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Von der WM 2006 zur EM 2024: Wie sich das Bezahlen im Fußballstadion verändert

Die Welt des Fußballs hat sich in den letzten Jahrzehnten rapide weiterentwickelt, und dies spiegelt sich nicht nur auf dem Platz wider, sondern genauso in den Nebenschauplätzen und der Art und Weise, wie wir im Stadion bezahlen. Ein faszinierender Vergleich zeigt, wie sich die Bezahlmethoden von der FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2006 bis zur UEFA Europameisterschaft 2024 in Deutschland verändert haben, insbesondere mit Blick auf die Digitalisierung und das kontaktlose Bezahlen.

Bitte sehr:

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FIFA WM 2006: Barzahlung als Standard

Zurückblickend auf die FIFA Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland war es üblich, dass Fans im Stadion ihre Bestellungen bar bezahlten. Von Bier über Würstchen bis hin zu Souvenirs – alles wurde in bar abgewickelt. Dies führte oft zu langen Wartezeiten an den Verkaufsständen, da das Wechselgeld bereitgehalten und Transaktionen manuell abgewickelt werden mussten. Für die Fans bedeutete dies, dass sie wertvolle Spielzeit verpassten, während sie in der Schlange standen, und für die Betreiber und Caterer stellte es eine logistische Herausforderung dar, genügend Bargeld vorzuhalten und den Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu behalten. Vielleicht hätte eine schnellere Abwicklung auch mehr Umsatz gebracht.

In einzelnen Stadien konnte im Jahr 2006 bereits bargeldlos bezahlt werden. So führte als einer der ersten Bundesligavereine der FC Schalke 04 zur Saison 2001/2002 die Knappenkarte als geschlossenes bargeldloses Zahlverfahren in der Arena auf Schalke ein. Bei der Fußball Weltmeisterschaft 2006 konnte dieses Zahlverfahren an den 32 Stadionkiosken durch die Fans ebenfalls genutzt werden. Ähnliche Systeme wurden auch in anderen Stadien eingeführt. Aus heutiger Sicht überrascht der Erfolg dieser je Stadion individuellen Zahlverfahren in den folgenden Jahren (im Jahr 2009 wurde bereits in der Hälfte der Bundesliga-Stadien ein proprietäres bargeldloses System verwendet, im Jahr 2016 in 15 von 18 Stadien).

Aus Fan-Sicht gab es gegenüber dem Bargeld neben dem Vorteil der schnelleren Abwicklung vor allem verschiedene Nachteile. Fans mussten zuerst anstehen, um eine mit Guthaben aufgeladene Karte nebst Pfand zu erwerben. Anschließend ging der Weg direkt in die nächste Schlange, um eine Bratwurst oder ein Bier mit dem Guthaben zu erstehen, um nach dem Spiel das Restguthaben nach erneuter Wartezeit ausgezahlt zu bekommen. Der letzte Schritt entfiel nur für Heimfans, die die Karte beim nächsten Heimspiel erneut nutzen konnten – sofern sie diese nicht zu Hause vergaßen. Die Restguthaben verfielen nach einiger Zeit – spätestens bei einem regelmäßig vorkommenden Wechsel des Zahlungsdienstleisters. Die Allianz-Arena Betreibergesellschaft hat in ihrem Geschäftsbericht zuletzt im Jahr 2010 die Erträge aus verfallenden Guthaben separat ausgewiesen. Es handelte sich um die stolze Summe von 2,4 Mio. Euro für eine Bundesliga-Saison!

Eine kurze Episode auf dem Weg zu modernen kontaktlosen Zahlverfahren war auch in einzelnen Stadien die Geldkarte. So konnte 2015 in einem Drittel der Bundesliga-Stadien mit der Geldkarte bezahlt werden, u.a. im RheinEnergieStadion in Köln. Doch obwohl ich dort in jeder Saison einige Spiele besuche, habe ich die Geldkarte nie im Einsatz gesehen. Dies ist vermutlich einer der Gründe, warum die Geldkarte kurz danach vom Markt verschwunden ist. Das Prepaid-Modell, bei dem zunächst die Geldkarte aktiviert und dann Geld vom Girokonto auf die Geldkarte geladen werden musste, lag vermutlich auch nicht jedem Fan.

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UEFA EURO 2024: Die Ära des kontaktlosen Bezahlens

Springen wir nun in das Jahr 2024, in dem Deutschland erneut stolzer Gastgeber eines Turniers ist, dieses Mal der UEFA EURO 2024. Die Bezahlung im Stadion hat eine revolutionäre Transformation durchlaufen, die von der Digitalisierung und dem Aufkommen kontaktloser Zahlungstechnologien geprägt ist. Mit einem einfachen Handgriff können Fans ihre Bestellungen an den Ständen im Stadion bezahlen, ohne ihr Portemonnaie zücken zu müssen und nach Kleingeld zu suchen. Die Einfachheit und Geschwindigkeit dieses Prozesses hat die Wartezeiten erheblich reduziert und das Gesamterlebnis für die Fans verbessert.

