"Banken-IT"-Ticker

Von den Spardas bis zur Postbank: Alles „Banken-IT“-News von Juni bis August

In unserem „Banken-IT“-Ticker widmen wir uns nicht nur den IT-Themen der Institute selber – sondern schauen auch, was in ihrem Umfeld (also etwa bei Atruvia, Finanz Informatik und sonstigen Dienstleistern) passiert.

Hier der Ticker von Juni bis August 2023: 

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Die Integration der Postbank soll abgeschlossen sein? Von wegen …

Wie es aussieht, hat die Postbank (bekanntlich ansässig im schönen Rheinland) der Deutschen Bank nicht nur 12 Mio. Kunden und gefühlt mindestens 12.000 Probleme beschert – sondern auch: das Futurum Präteritum. Das ist jene Zeitform, zu der der Rheinländer laut dem Mundart-Kabarettisten Konrad Beikircher greift, wenn er wieder mal was vergessen, vermasselt oder einfach nur auf die lange Bank geschoben hat, genau dies aber rhetorisch bemänteln will. Typische Wendung: „Ich wollte das die Tage erledigt haben“ …Übertragen auf unsere lange Bank, also die Deutsche Bank, ist nun zu sagen, dass diese die Integration der Postbank ja nicht nur abgeschlossen haben wollte (und zwar längst, nicht erst die Tage), sondern das eigenen Angaben zufolge tatsächlich auch getan hat. Nämlich per Ende Juni. Aber ist dem wirklich so? FS Premium

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Eine Bank mit massiven IT-Problemen – aber keinem ausgewiesenen IT-Vorstand

Die Pressemitteilung der Sparda München (die letztlich zu unserem gestrigen Aufmacher führte) kam am Dienstagabend um 18.02 Uhr. Also reichlich spät, wenn man ernsthaft bestrebt ist, es noch in die morgendliche Standard-Lektüre der deutschen Banking-Community (sprich: BÖZ, HB und, äh, wir) zu schaffen. Was die Sache zusätzlich erschwerte: Die Sparda München verschickte ihre Mitteilung nicht selber. Sondern ließ dies eine PR-Agentur erledigen. Da sich in der entsprechenden Mail aber 1.) keinerlei Kontakt zur Sparda München befand, uns 2.) die Mail nicht unter der Adresse erreichte, über die wir normalerweise mit der Bank kommunizieren und 3.) die Mitteilung zunächst auch nicht auf der Website des Instituts erschien, beschlichen uns kurzzeitig sogar ernste Zweifel, ob die Meldung überhaupt authentisch ist (wobei sich diese Zweifel im Laufe des vorgerückten Abends immerhin ausräumen ließen). Normalerweise würden wir nun sagen: Okay, wieder mal ein Beispiel, wie eine Bank oder ein Fintech durch unsaubere PR-Arbeit versucht, die Berichterstattung zu erschweren. Im konkreten Fall der Sparda München allerdings erscheint uns ein anderer Verdacht mindestens genauso plausibel: Kann es sein, dass diese Bank mit sich selber und der Welt um sich herum schlicht ein Stück weit überfordert ist? Die ganze Geschichte: FS Premium

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Wussten Sie schon?

… dass sich Fincite – also das mutmaßlich erfolgreichste Frankfurter B2B-Fintech – erstmals für externe Investoren geöffnet hat (und zwar schon vor einigen Monaten, auch wenn wir es abstiegsverdächtigerweise jetzt erst mitbekommen haben)? Konkret hält der hierzulande auch bei Captiq und Evergreen engagierte US-Investor Zais Group jetzt gut 10% an dem Wealth-Tech-Spezialisten. Weitere 4% liegen bei einem schwäbischen Family Office, wobei besagte Familie mit dem Gründer des besagten US-Investors irgendwie entfernt verschwippschwägert zu sein scheint. Daneben sind in geringerem Umfang auch Peter Schwicht (also der frühere J.P.-Morgan-Manager) und Dietrich Voigtländer (also der frühere WestLB-Manager) bei Fincite eingestiegen.

