Corporate-Banking-Monitor

Wie unsere Banken ihre Rekordgewinne im Firmenkundengeschäft konservieren

Die deutschen Banken konservieren trotz abnehmender Zinseffekte ihr imposantes Ergebnisniveau im Firmenkundengeschäft. Wie der neue Corporate-Banking-Monitor von Finanz-Szene zeigt, haben die größten Player in dem Segment im ersten Halbjahr einen aggregierten Vorsteuergewinn von 5,551 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das war fast wieder so viel wie unmittelbar nach der Zinswende – und vor allem war es deutlich mehr als im unmittelbar vorangegangenen Halbjahr, als die Ergebnisse kurzzeitig zu schwächeln schienen (3,655 Mrd. Euro).

Abgesehen vom bemerkenswert stabilen Ertragsniveau (insgesamt 12,286 Mrd. Euro) profitiert die Branche dabei von wieder deutlich kommoderen Risikoergebnissen. So hatten insbesondere die Commerzbank, die DZ Bank und die LBBW ihre Risikovorsorge im zweiten Halbjahr 2024 kräftig hochgefahren. Nun allerdings stabilisierte sich das Vorsorgeniveau wieder – mit der Folge, dass sich in unserem Monitor die relative Risikokennziffer (wir setzen hier die Risikovorsorge ins Verhältnis zum Zinsüberschuss) bei aggregierter Betrachtung von 21,3% auf 8,9% markant verbesserte.

In der detaillierten Auswertung zeigt sich allerdings zugleich, dass die zwölf untersuchten Banken an dem anhaltenden Boom in sehr unterschiedlichem Maße teilhaben. Irrsinnig stark präsentiert sich weiterhin die Commerzbank, die mit einem Vorsteuergewinn von 1,100 Mrd. Euro auf eine Eigenkapitalrendite 17,3% kam. Milliardenergebnisse fuhren daneben auch die Deutsche Bank und die Hypo-Vereinsbank ein. Doch während darüber hinaus auch die DZ Bank, die DKB und die LBBW signifikant dreistellige Ergebnisse erzielten (und ein Player wie die OLB mit einer Cost-Income-Ratio von 21% glänzte), bleibt das Geschäft zum Beispiel bei der BayernLB oder der Helaba auffällig träge.

Die Detailergebnisse unseres ersten Corporate-Banking-Monitors:

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1.) Der CB-Monitor H1/25 – die wichtigsten Takes

  • Auch wenn die Zinsergebnisse nicht mehr ganz das Niveau wie unmittelbar nach der Zinswende erreichen, erweisen sie sich doch als bemerkenswert stabil. Der aggregierte Zinsüberschuss von 7,298 Mrd. Euro bedeutete gerade mal einen Rückgang von 2% verglichen mit dem unmittelbaren Vorhalbjahr bzw. von 6% verglichen mit dem Höchstwert aus dem H2/2023. Hinzu kommt, dass zum Beispiel die Commerzbank ihre Erträge aus Zinsabsicherungen gar nicht im Zinsergebnis, sondern im sonstigen Ergebnis erfasst – welches weitere fast 500 Mio. Euro zum Gewinn beisteuerte.
  • Die Risikovorsorge sank gegenüber dem unmittelbaren Vorhalbjahr (also dem H2/24) signifikant, nämlich um 59% auf nur noch 651 Mio. Euro. Liegt natürlich auch daran, dass Risikovorstände dazu neigen, zu Beginn eines neuen Jahres noch rasch ein paar Belastungen ins alte Jahr zu packen (was diesmal sogar ganz besonders der Fall war). Allerdings zeigte sich die Risikovorsorge auch gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 deutlich verbessert (–18%).
  • Bei der Cost-Income-Ratio zeigen sich teils extreme Schwankungen. Das liegt natürlich teilweise an den unterschiedlichen Spartenzuschnitten, teilweise auch an der Frage, inwieweit die Institute ihre Overhead-Kosten tatsächlich den Segmenten zuschlagen – und doch fällt auf, mit welchen exzellenten Werten insbesondere die OLB (21%), die DKB (27%) und die HVB (32%) unterwegs sind. Am anderen Ende der Skala kommt zum Beispiel die Helaba auf eine Aufwandsquote von sehr mäßigen 68%.
  • Die Aktiva (die nur von zehn der zwölf untersuchten Banken ausgewiesen haben) liegen mit 1.316 Mrd. Euro zwar inzwischen um 16% über dem Niveau von Mitte 2023. Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Commerzbank zwischenzeitlich Vermögenswerte im Umfang von rund 110 Mrd. Euro aus ihrer Konsolidierungs-Sparte in die Firmenkundensparte übertragen hat. Bereinigt um diesen Effekt nimmt sich das Aktivwachstum mit 5,7% über zwei Jahre bescheiden aus.
  • Wie wir ja schon am Montag in einem kleinen Extrakt aus dem Corporate-Banking-Monitor vermeldet hatten, gelingt es den deutschen Banken, ihre Risikopositionen trotz tendenziell wachsender Bilanzen erstaunlich stark zu reduzieren (siehe –> Bis zu 22% – Banken prügeln Risikoaktiva im Firmenkunden-Geschäft runter)
  • Achtet man nur auf die Landesbanken, dann ist die Ertragspower der LBBW (Gesamterträge: 742 Mio. Euro) verglichen mit Helaba, BayernLB und NordLB (sie kommen zusammen auf 981 Mio. Euro) imposant. Da sich die Risikovorsorge wieder normalisierte, konnten die Stuttgarter diese Erträge auch in ein entsprechendes Ergebnis umsetzen (352 Mio. Euro vor Steuern verglichen mit 262 Mio. Euro bei Helaba, BayernLB und NordLB zusammen)
  • Bei der BayernLB spiegelt sich die Ergebnisschwäche des Firmenkundensegments auch in der RWA-Effizienz. Die Münchner Landesbank brauchte Risikoaktiva im Umfang von 17,5 Mrd. Euro, um daraus Gesamterträge in Höhe 257 Mio. Euro zu destillieren (was einer RWA-Effizienz von 1,5% entspricht). Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kommt in derselben Kategorie auf einen Wert von 5,2%.

