von H.-R. Dohms, G. Hädicke, C. Kirchner und C. Schlenk, 30. Oktober 2023
In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.
Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem Oktober:
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Lieber Christian Hecker, was Sie sowie Ihre Mitgründer Marco Cancellieri und Thomas Pischke in den letzten Jahren aufgebaut haben, das ist ganz, ganz großes Tennis und verdient entsprechenden Respekt. Und auch wenn es in den letzten Wochen ein bisschen holpriger zuging (Kunden-Proteste gegen die neue App; die mutmaßlich eher schlappen Handelsmonate September + Oktober), so ändern diese kleinen Rückschläge doch wenig an den generellen mittel- und langfristigen Perspektiven Ihrer Firma. Konkret: Ihre Kundenbasis ist riesig! Ihre Taschen sind tief! Und anders als bei N26 (–> Revolut) gibt es in Ihrem Feld nicht einmal einen natürlichen ausländischen Antipoden, der der europaweiten Ausbreitung Ihres Geschäftsmodells ganz grundsätzlich im Wege stünde – zumal sich Robinhood ja nach wie vor nicht übern Teich traut. Bleibt das PFOF-Verbot. Das natürlich ärgerlich ist. Ihrer relativen Wettbewerbsposition aber nicht zwingend schaden muss. Alles in allem also genügend Argumente, um in Ihrem Unternehmen, also in Trade Republic, auch weiterhin eines der chancenreichsten europäischen Fintechs überhaupt zu sehen. Blooooß, und diese Frage wollten wir Ihnen eigentlich immer schon mal stellen: Welche innere Stimme (oder vielleicht ja auch: welcher PR-Stratege) souffliert Ihnen eigentlich bei Ihren Interviews? Ein paar Anmerkungen: FS Premium
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Um das, was wir Ihnen jetzt erzählen möchten, einigermaßen verständlich rüberzubringen, bräuchten wir eigentlich ein Glossar. Versuchen wir es trotzdem mal ohne. Also, der nachrichtliche Kern ist, in einem Satz gesagt, der folgende: Nur eine Woche nach dem Scheitern des Versuchs, mit rund 50 Mio. Euro Risikokapital eine marktführende Wealth-Tech-Plattform für den deutschen Markt aufzubauen (siehe –> Die vielen Lehren aus der Elinvar-Pleite), will ein Private-Equity-Fonds nun sehr Ähnliches probieren. Allerdings mit komplett anderer Versuchsanordnung („Buy & Build“ statt „From scratch“). Und naheliegenderweise auch mit anderen handelnden Akteuren (und es sind viele, viele Akteure, glauben Sie uns!). Hier alle Details: FS Premium
Obwohl die Bafin den Neukunden-Deckel nur leicht anhebt (siehe unsere Meldung weiter unten), will sich die Berliner Neobank N26 die verbliebenen Nutzer der gescheiterten Berliner Banking-App „Owwn“ sichern. So heißt es in einer Mitteilung, die die „Owwn“-Kunden gestern erhielten: „Du kannst ein privates N26 Smart Premium Konto für die ersten 12 Monate kostenfrei erhalten & sparst damit die Mitgliedschaftsgebühr in Höhe von bis zu 58,80 Euro [… ] Mit der Eröffnung des Kontos schenken wir dir sogar noch 25 Euro, die auf dein N26 Konto ausgezahlt werden.“
Auch wenn die Details des Deals zwischen den beiden Fintechs unklar bleiben, lassen sich doch zwei Interpretationen wagen: 1.) Der Kundenansturm auf N26 ist augenscheinlich nicht so groß, dass sich die Berliner kleinere Marketing-Coups wie diesen hier mit Owwn sparen könnten; 2.) Offenbar ist die Owwn-Klientel aus Sicht des N26-Managements hinreichend attraktiv, um sich die Gewinnung der Kunden zumindest mal die Einmalprämie sowie den einjährigen Verzicht auf die Kontogebühr kosten zu lassen – plus das Geld, das mutmaßlich an Owwn fließt (die Hintergründe zum Scheitern von Owwn gibt es übrigens hier).
Die Bafin lupft den Neukunden-Deckel für N26 vorerst nur ein bisschen. Wie die „Financial Times“ (Paywall) unter Berufung auf eine von den beiden Gründern an Investoren versandte E-Mail berichtet, soll die monatliche Grenze zeitnah von bislang 50.000 neuen Kunden auf bis zu 60.000 Kunden angehoben werden. In einer Stellungnahme gegenüber Finanz-Szene sprach die Berliner Neobank gestern Abend von einer „Anerkennung unserer bisherigen Arbeit“. Dass N26 mit der neuen Regelung zufrieden ist, darf gleichwohl bezweifelt werden – immerhin ist das partielle Neukunden-Verbot nun schon seit rund zwei Jahren in Kraft.
Solarisbank verliert Großkunden – Zweifel am Sinn des Contis-Deals wachsen
Der Kontrast könnte größer nicht sein. Während ausländische (aber gleichwohl am deutschen Markt präsente) SME-Kredit-Fintechs wie Iwoca, Teylor oder Silvr in diesen Wochen neunstellige Refinanzierungslinien klarmachen, kämpft das Frankfurter KMU-Kreditportal Creditshelf ums blanke Überleben. Noch mal kurz die grobe Gemengelage: Goldman Sachs wollte eigentlich 100 Mio. Euro an Kreditmitteln zur Verfügung stellen. Zog aber zurück, weil der Creditshelf-Großaktionär Rolf Elgeti nicht bereit (oder in der Lage) war, als Co-Investor die riskanteren Tranchen zu übernehmen.
