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Wie hätten Sie’s denn gern? Die Verkaufs-Pläne von Hauck Aufhäuser Lampe

Seit Wochen geht das jetzt so. Hauck Aufhäuser Lampe bekommt weiteren Zuwachs im Private Banking. Hauck Aufhäuser Lampe erlebt einen Bewerberandrang wie seit 15 Jahren nicht mehr. Hauck Aufhäuser Lampe wird sich in den Niederlassungen in diesem Jahr personell um 30% verstärken. Eine gute Nachricht jagt die nächste.

Dazu passt, dass der „Platow-Brief“ (natürlich aus bester Quelle) erfahren hat, dass Hauck Aufhäuser Lampe das Gewinnziel drastisch anhebt – was wiederum die Leserinnen und Leser der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kaum überraschen dürfte. Denn ebendort war neulich zu lesen, Hauck Aufhäuser Lampe stehe ungemein gut da und erziele eine Eigenkapitalrendite, von der Deutsche Bank und Commerzbank nicht einmal träumen.

Tatsächlich ist mindestens mal erstaunlich, was für ein mediales Dauerfeuer momentan rund um die traditionsreiche Frankfurter Privatbank lodert. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man fast auf die Idee kommen, es wären das Geldhaus (bzw. seine Spin-Doktoren) selber, die andauernd die Scheite nachwerfen. Wobei: Weiß man’s überhaupt besser? Oder könnte es nicht vielleicht genau so sein? Und falls ja: Macht sich Hauck Aufhäuser Lampe dann wirklich nur für einen neuen Investor hübsch – oder sogar für einen neuen Käufer?

Der Reihe nach:

Losgetreten hatte die aktuelle Aufregung schon Mitte August die schon erwähnte FAZ. Die nämlich wusste an jenem Tag zu berichten, der US-Investor J.C. Flowers habe „gerade erste Gespräche in der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe“ geführt. Dass der Private-Equity-Investor zumindest ein loses Interesse an Hauck hat oder zumindest hatte, das wird von einer unabhängigen Quelle so bestätigt. Ebenso, wie bestätigt wird, dass sich die Amerikaner eher nicht als neue Eigentümer des Instituts sehen würden. Sondern eher als Co-Investor, genau, wie sie das bei der Hamburg Commercial Bank ja auch sind.

Noch ein Stückchen weiter zurück auf der Zeitleiste: Seit 2016 gehört Hauck Aufhäuser Lampe bekanntlich zum Imperium des chinesischen Mischkonzerns Fosun. Dieser befand sich damals in einem regelrechten Kaufrausch, schnappte sich in Europa seinerzeit auch den portugiesischen Versicherer Fidelidade oder den britischen Fußballklub Wolverhampton Wanderers. Dass die Taschen bei Fosun lange Zeit eher tief waren, davon profitierte auch das Hauck-Management rund um Vorstandschef Michael Bentlage. So schossen die Chinesen zum Beispiel im Herbst 2021 mal eben 200 Mio. Euro frisches Kapital in die damalige Hauck & Aufhäuser. Die schloss zu dieser Zeit gerade die Übernahme des Düsseldorfer Konkurrenten Lampe ab – zu einem auch nicht ganz kleinen Kaufpreis von kolportierten 200 Mio. bis 300 Mio. Euro.

In den Monaten danach drangen dann aber weniger schöne Nachrichten über Fosun nach Deutschland. Kulminierend im Oktober letzten Jahres, als Moody’s die zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon auf „Ramschniveau“ befindliche Kreditwürdigkeit der Chinesen um eine weitere Stufe auf „B2“ senkte – und überdies alle Ausblicke auf „negativ“ stellte. Zur Begründung führten die Bonitätswächter an, dass die Cash-Reserven auf Holding-Ebene nicht ausreichten, um die in den nächsten zwölf Monaten fälligen Verbindlichkeiten zu tilgen. Folglich müsse Fosun Vermögenswerte verkaufen, und „Bloomberg“ glaubte gar zu wissen, welche. So prüfe das Management in China auch „alle Option“ für Hauck Aufhäuser Lampe, schrieb die Nachrichtenagentur. Was eine HAL-Sprecherin seinerzeit dementierte: „Der CFO von Fosun, Alex Gong, sagt, dass Hauck Aufhäuser Lampe keinesfalls zum Verkauf steht.“

Dem Dementi zum Trotz: Dass die Eigentümerstruktur von Hauck Aufhäuser Lampe nicht so bleiben wird, wie sie ist – das gilt in Frankfurt seitdem irgendwie als gefühlte Tatsache. Seit rund einem Jahr also mittlerweile.

