von H.-R. Dohms, G. Hädicke, C. Kirchner und B. Neubacher, 1. Juli 2023
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Rückblick für den Juni 2023:
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Dass es bei der European Payments Initiative allmählich losgeht, zeigt sich auch daran, dass die Belegschaft der „EPI Company“ zu wachsen beginnt. Knapp 40 Mitarbeiter outen sich bei „Linkedin“ mittlerweile – etwa doppelt so viele wie zum Jahreswechsel, wobei da ja noch von der „EPI Interim Company“ die Rede war. Mithin fast logisch, dass unter den EPI-Leuten inzwischen auch mehrere Gesichter mit starkem Zug zur deutschen Banking- und Payment-Community zu finden sind:
Freilich: Es ist nicht nur ein Kommen bei EPI dieser Tage. So hat der frühere Elavon-Deutschland-Chef Thomas Haarmann, der die letzten knapp zweieinhalb Jahre als „Head of Business Management Acceptance“ für EPI unterwegs war, das Unternehmen kürzlich verlassen.
Die Deutsche Bank und ihr Personalchef Michael Ilgner trennen sich. „In den vergangenen drei Jahren hat Michael unsere Personalstrategie weiterentwickelt und damit eine starke Basis für zukunftsfähige Führung und Talentmanagement geschaffen“, wird Vorstandschef Christin Sewing in einer am Freitagabend versendeten Mitteilung zitiert. Ilgner selbst erklärte, „Pläne für künftige Unternehmungen geschmiedet“ zu haben und diese demnächst öffentlich zu machen. Der Manager war Ende 2019 auf Initiative Sewings als „Global Head of HR“ zur Deutschen Bank gekommen. Der damals explizit angekündigte Aufstieg in den Vorstand wurde dem Quereinsteiger (Ilgner hatte seit 2006 hauptberuflich der Deutschen Sporthilfe vorgestanden ) allerdings verwehrt – mutmaßlich, weil die Bafin ihr Plazet verweigert haben soll.
Der interne Bedeutungsverlust Ilgners wurde offensichtlich, als die Deutsche Bank den Manager in diesem Frühjahr der neuen Chief Operating Officer Rebecca Short unterstellte. Bis dahin hatte der frühere Consultant direkt an Vorstandschef Sewing berichtet. Quasi parallel machte Finanz-Szene ein peinliches Insider-Vergehen Ilgners öffentlich. Der Deutschbanker hatte am 18. April festverzinsliche Anleihen seines Arbeitgebers im Wert von 201.000 Euro gekauft. Er befand sich dabei allerdings innerhalb der sogenannten “Closed Period”, eines zweimonatigen Zeitraums vor Veröffentlichung von Quartalszahlen, in dem es Deutsche-Bank-Führungskräften laut einer internen Richtlinie verboten ist, Wertpapiere des eigenen Hauses zu handeln. Gut möglich, dass der Fauxpas der finale Auslöser für die jetzige Trennung war – zumindest aber dürfte er sie beschleunigt haben.
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*Transparenzhinweis: Zur Jury des „European Banker of the Year“ gehört auch ein Finanz-Szene-Redakteur (und um noch transparenter zu sein: Ausrichter ist die dfv Mediengruppe und damit ein Wettbewerber von uns)
Das NordLB-Wunder: Herr Schulz geht – und alles wird gut!
Die Personalrochaden im Führungszirkel von N26 reißen nicht ab: Bereits zum 1. Mai ist Christian Leinert als Geschäftsführer der Operations-Tochter bei der Neobank ausgeschieden, wie eine Sprecherin gegenüber Finanz-Szene bestätigt – nach nur zwei Jahren im Unternehmen und einem Jahr auf der Position. Damit ist N26 erneut um einen Banken-Mann ärmer: Leinert war 2021 aus dem klassischen Finanzdienstleister-Bereich zu dem Fintech gekommen, in seiner Vita finden sich Stationen bei UBS und Standard Chartered, zuletzt arbeitete er bei dem auf Bank-IT spezialisierten Schweizer Software-Spezialisten Avaloq in Berlin.
