von Christian Kirchner, 14. Dezember 2022
Es gibt sie noch, Berliner Fintechs, die feiern. Wobei durchaus hervorzuheben ist, dass es sich bei den jungen Leuten, die letzten Donnerstag bis tief in die Nacht den „Prince Charles“-Club am Moritzplatz bevölkerten, um Angestellte des Einlagen-Brokers Raisin handelte.
Denn: Dass ausgerechnet die Raisin-Belegschaft zum Ausklang dieses denkwürdigen Jahres in Feierlaune sein würde – davon war zu Jahresanfang noch nicht zwingend auszugehen. Rückblick: Raisin (fast besser bekannt unter seiner B2C-Marke („Weltsparen“) gehörte immer schon zu den großen Hoffnungswerten der deutschen Fintech-Szene. Gutes Management. Gute Execution. Und ein Thema (Zinsjagd!), das in Teilen der deutschen Retail-Kundschaft tief verwurzelt ist.
Doch irgendwie blieb die Entwicklung dann doch hinter den hochgesteckten Zielen zurück. Und als im Zuge der Fusion mit dem Hamburger Rivalen Deposit Solutions der ein oder andere Arbeitsplatz wegfiel, das Geschäftskunden-Angebot eingestampft wurde und schließlich auch noch der Unicorn-Status infrage stand – da wirkte Raisin auf einmal nicht mehr ganz so kraftvoll. Doch dann: Kam die Zinswende! Und damit der langersehnte Booster fürs Geschäftsmodell. In Zahlen: Allein seit Juni sind die „Deposits under Management“ von 25 Mrd. auf 30 Mrd. Euro gestiegen, es kommt also jetzt Monat für Monat knapp 1 Mrd. Euro hinzu – was dem Fintech jeweils gut 2 Mio. Euro zusätzlichen Umsatz p.a. bescheren dürfte, wie wir mal ausgerechnet haben.
Und nun? Wie wird sich das Einlagengeschäft in den nächsten Monaten entwickeln? Wird der Wettbewerb um Depositen ein Nischenphänomen bleiben – oder sehen sich demnächst auch Großbanken, Sparkassen und VR-Banken zu Zinserhöhungen gezwungen? Und welche Rolle spielt bei alldem der Umstand, dass nach dem jahrelangen Zinstief heute der weit überwiegende Teil der Kundengelder täglich fällig ist? Über diese für die gesamte Branche hochrelevanten Fragen diskutieren wir in der heutigen Folge mit Raisin-Gründer Tamaz Georgadze.
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