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2.) Der CB-Monitor H1/25 – Grafiken und Tabellen

Für unseren ersten Corporate-Banking-Monitor haben wir Dutzende von Geschäftsberichten, Investorenpräsentationen und sonstigen Originalquellen ausgewertet – und auf dieser Basis rund 20 verschiedene Kennziffern analysiert. Die aus unserer Sicht spannendsten Grafiken und Tabellen finden Sie hier:

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3.) Methodische und sonstige Anmerkungen

  • Für die erste Ausgabe unseres Corporate-Banking-Monitors haben wir uns auf die Firmenkunden-Segmente der zwölf nach IFRS bilanzierenden deutschen Banken fokussiert. Die Zahlen zur ING Diba entstammen dem Zahlenwerk des niederländischen Mutterkonzerns; bei der DZ Bank wiederum haben wir das Zahlenwerk der gesamten Verbund- und Geschäftsbank zugrundegelegt.
  • Die Zuschnitte der Segmente sind teils sehr unterschiedlich. So handelt es sich zum Beispiel bei der Corporate-Banking-Sparte der Hypo-Vereinsbank um eine klassische CIB-Einheit (also inklusive Investmentbanking, was eine tendenziell höhere Rentabilität mit sich bringt), in der überdies teilweise auch außerdeutsches Geschäft verbucht wird. Die DKB wiederum bildet in ihrem Firmenkundensegment auch das Geschäft mit kommunalen Kreditnehmern ab – was erklärt, warum die Sparte mit relativ wenig Eigenkapital unterwegs ist). Wir versuchen selbstverständlich, solche Unterschiede in unsere Betrachtungen einfließen zu lassen, eine 100%-ige Vergleichbarkeit der Zahlen allerdings ist naturgemäß nicht möglich.
  • Ein Beispiel, wie wir eine bestmögliche Vergleichbarkeit der Zahlen zu erreichen versuchen, ist das folgende: In unserem Rentabilitäts-Monitor heben wir nicht auf die – eigentlich übliche Rendite gemessen am Eigenkapital ab. Sondern setzen den Vorsteuergewinn ins Verhältnis zu den Gesamterträgen. Diese Kennziffer mag Schwächen haben, im Segmentvergleich bringt sie aber den Vorteil einer einheitlichen Datenbasis mit sich (wohingegen das gebundene Eigenkapital von allen Banken unterschiedlich ermittelt wird).
  • Wir erheben die Zahlen im Sechs-Monats-Turnus. Als Ausgangsjahr haben wir das erste Halbjahr 2023 gewählt – also das erste komplette Halbjahr nach der Zinswende.
  • Da, wo wir mit indexierten Zahlen arbeiten, bemisst sich der Indexwert von 100 entsprechend am H1/23.
  • Zwei Banken berichten auf Segmentbasis keine risikogewichteten Aktiva (die BayernLB und die OLB), sogar vier Banken (neben der OLB auch noch die Commerzbank, DZ Bank und HCOB) keine RWA. Aufgrund dieser Datenlücken sind der Volumen-Monitor und der RWA-Monitor entsprechend weniger aussagekräftig als die üblichen Kennzahlen-Monitore.
  • Eigentlich müssten wir noch ganz viele weitere Fußnoten machen. Wir wollten es aber erst mal bei sechs belassen. Beziehungsweise bei sieben, inklusive dieser hier.

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