von Christian Kirchner, Heinz-Roger Dohms und Caspar Schlenk, 20. Oktober 2022
Die DKB stellt nach Informationen von Finanz-Szene den Vertrieb ihres Robo Advisors „Solidvest blue“ nur ein Jahr nach dem Start schon wieder ein. Dem Vernehmen nach (genaue Zahlen liegen nicht vor) soll das Angebot gemessen an Kunden und Assets nie richtig in Schwung gekommen sein. Auf Nachfrage begründete die DKB das Scheitern gestern mit „externen Faktoren“ unter anderem geopolitischer Natur. Diese hätten sich negativ auf den Markt ausgewirkt, weshalb „das Produkt nicht im erwünschten Maß durch unsere Kund*innen angenommen wurde“.
Das trostlose Ende des Projekts passt zu dessen gesamter Historie. So hatte DKB-Chef Stefan Unterlandstättner bereits auf der Bilanz-Pressekonferenz im März 2017 den Launch eines Robo-Advisors in Aussicht gestellt („Wir gucken uns das an und haben auch schon Gespräche mit Anbietern geführt.“). Danach gab es laut Finanz-Szene-Informationen zwei Ausschreibungs-Verfahren mit unterschiedlichen Anforderungen und unterschiedlichen Favoriten, bevor im Frühjahr 2019 endlich ein Technikpartner gefunden war – nämlich das Berliner Finanz-Startup Elinvar. Doch selbst von da an sollten bis zum eigentlichen Produktstart im Herbst 2021 noch einmal mehr als zwei Jahre vergehen.
Vom Timing her erwiesen sich die Verzögerungen als fatal. Denn als die DKB endlich loslegte, war der zarte Robo-Hype (von dem etwa die ING Diba bei ihrer Kooperation mit Scalable Capital profitierte und inzwischen 1,6 Mrd. Euro damit gesammelt hat) ebenso wieder am abflauen wie der Anfang 2020 einsetzende Wertpapierboom. In den Jahren zwischen Idee und Launch entstanden zudem mit Neobrokern wie Trade Republic oder Smartbroker völlig neues Anbieter, die an den Robo-Advisern bald vorbeizogen – und mit kostenlosen ETF-Sparplänen ein neues Standardprodukt schufen, das von vielen Kunden als attraktiver empfunden wird als die automatisierten Robo-Portfolios.
Warum hat der „Robo“ der DKB 2,5 Jahre Verzug?
Auch für die Partner der DKB bedeutet das Ende eine herbe Enttäuschung. Besonders hart trifft es den Wealth-Tech-Spezialisten Elinvar, der die Technik-Plattform für „Solidvest Blue“ bereitgestellt hatte und der nun einen weiteren Vorzeigekunden verliert (mehr Hintergrund hier). Etwas besser kommt das Münchner Fintech Solidvest weg, das in dem Dreiergespann die Zusammenstellung der Portfolios verantwortet hatte. Denn: Den Kunden des DKB-Robos wird nun empfohlen, ihre Assets auf Solidvest (eine Tochter des Münchner Vermögensverwalters DJE) zu übertragen.
Aus Sicht der DKB dürften beim verpatzten Robo-Projekt die Reputationskratzer letztlich größer sein als der betriebswirtschaftliche Schaden. Denn: Im Ertragsmix der zweitgrößten deutschen Direktbank mit zuletzt 5,2 Mio. Kunden spielt das Wertpapiergeschäft ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Im Gesamtjahr 2021 erwirtschaftete die DKB mit dem Wertpapier- und Fondsgeschäft 24 Mio. Euro Provisionsüberschuss, ein zu 2020 quasi unveränderter Wert (+1%). Im ersten Halbjahr 2022 waren es dann bei zuletzt gut 700.000 Depots 10 Mio. Euro Überschuss.
Der Robo-Markt ist hart umkämpft und kennt bislang nur wenige Gewinner. Auf wenigstens 1 Mrd. Euro Assets under Management kommen unserer Einschätzung nach lediglich sechs Anbieter: nämlich Scalable Capital, Liqid, Quirion, Raisin, Cominvest sowie der genossenschaftliche „Hybrid-Robo“ Visualvest.
DKB startet Robo-Advisor. Und partnert mit gleich zwei Fintechs
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