von J. Albrecht, M. Miedek und R. Lange*, 3. August 2023
Die Nachfrage nach Baufinanzierungen scheint sich nach Monaten kräftiger Rückgänge zu stabilisieren. So lag das Neugeschäftsvolumen im Juni bei 14,0 Mrd. Euro – der zweitbeste Monat seit Jahresbeginn. Gute Nachrichten für hiesige Banken, die im Vertrieb zunehmend auf Vermittlerplattformen wie Hypoport und Interhyp setzen.
Ist die eigene Kreditsachbearbeitung allerdings nicht hinreichend digitalisiert, drohen weitreichende prozessuale Folgen. Tatsächlich sollten Finanzinstitute gerade dort effizienzsteigernde Maßnahmen und intelligente Softwarelösungen einsetzen, wo hohe Aufwände und Durchlaufzeiten für die Bearbeitung das zukünftige Wachstum bremsen. Und sie sollten das aktuelle Zeitfenster nutzen, um für die digitale Kreditsachbearbeitung eine wirksame und ertragsmäßig nachhaltige Positionierung zu entwickeln.
Fünf Erläuterungen:
In diesem sich langsam konsolidierenden Markt nehmen Kreditplattformen wie Hypoport und Interhyp seit Jahren eine immer stärkere Rolle ein. Sie vermitteln das von Maklern und Banken akquirierte Geschäft an kreditgebende Institute und erhalten dafür eine Transaktionsgebühr. Laut einer aktuellen Studie des Bankenverbands beträgt der Marktanteil der beiden genannten Vermittlerplattformen am Baufinanzierungsneugeschäft rund 30 Prozent. Auch nimmt der Anteil des Plattformgeschäfts gegenüber dem eigenen Präsenzgeschäft von Banken immer stärker zu. Hierüber haben die Banken die Möglichkeit, ihre Reichweite und Marktdurchdringung zu erhöhen sowie durch die Weitervermittlung von Kreditanfragen das Zins- und Provisionsgeschäft aktiv zu steuern. Daher verwundert es nicht, dass Hypoport mit seiner Plattform BaufiSmart in der aktuellen Baukreditmisere den Marktanteil nach eigenen Angaben weiter ausbauen konnte.
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Vor diesem Hintergrund stellen die über Plattformen angedienten Baufinanzierungen für Banken ein weitgehend standardisiertes Geschäft dar. Sind die nachgelagerten Prozesse jedoch nicht hinreichend eingestellt und entsprechend digitalisiert, werden sie zur Herausforderung für jede Kreditsachbearbeitung: Prüfung und Validierung der eingereichten Anträge bringen einen erheblichen manuellen Aufwand mit sich. Laut einer Studie des Instituts für Bankwirtschaft und Bankrecht verbringen Kreditsachbearbeiter im Durchschnitt immer noch 12 Stunden mit der Bearbeitung eines Antrags. Damit steigen – trotz eines eigentlich zufriedenstellenden digitalen Backgrounds in vielen Instituten – die Durchlaufzeiten bis zur Kreditzusage. Kundenfreundlich geht anders, zumal eine Immobilienfinanzierung für die allermeisten Kunden immer noch ein großes, überaus emotionales Geschäft ist.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, können Banken verschiedene Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergreifen. Im Vertrieb können Produkte und Entscheidungswege unter Berücksichtigung der Kundenansprache gestrafft werden. Im Betrieb eröffnen sich Chancen, etwa indem Zuständigkeiten klarer gefasst und wiederkehrende Prozesse industrialisiert werden. Und während Banken oftmals Neukundenprozesse fokussieren, schlummern gerade bei Bestandsprozessen ungeahnte Optimierungspotenziale, wie wir an anderer Stelle mit Blick auf die Auszahlungen von Baufinanzierungsdarlehen argumentiert haben.
Eine vielversprechende Möglichkeit zur Effizienzsteigerung liegt in der konsequenten Nutzung von intelligenter Software. Durch den Einsatz von Robotic Process Automation können einzelne Prüfschritte automatisiert durchgeführt und Daten unverzüglich validiert werden. Dies ermöglicht eine schnellere Identifikation potenzieller Fehler in Echtzeit, noch bevor diese ins Kernbankensystem geschrieben werden, was heute bei vielen Banken aufwändige Nachbearbeitungen zur Folge hat. Unsere Projekterfahrungen zeigen, dass der Einsatz derartiger Lösung zu Nettomarktzeitgewinnen von 60 bis 90 Minuten führt und Kreditentscheidungen innerhalb 15 bis 20 Minuten getroffen werden können. Lizenzkosten für Software amortisieren sich daher noch im ersten Jahr.
Die Implementierung dieser Effizienzsteigerungs-Maßnahmen und intelligenten Softwarelösungen bringt Banken zahlreiche Vorteile. Durch die Reduzierung manueller Aufwände und Bearbeitungszeiten werden Ressourcen freigesetzt, die für andere Aufgaben genutzt werden können. Die deutliche Beschleunigung der Durchlaufzeiten tragen zu einer höheren Kundenzufriedenheit bei. Zudem können Banken durch eine effizientere Kreditsachbearbeitung Kosten einsparen und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Gerade im aktuellen Umfeld ist die Zeit günstig für derartige Anpassungen.
Abschließend lässt sich festhalten, dass das Kreditplattform-Geschäft eine immer wichtigere Rolle für Banken im Baufinanzierungsmarkt spielt. Die Verlagerung des eigenen Präsenzgeschäfts zugunsten der Kreditplattformen von Hypoport und Interhyp erfordern jedoch effektive Maßnahmen zur Effizienzsteigerung in der Kreditsachbearbeitung. Durch Optimierung der internen Prozesse, den Einsatz moderner Technologien und intelligenten Softwarelösungen können Banken die Qualität der Baufinanzierungsanträge erhöhen und ihre Aufwände reduzieren. Diese Maßnahmen ermöglichen es den Banken, den wachsenden Anforderungen des Baufinanzierungsmarkts gerecht zu werden und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Baufinanzierung: Mit dieser Software lässt sich der Auszahlungs-Prozess verbessern
*Johannes Albrecht und Marc Miedek sind Senior Manager bzw. Manager bei zeb. René Lange ist Product Growth Lead bei der zeb-eigenen Design- und Entwicklungseinheit „applied“. Sie erreichen die Autoren unter johannes.albrecht@zeb.de, marc.miedek@zeb.de bzw. rene.lange@zeb-applied.com.
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