Wie es nun aber der Zufall manchmal so will, gingen bei HAL, parallel zu den finanziellen Problemen beim eigenen Eigentümer, im vergangenen Jahr urplötzlich die Geschäftszahlen steil nach oben. Denn das, was insbesondere „FAZ“ und „Platow“ nicht müde werden zu betonen, stimmt ja tatsächlich: Mit einem Vorsteuergewinn von 94,3 Mio. Euro und einer Eigenkapitalrendite von zuletzt 14,7% nach Steuern steht Hauck Aufhäuser Lampe für den Moment und wenigstens auf den ersten Blick so gut da wie keine andere klassische Privatbank hierzulande, nicht einmal Berenberg. Hieraus wiederum ergibt sich der auffallend positive Spin in der Berichterstattung der letzten Wochen. Motto: Dolle Bank! Die aber sogar noch doller dastehen könnte, wenn sich neben den Chinesen noch ein weiterer Investor fände. Am besten einer, der, nun ja, vielleicht nicht ganz so chinesisch ist.

Im Duktus der „FAZ“ klingt das dann so:

„Das Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe könnte sich noch besser entwickeln, wenn es nicht mit Fosun nur einen Großaktionär aus China hätte. Zwar wirkt HAL seit dem Kauf durch Fosun im Jahr 2016 wie beflügelt und der Bankvorstand in seinen unternehmerischen Entscheidungen fast völlig frei. Aber manche Kunden und gerade auch solche, die es sein könnten, schrecken davor zurück, ihr Geld einer Bank mit chinesischem Großaktionär anzuvertrauen. Angesichts dieses Makels ist es logisch, dass der HAL-Vorstand den Aktionärskreis gern zumindest erweitern würde.“

Ein Aspekt, der bei dieser Sicht der Dinge etwas in den Hintergrund gerät: Die jüngste Ergebnisexplosion bei Hauck Aufhäuser Lampe ist eher der Zinswende als dem operativen Fortschritt geschuldet. So sank der Provisionsüberschuss im vergangenen Jahr leicht auf 226 Mio. Euro (minus 2%) – während der Verwaltungsaufwand sogar merklich auf 313 Mio. Euro (plus 10%) stieg. Den Unterschied machte allein der Zinsüberschuss (auf 96 Mio. Euro nahezu verdoppelt). Was auch nicht verwundert angesichts der fast einzigartigen Bilanzstruktur der Frankfurter Privatbank. Schließlich hatte die alte Hauck & Aufhäuser vor der Übernahme von Lampe über Depositen in Höhe von 5,7 Mrd. Euro verfügt – denen gerade mal Kredite im Umfang von 473 Mio. Euro gegenüberstanden. Ein fulminanter Einlagenüberhang, der in der Zinswende (dank der sich die Einlagen nun endlich wieder gut verzinst bei der EZB anlegen lassen) wie eine Geldpresse wirkte. Die Frage allerdings ist, wie lange dieser Effekt anhält. Denn natürlicherweise müsste es ja so sein, dass auch die eigenen Einleger ihr Geld jetzt wieder verzinst haben wollen.

Durchaus plausibel mithin, dass dem Rekordjahr 2022 zwar ein weiteres Rekordjahr 2023 folgt. Doch was kommt danach?

