Von Christian Kirchner
Dürfen wir das gestrige Neobanken-Narrativ heute gleich noch mal strapazieren? Weil: Nach den üblichen Kriterien (rasches Kundenwachstum, rasche Internationalisierung) gehört auch Penta eher nicht zu den Überfliegern da draußen. Von den einst geäußerten Kundenzielen (50.000 bis Ende 2020) ist das Berliner Business-Banking-Fintech ein gutes Stück entfernt; und von internationaler Expansion ist nach dem missglückten Italien-Abenteuer nichts mehr zu hören. Fragt sich nur: Warum haben Investoren über die zurückliegenden Monate dann trotzdem 30 Mio. Euro in Penta investiert? Und warum hat Ex-Deutsche-Bank-Digitalchef Markus Pertlwieser dort jüngst als CEO angeheuert?
… Vielleicht ja, weil die Ertragsbasis stimmt: Im Mai letzten Jahres hatte Penta bei damals knapp 20.000 Kunden entschieden, Neukunden fortan nur noch kostenpflichtige Kontomodelle (für 9 Euro bzw. 19 Euro monatlich) anzubieten. Ein Wachstumskiller? Kommt drauf an. Gestern hat Penta kundgetan, bei nun 30.000 Kunden angelangt zu sein. Simpel gerechnet und mit gemutmaßten Zahlen: Wenn die Berliner mit ihren seit Mai 2020 gewonnenen vielleicht 11.000 Neukunden im Schnitt 15 bis 20 Euro im Monat umsetzen (Kontoführung plus Interchange plus ein bisschen FX-Services …), dann stehen allein diese Neukunden für wiederkehrende Erträge von ganz grob 200.000 Euro im Monat. Ist vielleicht mehr wert als zehntausende kostenlose “Nutzer”, von denen man noch nicht weiß, wie man sie irgendwann mal monetarisieren soll.
Deutschlands Banken erleiden im vierten Quartal einen regelrechten Zinskollaps. Angedeutet hatte es sich ja schon (siehe unsere “Fünf Lehren aus den 2020er-Zahlen der deutschen Banken). Nun haben wir’s schwarz auf weiß: Beim ebenso deftigen wie mysteriösen Einbruch des Zinsergebnisses im Schlussquartal handelt es sich nicht nur um ein Problem einiger ausgewählter Großbanken (Coba -12%, HVB -6% …) – sondern: Wir haben es mit einem offenkundig marktbreiten Phänomen zu tun. So ist der Zinsüberschuss der 21 wichtigsten hiesigen Geldinstitute zwischen Oktober und Dezember im Vergleich zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 9% (!!!) gesunken, wie aus gestern vorgelegten Zahlen der EZB-Bankenaufsicht hervorgeht. In absoluten Zahlen: Auf drei Monate mal eben fast 700 Mio. Euro Überschuss weniger. Uff …
… Und übrigens, auch jenseits des Zinsgeschäfts liefern die gestrigen EZB-Zahlen einen intimen Einblick in die aktuelle Verfassung von Großbanken, Landesbanken und sonstigen systemrelevanten Instituten. Dabei zeigt sich u.a.: So eindrucksvoll sich die hiesige Kreditwirtschaft im ersten Halbjahr noch gegen den Corona-Sog gestemmt hatte, so heftig hat’s viele unserer Banken hintenraus dann doch erwischt. Die Details: Finanz-Szene.de
News
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat ein formelles Ermittlungsverfahren gegen Bafin-Angestellte eingeleitet. Dabei geht in erster Linie um mutmaßliche Insidergeschäfte mit Wirecard-Aktien (SZ/BÖZ) +++ Im Zuge ihrer geplanten Filialschließungen hat sich die Deutsche Bank mit der Arbeitnehmerseite auf den “sozialverträglichen” Abbau von knapp 1.200 Vollzeitstellen verständigt (dpa/msn) +++ Die Deutsche Bank hat in der Schweiz mit einem kleinen Aderlass im Investmentbanking zu kämpfen, berichtet “Inside Paradeplatz” +++ Auch die auf Depotverwaltung für Vermögensberater spezialisierte V-Bank
Wussten Sie schon?
… dass die Apotheker- und Ärztebank ihre Bilanzsumme im vergangenen Jahr um etwa ein Fünftel (!!!) auf nunmehr rund 60 Mrd. Euro gesteigert hat? Okay – vermutlich haben Sie es nicht gewusst, liebe Leserinnen und Leser. Schließlich ist die Bilanz-PK der Apobank ja erst für diese Woche Donnerstag terminiert, insofern sollen Sie und wir die Zahl ja noch gar nicht kennen. Jedenfalls: Natürlich stellt sich nun die Frage, wie die Apobank das gemacht hat. Weil: 5%? Okay. 8%? Das gibt’s anderswo auch. 12%? Das wäre deftig. Aber grob 20%????? Hat die eigene Klientel (was ja nicht unplausibel wäre) bei den KfW-Krediten besonders kräftig zugegriffen? Haben die Apo-Treasurer (Modell DKB …) die TLTRO-Arbitrage für sich entdeckt? Will da jemand durch übereifriges Aktivgeschäft die auflaufenden Kosten aus der missglückte Kernbank-Migration
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