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Protagonistin des IT-Debakels bei den Sparda-Banken räumt ihren Posten

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Wussten Sie schon?

… dass es im unmittelbaren Bankenumfeld ein Unternehmen gibt, das seit einigen Wochen ganz schön auf den Putz haut? Nämlich: die Mehrwerk GmbH, ein inzwischen rund 500 Mitarbeiter großer Dienstleister rund ums Thema „Kundenbeziehung“. Anfang Juli übernahmen die Bielefelder zunächst das auf Cashback-Vergütungen spezialisierte Hamburger Finanz-Startup Etvas. Letzte Woche wurde dann die Akquisition der deutschen Töchter von Tenerity bekannt (das ist eine ebenfalls auf „Mehrwert-Angebote“ spezialisierte US-Firma, die hierzulande u.a. für die Deutsche Bank und die HVB tätig ist). Und gestern nun – outete sich ein prominenter früherer Sparkassen-Kopf als neuer Mehrwerk-Manager, nämlich der langjährige Chef der Star Finanz, Bernd Wittkamp. Sein Fokus soll auf dem Business Development liegen.

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Partner-Blog

Wie digitale Kreditsachbearbeitung das Baufi-Geschäft stützt: In der privaten Baufinanzierung nehmen Kreditplattformen wie Hypoport oder Interhyp eine immer stärkere Rolle ein. Dabei handelt es sich um ein weitgehend standardisiertes Geschäft– wären da nicht die nachgelagerten Prozesse, die bei vielen Banken noch nicht wirklich digitalisiert sind. Was lässt sich tun, um die Kreditsachbearbeitung effizienter aufzustellen? Eine Reihe von Handlungsempfehlungen: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Linktipp

„Der regulatorische Druck kann die Digitalisierung der Finanzindustrie vorantreiben“: Wie die Bafin auf Cloud-Dienste blickt. Bafin-Journal

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Der Fall Schufa: So erfolgreich wie nie – und das Image wieder mal versaut

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Sieben Jahre im Speicher: Was wollte Kontowechsel24 mit den alten Kundendaten?

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Kurz getickert

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Sparkassen beenden Kooperation mit Identity-Dienst Verimi/Yes

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Kurz getickert

  • Bei dem Kontowechsel-Dienstleister, der den Datendiebstahl bei Deutsche Bank und Postbank zu verantworten hat, handelt es sich – wie in unserem gestrigen Newsletter schon vermutet – um die Arvato-Tochter Majorel (und noch genauer: um deren Portfolio-Unternehmen KWS Kontowechsel Service GmbH). „Unser Cybersecurity-Team hat die Sicherheitslücke nach Bekanntwerden unverzüglich geschlossen und alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit unserer Systeme zu gewährleisten. Wir sind unmittelbar in den Austausch mit den betroffenen Kunden getreten, unterstützen sie und haben die zuständigen Behörden informiert“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage von Finanz-Szene. Da die KWS (die unter der Brand „Kontowechsel24“ auftritt) diverse hiesige Banken zu ihren Kunden zählt, sind neben der Deutschen Bank und der Postbank weitere Institute von dem Datenleck betroffen. Laut „Handelsblatt“ zählen dazu die ING Diba und die Comdirect.

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Exklusiv: FI und Atruvia rollen “Dual-Mode“-Betrieb von SB-Geräten aus

Die Finanz Informatik und die Atruvia (also die IT-Dienstleister von Sparkassen bzw. Genobanken) treiben die Harmonisierung ihrer SB-Geräte voran. Dazu muss man wissen: Schon lange bieten beide Verbünde ihre Dienste teilweise auf ein- und demselben Automaten an. In den zurückliegenden Monaten allerdings sind nach Informationen von Finanz-Szene sogar die ersten Geräte live gegangen, die die Kunden des jeweils anderen Verbunds direkt in die Systeme von dessen IT-Dienstleister durchleiten. „Dual Mode“, wird das bei FI und Atruvia genannt. Bis Mai hatten rund 50 Institute die neuen Automaten ausgerollt, exakt 271 der neuartigen Geräte waren bereits in Betrieb (209 Cash-Recycler und 62 Geldausgabe-Automaten). Diese Zahl soll in den nächsten Monaten deutlich steigen.

