von Bernd Neubacher und Heinz-Roger Dohms, 19. März 2025
So prächtig die Sparkassen ertragstechnisch dastehen (siehe heute Morgen hier), so schleppend verlief in den letzten zwei Jahren vielerorts das Neugeschäft. Zwar vermeldete der DSGV gestern einen sektorweiten Anstieg der neu vergebenen privaten Wohnbaukredite um 25% im vergangenen Jahr. Damit allerdings blieben die kommunalen Institute nach dem Baufi-Crash von 2023 deutlich hinter dem branchenweit Erholung von 35% zurück. Und schaut man auf ein Beispiel wie die Sparkasse KölnBonn, dann ist von einem Aufschwung ohnehin nichts zu sehen. Gerade mal 927 Mio. Euro betrug dort im vergangenen Jahr das Neugeschäft – nicht mal die Hälfte des Volumens aus dem Boom-Jahr 2022 (1,9 Mrd. Euro).
Wollen die Sparkassen nicht mehr Geld raushauen? (Bei den Köln-Bonnern übrigens mag das wegen der drohenden EZB-Bankenaufsicht tatsächlich der Fall sein.) Oder können sie nicht? Weil andere Player vielleicht nicht unbedingt günstiger, wohl aber schneller sind?
Und damit nun zu einer hochinteressanten Geschichte. Der DSGV hat nämlich auf seiner Bilanz-PK gestern (wobei das für sich genommen nur so halb interessant ist) ein Maßnahmenprojekt namens „RUDI“ angekündigt – das Kürzel steht für „Rund um die Immobile“. Einen hohen zweistelligen Millionenbetrag (hier wird’s dann schon interessanter!) will sich die S-Finanzgruppe die Sache kosten lassen, davon mehr als 30 Mio. Euro allein in diesem Jahr. Vor allem aber (und an dieser Stelle wird’s dann endlich hochinteressant!): Bei einer der insgesamt 14 Maßnahmen handelt es sich laut Informationen von Finanz-Szene um ein „Instant Baufi“-Projekt.
Instant Baufi? Genau. Das ist das, woran nach unseren Informationen auch die ING Diba arbeitet. Also die Idee einer Baufinanzierungs-Zusage binnen weniger Minuten.
Tatsächlich ist aus hochrangigen Sparkassen-Kreisen zu hören, es gehe um ein Angebot, dass das der ING Diba matchen soll. Was insofern hochspannend wäre, als dass es bei dem ING-Diba-Projekt ja nicht nur um einen automatisierten Zugriff auf die Konten des Kreditinteressenten geht (also das, was die DKB jetzt eingeführt hat). Sondern um den Ansatz, auch die Objektbewertung mehr oder minder zu automatisieren.
Ob es wirklich das ist, woran auch die Sparkassen arbeiten, ist nicht ganz klar. Was dagegen feststeht: Laut den Finanz-Szene-Informationen ist in jedem Fall die Finanz Informatik (FI) in das Projekt involviert, also der zentrale IT-Dienstleister der Sparkassen. Und ebenfalls involviert ist das FI-Joint-Venture Finmas, das gemeinsam mit dem Berliner Baufi-Vermittler Hypoport betrieben wird, der wiederum hinter dem oben erwähnten, frisch eingeführten DKB-Tool steht.
Im Sparkassen-Umfeld jedenfalls gibt man sich optimistisch, mit der eigenen „Instant Baufi“-Lösung mindestens mal mithalten zu können mit der Konkurrenz. Die Einführung sei geplant bis Ende dieses Jahres, heißt es. Und spätestens 2026 sollen dann auch die Marktanteile wieder steigen.
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Der DSGV hat die Informationen inzwischen offiziell bestätigt. In einem Statement gegenüber Finanz-Szene heißt es unter anderem:
*Korrekturhinweis der Redaktion: In einer ersten Wiedergabe des DSGV-Statements heute Früh hatten wir versehentlich den Hinweis zur „automatisierten Objektbewertung“ unterschlagen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
Ist „Instant“ wirklich der Gamechanger in der privaten Baufinanzierung?
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