von C. Kirchner, H.-R. Dohms & B. Neubacher , 29. August 2023
In unserem „Banken-IT“-Ticker widmen wir uns nicht nur den IT-Themen der Institute selber – sondern schauen auch, was in ihrem Umfeld (also etwa bei Atruvia, Finanz Informatik und sonstigen Dienstleistern) passiert.
Hier der Ticker von Juni bis August 2023:
–––––
Wie es aussieht, hat die Postbank (bekanntlich ansässig im schönen Rheinland) der Deutschen Bank nicht nur 12 Mio. Kunden und gefühlt mindestens 12.000 Probleme beschert – sondern auch: das Futurum Präteritum. Das ist jene Zeitform, zu der der Rheinländer laut dem Mundart-Kabarettisten Konrad Beikircher greift, wenn er wieder mal was vergessen, vermasselt oder einfach nur auf die lange Bank geschoben hat, genau dies aber rhetorisch bemänteln will. Typische Wendung: „Ich wollte das die Tage erledigt haben“ …Übertragen auf unsere lange Bank, also die Deutsche Bank, ist nun zu sagen, dass diese die Integration der Postbank ja nicht nur abgeschlossen haben wollte (und zwar längst, nicht erst die Tage), sondern das eigenen Angaben zufolge tatsächlich auch getan hat. Nämlich per Ende Juni. Aber ist dem wirklich so? FS Premium
––––––––––––––––––––
Die Pressemitteilung der Sparda München (die letztlich zu unserem gestrigen Aufmacher führte) kam am Dienstagabend um 18.02 Uhr. Also reichlich spät, wenn man ernsthaft bestrebt ist, es noch in die morgendliche Standard-Lektüre der deutschen Banking-Community (sprich: BÖZ, HB und, äh, wir) zu schaffen. Was die Sache zusätzlich erschwerte: Die Sparda München verschickte ihre Mitteilung nicht selber. Sondern ließ dies eine PR-Agentur erledigen. Da sich in der entsprechenden Mail aber 1.) keinerlei Kontakt zur Sparda München befand, uns 2.) die Mail nicht unter der Adresse erreichte, über die wir normalerweise mit der Bank kommunizieren und 3.) die Mitteilung zunächst auch nicht auf der Website des Instituts erschien, beschlichen uns kurzzeitig sogar ernste Zweifel, ob die Meldung überhaupt authentisch ist (wobei sich diese Zweifel im Laufe des vorgerückten Abends immerhin ausräumen ließen). Normalerweise würden wir nun sagen: Okay, wieder mal ein Beispiel, wie eine Bank oder ein Fintech durch unsaubere PR-Arbeit versucht, die Berichterstattung zu erschweren. Im konkreten Fall der Sparda München allerdings erscheint uns ein anderer Verdacht mindestens genauso plausibel: Kann es sein, dass diese Bank mit sich selber und der Welt um sich herum schlicht ein Stück weit überfordert ist? Die ganze Geschichte: FS Premium
… dass sich Fincite – also das mutmaßlich erfolgreichste Frankfurter B2B-Fintech – erstmals für externe Investoren geöffnet hat (und zwar schon vor einigen Monaten, auch wenn wir es abstiegsverdächtigerweise jetzt erst mitbekommen haben)? Konkret hält der hierzulande auch bei Captiq und Evergreen engagierte US-Investor Zais Group jetzt gut 10% an dem Wealth-Tech-Spezialisten. Weitere 4% liegen bei einem schwäbischen Family Office, wobei besagte Familie mit dem Gründer des besagten US-Investors irgendwie entfernt verschwippschwägert zu sein scheint. Daneben sind in geringerem Umfang auch Peter Schwicht (also der frühere J.P.-Morgan-Manager) und Dietrich Voigtländer (also der frühere WestLB-Manager) bei Fincite eingestiegen.