Die Einführung nicht proprietärer, kontaktloser Zahlungsmethoden hat die Abläufe im Stadion deutlich beschleunigt. Anstatt in der Schlange zu stehen können Fans jetzt schnell ihre Bestellungen aufgeben und wieder zurück zu ihren Plätzen eilen, um das Spiel zu genießen. Die Digitalisierung hat den Weg für innovative Zahlungsoptionen geebnet. Mobile Wallets, Apps und kartenbasierte Zahlungssysteme bieten den Fans eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihre Einkäufe im Stadion zu tätigen. Dies hat nicht nur die Usability verbessert, sondern dabei die Sicherheit erhöht und die Effizienz für Stadionbetreiber und Caterer gesteigert.

Für Stadionbetreiber und Caterer ist die Umstellung auf kontaktlose Zahlungen von großem Vorteil, da sie weniger Bargeld vorhalten müssen und eine bessere Kontrolle über ihre Einnahmen haben, zudem sinkt das Risiko, Falschgeld zu erhalten.

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Kosten und Usability der neuen Zahlungsmittel

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kostenstruktur. Während bei der Barzahlung zusätzliche Kosten für das Bargeld-Management und die Sicherheit anfielen, sind die Kosten für kontaktlose Zahlungen im Vergleich dazu oft niedriger. Zudem bieten kontaktlose Zahlungssysteme eine höhere Sicherheit gegenüber Bargeldtransaktionen, da das Risiko von Diebstahl oder Fälschung deutlich reduziert ist.

Was die Usability betrifft, so ist das kontaktlose Bezahlen intuitiver und benutzerfreundlicher. Es erfordert keine komplizierten Transaktionsvorgänge oder das Zählen von Münzen und Scheinen. Dies macht das Einkaufserlebnis im Stadion angenehmer und effizienter für alle Beteiligten. Zumindest alle Beteiligten, die ein Smartphone haben, was zumindest auf viele minderjährige Stadionbesucher nicht zutrifft. Für diese Besuchergruppen müssen bei zunehmenden Verzicht auf Bargeld (bei Festivals wie Coachella und auch im Signal Iduna Park in Dortmund bereits Usus) Alternativen bereitgestellt werden.

Bei der EURO 2024 ist Alipay einer der Hauptsponsoren und wird durch die starke mediale Präsenz während des Turniers den Fokus weiter auf digitales mobiles Bezahlen lenken. Fans können im Stadion neben den in Deutschland üblichen Verfahren Girocard und Kreditkarte (inkl. Apple Pay und Google Pay) an allen Kiosken mit Alipay, Alipays internationalen Partner-Wallets (z.B. GCash, Dana, Kakao Pay, Touch & Go eWallet) oder dem lokalen Partner Bluecode bezahlen. Jeder Fan kann somit selbst seine Lieblings-Bezahlmethode wählen, und die für ihn bequemste Art nutzen.

Dass dies wichtig ist, zeigte sich bei der FIFA WM 2022 in Katar: Der Hauptsponsor der FIFA bestand darauf, die einzige in den Stadien, in offiziellen Shops und Fan-Zonen akzeptierte Kreditkarte zu sein. Fußballfans mit Kreditkarten anderer Marken konnten ihre Karten nicht nutzen. Entweder wechselten sie zu einer anderen Bezahlart oder sie mussten zunächst Prepaid-Kreditkarten des Sponsors kaufen, mit denen sie dann die eigentlichen Waren bezahlen konnten. Für Fans ist diese Usability natürlich ein Alptraum. Auch in der Bundesliga konnten sie zeitweise ähnlich ärgerliche Erfahrungen machen, wenn der jeweilige Vereinssponsor auf Exklusivität bestand.

In einem Stadion finden nicht nur Fußball-Spiele statt, auch andere Sportarten (z.B. die NFL), und Konzertveranstalter greifen auf die Infrastruktur zurück und nutzen diese nach den Vorgaben des Stadionbetreibers (das sind teilweise die Vereine selbst, deren Stadion-Betreibergesellschaften oder die Kommunen). Proprietäre Systeme führen spätestens dann zu Problemen, wenn ein Veranstalter einen anderen Sponsor hat als der Stadionbetreiber. Die FIFA setzt in ihren Verträgen mit den nationalen Ausrichter-Komitees regelmäßig vollständige Handlungsfreiheit bei Sponsoring-Deals durch. Diese Verhandlungsmacht hat nicht jeder Veranstalter und ist dann für einzelne Veranstaltungen auf unterschiedliche Zahlungssysteme mit jeweils nur geringen Transaktionszahlen angewiesen.