Der neue Banker für alle Fälle bei N26 scheint derweil der frühere BayernLB-Manager Jan Stechele zu sein (über dessen Wechsel zu der Neobank wir einst exklusiv berichtetet hatten). Bereits im März rückte der ursprünglich als Director für “Banking Excellence” verantwortliche Stechele zum Interims-Risikochef auf, als sich Vorgänger Thomas Grosse überraschend aus dem aktiven Dienst zurückzog (siehe dazu -> „20 Abgänge – und schwere Vorwürfe. Wie dysfunktional ist N26?“). Jetzt übernimmt er gemeinsam mit N26-Chef Maximilian Tayenthal auch die Führung der Operations-Tochter. Übrigens: Seit Anfang Juni ist nun ebenfalls offiziell, dass Chief Growth Officer Alexander Weber das Fintech verlässt. Die Suche nach einer Nachfolge läuft
…, dass der genossenschaftliche Accelerator Amberra (alle Hintergründe hier) sein Management-Team überwiegend mit Sparkässlern bestückt? So kommen Strategiechefin Bernadett Faßhauer-Kotte von der S-Communication Services – und der neue „Head of Innovation“ Christian Haß von der Deka. Zufall? Nicht unbedingt. Schließlich entstammt auch der schon im Februar eingesetzte Amberra-Chef Björn Schmuck der Deka. Übrigens: Der Investmentchef von Amberra, ein gewisser Moritz Otterbach, leitete bis vor einigen Monaten gemeinsam mit Schmuck das Bildungs-Startup Buya. Und davor? Nein, arbeitete er nicht für die S-Finanzgruppe – sondern 14 Jahre lang bei Berenberg.
Sieben Monate lang war Rüdiger Rass der designierte Risikovorstand der Commerzbank. Erst galt seine Bestellung als bloße Formsache. Dann wurde sie zur Hängepartie (wohl auch, weil der EZB-Bankenaufsicht die Rolle von Rass beim Wirecard-Kredit suspekt war). Ende Februar war dann in einem Branchenmedium zu lesen: „Grünes Licht für Rass noch vor Ostern erwartet“. Und Ende Mai dann im gleichen Branchenmedium: „EZB-Freigabe für Rass Mitte Juni erwartet.“ Um es kurz zu machen: Welcher findige Spin-Doctor auch immer die besagten Erwartungen geschürt haben mag – am Ende wurden sie bitter enttäuscht. Die Details: FS Premium
Seit sieben Monaten ist Karl von Rohr jetzt schon ein Deutsche-Bank-Vorstand auf Abruf – seit nämlich das „Manager Magazin“ im November erstmals nahelegte, dass es für die erhoffte Verlängerung seines im Herbst 2023 auslaufenden Vertrages wohl nicht reichen werde. Es dauerte dann allerdings fünf Monate, bis von Rohr offiziell seinen Abschied ankündigte. Und nun noch einmal zweieinhalb Monate, bis er seine Position als Privatkundenvorstand zum 1. Juli an Nachfolger Claudio de Sanctis abgeben wird, wie gestern verlautete. Es ist ein vorgezogener Abschied. Der aber gefühlt eher zu spät kommt. Dem Vorstand übrigens soll von Rohr bis Ende Oktober weiterhin angehören (halt nur ohne Ressortverantwortung). Genauso, wie er ja sogar über den Herbst hinaus im DWS-Aufsichtsrat bleiben soll (halt nur nicht mehr als Vorsitzender).
Revoluzzer wollten Aufsichtsrat der Berliner Volksbank kapern
… dass sich Aareal-Bank-Aufsichtsrat Hans-Herrmann Lotter mit Coco-Bonds des Instituts im Nennwert von 1 Mio. Euro eingedeckt hat? Die nachrangigen Papiere sind bei einem ausschüttungsfähigen Gewinn mit variablem Zinskupon ausgestattet (Ein-Jahres-Swap-Satz +7,18%) und notieren im Zuge der Zinswende rund 20% unter ihrem Nennwert.
