von Christian Kirchner und Bernd Neubacher, 31. Januar 2023
In unserem „Landes- und Hypobanken“-Ticker widmen wir uns der LBBW ebenso wie der Aareal Bank, der BayernLB ebenso wie der Deutschen Pfandbriefbank.
Lesen Sie hier unseren Ticker für Dezember 2022 und Januar 2023:
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Zu viel Wachstum? Sparkassen zetteln Streit um die NordLB an
War die Schlacht um den Wiesbadener Immobilienfinanzierer nicht eigentlich geschlagen? Und zwar dergestalt, dass die aufständischen Aktionäre (also Teleios und Konsorten) ihren Widerstand gegen die Übernahme durch Advent und Centerbridge aufgegeben haben – und Letztgenannte nun bequem über jene 95%-Marke spazieren, die es ihnen erlaubt, die restlichen Anteilseigner herauszudrängen? Also, letzten Endes wird es vermutlich genau so kommen. Trotzdem förderten die vergangenen Tage ein paar erstaunliche Entwicklungen zutage. So veröffentlichte die Aareal Bank (die gefühlt doch eigentlich fast schon delisted ist) eine ganze Reihe von Stimmrechts-Mitteilungen, aus denen hervorging, dass die UBS urplötzlich mehr 3% an ihr hielt (oder sogar noch hält) und J.P. Morgan sogar 7,8%. Nun dürften weder die amerikanische noch die eidgenössische Großbank auf eigene Rechnung agieren. Aber auf wessen Rechnung dann? Aller Wahrscheinlichkeit nach: auf Rechnung von Advent und Centerbridge. Alles andere? Wäre sehr spannend!
Die Helaba steht vor dem Launch einer „Trade Finance“-Plattform für das Auslandsgeschäft von Sparkassen. Über das Vehikel (Arbeitstitel “S Trade Finance Marktplatz”) sollen die Kommunalinstitute ihre Risiken aus Handelsfinanzierungen mit anderen Häusern im Verbund teilen und auf diese Weise letztlich größere Transaktionen wuppen können. Ziel sei, dass große Unternehmen wegen Auslandsgeschäften vermehrt bei Sparkassen anklopften, sagte der zuständige Projektleiter Reinhard Wüst gegenüber „Bloomberg“. Hintergrund: In der Handelsfinanzierung spielen die öffentlich-rechtlichen Primärinstitute bislang kaum eine Rolle.
Als Argument für die Plattform führt Wüst unter anderem höhere Renditen ins Feld: “Die Margen im Auslandsgeschäft sind schließlich höher als etwa in der ländlichen Immobilienfinanzierung”, wird der Helaba-Manager bei „Bloomberg“ zitiert. Daneben dürfte es aber auch um den Abbau von überhängenden Einlagen und eine Diversifikation der Aktivseite gehen. Schließen besteht diese bei vielen Sparkassen stark aus privaten Baufinanzierungen (hier brach das Neugeschäft zuletzt ein) und Depot-A-Geschäft (wo die Risiken im Zuge der Zinswende signifikant gestiegen sind).
Der Helaba eröffnet der neue Marktplatz die Chance, die Einnahmen im Geschäft mit Sparkassen auszubauen – und zwar auch mit solchen außerhalb des eigenen Geschäftsgebiets auszubauen. Mit LBBW und Nord/LB hatte die hessisch-thüringische Landesbank im vergangenen Jahr vereinbart, das dokumentäre Auslandsgeschäft sowie den Auslandszahlungsverkehr für Sparkassen in Frankfurt zu bündeln. Die Institute in Stuttgart und Hannover stellen ihre jeweiligen Aktivitäten zum Jahreswechsel ein und empfehlen ihren Kunden, sich an die Helaba zu wenden.
Die Deutsche Pfandbriefbank wagt sich in ein gänzlich neues Geschäftsfeld. Wie am Dienstag verlautete, will der Gewerbeimmobilien-Finanzierer künftig auch als Spezialfondsanbieter auftreten – also reines Provisionsgeschäft betreiben, ohne Risiken auf die eigenen Bücher zu nehmen. Noch im ersten Halbjahr will die PBB die Voraussetzungen für die Auflage eines ersten offenen Immobilien-Spezialfonds schaffen. Zudem prüfe man “Kooperationen mit anderen Marktteilnehmern”. Mit Blick auf die Struktur der Gesellschaft liegt der Schluss nahe, dass es dabei um eine KAG oder um eine Vertriebsgesellschaft gehen dürfte.
Geführt wird der neue Geschäftsbereich ab April von Pamela Hoerr, die vom Münchner Asset Manager Real I.S. kommt, wo sie innerhalb des Vorstands bislang für das Fondsmanagement verantwortlich zeichnet. Hoerr soll zunächst als Generalbevollmächtigte firmieren und – sobald die Bafin grünes Licht gibt – innerhalb des PBB-Vorstand das neu geschaffene Ressort „Real Estate Investmentmanagement“ übernehmen. Die neue Sparte soll autonom agieren, um Interessenkonflikte mit dem hauseigenen Kreditgeschäft zu vermeiden, wie PBB-Chef Andreas Arndt in einem Interview im Intranet der Bank erklärte. Stellenausschreibungen für den neuen Bereich laufen dem Vernehmen nach bereits. Zu Ertragszielen und dem geplanten Investitionsvolumen äußerte sich die Bank auf Anfrage nicht.
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Alle relevanten News zu Landes- und Hypobanken im Oktober & November
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