Von Heinz-Roger Dohms
Dürfen wir Ihnen heute Früh bar jeden Anlasses einfach mal ein paar bislang öffentlich weitgehend unbekannte Zahlen zur Berliner Krypto-Bank Nuri (ehemals: Bitwala) an die Hand geben?
Und zwar:
- Bei der Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr ist Nuri mit 144 Mio. Euro bewertet worden. Dies entsprach einer massiven Verbesserung (plus 125%) zur vorangegangenen Funding-Runde
- Gemessen an der Kundenzahl kam Nuri zum Zeitpunkt des Fundings auf eine stolze Bewertung von rund 575 Euro pro Kunde – und das, obwohl Nuri den Begriff Kunde (=registrierte Nutzer, die von Nuri kontaktiert werden dürfen) eher flockig definiert
- Trotz der beachtlichen Bewertung pro Kunde schienen die Investoren dem Nuri-Modell bis letztes Jahr nur bedingt zu trauen. So entsprach das 2021er-Funding (9,1 Mio. Euro) nicht einmal mal dem 2020er-Cashburn (9,7 Mio. Euro) – und das, obwohl das Eigenkapital (4,5 Mio. Euro) per Ende 2020 bereits recht dünn daherkam. Also gewissermaßen eine Finanzierung auf Zeit
- Würde man den 2020er-Cashburn (gut 800.000 Euro pro Monat) bis zum heutigen Tage fortschreiben, dann wären nicht nur das 2021er-Funding, sondern auch das zum Zeitpunkt des Fundings noch existente Eigenkapital mittlerweile weitestgehend aufgebraucht
- Legt man allerdings diverse Interview-Aussagen von Nuri-Verantwortlichen übereinander und setzt voraus, dass die Aussagen nach Treu und Glauben getroffen wurden, dann darf man Nuri sehr grob und leicht optimistisch geschätzt einen signifikant gesteigerten 2021er-Umsatz von vielleicht 15-20 Mio. Euro zutrauen. Dadurch könnte sich der Cashburn im vergangenen Jahr verringert haben, obwohl Nuri …
- in den vergangenen anderthalb Jahren massiv Personal aufgestockt hat (laut Linkedin sind es aktuell 273 Beschäftigte verglichen mit 126 Beschäftigten per November 2020)
Und was heißt das nun alles? Also – basierend auf den genannten Zahlen ein paar Mutmaßungen
- Die Geschäftsentwicklung lässt darauf schließen, dass Nuri ein neuerliches Funding nicht nur guttäte – sondern dass Nuri auch in jedem Fall ein neuerliches Funding erhalten wird (oder fremdkapitalseitig vielleicht ja sogar schon erhalten hat)
- Nimmt man den offensiven Auftritt von CEO Kristina Walcker-Mayer neulich im “Handelsblatt” zum Maßstab (“Fast 500.000 Kunden”, “Uns geht es so gut wie noch nie”), dann wäre es eine Überraschung, befände sich Nuri nicht allmählich im Funding-Prozess
- Nun ist es bei aller Euphorie aber so, dass in den zurückliegenden Monaten nicht nur die Fintech-Bewertungen allgemein unter Druck geraten sind, sondern zuletzt auch noch die Krypto-Währungen (also der Rohstoff für das Geschäftsmodell von Nuri) gecrasht sind.
Man darf also gespannt sein, ob das nächste Funding wieder eher ein Funding auf Zeit wird – oder ob die Investoren (darunter z.B. Earlybird) trotz der leicht widrigen Umstände diesmal aufs Ganze gehen.
Warum Bitwala wieder mal “Erster” ist. Und 2,5 Jahre zu spät.
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