Wenn ein wichtiger Frankfurter Banker vom ICE aus arbeitet
Die Bundesbank verliert ihre wohl prominenteste Fintech-Aufseherin an die Europäische Bankenaufsicht: Wie sie selbst gestern auf ihrem Social-Media-Auftritt mitteilte, hat Sarah Gramberg zum Monatsbeginn bei der EBA in Paris als „Supervisory Expert“ angeheuert, nachdem sie zuletzt rund viereinhalb Jahre für die Bundesbank tätig war. Ihre Karriere hatte Gramberg 2012 bei der Bafin begonnen, wo sie bis Ende 2018 blieb – also just jene Zeit mitmachte, als sich immer mehr aufstrebende Fintechs um Lizenzen bemühten.
Grambergs Wechsel ist nun binnen weniger Wochen schon die dritte namhafte Personalie in der hiesigen Finanzaufsicht: Ende Mai hatten wir ja bereits berichtet, dass die Bafin-Aufseherin Frauke Menke bei der Bonner Behörde nun die großen Auslandsbanken überwachen soll (siehe hier), vergangene Woche kam dann der Abgang von Generaldirektor Stefan Walter bei der EZB-Bankenaufsicht hinzu (siehe weiter unten). Die personellen Umbauten kommen zu einem Zeitpunkt, da die Aufsichtsbehörden ihre Kompetenzen intern, aber auch untereinander neu sortieren. Gramberg wird sich laut ihrer Ankündigung bei der EBA um die aufsichtsrechtliche Umsetzung der europäischen Krypto-Richtlinie MiCa kümmern, welche im Frühjahr verabschiedet wurde.
Die Teambank regelt ihre CEO-Nachfolge intern: Wie die DZ-Bank-Tochter am Dienstag mitteilte, wird der bisherige Vize-Chef sowie „Chief Customer Officer“ Christian Polenz im April kommenden Jahres den aktuellen Vorstandschef Frank Mühlbauer ablösen. Der 60-jährige Amtsinhaber, seit April 2019 im Chefsessel, wird den Angaben zufolge in den Ruhestand gehen.
Für die Teambank ist die interne Lösung nicht selbstverständnlich: 2011 hatte der in Nürnberg ansässige Konsumenten-Finanzierer auf eine externe Lösung gesetzt und Comdirect-Vorstand Alexander Boldyreff an die Spitze des geholt. Mühlbauer wiederum kam zwar auch von außen – immerhin aber aus dem Genosektor, nämlich aus dem Vorstand der DZ Hyp. Der heute 53-jährige Polenz ist seit dem Jahr 2000 bei der Teambank und zog vor rund 13 Jahren in den Vorstand ein. Der Manager wird die Führung eines Instituts übernehmen, dem die Zinswende nicht ganz so gut bekommen ist (siehe dazu -> „Die Ergebnisse der DZ Bank und ihrer Töchter im Überblick“).
Abrupter Vorstands-Abgang bei der Hamburger Sparkasse
… dass N26-Gründer Maximilian Tayenthal einen beträchtlichen Teil seiner N26-Aktien an die Wiener Schelhammer Capital Bank AG verpfänden will – und dass die Berliner Neobank zu diesem Zwecke eigens eine außerordentliche Hauptversammlung einberuft? Wie aus der Einladung zu nämlicher Hauptversammlung hervorgeht, handelt es sich um exakt 2.947 Anteile, was knapp 2% des Grundkapitals entspreche. Gemessen an der letzten großen Finanzierungsrunde hätten die Aktien einen Wert von fast 180 Mio. Euro (wobei die Bewertung seitdem ja deutlich zurückgegangen sein soll). Zweck der Verpfändung – wie sollte es anders auch sein – ist die Besicherung eines Bankdarlehens. Und zwar für die Tayenthal Ventures UG. Wofür diese den Kredit braucht, bleibt unklar. Da Tayenthal über das Vehikel allerdings schon in mehr als 20 Startups investiert hat, liegt die Vermutung nahe, dass das Geld eher nicht dem privaten Konsum dienen dürfte. Eigentlich schade.