Creditshelf machte sich in der Folge auf die Suche nach einem neuen Refinanzierungs-Partner – konnte bislang jedoch noch keinen präsentieren. Laut Informationen unseres Partner-Mediums „Finance Forward“ (hier der gesamte Artikel) soll darum jetzt der soeben erst mit 275 Mio. Euro ausgestattete Schweizer Wettbewerber Teylor ein Engagement bei Creditshelf erwägen. Spannende und womöglich entscheidende Frage: Geht es dabei immer noch um einen Refi-Deal – oder plant Teylor einen Einstieg oder gar die Übernahme? Keines der beiden Unternehmen wollte am Donnerstag Stellung nehmen.
Die Lehren aus der Pleite des Wealth-Management-Digitalisierers Elinvar
Baader mit Gewinnwarnung – und auch Trade Republic scheint zu leiden
Hier kommen die Lobby-Ausgaben von Banken, Fintechs und Payment-Industrie
… dass J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon bei seiner Deutschland-Tour in diesem Sommer auch die CEOs von mindestens drei hiesigen Fintechs getroffen hat – nämlich Mondu, Bitpanda und Wefox? Der mutmaßliche Zweck des Meetings: Mal vorfühlen, was in puncto IPO denn irgendwann so gehen könnte. Welche Startup-Köpfe bei dem Treffen sonst noch dabei waren, weiß unser Partner-Medium „Finance Forward“. Hier entlang: Finance Ffwd
Crash bei ETF-Sparplänen: Neugeschäft der etablierten Banken sinkt gen Null
Dass der Finanzkonzern FNZ bei seinen deutschen Töchtern durchregiert – dieser Verdacht erscheint zumindest zulässig. Die Münchner Ebase firmiert neuerdings unter dem Label der Mutter; bei der Fondsdepot Bank steht selbiges an. Und: Erinnert sei auch an den etwas abrupt anmutenden Abgang des „CEO Germany“ und „Head of European Integration“ Kai Friedrich (siehe unseren Personalien-Ticker). Zumal der frühere Consorsbank-Chef ja der mit Abstand prominenteste Kopf von FNZ in Deutschland war. Indes, damit ist es noch nicht getan, da ist noch mehr. Unsere exklusive Recherche: FS Premium
Nach dem 30-Mio.-Euro-Deal: Ist Upvest so gut wie die Solarisbank?
Das Berliner Milliarden-Fintech N26 schreibt früher als gesetzlich vorgeschrieben sein gruppenweites Prüfmandat neu aus. Der bislang beauftragte Marktführer PwC tauchte erstmals im 2016er-Abschluss der damals frisch lizenzierten N26 Bank GmbH auf – ein Jahr später testierte PwC dann auch den Geschäftsbericht des Mutterkonzerns. Der künftige Prüfer wiederum soll mit dem 2024er-Abschluss übernehmen. „Als Ausdruck guter Governance und um langfristige Beständigkeit zu garantieren“, wechsele man den Prüfer bereits vor Ablauf der gesetzlichen Zehnjahres-Frist, sagte eine Sprecherin.
Von Deutsche Bank bis Trade Republic – wo sind die wahren Probleme?
Wie aus Raisin peu à peu ein Wettbewerber für alle und jeden wird
Smartbroker: Wenn die eigenen Kunden nicht wirklich die eigenen Kunden sind
Der Fintech-affine Leser P. attestiert uns mangelnde Milieu-Kenntnis, nachdem wir gestern die These aufgestellt hatten, der prototypische Zielkunde des neuen ETF-Plan-besicherten Wertpapierkredits von Scalable Capital sei der „Prenzel-Sparer“, der mit dem Darlehen den neuen Flat-TV finanziere. Wenn schon, so berichtigt uns Leser P., dann leiste sich der „Prenzel-Sparer“, anders als unsereins, keinen Flachbild-Fernseher, sondern ein „Urban Arrow“. Wir haben‘s mal gegoogelt und stellen fest: Es handelt sich um ein sogenanntes Lastenrad, dessen Design und Aerodynamik dem klassischen Fieberzäpfchen nachempfunden zu sein scheinen. So sieht sie aus, die Welt unserer Fintechs.
Haben Broker-Fintechs die richtige Zielgruppe für Kreditgeschäft?
DZ Bank bootet DWP Bank bei Krypto-Plattform für Volksbanken aus
Der CEO des Berliner Fintech-Investors Finleap, Ramin Niroumand, bekommt Zugriff auf weitere Finanz-Startups hierzulande. Hintergrund: Niroumand hatte seinen parallel zu Finleap gemanagten Early-Stage-Fonds „Embedded Finance“ im vergangenen Jahr an die US-Private-Equity-Gesellschaft Motive Partners verkauft. Im Zuge dieses Deals zog der 35-Jährige ins Management-Team der Amerikaner ein und verantwortet bei Motive seitdem sämtliche Venture-Beteiligungen. Am gestrigen Mittwoch kam nun die Meldung, dass die niederländische Großbank ABN Amro die Verwaltung ihrer eigenen Venture-Capital-Beteiligungen auf Motive Partner überträgt. Dazu gehören hierzulande …
Sprich: Auch hier ist Niroumand also künftig mit von der Partie. Wobei er das bei der Solarisbank, die einst aus Finleap heraus gegründet wurde, ja eh schon ist.
Eine Übernahme, weiterer Jobabbau und viele Probleme: Alle Fintech-News aus dem September
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