Der Unterschied: Bislang nahmen solche Aufträge als Transaktionen von Fremdkunden erst noch einmal einen Umweg durch die Systeme jener Finanzgruppe, die das Gerät aufgestellt hat und betreibt, sowie zur Verrechnung über die sogenannte „Geldautomaten-Kopfstelle“. Diese Zwischenschritte entfallen nun. Auch werden laut Finanz Informatik weitere Services möglich, die zuvor nicht im Angebot waren, weil der Betrieb beim anderen Verbund lag – zum Beispiel Einzahlungen aufs Konto. Ein möglicher Schritt für die Zukunft: Für den Fall, dass die IT-Dienstleister ihre Kooperation sogar noch ausweiten wollen, könnten sie über Rahmenverträge für eine gemeinsame Beschaffung ihrer Automaten nachdenken, um ihre Einkaufsmacht zu kombinieren. Derzeit läuft der Einkauf in den Verbünden und teils auch in den Instituten, wie so vieles bei Sparkassen und Genossen: dezentral.

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Kurz getickert

  • Die Atruvia hat ihre Umsatzerlöse im vergangenen Jahr um 4% auf 1.366 Mio. Euro hochgefahren. Ein gutes Stück stärker stiegen die Kosten. So legte der Personalaufwand um 9% auf 518 Mio. Euro zu, beim Sachaufwand (inkl. Afa) ging es sogar um 19% auf 292 Mio. Euro nach oben. Der Jahresüberschuss belief sich auf 8 Mio. Euro. Jahresabschluss (PDF)
  • Gleich nochmal Atruvia: Der genossenschaftliche IT-Dienstleister verstärkt sich durch den Zukauf der Frechener Econ Application GmbH – eines Software-Spezialisten, der sich auf das Erstellen und Konfigurieren digitaler Vertriebsprozesse für die Finanzbranche spezialisiert hat. Das Unternehmen beschäftigt nach Atruvia-Angaben 33 Mitarbeiter und zählt unter anderem die PSD Banken und die DKB zu seinen Kunden. Angaben zum Kaufpreis wurde keine gemacht.

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Sämtliche News zum Hacker-Angriff bei der Deutschen Leasing

  • Zwei Wochen nach dem Cyber-Angriff auf die Deutsche Leasing hat die Sparkassen-Tochter begonnen, die ersten Betriebssysteme wieder hochzufahren (HB/Paywall)
  • Die Deutsche Leasing, also die Leasing-Tochter der Sparkassen, hat ausweislich einer Stellungnahme auf der Unternehmens-Website immer noch mit den Folgen des Hackerangriffs von Anfang Juni zu kämpfen. Lediglich das E-Mail-System scheint wieder zu funktionieren.
  • Die Deutsche Leasing hat den Hacker-Angriff vom vergangenen Samstag immer noch nicht verdaut. Am Dienstag streikten die Systeme weiterhin – mit der Folge, dass die Sparkassen-Tochter rund 2.500 ihrer Beschäftigten bat, doch einfach zuhause zu bleiben. (Handelsblatt, Paywall)
  • Die Deutsche Leasing (also der Leasing-Dienstleister der Sparkassen) ist nach einem offenbar schweren Hacker-Angriff seit Samstagmorgen faktisch offline. Auf der Website des Unternehmens war heute Morgen weiterhin zu lesen: „Aktuell können wir auf einen großen Teil unserer IT-Systeme und unserer Daten nicht zugreifen. Auch unser E-Mail-System ist vom Angriff betroffen.“

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Kernbank-Manöver von M.M. Warburg wirft Fragen auf. Atruvia dementiert Wechsel

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Kurz getickert

  • Der US-Gigant Blackrock steigt als strategischer Investor beim Schweizer Banken-IT-Spezialisten Avaloq ein, auf dessen Kernbankensystem hierzulande die Apobank und die Quirin Bank vertrauen.

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Sämtliche „Banken-IT“ Meldungen von Januar bis Mai

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