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Wie wir 2034 bezahlen werden – und welche Trends dafür verantwortlich sind

Das Jahr 2024 liegt vor uns, viele Deutsche zahlen am Kiosk weiter mit Bargeld oder zücken ihre EC-Karte, um den abendlichen Einkauf im Supermarkt zu begleichen. Digitale, kontaktlose Bezahlformen greifen um sich, doch noch haben sie sich nicht in der Breite durchgesetzt. Wie aber wird es damit in zehn Jahren aussehen? Ganz anders – ganz sicher!

Eine Reise in die „Payment-Welt 2034“, mit Vergütungen per Gesichts-Scan oder Fingerabdruck, mit digitalem Euro und Zahlungsmethoden, die ökologisch verträglich sind. Gute Fahrt:

Warum der Blick in die Zukunft lohnt

Wer sich die Zukunft vorstellt, kann sich vielleicht Dank seiner eigenen Vorstellungskraft eine Vision in vielen psychedelischen Farben malen, oder aber sich allseits bekannter (wenn auch vielleicht nicht immer anerkannter) Helfer wie zum Beispiel Wahrsagern, Astrologen und ähnlicher Personen bedienen. Seriös betrachtet, ist die Zukunft aber eine Weiterführung aktueller Entwicklungen unter Berücksichtigung sorgfältig ausgewählter Umgebungsfaktoren und Annahmen.

Tatsache ist, dass ein Zukunftsbild durch vielerlei Bedingungen beeinflusst werden kann, die unter Umständen zum Zeitpunkt der Erstellung einer Vision noch gar nicht bekannt sind. Wer hätte zum Beispiel 2019 eine durch einen bisher unbekannten Virus verursachte weltweite Pandemie für die Jahre 2020/21 vorhersagen können? Und dennoch ist es unerlässlich für Zukunftsforscher, genau diese Visionen zu erstellen, die dann zum Teil auch Trends setzen oder Katalysatoren für neue Entwicklungen sein können – selbst auf die Gefahr hin, dass diese bereits mit der Veröffentlichung überholt sein könnten.

Heute wollen wir aber nun konkret auf die Zukunft des Bezahlens schauen. Deshalb möchten wir Sie einladen, mit uns – ganz im Geiste von „Zurück in die Zukunft“ – in unserem DeLorean in die Payment-Welt des Jahres 2034 zu reisen. Seien Sie gespannt auf eine Zukunft, in der Doc Brown es vielleicht dank genialer Zahlungs-Innovationen gar nicht mehr nötig hat, den guten Marty McFly von einem Jahrzehnt ins nächste zu katapultieren.

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2034: Ein ganz normaler Tag im Leben des Adrian

6:30 Uhr, der Wecker klingelt und Adrian schaut ungläubig auf die Leuchtdioden seines schrillenden Alarms. „Viel zu früh, wie jeden Morgen“, denkt er sich. Er eilt zur Morgenhygiene, und als ihn auf dem Weg schon der kleine Hunger überrascht, fällt ihm ein, dass er ja noch freies Kontingent auf seiner „Bäck-Me“ App hat und über diese beim Bäcker um die Ecke schon einmal seine Brötchen und „etwas mehr“ vorbestellen könnte.

Klick, Klick, Klick auf dem Smartphone, und schon geht’s hinter den Duschvorhang. Alsbald gereinigt, macht sich Adrian direkt auf den Weg zum Bäcker. Dort wartet schon sein vorbereites Brunch-Paket. Der Bäcker drückt es ihm lächelnd in die Hand und zeigt noch winkend auf die Kamera am Ladenausgang. Dort zeigt Adrian kurz sein bestes Gesicht – womit er seinen Einkauf bezahlt.

Frisch gestärkt, macht Adrian sich auf den Weg in die U-Bahn. Kaum ist er am Zielort wieder aus den Katakomben ans Tageslicht gelangt, da meldet sich seine Freundin auf der Smartwatch und berichtet überglücklich von den Manowar-Tickets, die sie gerade für einen „geringen“ Obulus erstanden hat. Sie eröffnet ihm, dass sie die Bezahlung direkt von seinem Digi-€-Konto hat abbuchten lassen. „Liebe geht halt nicht nur durch den Magen, sondern offensichtlich auch durchs Portemonnaie“, denkt sich Adrian leicht angezählt. Wie hat Annabelle das nun wieder angestellt? Er hatte sein Digi-€-Konto doch nur für sich selbst freigegeben? Egal, die Karten sind es wert.

