Analyse: Kommt jetzt die Anti-N26-Regulierung?

Es ist nur ein einziger Satz – aber der lässt viel Raum für Interpretationen:

„Online-Banking-Kunden verhalten sich mitunter recht preissensitiv. Sie sind eher geneigt, ihre Einlagen abzuziehen und zu einem Mitbewerber mit höheren Zinsen zu wechseln. Im Vergleich zu traditionellen Bankeinlagen dürften die Einlagen auf Online-Konten von Fintech-Banken volatiler und weniger ’stabil‘ sein.“

So steht es im Ende vergangener Woche von der EZB vorgelegten „Leitfaden zur Beurteilung von Anträgen auf Zulassung als Fintech-Kreditinstitut“.

Was wollen Europas oberste Bankenaufseher der Branche damit sagen?

  • Wird die EZB bei Fintechs, die ins Einlagengeschäft streben, deutlich genauer hinschauen als bei einer Bank, die ähnliche Aktivitäten unterhält?
  • Gilt der Satz auch für eine Fintech-Bank wie N26, die ja längst eine stinknormale Banklizenz besitzt?
  • Schon jetzt unterscheidet die Aufsicht zwischen stabilen und weniger stabilen Privatkundeneinlagen (wobei „online“ nicht das einzige, wohl aber ein entscheidendes Kriterium ist). Sollen die Fintech-Banken nun noch schlechter gestellt werden als die „normalen“ Direktbanken?
  • Und geht es am Ende „nur“ ums genauere Hinschauen – oder womöglich um deutlich höhere Liquiditäts- und/oder Eigenkapitalvorgaben?

Vielleicht sollte man den Satz nicht überinterpretieren. Aber auffällig ist schon, dass die „Financial Times“ schon Anfang letzter Woche scheinbar anlassfrei über das „systemische Risiko“ von Online-Einlagen räsonierte. Und dass „Reuters“ sich dieser Tage bei der Berichterstattung über die EZB-Pläne explizit auf das Stichwort Einlagen kaprizierte.

An Relevanz für die deutsche Fintech-Branche mangelt es der Thematik jedenfalls nicht. Neben N26 könnte das Thema indirekt auch zwei andere deutsche Groß-Startups angehen, nämlich Raisin („Weltsparen“) und Deposit Solutins („Zinspilot“). Die haben zwar selbst keine Spareinlagen auf den Büchern, schieben wohl aber Depositen in Milliardenhöhe zwischen verschiedensten Banken hin und her. Und wollte nicht auch die Deutsche Bank mithilfe von Deposit Solutions ganz groß in die Einlagenvermittlung einsteigen?

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