Generaldirektor Stefan Walter verlässt überraschend die EZB-Bankenaufsicht
Mitten im Streit um die Finanzierung einer neuen Banksteuerung wechselt die NordLB ihren Chief Information Officer aus. Tobias Meiler, seit 2016 im Haus und seit Oktober 2020 für die IT-Strategie und -Architektur der Bank verantwortlich, hat das Haus verlassen, wie ein Sprecher der Landesbank auf Anfrage von Finanz-Szene bestätigte. Als Nachfolger ist zum Monatsanfang Stephan Müller angetreten. Der langjährige CIO und Transaktionsbank-Chef der Commerzbank war erst im Januar 2022 nach 13 Jahren dort (und 15 Jahren Dresdner Bank) als Deutschland-Chef zum US-Finanztechnologie-Dienstleister Broadridge gewechselt. Nun kehrt Müller also in den Bankensektor zurück.
In Hannover darf sich der Manager sogleich mit der Frage befassen, wie die künftige, vor allem wegen ihrer geplanten Kosten von rund 500 Mio. Euro heftig umstrittene Modernisierung der Banksteuerung aussehen soll. Dass der in den vergangenen Monaten stetig eskalierte Streit im Sparkassenlager (siehe hierzu -> „Zu viel Wachstum? Sparkassen zetteln Streit um die NordLB an“) über diese Großinvestition zum Wechsel auf der neuralgischen CIO-Position geführt hat, lässt sich allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen. Intern war der Personalwechsel dem Vernehmen nach bereits im Dezember ausgemacht.
Beim ursprünglich in Berlin ansässigen, mittlerweile aber unter niederländischer Flagge segelnden Fintech-Unicorn Mambu (siehe unser Themen-Dossier hier) tritt nun auch der zweite Gründer den Rückzug an. Eugene Danilkis gebe „aus persönlichen Gründen“ seine CEO-Rolle auf, teilte der Kernbanken-Spezialist am Freitag mit. Fürs erste werde Produkt- und Technologie-Chef Fernando Zandona das Unternehmen interimistisch führen – die Suche nach einer dauerhaften CEO-Lösung laufe. Zandano war vor genau einem Jahr von AWS, also von der Cloud-Computing-Tochter von Amazon, zu Mambu gewechselt.
Durch die Demission von Danilkis wird Mambu in Zukunft komplett von externen Managern geführt. Co-Gründer Frederik Pfisterer hatte das Fintech bereits im April 2020 verlassen, die zeitweise ebenfalls als Mitgründerin firmierende Sofia Nunes zog sich letztes Frühjahr zurück. Mambu hatte im Dezember 2021 – also auf dem Höhepunkt des Fintech-Booms – von Investoren 235 Mio. Euro erhalten, zu einer Bewertung von fast 5 Mrd. Euro, wie es damals hieß. Kurz darauf folgte die Sitzverlegung von Berlin nach Amsterdam, parallel legte das Core-Banking-Startup (zu dessen deutschen Kunden die C24 Bank sowie die Raisin Bank gehören) zum ersten und bislang einzigen Mal seine Geschäftsergebnisse offen, siehe –> Hier sind die Zahlen des zweitgrößten deutschen Fintechs.
Dass die NordLB ihr Verbundgeschäft in die Firmenkundensparte eingliedert, hatten wir am Freitag ja schon berichtet (siehe –> Verluste, Verluste, Verluste – die NordLB und ihr „gestärktes“ Sparkassen-Geschäft). Damit erweitert sich der Verantwortungsbereich von Firmenkunden-Chefin Ingrid Spletter-Weiß, während Kollege Christoph Schulz entsprechende Zuständigkeiten abgibt. Eine Stufe unterhalb von Spletter-Weiß wird Iljana Raute künftig den neu geschaffenen Bereich „Verbund und Firmenkunden Nord“ leiten. Die Managerin war zuletzt im Firmenkundengeschäft der Hypo-Vereinsbank für die Region Niedersachsen verantwortlich. Der bisherige Leiter des Firmenkundengeschäfts, Bernd Ullrich, wird dagegen nur noch für die Region „Mitte und Süd“ zuständig sein – dafür allerdings fallen künftig unter anderem das Leasing-Geschäft und die Private-Equity-Aktivitäten der Landesbank unter seine Regie. Ebenfalls zum neuen Führungsteam gehören Tillmann Völker (als Leiter der neuen Einheit „Structured Solutions & Products“) sowie Steffen Krannich (zuständig für „Strategie und Steuerung“).
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