An der Straßenkreuzung wartet schon ein E-Bike von „bike.me“ mit seinem Namen Adrian im Display. Er hatte das noch schnell aus der U-Bahn geordert, um nicht die letzten Meter zu Fuß laufen zu müssen. Er entsperrt noch schnell das Fahrrad mit den in den Handgriffen installierten Fingerabdruck-Sensoren, schwingt sich rasant auf den Sattel – und schon fährt der Drahtesel Richtung Büro. Dort angekommen, verschwindet das Fahrrad in dem dort platzierten „bike.me“-Depot. Bike.me belastet automatisch den fälligen Betrag, der sich nach der Nutzungsdauer richtet, direkt von Adrians Kunden-Konto, sobald dieser das Fahrrad im Menü als zurückgegeben deklariert hat.

Auf der Arbeit angekommen, stürzt Adrian sich gleich auf die liegengebliebenen Themen von gestern und vergisst so die Zeit um sich herum. Kurze Zeit später – so kommt es ihm wenigstens vor – klingelt seine Smartwatch schon wieder. Diesmal ist es sein Kumpel Johannes, der ihn zum Lunch im Vintage-Restaurant im Nachbargebäude ermutigen möchte. Es ist recht neu, dennoch geht er auf diesen Vorschlag ein, da Adrian beim letzten Besuch dort seine Vorliebe für die vegane Fusion-Küche entdeckt hat.

Johannes und Adrian teilen sich ein Suppen-Gericht aus Meeresalgen, Pilzen und verschiedenen Rettich-Sorten – mal was anderes. Als sie diese Köstlichkeiten verspeist haben, drückt Johannes den kleinen grünen Knopf mit der Aufschrift „EcoPay“ auf seinem Tisch. Er ist bereits registrierter Kunde des Restaurants. Mit dem Knopfdruck signalisiert er dem Reinigungs-Kommando, dass sie beide fertig sind, zugleich hat er mit seinem Fingerabdruck eine Zahlung ausgelöst. Ein fixes, prozentuales Trinkgeld hatte er zuvor schon bei der Registrierung seines Kontos hinterlegt.

Frisch zurück am Arbeitsplatz kommt dann an Stelle des „kleinen Hungers“ die Kollegin „Suppenkoma“ bei Adrian vorbeigeflogen, so dass er bald anfängt, von den „rhythmischen“ Klängen von Manowar zu träumen. Aber kaum startet das erste Lied, wird Adrian wieder klar, warum Manowar so wichtig in seinem Musikregal ist – es ist die Lautstärke! Also muss er noch schnell ein paar passende Ohrstöpsel besorgen, damit er und seine Freundin dieses Jahrhundertevent körperlich unbeschadet überleben.

Offensichtlich passiert dies nicht zum ersten Mal, denn beim Aufruf der Seite „amazeme.go“ kommt sofort ein Vorschlag zu besagten Ohrmuscheln, einmal in Dunkelgrau und einmal in schrillem Pink. Zwecks Retourkutsche wählt Adrian nun die Wallet seiner Freundin als Zahlungsmittel. Erledigt! – so denkt er. Die Beschallung kann kommen. Doch später dann, beim gemeinsamen Abendbrot, erfährt er von Annabelle, dass die Ohrmuscheln wohl doch nicht geliefert werden, weil sie bei der Authentifizierung der Zahlung gepatzt hatte – und ihr das Bonussystem von amazme.go zudem so ganz und gar nicht gefällt.

„Na dann, back to the roots!“, denkt sich Adrian. Morgen Abend bei Manowar müssen sie damit wohl die Volldröhnung in Kauf nehmen.

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The future of payment is near

Zunächst einmal sieht der Tagesablauf in der dargestellten Zukunft gar nicht so futuristisch aus. Schließlich sind viele von den Ablaufschritten im Alltag des Adrian einem heute lebenden Arbeitnehmer nicht wirklich fremd. Und dennoch gibt es da einige Unterschiede im Detail, die den geneigten Payment-Leser sicher aufhorchen lassen.

