von Christian Kirchner, 14. September 2023
Ende März erging bei einer namhaften deutschen Bank ein Hilferuf aus dem Treasury. Das Quartal näherte sich dem Ende, der Einlagenbestand zeigte merklich südwärts, und auch wenn die Lage nicht besorgniserregend war – ein bisschen unschön war sie halt doch. Und also wurden die Firmenkunden-Banker des Hauses aufgefordert, doch bitte bei „360T“ (das ist das „Weltsparen“ der CFOs) ein paar aggressivere Margen zu stellen. Das Ziel der Aktion: Es sollte – im Wortsinne über Nacht – noch ein bisschen Liquidität reinkommen, bevor das Quartal bilanziert wird. „Ein durchaus übliches Vorgehen“, wie ein Kenner berichtet. „Es reicht ja, wenn da fünf bis zehn Firmenkunden anspringen mit jeweils dreistelligen Millionenbeträgen. Dann hat man kurz vorm Stichtag mal eben eine Milliardensumme an frischer Liquidität auf der Bilanz.“
Tatsächlich wirft die kleine Anekdote ein Schlaglicht auf die Einlagenschlacht, die seit Monaten eben nicht nur im Retailgeschäft tobt – sondern mindestens genauso heftig bei den Firmenkunden (auch wenn medial fast immer nur das Massengeschäft beleuchtet wird). Und so kommt es denn auch nur auf den ersten Blick überraschend, dass es mitnichten die ING Diba ist (siehe unter anderem unser Stück –> Deutsche ING sammelt 16 Mrd. Euro frische Einlagen ein), die im ersten Halbjahr unter allen deutschen Banken den höchsten Depositenzuwachs verzeichnet hat. Sondern: zwei Landesbanken.
Hier zu unserem Deep Dive, in der wir unter anderem den Fragen nachgehen, welche Korrelation zwischen Depositen und Profitabilität besteht und welche Banken für ihren Einlagenzuwachs mit einem besonders hohen Zinsaufwand bezahlen: FS Premium
Ein simpler Blick auf die Einlagenentwicklung im ersten Halbjahr …
… zeigt Folgendes:
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Ein Blick auf die Einlagen-Deckung des Aktivgeschäfts (als ganz, ganz simplen Proxy haben wir Einlagen in % der Bilanzsumme genommen) …
… zeigt derweil:
Betrachtet man die Veränderung der Einlagenbasis mit der Entwicklung des Zinsaufwands, …
… dann zeigt sich:
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*Unsere Analyse hinkt an dieser Stelle ein wenig, weil wir beim Einlagenzuwachs mit Prozentzahlen rechnen, beim Zinsaufwand dagegen mit den Milliardenbeträgen. Allerdings: Beim Zinsaufwand ebenfalls die relative Betrachtung zu wählen, wäre aufgrund sehr starker Basiseffekte (im teils vierstelligen Prozentbereich) auch nicht befriedigender
Bringt man nun auch noch den Zinsaufwand in Relation zur Bilanzsumme, …
Dabei ist besonders die DKB einen Blick wert: Sie nahm einen gewissen Einlagenabfluss (ganz im Gegensatz zur ING Diba) offenbar in Kauf – und wurde (weil sie keine teuren Neugelder zu verzinsen hat) durch einen weiterhin niedrigen Zinsaufwand bei gleichzeitig sprudelnden Zinserträgen belohnt. Das erklärt die 25% EK-Rendite. Wirft aber auch die Frage auf, wie nachhaltig dieses Ergebnis sein kann.
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