Gerade während einer Halbzeitpause kommt der Geschwindigkeitsvorteil kontaktloser Bezahlverfahren zum Tragen. Wenn das halbe Stadion an die Bratwurst- und Bierstände drängt und sich innerhalb von nur 15 Minuten mit kühlen Getränken oder einem Snack versorgen möchte, zählt jede Sekunde für Fans und Caterer. Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank dauert eine kontaktlose Zahlung mit dem Smartphone ca. 14 Sekunden, eine kontaktlose Zahlung ohne PIN-Eingabe – wie es bei den im Stadion üblichen Bons unter 50 EUR meistens der Fall ist – ca. 15 Sekunden, eine Barzahlung allerdings ca. 19 Sekunden. In der kurzen Halbzeitpause sind durch diese Zeitersparnis an jedem Terminal etliche zusätzliche Transaktionen möglich, die Kunden glücklich machen und zu zusätzlichen Einnahmen für die Kioskbetreiber führen.

Die meisten Zahlungssysteme funktionieren ohne aktive Internetverbindung auf dem Smartphone, dies ist jedoch 2024 nur noch selten ein Problem. Durch 5G- und LTE-Mobilfunknetze, die zur EURO 2024 rund um die Stadien und Fan Zonen noch einmal verstärkt werden, und gut ausgebaute WLAN-Netze in den Stadien gibt es im Gegensatz zu 2006 kaum noch Probleme mit dem Empfang mobiler Daten. Die Hauptlast im Zahlungsverkehr tragen aber ohnehin die nicht öffentlichen Netzwerke über LAN und WLAN, in die die Terminals der Kioskbetreiber eingehängt werden.

Für internationale Fans bietet die kartenbasierte Bezahlung ebenfalls einen erheblichen Vorteil, insbesondere im Hinblick auf Fans aus Nicht-EURO-Ländern. Anstatt vor dem Stadionbesuch mühsam die Heimatwährung in Euro zu tauschen und anschließend zwei Währungen in bar mit sich herumzutragen, können sie einfach ihre Karte verwenden und die Kosten in ihrer Heimatwährung begleichen. Dies vereinfacht nicht nur den Prozess, sondern hilft, potenzielle Missverständnisse und Probleme beim Währungsumtausch zu vermeiden. Für diese Fans ergibt sich eine noch größere Zeitersparnis gegenüber der Barzahlung, da sprachliche Hürden und der ungewohnte Umgang mit der fremden Währung die Suche nach dem passenden Betrag sehr viel schwieriger machen, so dass die von der Bundesbank ermittelte Transaktionsdauer einer Bezahlung mit Bargeld nicht annähernd erreicht werden kann.

Viele Einzelhändler kombinieren die Nutzung kontaktloser Zahlverfahren mit Loyalty. So sammeln Kunden bei Payback Pay, Lidl Pay & Co. mit jedem Einkauf Punke oder erhalten Coupons für den nächsten Einkauf. In Fußballstadien ist diese Art der Kundenbindung und die Incentivierung des nächsten Kaufs noch nicht sehr weit verbreitet. Allerdings ist anzunehmen, dass auch die Vereine, Verbände und Stadionbetreiber in naher Zukunft die Daten der Kunden zu Geld machen wollen. Erste Schritte auf diesem Weg sind z.B. der VfB Stuttgart und der VfL Wolfsburg mit der App ummadum gegangen. Fans, die über diese App ihre nachhaltige Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr dokumentieren, können an lukrativen Gewinnspielen teilnehmen. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt, nach dem ersten Einkauf am Stadionkiosk einen 10%-Coupon für einen vergünstigten Fanartikel auf das Smartphone zu schicken.

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Fazit: Die EM 2024 ist digital

Insgesamt zeigt der Vergleich zwischen der FIFA Weltmeisterschaft 2006 und der UEFA Europameisterschaft 2024 deutlich, wie weit die Technologie die Art und Weise, wie wir im Stadion bezahlen, verändert hat. Die Einführung kontaktloser Zahlungsmethoden hat die Abläufe verbessert, die Wartezeiten verkürzt, die Kosten gesenkt und die Usability für Fans, Stadionbetreiber und Caterer optimiert. Die Zukunft des Bezahlens im Stadion ist zweifellos digital. Das Erlebnis der besten Fußballer des Kontinents, der begeisternden Atmosphäre in den deutschen Stadien und das Mitfiebern mit der eigenen Mannschaft wird so noch besser.

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*Simon Lammerding ist Senior Consultant bei der auf Payment-Themen spezialisierten Unternehmensberatung Osthaven. Osthaven gehört zu den Premium-Partnern von Finanz-Szene.de. Mehr zu unserem Partner-Modell erfahren Sie hier.

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