Von Christian Kirchner
Die nach Bilanzsumme größte deutsche Sparkasse Deutschlands – die Haspa – hat im ersten Halbjahr ein operatives Ergebnis von 62 Mio. Euro erzielt, nachdem sie in der Vorjahresperiode mit einem Plus von nur 13 Mio. Euro beinahe in die roten Zahlen gerutscht wäre. Der Ergebnissprung ist allerdings keiner fundamental veränderten operativen Lage, sondern einem Einmaleffekt zuzuschreiben: Das Gros des Gewinns kommt allem Anschein nach aus dem TLTRO-Programm der EZB, also aus jenem GuV-Doping, das schon etlichen anderen Instituten hierzulande im ersten Halbjahr satte Zusatzgewinne beschert hatte (siehe -> Deutsche Banken im TLTRO-Rausch: 100 Mio. € pro Institut).
Wörtlich heißt es im 6M-Bericht: Dass die Bilanzsumme um 9% (!!!) auf 60 Mrd. Euro angestiegen ist, sei auf die “ausgeweitete Teilnahme an den Offenmarktgeschäften der EZB” zurückzuführen; fürs Gesamtjahr rechnet die Haspa mit einem Zinsergebnis “deutlich oberhalb des Vorjahresniveaus”, was “im Wesentlichen” an den Geschäften mit der Zentralbank liege. Zur Größenordnung der TLTRO-Effekte will sich die Hamburger Sparkasse auf Anfrage nicht äußern – vielleicht auch, weil sich dabei herausstellen könnte, dass mehr oder weniger der gesamte Gewinn den sogenannten Zinstendern entstammt. Denn: Nach Jahren sinkender Zinsüberschüsse hat die Haspa im ersten Halbjahr auf fast wundersame Weise. Was allerdings nicht an den Zinserträgen lag (die gingen sogar um 6% zurück). Sondern daran, dass die Zinsaufwendungen von 92 Mio. auf 27 Mio. Euro sanken.
Folge: Während das operative Ergebnis (definiert als “Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit”) zuletzt vier Jahre in Folge fiel, ist es diesmal markant angestiegen.
in Mio. Euro | Zins-überschuss | operatives Ergebnis | Delta Zins-Überschuss | Delta op. Ergebnis |
2016 | 364 | 99 | 0 | 3 |
2017 | 363 | 88 | -1 | -11 |
2018 | 325 | 69 | -38 | -19 |
2019 | 330 | 35 | 5 | -34 |
2020 | 294 | 13 | -36 | -22 |
2021 | 339 | 62 | 45 | 49 |
Quelle: Unternehmensberichte
Was sonst noch zu sagen ist:
- Das Provisionsgeschäft legte um 14 Mio. Euro (9%) zu, nachdem es 2020 trotz Wertpapier-Boom gesunken war
- Das Problem bleiben die allem Anschein nach horrenden sonstigen betrieblichen Aufwendungen (hervorgerufen durch Pensionsrücklagen). Zwar quantifiziert die Haspa die Summe nicht exakt. Doch selbst wenn man die sonstigen betrieblichen Erträge gegenrechnet, bleibt per saldo (sprich: beim sonstigen betrieblichen Ergebnis) ein Minus von 59 Mio. Euro. Kein Wunder, dass die Haspa nach Steuern auch diesmal kaum Geld verdient hat
Hier die verkürzte GuV des ersten Halbjahres:
H1 2021 | H1 2020 | Veränderung abs. | in % | ||
Zins-Überschuss | 339 | 294 | +45 | +15 % | |
Provisions-Überschuss | 175 | 161 | +14 | +8 % | |
Nettoergebnis Finanzgeschäfte | 2 | 0 | +3 | ||
Verwaltungs-Aufwendungen | –358 | –349 | –9 | +3 % | |
sonst. betr. Ergebnis | –59 | –45 | –14 | +31 % | |
Bewertungs-Ergebnis | –37 | – 48 | +11 | –23 % | |
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit | 62 | 13 | +49 | +376 % | |
Außerordentliches Ergebnis | 0 | 0 | |||
Steueraufwand | –52 | –13 | –39 | +299 % | |
Ergebnis | 10 | 0 |
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