Vergütungs-Serie (#8)

Zahlen hochrentable Banken auch besonders hohe Vorstands-Vergütungen?

Für den achten Teil unserer Vergütungs-Serie haben wir uns neun deutsche Banken (von der HVB über die HCOB bis zur OLB, von Berenberg bis zur hiesigen State Street Bank …) angeschaut, die zuletzt durch besonders hohe Profitabilität aufgefallen sind – und uns gefragt: Bezahlen solche Institute ihre Führungskräfte auch besonders gut?

Hier die Antwort:

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1.) Hypo-Vereinsbank

  • Rentabilität: Sieht auf den ersten Blick für 2021 gar nicht mal so gut aus bei 60% Cost-Income-Ratio (CIR) und 3,1% Eigenkapitalrendite. Allerdings hatte die italienische Mutter Unicredit im damaligen Q4 noch mal eine Einmalbelastung für Restrukturierungen von 600 Mio. Euro in das Deutschland-Geschäft gepackt – ohne diese wäre die Eigenkapitalrendite schon 2021 klar zweistellig gewesen. Die ersten drei Quartale 2022 sind nun mit 51% CIR und 11,9% Eigenkapitalrendite aktuell das realistische Ertragsniveau – damit liegt die Bank weit über dem Durchschnitt für deutsche Häuser.
  • Gesamtvergütung des Vorstands: Hier waren wir schon angesichts des Wechsels von CEO Michael Diederich zum FC Bayern (siehe hier) bass erstaunt: Acht Köpfe verdienten – inklusive CEO – zusammen 6,2 Mio. Euro. Offenbar nimmt man bei der Unicredit das Thema Sparsamkeit auch auf Vorstandsebene sehr genau.
  • Vergütungs-Millionäre: 11 Stück (nach 9 im Jahr zuvor), davon 9 in der niedrigsten Kohorte mit 1 bis 1,5 Mio. Euro und einer im Bereich 3 bis 3,5 Mio. Euro. Dazu muss man wissen, dass die Unicredit ihr Investmentbanking für Europa in München bündelt (formal handelt es sich bei der deutschen Einheit um die „Unicredit Bank AG“ inklusive Privatkunden, Firmenkunden und Investmentbanking). So gesehen ist die Zahl der Vergütungs-Millionäre sogar eher niedrig; die deutschen Dependancen großer Investmentbanken kommen auf erheblich mehr Vergütungs-Millionäre (Goldman Sachs: 95, JP Morgan: 85, siehe hier).

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2.) OLB 

  • Rentabilität: Für die Oldenburgische Landesbank AG gilt das gleiche wie für die HVB – 2021 wurde noch kräftig umgebaut, sodass nur 60% CIR und gut 7% Eigenkapitalrendite gezählt wurden. Aber 42% CIR und 15% Eigenkapitalrendite im ersten Halbjahr 2022 liefern ein Indiz dafür, wie „getrimmt“ die OLB auf dem möglichen Weg zur Börse inzwischen ist.
  • Gesamtvergütung des Vorstands: Fünf Köpfe haben 2021 insgesamt 8,8 Mio. Euro erhalten.
  • Vergütungs-Millionäre: Legt die OLB aus Vertraulichkeitsgründen nicht offen. Da es allerdings abseits von Vorstand und Aufsichtsrat insgesamt fast 101 „Risikoträger“ (nach FTE) gab, die zusammen auf 17,8 Mio. Euro kamen, dürfte die Zahl allenfalls im niedrigen einstelligen Bereich liegen und tendenziell nur Vorstände umfassen.

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3.) DKB

  • Rentabilität: Die Tochter der BayernLB stand zuletzt über Jahre unter Druck, aber mit 60% CIR und knapp 10% Eigenkapitalrendite war sie 2021 für eine stark retail-orientierte Bank immer noch auf einem Niveau unterwegs, das deutlich über Marktdurchschnitt lag.
  • Gesamtvergütung des Vorstands: Fünf Köpfe haben 2021 insgesamt 6,8 Mio. Euro erhalten.
  • Vergütungs-Millionäre: 3 (nach 5 im Jahr zuvor), allerdings alle unter 2 Mio. Euro.