  • Bäck-Me-App: Eine App von einem Händler, und sei es nun der Bäcker von nebenan, ist auch heutzutage nichts, was einen Innovationsliebhaber vom Sofa reißt – vollkommen richtig. Die Innovation zeigt sich hier aber nicht im Bestellprozess, sondern im Zahlprozess, bei dem Adrian die Kamera am Ladenausgang als Gesichtsscanner und somit als Instrument der Authentifizierung nutzt, um seine über die Bäck-Me-App identifizierte und vom Bäcker zur Bezahlung freigegebene Bestellung zu entgelten – eigentlich die Apple FaceId beim Bäcker. Ähnliche Logik – wenn auch natürlich mit anderer Peripherie – nutzen zum Beispiel Amazon Go oder REWE Pick & Go heute schon. Diese Beispiele gelten zwar im heutigen Einkaufserlebnis noch als Exoten und sind derzeit auch erst in ganz unterschiedlichen Evolutionsstufen am Markt (wie dem Self-Checkout-Terminal im Supermarkt oder in Form der über Scanner-Technologie realisierten, zuvor zitierten Go-Märkte). Dennoch ist der Trend hin zum Seamless Checkout unverkennbar. Diese Idee, welche das Kauferlebnis in den Vordergrund und den Bezahlprozess in den Hintergrund rückt, wird sich aber sehr wahrscheinlich bis zum Jahr 2034 noch um ein Vielfaches weiterentwickeln. Wegbereiter sind sicherlich die heute schon existierenden, aber auch in Zukunft weiter gediehenen Wallet-Lösungen, die Zahlungen auch ohne explizite Kartentechnologie ermöglichen. Allein die transaktionsbezogene Authentifizierung bleibt wohl auch im Jahr 2034 ein notwendiges Übel im Zahlungsprozess. Die Anwendung von Seamless Checkouts im stationären Bereich sind heute noch mit hohen Kosten verbunden, zum einen in Bezug auf die Peripherie zur Erkennung der Waren (Stichwort RFID-Technologie), zum anderen bei der Bezahlung. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass genau diese Technologie in den kommenden zehn Jahren deutlich ausgereifter sein als auch billiger werden dürfte, wodurch dann eine breitflächigere Anwendung in stationären Verkaufsstellen – also auch beim lokalen Bäcker – zu erwarten ist.
  • Die Manowar-Tickets: Eine von der Zentralbank ausgegebene digitale Währung ist heutzutage kein Novum mehr in der Payment-Landschaft. Und selbst der digitale Euro als paneuropäisches Zahlungsmittel (also nicht rein national beschränkt) ist den heutigen Payment-Jüngern nicht unbekannt – auch wenn er bislang nur auf dem Papier existiert. Und doch scheint der Digi-€ im Jahr 2034 zu einem gängigen Zahlungsmittel geworden zu sein. Die Frage ist allerdings: Warum? In unserer Zukunft nehmen wir an, dass sich der digitale Euro mit den EPI-Bemühungen noch in der Umsetzung zu einer Lösung – nämlich dem Digi-€ – vereinigt hat. Diese „Fusion“ hat den großen Vorteil, dass EPI einerseits von der Akzeptanz des digitalen Euro profitiert, die den europäischen Händlern über die „Verordnung über die Einführung eines digitalen Euro“ (so der derzeitige Vorschlag der Europäischen Kommission) mandatiert wurde, und somit zumindest das Problem der Akzeptanz sehr elegant umschifft hat. Andererseits kann der digitale Euro die Vorzüge altbekannter Debit-Schemes, die ja in EPI aufgehen sollen, weiter nutzen. Das verhalf dann diesem Bezahlinstrument zu einer durchaus wahrnehmbaren Gewichtung im europäischen Zahlungsverkehr. Wie gesagt, es ist nur eine mögliche Zukunft – es muss nicht so kommen.
  • Der Bike.me Ausflug: Auch in diesem Bezahlszenario ist vieles von dem vorhanden, was heute schon bekannt ist. Da ist ein zuvor installiertes Bike.me-Kundenkonto des Adrian mit einer am Kundenkonto hinterlegten Zahlmethode. Da ist zudem eine Peripherie am Zielort, die das Fahrrad nach getaner Arbeit „entgegennimmt“. Und dennoch ist etwas anders. In unserem Beispiel löst nicht der Händler nach Bestätigung der Rückgabe eine Zahlung im Sinne einer MIT (Merchant Initiated Transaction) aus, sondern es ist vielmehr unser Protagonist Adrian, der „unbemerkt“ durch seinen Fingerabdruck (per Sensoren im Handgriff) und die Bestätigung der Rückgabe die Zahlung auslöst – zum Beispiel über sein am Kundenkonto hinterlegtes EPI-Wallet.
  • Der grüne Knopf im Restaurant: Zahlungen über bereits registrierte Kundenkonten oder Wallets auszulösen ist keine besondere Innovation. Dennoch ist es in unserem Beispiel dem Restaurant-Pächter den Umstand wert, einen Knopf in alle seine Tische einbauen zu lassen. Offensichtlich hat sich also im Jahr 2034 eine Bezahlmethode mit Namen „EcoPay“ etabliert, von der heute noch gar keine Rede ist. Hintergrund dieses neuen Zahlverfahrens ist der über die Jahre hinweg stetig zunehmende Eco-Awareness-Faktor innerhalb der Bevölkerung. EcoPay ist technisch betrachtet auch wieder nur eine Wallet-Lösung, die aber mit vielen neuen Features daherkommt: 1.) Integration mit verschiedenen Loyalty-Schemes, die vornehmlich dem Charakter der „grünen Fairness“ folgen; 2.) fixer Umrechnungskurs in eine Fiat-Währung; 3.) Umtauschmöglichkeit an vielen ATMs; 4.) dem Versprechen des Scheme-Betreibers, dass das Processing der Zahlart zu 100% mit erneuerbaren Energien erfolgt. Gerade der letzte Punkt hat im Jahr 2034 die Generationen XYZ angesichts der bis dahin fortgeschrittenen Umwelt-Verschmutzung und den deutlich zu spürenden ökologischen Auswirkungen in den Bann gezogen.