Es gibt durchaus Branchenkenner, die die aktuell bärenstarken Geschäftszahlen von HAL eher für eine Momentaufnahme halten – und auf mögliche strukturelle Probleme verweisen. Dabei fällt unter anderem das unschöne Wort „Gemischtwarenladen“, eine Beschreibung, die in gewisser Weise tatsächlich zutrifft. Schließlich verfügt Hauck gemessen an der Bilanzsumme von gerade mal 11,8 Mrd. Euro zweifellos über verhältnismäßig viele Sparten:

  • Das „Asset Servicing“ genannte Verwahrstellen-Geschäft mit 200 Mrd. Euro Assets under Service (Stand: Februar 2022)
  • Das Private & Corporate Banking mit mit knapp 17 Mrd. Euro Assets under Management (Stand: Ende 2021)
  • Das auf deutsche Mid-Caps ausgerichtete Investment Banking
  • Und das Asset Management

Allesamt interessante Geschäftsfelder. Aber für sich genommen mit jeweils eher wenig Masse unterwegs. Dessen ist sich der Vorstand vermutlich auch selbst bewusst. Und so gibt es mehrere Insider, die berichten, dass sich Hauck & Aufhäuser vor nicht allzu langer Zeit explizit um einen Verkauf des „Asset Servicings“ (also des Verwahrstellen-Geschäfts) bemüht habe, das mit rund 500 Leuten gut ein Drittel aller HAL-Beschäftigten zählt. Interesse regte sich unseren Informationen zufolge ausgerechnet bei alten Bekannten – nämlich beim ebenfalls in Frankfurt angesiedelten Fondsplattform-Betreiber Universal Investment.

Dieser hatte einst selber zu Hauck & Aufhäuser gehört, war aber 2012 mehrheitlich an Berenberg und Lampe weitergereicht worden, bevor sich 2016 ein britischer Finanzinvestor namens Montagu die Kontrolle bei Universal Investment sicherte. Unter dem neuen Eigentümer ist die UI durchaus flott unterwegs, übernahm im Sommer 2020 das Hamburger Finanz-Startup CAPInside, im Jahr darauf das irische Fondsverwaltungs-Geschäft von Metzler und im vergangenen Jahr auch noch einen luxemburgischen Fonds-Administrator. Dazu passend waren auch die Gespräche bezüglich des Asset Servicings von Hauck Aufhäuser Lampe nach Finanz-Szene-Informationen recht weit fortgeschritten – schlussendlich scheiterten die Verhandlungen aber doch. Wieso? Kenner sagen, insbesondere die „Assetklasse Immobilien“ innerhalb des Verwahrstellen-Geschäfts habe Frage aufgeworfen. Eine offizielle Bestätigung hierfür gibt es von keiner Seite.

Und nun? Fest steht, ganz simpel:

  1. Hauck Aufhäuser Lampe gehört nach wie vor zu Fosun. Und zwar komplett
  2. Die vor einem Jahr kolportieren düsteren Prognosen bezüglich Fosun haben sich bislang nicht materialisiert – auch wenn die Aktien des Mischkonzerns zuletzt YTD mit rund 25% im Minus standen und zum Beispiel eine mit 5% Kupon ausgestattete bis Mai 2026 laufende Anleihe zuletzt mit knapp 19% rentierte (es also offensichtlich auch nicht so ist, dass Fosun wieder blendend dastünde)

Was nach unseren Informationen derweil ebenfalls feststeht: Nicht nur J.C. Flowers und (bezogen aufs Asset Servicing) die Universal Investment haben sich Hauck Aufhäuser Lampe zuletzt näher angesehen. Sondern auch andere. Wobei der Verkaufsdruck geringer sein soll, als er das vor einigen Monaten möglicherweise schon mal gewesen ist.

Eine Erzählung, die sich im Markt übrigens hartnäckig hält, besagt: Nicht nur ein Einstieg an der Seite Fosuns sei für potenzielle Interessenten eine Option. Sondern unter Umständen sogar eine Komplettübernahme. Letzteres indes wird hart dementiert. Hauck-Chef Bentlage erklärte vergangene Woche Finanz-Szene: „Wir stehen einer Beteiligung durch einen oder möglicherweise zwei Investoren offen gegenüber, die Mehrheit an HAL aber steht nicht zum Verkauf.“

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