Protagonistin des IT-Debakels bei den Sparda-Banken räumt ihren Posten
… dass es im unmittelbaren Bankenumfeld ein Unternehmen gibt, das seit einigen Wochen ganz schön auf den Putz haut? Nämlich: die Mehrwerk GmbH, ein inzwischen rund 500 Mitarbeiter großer Dienstleister rund ums Thema „Kundenbeziehung“. Anfang Juli übernahmen die Bielefelder zunächst das auf Cashback-Vergütungen spezialisierte Hamburger Finanz-Startup Etvas. Letzte Woche wurde dann die Akquisition der deutschen Töchter von Tenerity bekannt (das ist eine ebenfalls auf „Mehrwert-Angebote“ spezialisierte US-Firma, die hierzulande u.a. für die Deutsche Bank und die HVB tätig ist). Und gestern nun – outete sich ein prominenter früherer Sparkassen-Kopf als neuer Mehrwerk-Manager, nämlich der langjährige Chef der Star Finanz, Bernd Wittkamp. Sein Fokus soll auf dem Business Development liegen.
Wie digitale Kreditsachbearbeitung das Baufi-Geschäft stützt: In der privaten Baufinanzierung nehmen Kreditplattformen wie Hypoport oder Interhyp eine immer stärkere Rolle ein. Dabei handelt es sich um ein weitgehend standardisiertes Geschäft– wären da nicht die nachgelagerten Prozesse, die bei vielen Banken noch nicht wirklich digitalisiert sind. Was lässt sich tun, um die Kreditsachbearbeitung effizienter aufzustellen? Eine Reihe von Handlungsempfehlungen: Finanz-Szene (frei zugänglich)
„Der regulatorische Druck kann die Digitalisierung der Finanzindustrie vorantreiben“: Wie die Bafin auf Cloud-Dienste blickt. Bafin-Journal
Der Fall Schufa: So erfolgreich wie nie – und das Image wieder mal versaut
Sieben Jahre im Speicher: Was wollte Kontowechsel24 mit den alten Kundendaten?
Sparkassen beenden Kooperation mit Identity-Dienst Verimi/Yes
––––––––––––––––––
Die Finanz Informatik und die Atruvia (also die IT-Dienstleister von Sparkassen bzw. Genobanken) treiben die Harmonisierung ihrer SB-Geräte voran. Dazu muss man wissen: Schon lange bieten beide Verbünde ihre Dienste teilweise auf ein- und demselben Automaten an. In den zurückliegenden Monaten allerdings sind nach Informationen von Finanz-Szene sogar die ersten Geräte live gegangen, die die Kunden des jeweils anderen Verbunds direkt in die Systeme von dessen IT-Dienstleister durchleiten. „Dual Mode“, wird das bei FI und Atruvia genannt. Bis Mai hatten rund 50 Institute die neuen Automaten ausgerollt, exakt 271 der neuartigen Geräte waren bereits in Betrieb (209 Cash-Recycler und 62 Geldausgabe-Automaten). Diese Zahl soll in den nächsten Monaten deutlich steigen.
Der Unterschied: Bislang nahmen solche Aufträge als Transaktionen von Fremdkunden erst noch einmal einen Umweg durch die Systeme jener Finanzgruppe, die das Gerät aufgestellt hat und betreibt, sowie zur Verrechnung über die sogenannte „Geldautomaten-Kopfstelle“. Diese Zwischenschritte entfallen nun. Auch werden laut Finanz Informatik weitere Services möglich, die zuvor nicht im Angebot waren, weil der Betrieb beim anderen Verbund lag – zum Beispiel Einzahlungen aufs Konto. Ein möglicher Schritt für die Zukunft: Für den Fall, dass die IT-Dienstleister ihre Kooperation sogar noch ausweiten wollen, könnten sie über Rahmenverträge für eine gemeinsame Beschaffung ihrer Automaten nachdenken, um ihre Einkaufsmacht zu kombinieren. Derzeit läuft der Einkauf in den Verbünden und teils auch in den Instituten, wie so vieles bei Sparkassen und Genossen: dezentral.
Kernbank-Manöver von M.M. Warburg wirft Fragen auf. Atruvia dementiert Wechsel
Sämtliche „Banken-IT“ Meldungen von Januar bis Mai
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!