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Der „grüne“ Faden im Payment der Zukunft

In allen in unserer Zukunft skizzierten Zahlvorgängen lässt sich eine durchgängige Strategie hinter der Entwicklung Zahlungsdienste erkennen: Das Bezahlen von Morgen wird ein integrierter Vorgang und nur noch Begleitwerk eines Einkaufsvorgangs sein. Das Bezahlen tritt in den Hintergrund und bedarf idealerweise keiner weiteren Interaktion – weder eines Karten-Wirrwarrs noch eines Bargeld-Chaos an der Kasse. Wallet-Lösungen sind die Basis vieler künftiger Zahlungsvorgänge, da sie vielfach die explizite Nutzung einer für einzelne Zahlarten spezifischen Peripherie vermeiden.

Zugleich hat der „grüne“ Gedanke der Ökologie viele Produkte des alltäglichen Handelns und Konsumierens erobert – und somit auch die Processing-Welt der Zahlungsabwicklung. Zahlungsmethoden und dazugehörige Tools oder Features, deren ökologischer Fußabdruck Nachhaltigkeit dokumentieren, haben klassische, viel Energie fressende Produkte abgelöst.

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Hokuspokus, Fiktion oder Vision – wie wahrscheinlich ist diese Zukunft?

In der Analyse unseres Zukunftsbeispiels lässt sich sehr schnell erkennen, dass eine Zukunft durch viele Faktoren beeinflusst werden kann. In unserem Beispiel sind die maßgeblichen Treiber die Affinität der Gesellschaft zu allem Ökologischen und vor allen Dingen der Umstand, dass das Bezahlen ein dem Kaufvorgang untergeordneter Vorgang sein soll. Eine Zukunftsvision kann aber auch ganz andere Einflussfaktoren priorisieren, die logischerweise dann auch zu einem anderen Zukunftsbild führen würden. Des Weiteren bleibt bei der Erstellung eines Zukunftsbildes festzuhalten, dass Zukunft eine hoch dynamisches Vorstellung ist, welche durch kleine oder größere Einflüsse sehr schnell verändert werden kann. Eine Zukunftsvision ist also stets ad-hoc und eigentlich auch immer nur Teil einer gesamtheitlich zu betrachtenden Zukunft.

Diesem Phänomen Rechnung tragend, ist Zukunft nicht nur ein manifestiertes Bild, sondern vielmehr die Zusammenführung mehrerer Bilder, welche durch die Berücksichtigung verschiedenster Einflüsse entstanden sind. Die beschriebene Zukunft im Leben des Adrian ist also nur eines vieler möglicher Bilder. Wer eine belastbare Zukunftsvision – und keine reine Fiktion oder gar ein Bild aus der Glaskugel eines Wahrsagers – erstellen möchte, der sollte die Zukunft unter mehreren Aspekten prognostizieren.

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*Dieser Beitrag wurde inspiriert von der Studie „Payment 2034 – Die Zukunft des Bezahlens“, die Osthaven in enger Kooperation mit dem „Zukunftsinstitut Workshop“ aus Frankfurt erstellt hat und das Zahlungsverhalten sowie das dahinter stehende Processing im Jahr 2034 in unterschiedlichen Szenarien prognostiziert. Sie können die Studie hier herunterladen.

Ralf Hesse ist Manager bei der auf Payment-Themen spezialisierten Unternehmensberatung Osthaven. Osthaven gehört zu den Premium-Partnern von Finanz-Szene.de. Mehr zu unserem Partner-Modell erfahren Sie hier.

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