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4.) State Street Deutschland

  • Rentabilität: Der Riese im Custody-Geschäft mit zuletzt  2.276 Mrd. Euro verwalteten Vermögens kam auf 67% CIR und 18,3% Eigenkapitalrendite.
  • Gesamtvergütung des Vorstands: Die acht mit einer „Leitungsfunktion“ in der Geschäftsführung versehenen Mitarbeiter haben insgesamt 8,2 Mio. Euro erhalten.
  • Vergütungs-Millionäre: 4 – genauso viele wie im Vorjahr.

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5.) Targobank

  • Rentabilität: Da der 2021er-Geschäftsbericht noch nicht veröffentlicht wurde (sondern lediglich eine Zusammenfassung wesentlicher Zahlen), stützen wir uns auf die 2020er-Zahlen: 54% CIR und 15% Eigenkapitalrendite – die Zahlen dürften sich auch 2021 kaum verändert haben, zumindest wenn man sich die vorläufigen Zahlen anschaut.
  • Gesamtvergütung des Vorstands: 2,8 Mio. Euro für vier Köpfe 2021
  • Vergütungs-Millionäre: 0.

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6.) HCOB

  • Rentabilität: Mit 50% CIR und 18,4% Eigenkapitalrendite kam die frühere HSH-Nordbank im Jahr 2021, nach ihrer langjährigen Radikalkur, auf sehr starke Ergebnisse – und das bei knapp 30% Kernkapitalquote.
  • Gesamtvergütung des Vorstands: 22,1 Mio. Euro „Organbezüge“ für gerade einmal vier Köpfe! Die Vergleichszahl für die „Organbezüge“ 2020: 18,8 Mio. Euro.
  • Vergütungs-Millionäre: Die HCOB hat ihren Vergütungsbericht für 2021 noch nicht veröffentlicht, dies soll „Mitte/Ende November“ erfolgen. 2020 waren es 7.

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7.) Deka

  • Rentabilität: 59% CIR und 16,5% Eigenkapitalrendite (letztere allerdings nur gruppenbedingt vor Steuern ausgewiesen).
  • Gesamtvergütung des Vorstands: 9,8 Mio. Euro für sechs Köpfe (2021).
  • Vergütungs-Millionäre: 6 (nach 4 im Jahr zuvor), mit einem Spitzenreiter in der Kategorie 2 bis 2,5 Mio. Euro

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8.) Berenberg 

  • Rentabilität: Bei 66% CIR betrug die Eigenkapitalrendite vor Steuern 83% (!). Weil die Besteuerung auf Partnerebene stattfindet, lässt sich realistisch keine Nachsteuer-Eigenkapitalrendite ermitteln.
  • Gesamtvergütung des Vorstands: Berenberg hat nur eingeschränkte Offenlegungspflichten und macht daher zu den Vergütungen seines Partnerkreises keine Angaben.
  • Vergütungs-Millionäre: 2021 gab es 8 „Risktaker“ mit einer Gesamtvergütung von 1 Mio. Euro oder mehr.

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9.) ING-Diba

  • Rentabilität: Bei einer CIR von 51% im Jahr 2021 (nach 50% im Jahr zuvor) lag die Eigenkapital-Rendite der Direktbank bei 8,6%.
  • Gesamtbezüge des Vorstands: Diese lagen laut Vergütungsbericht 2021 bei 5,5 Mio. Euro für sechs Köpfe (nach 5 Mio. Euro für sieben Köpfe im Jahr 2020).
  • Vergütungs-Millionäre: 2 waren es im vergangenen Jahr (nach 1 im Jahr 2020), und beide lagen im Bereich 1 bis 1,5 Mio. Euro.

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Fazit

Gemessen an unserer kleinen, aber feinen Stichprobe, muss zwischen der Rentabilität einer Bank und ihrer Vergütung kein zwingender Zusammenhang bestehen. Der „Outlier“ in unserer Gruppe ist die HCOB mit einer sehr üppigen Vorstandsvergütung. Dagegen zeigen Targobank, OLB und Unicredit, dass das Prinzip des Maßhaltens bei den Kosten auch für Vorstände und sonstige Risikoträger gelten kann. Auffällig daran: Alle drei Häuser haben ausländische Eigner – die möglicherweise üppige Vergütungen in einem eher schwach rentablen Bankenmarkt wie Deutschland nicht für einen Automatismus halten.

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