro) gar nicht so schlecht aussehen. Das liegt daran, dass Flatex die Erlöse je Transaktion kontinuierlich zu steigern weiß. Da zugleich der Cash-Bestand in Höhe von 2,5 Mrd. Euro allmählich zu verzinsen beginnt (2023 könnten hieraus laut Flatex 30-50 Mio. Euro Zusatzgewinn erwachsen), ist die Lage alles in allem dann doch nicht so schlecht wie es im ersten Moment scheint.

––––––––––––––––––

Podcast (#82): Was erlebt eine „Head of Cash Management“ in Zeiten der Zinswende?

Gibt es irgendeine Frage, die Sie uns in den vergangenen Tagen nicht gestellt haben, liebe Leserinnen und Leser? Ganz weit vorn: „Woran erkenne ich eigentlich, welchen Newsletter ich gerade lese?“ – Antwort: Wenn er so aussieht wie dieser hier, dann ist’s der Premium-Newsletter (wobei noch die Goldverzierung fehlt, die unser Grafiker nächste Woche an die Ränder träufeln wird). Oder, ebenfalls beliebt: Aber den Podcast gibt es schon noch? – Antwort: Ja, gibt es. Und eigentlich auch weiterhin montags oder spätestens dienstags oder allerallerspätestens mittwochs. Außer, es herrscht (wie dieser Tage) der komplette Ausnahmezustand … Dann wird der Montag halt auch mal zum Donnerstag, was rein inhaltlich freilich keinen Unterschied macht. Und damit nun zum Thema. Das nämlich lautet diesmal: Cash Management. Vielleicht nicht das sexyste Sujet. Aber eines, dass dramatisch an Bedeutung gewonnen hat, seit die Cash-Manager nicht mehr diejenigen sind, die den Firmenkunden die Negativzinsen aufschwatzen müssen – sondern endlich wieder diejenigen, die mit dem Geld der Kunden arbeiten dürfen. Was also ist momentan los da draußen? Dazu haben wir für die heutige Folge von „Finanz-Szene – Der Podcast“ mit Jutta Arlt gesprochen, der Head of Cash Management der Hamburg Commercial Bank. Auf geht’s:

Was erlebt eine Cash-Managerin in Zeiten der Zinswende?

––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die Hamburger Varengold Bank bleibt ein Faszinosum. Im dritten Quartal stiegen die Nettoerträge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 47 % auf 56,2 Mio. Euro, das Ebit wurde auf 26,7 Mio. Euro mehr als verdoppelt (dgap)
  • Die Eigentümer der Hamburg Commercial Bank – also die Finanzinvestoren Cerberus und JC Flowers – haben ihre Pläne für einen Verkauf des Instituts vorerst gestoppt, schreibt das „Handelsblatt“ (Paywall). Freilich: Wie das „HB“ ebenfalls erfahren hat, will die frühere HSH Nordbank für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 1 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro ausschütten – womit der Kaufpreis (2018 sollen Cerberus und JC Flowers rund 1 Mrd. Euro bezahlt haben) schon wieder drin wäre

––––––––––––––––––

Baader setzt in 9 Monaten weniger um als letztes Jahr in 6 Monaten

Letzte Woche hatten wir ja (siehe hier) vermerkt, dass die dwp Bank als Wertpapier-Dienstleister von Sparkassen und Volksbanken erstaunlich stabile Zahlen fürs Q3 vorgelegt hat. In krassem Gegensatz dazu trifft das Abflauen des Trading-Booms die Baader Bank frontal. Im dritten Quartal reichte es nur noch zu Gesamterträgen in Höhe von 38-39 Mio. Euro, wie sich aus am Freitag veröffentlichten vorläufigen Zahlen ableiten lässt; das Ergebnis schrumpfte auf nur noch etwa 1 Mio. Euro zusammen.

Wie tiefgreifend das Geschäft eingebrochen ist, zeigt folgender Vergleich: Auf 9-Monats-Sicht summierten sich die Erträge auf 123 Mio. Euro. Das ist merklich weniger, als das Münchner Spezialinstitut im vergangenen Jahr allein in den ersten sechs (!) Monaten vereinnahmt hatte, nämlich 136 Mio. Euro. Die Baader Banker ist auf die Wertpapier-Abwicklung für andere Finanzdienstleiser ausgerichtet. Zu den Kunden zählt unter anderem der ebenfalls in der bayerischen Landeshauptstadt ansässige Robo Advisor und Neobroker Scalable Capital.

––––––––––––––––––

Clearing-Bank SECB tauscht nach Bafin-Rüffel ihre Führung aus

––––––––––––––––––

Kundenwachstum bei Flatex verlangsamt sich weiter

Das Kundenwachstum bei FlatexDegiro verlangsamt sich weiter. Im dritten Quartal gewann der Frankfurter Online-Broker nur noch 94.000 Kunden hinzu, brutto wohlgemerkt. Auf neun Monate gerechnet, addiert sich die Zahl auf nunmehr 376.000 – womit die bereits im Sommer nach unten revidierte Prognose von 600.000 bis 700.000 Neukunden im Gesamtjahr nur noch schwerlich zu erreichen sein dürfte. Gleiches gilt für die Transaktionen. Auch bei dieser Kennziffer hatte der Vorstand zuletzt ja schon Erwartungsmanagement betrieben und die Prognose heftig auf nur noch 75-85 Mio. Trades gesenkt. Per Ende September stand der Zeiger indes erst bei 53 Mio. Transaktionen – kein Wunder, dass Flatex diese Prognosen bei der Vorstellung der Q3-Zahlen gestern Abend nicht wiederholte.

Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass die Q3-Erträge (+4% auf 92 Mio. Euro) und das Q3-Ebitda (+25% auf 38 Mio. Euro) gar nicht so schlecht aussehen. Das liegt daran, dass Flatex die Erlöse je Transaktion kontinuierlich zu steigern weiß. Da zugleich der Cash-Bestand in Höhe von 2,5 Mrd. Euro allmählich zu verzinsen beginnt (2023 könnten hieraus laut Flatex 30-50 Mio. Euro Zusatzgewinn erwachsen), ist die Lage alles in allem dann doch nicht so schlecht wie es im ersten Moment scheint.

––––––––––––––––––

Lesen Sie hier, wie wacker sich die dwp Bank trotz Trading-Flaute schlägt

Das verblüffend hohe Trading-Volumen bei Sparkassen und Volksbank

––––––––––––––––––

Exklusiv: Kommunalkredit kündigt große Kapitalerhöhung an

Ein florierendes Geschäft ebnet dem Infrastrukturfinanzierer Kommunalkredit den Weg zu einem größeren Auftritt auf dem Eigenkapitalmarkt. Wie Vorstandschef Bernd Fislage im Gespräch mit Finanz-Szene berichtete, hat das Haus Ende August bereits das Ergebnis des Vorjahres verdient: “Wir arbeiten jetzt daran, das Jahr 2021 nachhaltig zu schlagen”, sagte er. Das Wiener Spezialinstitut mit Zweigstelle in Frankfurt verleiht der allgemeine Fokus auf die Energiewende schon seit einiger Zeit kräftig Rückenwind. So zog das operative Ergebnis nach IFRS im ersten Halbjahr auf knapp 40 Mio. Euro an – verglichen mit 23 Mio. Euro in der Vorjahresperiode.

Dabei verdoppelte sich die Eigenkapitalrendite vor Steuern auf knapp 30%. Ein Grund: Die Kommunalkredit hat Finanzierungen der in die Abwicklung geschickten Sberbank Europe übernommen und dazu Liquidität eingesetzt, für die sie andernfalls Negativzinsen berappt hätte. In den kommenden Monaten nun will das Wiener Institut (dessen Risiko-Exposure zu gut 12% in Deutschland liegt) sein Eigenkapital deutlich aufstocken. Dabei schwebt Fislage eine Emission in dreistelligem Millionenvolumen bei einer Bewertung über dem Buchwert von rund 370 Mio. Euro vor. Die Stücke sollen privat platziert werden und der Gesellschaft die Perspektive für einen Börsengang in den kommenden Jahren eröffnen. Ein Zeitpunkt für die Transaktion steht noch nicht fest – plausibel erscheint allerdings ein Termin zu Beginn kommenden Jahres.

––––––––––––––––––

Exklusiv: Frankfurter VTB Europe darf wieder Kreditengagements abwickeln

Die Frankfurter VTB Europe wird wieder salonfähiger: So hat die britische Sanktionsbehörde OFSI jüngst die Lizenz der nach Beginn des Ukraine-Kriegs von ihrer russischen Mutter abgeschirmten Europa-Tochter erweitert, wie Finanz-Szene auf der Website des Instituts entdeckt hat. Bislang hatte sich die britische Zulassung auf Grundfunktionen des Zahlungsverkehrs beschränkt. Nun wird zum Beispiel auch die Abwicklung von Kreditengagements prinzipiell möglich. Ende September hatte die VTB Europe bereits über eine ähnliche Lizenz durch das US-Office of Foreign Asset Control (OFAC) informiert.

Die jüngsten Lizenzen dürften der Bank die angestrebte geordnete Abwicklung erleichtern. Denn: Die Zulassungen erhöhen die Rechtssicherheit in der Frage, welche Geschäfte mit der VTB Europe überhaupt noch statthaft sind. Schuldnern dürfte es nun schwerer fallen, Zahlungen unter Verweis auf sanktionsrechtliche Bedenken hinauszuzögern. Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine hatte im Markt erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der VTB Europe geherrscht. Die Bafin hatte daher schon im April (nachdem sie der russischen Mutter die Stimmrechte über die Tochter entzogen hatte) klargestellt, dass 1.) Einleger weiterhin frei über ihr Geld verfügen könne und 2.) Schuldner ihre Kredite mit Zins und Tilgung bedienen können. Zur Abwicklung der VTB Europe hat die Finanzaufsicht als Sonderbeauftragten Frank Hellwig eingesetzt, der sich schon um die Reste der Wirecard Bank gekümmert hatte.

–––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Dass Check24 im Einlagen-Brokerage in Konkurrenz zu Raisin („Weltsparen“) geht, hatten wir ja kürzlich beschrieben, siehe -> „Check24 serviert Raisin ab – und wird selbst zum Einlagen-Broker“. Interessant ist auch, wen sich die Münchner als Service-Bank für das Geschäft ausgesucht haben. Nämlich nicht etwa die hauseigene C24 Bank (die weiterhin als reine Direktbank auftritt), sondern die Hamburger Varengold Bank. Zum Vergleich: Raisin bedient sich als Bankpartner zum einen der Raisin Bank (ehemals MHB Bank) und zum Teil auch der Sutor Bank (nämlich für das Geschäft der von Raisin übernommenen Deposit Solutions).

––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die Apobank, die wegen ihrer Verwicklung in die Cum-Ex-Affäre fast 50 Mio. Euro an den Fiskus hatte zahlen müssen, will sich dieses Geld nun wenigstens teilweise zurückholen – und geht zu diesem Zwecke juristisch gegen frühere Geschäftspartner vor, darunter M.M. Warburg bzw. die Warburg Holding (Handelsblatt/Paywall)

Rechtehinweis

Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.

Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!

To top