von Christian Kirchner, 1. April 2020
Exklusiv: Deutsche Bank feiert im Privatkunden-Geschäft eine wundersame Auferstehung. Oder tut zumindest so … Das größte Geldhaus des Landes hat klammheimlich den 2019er-Geschäftsbericht der DB Privat- und Firmenkundenbank veröffentlicht – also jenes Vehikels, das die einstige Deutsche-Bank-Retailsparte und die einstige Postbank zusammenfasst. Nun hatten wir zwar gestern Abend nur Zeit für einen flüchtigen Blick auf die Zahlen. Doch der reichte, um festzustellen: Diese Zahlen sind zu gut, um wahr zu sein – jedenfalls was die „blaue“ Marke angeht, also die eigentliche Deutsche Bank. Kosten? Minus 6%. Erträge? Plus 3%. Zinsüberschuss? Plus 4%. Vorsteuerergebnis? Plus 76% auf fast sensationelle 678 Mio. Euro …
… Das Lustige ist nun aber: In ungefähr demselben Maße, wie es für die „blaue“ Marke nach oben ging, ging es für die „gelbe“ Marke, also für die Postbank, nach unten. Aber nicht etwa, weil deren Geschäft so wahnsinnig viel schlechter gelaufen wäre. Sondern (so jedenfalls unser Ad-hoc-Eindruck): Weil im Jahresverlauf die Ergebnisbeiträge neu berechnet wurden, „um Management-Verantwortungen sachgerechter abzubilden“. Und rückwirkend hat man dann auch gleich den Referenzwert für 2018 neu kalkuliert. Wie praktisch! Das alles ändert freilich nichts dran, dass die 2019er-Zahlen der DB Privat- und Firmenkundenbank insgesamt grottig zu sein scheinen (Erträge minus 6%, Ergebnis minus 32%, bei allerdings unfassbar vielen Sondereffekten …). Und vor allem: Auch für 2020 wurde ein sinkendes Ergebnis erwartet. Wohlgemerkt ohne (!) Berücksichtigung der Corona-Panik.
Liebe Kommunikations-Chefinnen und Kommunikations-Chefs da draußen, wenn in Ihrer Bank nach 17 Jahren der Vorstandschef bzw. Geschäftsführer ausscheidet – mit welchem Vorlauf würden Sie das dann kommunizieren? Halbes Jahr? 2-3 Monate? Ein paar Wochen? Was natürlich auch geht: ein paar Stunden! So hat die frühere Comdirect-Tochter Ebase gestern Nachmittag mitgeteilt, dass zum 31. März der langjähriger Geschäftsführer Rudolf Geyer ausscheide (nachdem neulich schon der Chef-Treasurer gegangen war). Nachfolger werde zu Anfang 1. April der frühere Consorsbank-Chef und ewige Aconcagua-Bezwinger Kai Friedrich. Dabei hatte Friedrich laut seines Linkedin-Profils doch erst vor wenigen Monaten als Deutschland-CEO des französischen Finanzdienstleisters „Younited Credit“ angeheuert. Alle sehr agil da draußen.
Exklusiv: Neue Verzögerungen bei Exporo. Die Vollprofis unter den Immobilien-Crowd-Anlegern staunten kürzlich nicht schlecht: Da offerierte der Hamburger Marktführer Exporo nämlich eine Beteiligung an einem Duisburger Projekt namens „Pflege am Rhein“ – was insofern verblüffte, als exakt dasselbe Projekt (damals noch unter dem Namen „Rheinstraße Duisburg“) bereits im Frühjahr 2018 erfolgreich beim Rivalen Bergfürst angeboten worden war – und dort nun zum 15. April zur Ablösung ansteht. Hä? Was ist denn da los? Und warum verzögern sich bei Exporo (genau wie im Januar) schon wieder bei diversen Projekten die Rückzahlungen? Unsere Recherche: Finanz-Szene.de
So ganz erschließt sich uns zwar nicht, warum viele unserer lieben Fintechs dieser Tage „irgendwas mit Corona“ machen statt „irgendwas in ihrem Metier“ … Aber: Wir kämen niemals auf die Idee, irgendeiner der diversen Fintech-Corona-Initiativen da draußen ihre Sinnhaftigkeit bzw. Berechtigung abzusprechen. Und schon gar nicht würden wir uns anmaßen, am guten Willen der Beteiligten zu zweifeln. Wobei: In einem Fall kommen wir dann doch ins Grübeln. Und zwar bei der „COVIDSoforthilfe“ des Frankfurter Krypto-Fintechs Savedroid. Was über Savedroid zu sagen ist, nämlich wenig Gutes, haben wir in den zurückliegenden 24 Monaten in diversen Artikel gesagt (siehe u.a. hier, hier, hier, hier und hier). Und ausgerechnet diese Firma will jetzt Kleinstunternehmen und Selbständigen auf „solidarische“ Weise helfen „zu überleben“? Wohlgemerkt mithilfe eilig angeheuerter Mitarbeiter, denen für „jede vermittelte Corona-Soforthilfe“ eine „Erfolgsprovision“ versprochen wird. Come on.
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