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Bafin-Antrag ist gestellt! Trade Republic will Vollbank werden

Trade Republic geht auf Ganze: Nach exklusiven Informationen von Finanz-Szene hat das Berliner Milliarden-Fintech bei der Bafin eine vollumfängliche Banklizenz beantragt. Die Zulassung würde es dem Neobroker erlauben, abgesehen vom Wertpapiergeschäft in Zukunft auch Einlagen anzunehmen und Kredite auszureichen. Das Lizenzverfahren werde schon seit längerem betrieben, heißt es im Markt. Trade Republic wollte die Informationen am Montag auf Anfrage nicht kommentieren, ebenso wenig wie die Bafin.

Der Antrag deutet darauf hin, dass die strategischen Ambitionen von Trade Republic deutlich größer sein könnten als bislang bekannt. Gestartet war das Fintech vor vier Jahren als reiner Retail-Broker. Schon letztes Jahr fügten die Berliner ihrer Lizenz als Wertpapierhandelsbank allerdings zwei weitere Bafin-Zulassungen hinzu. Dadurch verschaffte sich Trade Republic die Option, selbst Finanzprodukte an die Kunden zu verkaufen, statt die Kundenorders lediglich weiterzuleiten. Zudem ist es dem Startup dank der Lizenzen möglich, irgendwann als sogenannter Market Maker aufzutreten. Folge: Die Abhängigkeit vom sogenannten „Payment for Order Flow“ (das sind Rückvergütungen, die Trade Republic von den Handelsplätzen erhält) würde sinken.

Mit der jetzt angestrebten Banklizenz greift Trade Republic über das Wertpapiergeschäft sogar hinaus. Entsprechende Gelüste hatte das Fintech bereits Anfang Januar erkennen lassen. Da überrumpelten die Berliner die etablierte Bankenbranche mit einem zeitlich unbegrenzten Zinsangebot von 2% (siehe unseren Deep Dive -> „2% auf alles!!! Welche Ratio steckt hinter der Irrsinns-Nummer von Trade Republic?„). Das Interessante hieran, neben der schieren Höhe der Offerte: Mangels Banklizenz darf Trade Republic eigentlich gar keine Einlagen annehmen. Darum wird die entsprechende Liquidität bei Partnerbanken wie der Deutschen Bank oder neuerdings auch J.P. Morgan gelagert. Mit eigener Lizenz könnte sich Trade Republic von diesen Instituten unabhängig machen.

2% auf alles!!! Welche Ratio steckt hinter der Irrsinns-Nummer von Trade Republic?

N26 und Solaris zeigen: Ein Selbstläufer wird der Antrag nicht

Schon Anfang letzten Jahres hatte Trade-Republic-Gründer Christian Hecker zwei reinrassige Bankmanager in die Geschäftsführung geholt – nämlich den ehemaligen Deutschbanker Andreas Torner sowie Gernot Mittendorfer, bis Juni 2019 sechs Jahre lang Finanzvorstand der „Erste Group“, also der mit Abstand größten österreichischen Bank. Schon damals merkten Kenner der Materie an, für einen bloßen Wertpapierbroker seien die beiden Verpflichtungen etwas überkandidelt. Im Oktober berichtete dann das „Manager Magazin“, die Vorbereitungen für den Antrag auf eine Vollbanklizenz seien „schon vor Monaten“ angelaufen.

Per se kommt der Antrag also nicht überraschend. Trotzdem ist bemerkenswert, mit welcher Konsequenz Trade Republic die Sache gerade jetzt durchzieht. Denn: Wie berichtet, hatten sowohl N26 als auch Solaris (also die beiden großen Berliner Fintech-Banken) zuletzt immensen Ärger mit der Bafin. Ein Selbstläufer wird das Verfahren für Trade Republic also nicht. Tatsächlich dürfte bis zum Erhalt der Lizenz noch einige Zeit vergehen. Dem Vernehmen nach muss der Shooting-Star noch etliche Hausaufgaben erledigen, bis die fürs Bankgeschäft erforderlichen Prozesse und Technologien auf dem nötigen Stand sind. Überhaupt wäre Trade Republic nach N26 und der Solarisbank erst das dritte Fintech hierzulande mit einer vollwertigen Banklizenz.

Spannend wird, wie weit Trade Republic in die Geschäftsfelder klassischer Banken vorstoßen will. Im Markt heißt es, jenseits der Kundengewinnung mache die breit angelegte Akquise von Depositen („Finance Forward“ berichtete jüngst von einem Zufluss von >1 Mrd. Euro binnen zwei Wochen, siehe hier) nur dann Sinn, wenn Trade Republic die Einlagen auch selber bewirtschafte. In jedem Fall wäre es den Berlinern mit Banklizenz möglich, die bei den Kunden eingeworbene Liquidität selbst bei der EZB anzulegen – angesichts eines Einlagenzinses von mittlerweile wieder 2% (Tendenz: weiter steigend) durchaus attraktiv. Womöglich reichen die Überlegungen aber noch weiter. So könnte das Fintech mit einem eigenen Treasury oder gar mit einem Einstieg ins Kreditgeschäft liebäugeln. Freilich: Hierfür bräuchte es mehr als nur eine Lizenz. Denn Banker mit Erfahrung im Kreditgeschäft finden sich bei einem Broker eher selten.

In jedem Fall würde Trade Republic als Vollbank zugleich Mitglied in der gesetzlichen Einlagensicherung, die Depositen bis 100.000 Euro je Kunden schützt. Je nachdem, wie weit die Pläne von Gründer Hecker reichen, wäre womöglich sogar eine Mitgliedschaft in der freiwilligen Einlagensicherung der privaten Banken angezeigt. Hiervor freilich schrecken bislang sowohl N26 als auch die Solarisbank zurück – und dem Vernehmen nach hat auch Trade Republic in dieser Hinsicht noch keinerlei Initiative ergriffen.

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